Kunst im Dorf

Kunst im Dorf

So nah war ich den hölzernen Skulpturen von Angela noch nie. Derzeit lagern sie im Betriebshof des heimischen Landschaftsgärtners. So wie sie jetzt da liegen strahlen sie Würde aus. Im Gegenlicht glaubt man schlafende Personen zu erkennen. Es ist eine vorüber gehende Zwischenstation, bis der oder die endgültigen Standorte gefunden sind. Eigentlich war es beschlossene Sache, dass diese Skulpturen auf dem Leopoldshafener Friedhof kommen. Eine Unterschriftensammlung gegen diese Aufstellung hat den Gemeinderat in seiner letzten Sitzung veranlasst den seiner Zeit gefassten Beschluss auszusetzen. Jetzt wird erneut diskutiert mit dem Ziel umsetzbare andere Standorte zu realisieren.

Weshalb soll Kunst nicht auf einen Friedhof passen? Die Motivation der Gegner muss sich mir nicht erschließen. Einen Bezug der Skulpturen zum Friedhof kann ich jedoch erkennen. Einstmals lebendige Stämme wurden künstlerisch bearbeitet und auf diese Weise wieder zum Leben erweckt. Jeder Stamm ist individuell, ein Unikat, wie ein jedes Leben. Die großen Bäume auf unserem Friedhof beschirmen die Friedhofsgänger, die ihre Verstorbenen besuchen. Jedes Grab hat einen Stein mit dem die Gegangenen gewürdigt werden. Ein Denkmal. Einige davon sind ebenfalls künstlerisch bearbeitet und mit Symbolen behaftet.

Was bedeutet uns Kunst? Was ist sie uns wert? Damit meine ich nicht den monetären Wert. Wollen wir Kunst? Kunst ist spannend. Kunst gefällt oder gefällt nicht. Künstler sind spannend. Sie sehen die Welt mit anderen Augen. Sie blicken in die Illusion, in die Vergangenheit, in die Zukunft. Künstler schaffen unbeschreibliches indem sie ihre Fantasien ausleben. Das ist eine Kultur, das ist eine Chance.

Auf jeden Fall ist jetzt eine Diskussion entstanden. Wir sollen uns damit beschäftigen und realisierbare Standorte empfehlen. Warum erstellen wir nicht ein Konzept, in welchem viele heimische Künstler eingebunden sind? Warum gibt es bei uns keinen Kunstweg? Verbinden wir doch die bereits vorhandenen Kunstwerke und Kulturdenkmale im Ort mit neuen Werken an neuen Standorten? Berichten wir darüber und bieten wir Kunstführungen an, dann werten wir dieses Thema auf. Information schafft Vertrauen und Zustimmung. Entsprechende Standorte können gefunden werden, wenn diese vorbereitet werden. Unser Bürgerpark ist derzeit zu anonym, fast nur noch eine Hundewiese und vom Vandalismus bedroht. Nur das bemalte ENBW Haus ist seit Jahren unversehrt. Das Flusspferd beim vernachlässigten Teich wird nicht mehr wahr genommen. Eine Belebung des Parks gab es bei den großartigen Kinderfesten. Machen wir mehr daraus? Unsere Senioren wünschen sich einen „Mehrgenerationen Fitnessparcour“. Den könnte man dort errichten?

Eine Stunde bin ich durch Leo geradelt und habe nach weiteren Standorten für Kunst und Kultur gesucht. Bin ich fündig geworden? Geht doch mal zum Einkaufszentrum und seht die Pflanzfläche in der Mitte an. Dort könnte man eine Skulptur oder gar eine Nisthilfe für Wildbienen (die in einem Projekt mit Kindern entstehen könnte) aufstellen? Oder weiter hinten am Platz des Narrenbrunnens? Beide Orte sind von wachsamen Nachbarn umgeben. Was ist mit der Fläche am ehemaligen Bahnhof Leopoldshafen? Oder beim evangelischen Gemeindehaus? Dort gibt es eine umzäunte Rasenfläche. Die evangelische Kirche ist Kunst erprobt, gibt es doch den bemalten Stromkasten und die ebenfalls in einem Konfirmandenprojekt künstlerisch gestalteten Stühle bei der Kirche. Die katholische Kirche muss nicht zurück stehen, denn dort gibt es auch Möglichkeiten. Und in dezenter Form könnte man dann auch den Friedhof nutzen? Das sind nur einige Beispiele. Wir können nach Sinn suchen oder wir geben den Sinn! Nein sagen wäre zu einfach. Lösungen sind gefragt. Wer macht mit? Vielleicht findet sich ja auch ein privater Vorgarten?

Ein spannendes Thema. Beeindruckend war auch, dass der Gemeinderat die Unterschriftenaktion, bzw. den Bürgerwillen ernst nimmt und diese Diskussion angeregt hat. Es wird dann neu beraten und es wird einen Beschluss geben.  Machen wir was daraus?

Ralf Schreck – lösungsorientiert und offen für vieles