Morgenspaziergang in der Heimat

Eigentlich wollte ich radeln, aber mein Doc meinte, dass ich nach dem etwas größer ausgefallenem chirurgischen Eingriff das Rad ein paar Tage stehen lassen solle. Gesagt, gelaufen.

Beim ehemaligen Bahnhof Leopoldshafen bog ich auf den Feldweg Richtung Linkenheim. Gerade ging die Sonne auf und schob sich über das reife Getreidefeld. Der Wetterbericht prophezeite einen heißen Sommertag, deshalb ging ich zeitig in der Frühe raus. Auf der Fenchelblüte im Gründungfeld entdeckte ich einen schlafenden Bienenkäfer. Wo er vorkommt gibt es solitär lebende Wildbienen, die seine Larven parasitieren. Der Käfer frisst Pollen, jagt jedoch auch andere Insekten.

Mein erstes Ziel war jedoch das Feld mit der artenreichen Flora rechts der Straßenbahnlinie zwischen Leopoldshafen und Linkenheim. Es ist ein trockener Standort mit Natternkopf, Mohn, wilden Karden, Johanniskraut, Nacht- und Königskerzen, Rainfarn, Fenchel, Bocksbart, Sauerampfer, Labkraut und vielem mehr. Die Blütenpflanzen überwiegen, es gibt wenige Gräser.

Dieser Artenreichtum lässt auf eine vielfältige Insektenwelt schließen. Und diese gibt es dort auch. Allerdings findet man hauptsächlich „Allerweltsarten“, und diese in geringen Anzahlen. Dieses Feld könnte mehr hergeben. Gewiss, meine Betrachtungen sind subjektiv und ich erfasse meine Beobachtungen nur vom Feldrand, weil ich nicht hineinlaufen möchten, um zerstörerische Spuren zu hinterlassen. Meine Beobachtungen sind lediglich Momentaufnahmen. Doch ich habe ein geübtes Auge und erkenne viele Pflanzen und Tiere auch im Vorbeigehen.

Der Anblick dieses Wiesenfeldes beruhigt mein Gemüt. Es ist die Farbkomposition, die die Natur mir hier anbietet. Es überwiegen helle Farbtöne. Gelb in den unterschiedlichsten Nuancen, gemischt mit Braun und Grau. Dazwischen das filigrane Blau und Rot der Natternköpfe und wilden Karden.

Auf einer solchen entdecke ich den nächsten Schläfer. Eine Hummel, die die Nacht auf der Blüte verbracht hat. Eine gute Gelegenheit mit der Nahlinse zu photographieren. Als ich jedoch die unsichtbare Persönlichkeitsgrenze der Hummelin überschreite, wird sie wach, dreht sich mir entgegen, und streckt zwei Beine aus. Das Präsentieren des stachelbewehrten Hinterns bedeutet, „hau ab, sonst gibt es Senge“.

Honigbienen sind allgegenwärtig und gehen ihrer Arbeit nach. Die Nachtkerzen werden umschwärmt, die Sammelhöschen sind bereits dicht gefüllt. Auf den Blütenständen des Rainfarns entdecke ich deren Verwandte. Ameisen laben sich am süßen Nektar. Beide, Bienen und Ameisen gehören zur Gruppe der Hautflügler. Während Bienen ständige Flieger sind, tun dies bei den Ameisen nur deren Königinnen und Drohnen während des Hochzeitsfluges.

Und plötzlich entdecke ich den ersten Gaukler! Ein kleiner Feuerfalter tanzt von Pflanze zu Pflanze. Er besucht die Sauerampfer, an denen er seine Eier ablegt. Es sind die Futterpflanzen für seine Raupen. Er sieht schon ziemlich „abgewetzt“ aus. Die meisten Gaukler tanzen eben nur einen Sommer.

Bevor ich in der Nähe des Adam Lang Denkmals die Gleise der Straßenbahn und die Landstraße Richtung Wald überquere, entdecke ich noch eine Gemeine Feldschwebfliege an einer Nachtkerzenblüte.

Kaum im Wald, begrüßt mich ein Waldbrettspiel. Es ist ein typischer Waldfalter. Mit seiner schönen unaufgeregten Zeichnung ist er in den Baumkronen gut getarnt. Wir können uns glücklich schätzen in einer so abwechslungsreichen Heimat zu leben. Hier Wiesen, Äcker und Felder, da Wälder. Im Hochgestade den Hardtwald und unten im Tiefgestade den vielgestaltigeren Auenwald. Wie froh sind wir, wenn wir an den aktuell heißen Sommertagen kühlenden Schatten unter Eichen, Erlen und Weiden finden. Unsere Rheinwälder sind von Dämmen durchzogen, die wiederum einen Lebensraum zahlreicher Wiesenpflanzen und deren Besucher bieten.

An der Gemarkungsgrenze gibt es bei Linkenheim Reste eines Erlenbruchwaldes mit seiner einzigartigen Vegetation. Gegenüber, auf Schröcker Seite entdecken wir das versteckte Schluttenloch. Blutweiderich und Goldfelberich säumen das Ufer. Am Damm erkennen wir Wiesenknöpfe und Arnika. Schenkel- und Soldatenkäfer finden sich an der Schwalbenwurz. Am geschotterten Feldweg entdecke ich zwei Balkenschröter, Verwandte des Hirschkäfers. Sie sind offensichtlich auf dem Weg nach Hause, zum nächsten Totholz.

Ich wandere auf der Dammkrone und biege in der Kurve ab Richtung Wald und Schröcker Schließe. Auf der Streuobstwiese am Rheinniederungskanal begrüßt mich das Flöten des Loriots. Nachdem ich sein Flöten erwidere, zeigt er sich kurz und leuchtet mir mit seinem gelben Gefieder entgegen.

Die Wiese wurde gemäht, das Gras bereits gewendet und im sogenannten Schwad abgelegt. An der großen Zahl der abgestorbenen Bäume kann man die über Jahre vernachlässigte Pflege dieser Obstanlage sehen. Daran kann man erkennen, welchen Stellenwert die Streuobstpflege in unserer Gemeinde hat. Auf der Prioritätenliste der anzupackenden Themen unserer Gemeinde steht ökologische Handlungsweise auf unseren inner- und außerörtlichen Grünflächen nicht sehr weit oben. Diese Tatsache wurde in den beiden Sitzungen der Verantwortlichen des Rathauses mit den Mitgliedern der Agenda Gruppe Umwelt deutlich. Dabei sind die Grundlagen, bzw. die Voraussetzungen hierfür bereits festgeschrieben. Im sogenannten Grünpflegehandbuch der Gemeinde, sowie in den Empfehlungen des von der Gemeinde finanzierten Gutachtens des Botanikers, sind die entsprechenden Maßnahmen zu lesen.

Ideen und Verbesserungsvorschläge sind von allen Seiten zu hören. Nur die Umsetzung bleibt oftmals auf der Strecke. Es fehlt an Personal, es wird zu wenig Zeit für wichtige Maßnahmen zur Verfügung gestellt. Es gibt andere Aufgaben, die als wichtiger betrachtet werden, sind die Argumente, die wir zu hören bekommen.  Es fehlt am grundsätzlichen Willen notwendige ökologische Themen nicht nur anzupacken, sondern auch umzusetzen. Dass es anderswo besser geht zeigte mein Besuch bei der Bundeswehrkaserne am Eichelberg bei Bruchsal. Dort gibt es für die Umsetzung der Grünpflege eine Ökologin, die die Vorgaben plant, die Umsetzung vorgibt und die Umsetzung überwacht. Also jemand, der sich ausschließlich mit einem Bereich beschäftigt.

Ich möchte niemandem Vorwürfe machen. Jeder erledigt seine Arbeiten nach bestem Wissen und Gewissen. Es ist jedoch im menschengemachten Zeitalter von Klimakrise und Artenschwund nicht mehr zeitgemäß ökologische Themen auf die lange Bank zu schieben. Seit Jahren bringt sich unsere Agenda Gruppe Umwelt mit Vorschlägen und Ideen ein. Der daraus resultierende Erfolg ist eher mäßig. Man hätte viel mehr erreichen können.

Einen Erfolg der AGU`ler sieht man auf der Wörth Wiese. Die zahlreichen abgestorbenen Obstbäume wurden durch unsere Intervention belassen, weil sie als Totholz wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tierarten bieten. So entdeckte ich am Ende der Wiese auch wieder einen Hornissenbaum. In einer Baumhöhle fand die Königin einen Platz zur Nestgründung.

Beim Rückweg entdeckte ich entlang der frisch asphaltierten Zufahrtsstraße zum Kompostplatz einen Pulk Wegwarten. Im Nu kam die Wegwarten Hosenbiene angeflogen und sammelte flugs Nektar und Pollen. Sie flog so schnell von Blüte zu Blüte, dass ich Mühe hatte mit der Kamera zu folgen. Da war es wesentlicher einfacher den Grünspecht beim Ameisen fangen zu beobachten.

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Zweieinhalb Stunden war ich zu Fuß unterwegs. Hättet ihr auf dieser Strecke vergleichbare Beobachtungen gemacht? Oder seid ihr „nur“ spaziert und habt diesen Morgen genossen und seid mit einem glücklichen Lächeln nach Hause gegangen? Beides ist gut und wichtig. Denn wir alle wollen vielfältige und intakte Landschaften genießen. Gemäß unserem Gemeindemotto „Wohlfühlen in Vielfalt.“

Umsonst bekommen wir jedoch heute nichts mehr.

Ralf Schreck – der mit der Natur spricht

Herbst im Hardtwald

Die Tage werden merklich kürzer, der Herbst ist bereits ins Land gezogen. Doch dieses Jahr rieselt das Laub anders als im vergangenen Jahr. Durch die lang anhaltende Trockenheit in diesem Sommer haben viele Bäume schon recht früh mit dem Laubfall begonnen. Besonders auffällig war dieses Phänomen an den Rosskastanien zu sehen, die entlang des Pfinzkanals im Hardtwald stehen. Denn sie waren gestresst durch den Befall mit Kastanienminiermotten und die Sommerdürre. Als dann nach vielen Wochen Ende September die Regenfälle kamen, mobilisierten einige Bäume neue Kräfte und schoben neue Blätter und Blüten.

 

Was lernen wir daraus? Bäume ergeben sich nicht einfach ihrem Schicksal. Sie kämpfen um ihr Überleben. Durch diese sogenannte Notblüte versucht der Baum durch Fruchtbildung die Art zu erhalten.

Im folgenden Videoclip lasse ich euch an meiner herbstlichen Träumerei teilhaben, die ich aktuell bei meiner täglichen Radtour von der Arbeit in Karlsruhe auf dem Heimweg im Hardtwald nach Leopoldshafen erlebe. Morgens ist es noch “zappenduster” und deshalb gibt es nicht viel zu sehen. Dafür ist der Heimweg umso interessanter.

Beim Hirschgrabenweg radle ich in den Hardtwald, die meiste Strecke entlang des Pfinzentlastungskanals. Dort leuchtet der Wald gelb, golden und braun. Eigentlich ist es kein Wald, sondern ein gepflanzter Forst. Unser subjektives Empfinden lässt uns einen Wald sehen.

 

Die Farben bringen die Roteichen mit, die aus Nordamerika stammen. Der Forst hat sie bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in unsere Wälder eingeführt.

 

Herbst im Fluss

Der Strom trug das ins Wasser gestreute
Laub der Bäume fort.
Ich dachte an alte Leute
Die auswandern ohne ein Klagewort.

Die Blätter treiben und trudeln,
Gewendet von Winden und Strudeln
Gezügig, und sinken dann still.
Wie jeder, der Großes erlebte,
Als er an Größerem bebte,
Schließlich tief ausruhen will.

Joachim Ringelnatz

 

Ein kleines Hindernis verhindert das Weiterkommen. Wenn man nur die Invasionstruppen des russischen Agressors so einfach aufhalten könnte.

 

Manche Bäume verleiten mich zum Inne halten. Oft sind es nicht die makellosen oder die besonders gerade gewachsenen. Die knorrigen und schiefen sind es. Die gezeichneten und vernarbten. Ganz automatisch halte ich an und betrachte mir die altehrwürdigen Baumgestalten. Die bemoosten Äste geben der alten Kastanie ein grünes weiches Kleid. Die langen Äste ragen wie Arme über den Pfinzkanal. Während ich mich auf diese Szenerie einlasse, entdecke ich am Ufer im flachen Wasser einen Graureiher bei der Pirsch. Minutenlang verharrt er regungslos im seichten Wasser am Ufer, bis er blitzschnell einen vorbei ziehenden Fisch speert.

Die bunten Mandarin Enten sind auch wieder da. Im Frühling beobachtete ich einige Pärchen bis zur Brutzeit. Eine Ente mit Küken konnte ich im Laufe der folgenden Wochen begleiten, danach waren alle verschwunden. Jetzt zur Herbstzeit sind wieder einige Exemplare auf dem Pfinzkanal zu sehen. Die Männchen fallen auf wie “bunte Hunde”, die Weibchen in ihrem schlichten Federkleid nicht.

Auch die Sonnen badende Schmuckschildkröte war im Sommer unsichtbar. Jetzt kann man sie auf ihrer Liege bei der alten Kastanie beobachten.

Jetzt ist es Herbst

Die Welt ward weit,
Die Berge öffnen ihre Arme
Und reichen dir Unendlichkeit.
Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,
Die Bäume sehen in den Staub,
Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.

Jetzt ist es Herbst,
das Herz ward weit.
Das Herz, das viel gewandert ist,
Das sich verjüngt mit Lust und List,
Das Herz muss gleich den Bäumen lauschen
Und Blicke mit dem Staube tauschen.
Es hat geküsst, ahnt seine Frist,
Das Laub fällt hin, das Herz vergisst.

Max Dauthendey

 

 

Ralf Schreck – Radel Freund

Ein ganz normaler Samstag

Für Julia

Und plötzlich hat sich der Frühling verabschiedet. Was wurden wir in den vergangenen Tagen verwöhnt mit den milden Temperaturen, die schon an die zwanzig Grad gingen. Überall begann es zu sprießen und zu blühen. Die Veränderung vom tristen grau ins blühende Grün konnten wir allerorts spüren und erleben. Der Duft des Frühlings, die Erneuerung der Natur, des prallen Lebens konnten wir überall sehen. Ralf, du bist ein Träumer. Mach den Fernseher an und schau dir an, was in der Ukraine passiert. Wie kannst du da vom prallen Leben schwärmen?

Unsere kleine Welt ist bunt. Frühllingsbunt.

Mir ist kalt. Diese Kälte spürte ich bereits an den warmen Tagen. Außen von der Sonne erwärmt, doch innen im Herzen kalt. Es ist diese Zerrissenheit, der Zwiespalt zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Es ist diese scheinbare Ohnmacht, die sich im Bewusstsein breit macht.

Während ich los radle, kommen mir die ersten Menschen aus der Ukraine entgegen. Bepackt mit Taschen voller gespendeter Sachen, die man zum Überleben in der Fremde braucht. Ihr Schritt ist zielstrebig, die Gesichter sind ernst. Ich schäme mich, weil mir es mir gut geht, weil es mir besser geht, als diesen Menschen.

Da wo diese Menschen gerade waren gehe ich jetzt auch hin. Ich bin Bote und überbringe einen nicht unerheblichen Geldbetrag zu den Räumlichkeiten der Nachbarschaftshilfe. Diesen haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines örtlichen Unternehmens für die Ukraine Hilfe der Nachbarschaftshilfe gesammelt. Beim ehemaligen Rathaus in Leopoldshafen hat unser Rotes Kreuz ein Zelt aufgestellt. Darin warten die Menschen auf Einlass. Es sind Frauen, Mädchen, Teenager, Kinder. Es sind Menschen wie du und ich. Menschen in Not, denen hier geholfen wird.

Es werden Nummern verteilt, sodass ein geordnetes Abwickeln der Dinge vonstattengehen kann. Eine Übersetzerin bittet die Hilfe suchenden ein. Kleidung, Lebensmittel und sonstiger Bedarf wird an die gegeben, die es benötigen. Ich trage mein Anliegen vor und dann stehe ich vor Laetitia. „Die Frau“ der Nachbarschaftshilfe. Sie kann es kaum fassen, was ich vorbeibringe und bedankt sich dafür mit ganzem Herzen. Laetitia ist ein Phaenomen. Was sie auf die Beine gestellt hat in den beiden vergangenen Jahren ist mehr als großartig.

Die Hilfsbereitschaft in unserem Ort ist groß. Gerade kommt ein älterer Herr vorbei, behangen mit Tüten voller Sachen. Auch er wird dankbar begrüßt. Die Kammern sind voll mit Lebensmitteln aller Art und ich bekomme ein Gefühl dafür, dass diese Hilfe ankommt. Auch wenn wenig gesprochen wird, so spüre ich eine Woge der Dankbarkeit und Wertschätzung aller Anwesenden. Einer der Räume erstrahlt in einem warmen Rot. Das ist das Leuchten der Uniformen der Rotkreuzler, die sich zum Aufwärmen dort versammelt haben. Wenige Blicke genügen. Sie sagen, hier ist alles gut.

Trotz des Gefühles ein gutes Werk getan zu haben, werde ich meine Betroffenheit nicht los. Die ukrainischen Jungs und Mädels, die ich sehe, könnten meine Kinder sein. Wenn ich abends auf unserem Balkon stehe und den Abendhimmel hinter den Hochhäusern der Mannheimer Straße betrachte, kommen mir die Bilder der zerbombten und ausgebrannten Häuser in den Sinn. Worin liegt der Sinn? So unnötig. Meine Instagram Freundin Julia, die ukrainische Wurzeln hat, postet verzweifelte Bilder ihrer Heimat. Stop war now.

Wir hören die Nationalhymne der Ukraine. Der Text ist die Übersetzung einer Strophe daraus. Gemeinsamkeiten lassen sich bei vielen Menschen entdecken.

 

Es ist noch früh und ich radle zum nächsten Ziel. Heute bin ich Erntehelfer bei der SoLaWi. Wir haben Woche 13 und damit beginnt das neue Erntejahr. Es sind auch andere „Neue“ dabei und wir beginnen mit der Ernte. In zwei Folientunnel werden Lauchzwiebeln und Radieschen geerntet. Wir besprechen, wie wir vorgehen. Die „Neuen“ fragen, wie man wohl am besten erntet. Doch es ist ganz einfach. Während sich die Lauchzwiebeln gegen das Ernten wehren und deshalb abgeschnitten werden, lassen sich die Radieschen einfach aus dem Boden ziehen. Nach einer Stunde waren etliche Kisten befüllt und es ging ans Auszählen und Abwiegen. Der Ernteanteil an diesem Tag betrug 20 Radieschen, 5 große und 4 kleine Lauchzwiebeln. Klingt irgendwie bescheiden, aber es war eine Aktion voller Genugtuung und Sinnhaftigkeit. Im Laufe des Jahres steigern sich die Erntemengen. Von den 20 Radieschen sind auch schon 5 einem Vesper zugeführt worden.

Was bei der SoLaWi jedes Mal beeindruckend ist, ist das Erleben dort. Die Motivation, die besondere Stimmung in den Arbeitseinsätzen. Ja, es ist das Erleben einer besonderen Gemeinschaft.

Zur selben Zeit waren auf dem Gelände der Gärtnerei Oesterle die Europa Mini Gärtner zugange. Thema waren Frühlingsblumen. Tatjana und Rolf waren zeitig vor Ort und organisierten mit Herrn Oesterle diese Aktion. Nachdem die einzelnen Frühlingsblumen vorgestellt wurden, durften alle Kinder Schalen bepflanzen. Welche Pracht die kleinen Kinderhände schufen. Eine Schale schöner als die andere. Das sind wohl die schönsten Osterschalen in Eggenstein!

 

 

 

 

Die Mini Gärtner waren vor kurzem am Baggersee Leopoldshafen aktiv. Dort pflanzten sie zahlreiche Sträucher im Uferbereich der Schutzzone des Anglervereines. Unter Anleitung unseres Gemeindeförsters wurde auch diese Aktion erfolgreich abgeschlossen. Das besondere an diesem Vormittag waren die Gesten von Friedhelm. Er hockte sich einfach hin und im Nu scharten sich die Kids um ihn herum. Sich auf sein Gegenüber einlassen, auf Augenhöhe Präsenz zeigen. Das war die Botschaft des Tages.

 

 

 

Es überkommt mich ein Gefühl des Wohlwollens, wenn ich betrachte, welche Gemeinschaftsaktionen wir in unserer Doppelgemeinde auf die Beine stellen. Anderswo ist es ähnlich. Wir gestalten, bauen auf, wir üben Teilhabe aus. Wir nehmen am Leben teil. Dies alles können wir jedoch nur tun, weil wir nicht von Vertreibung, Flucht, Not und Elend betroffen sind. Und doch werden wir mit diesem Unrecht konfrontiert. Einfach zur Tagesordnung überzugehen kann ich nicht. Das entspricht nicht meinen Wertvorstellungen.

 

Ein ganz normaler Samstag?

 

“Von guten Mächten” ist ein Gedicht von Dietrich Bonhoeffer. Die Motive zur Umrahmung stammen vom Hardtwald, von unseren Friedhöfen, vom Bürgerpark und vom Baggersee Leopoldshafen. Dieses Gedicht belässt uns die Hoffnung. Hoffnung ist wichtig. Ohne sie könnte ich nicht leben. Könnt ihr das?

Ja, ich bin ein Träumer. Ich kann jedoch unterscheiden zwischen falsch und richtig. Zwischen Recht und Unrecht. Und Unrecht bleibt Unrecht. Und Mörder bleiben Mörder.

Stop war now!

Stunde der Wintervögel – schon gezählt?

Anfang Januar findet das bundesweite Vogel zählen statt. Der NABU und der bayerische Partner Landesbund für Vogelschutz rufen hierzu auf. Weshalb zählen wir? Weil wir wissen möchten, wieviele und welche Vogelarten es gibt. Werden diese Zählungen über viele Jahre hinweg durchgeführt, kann man Rückschlüsse auf die Verbreitung der Arten, sowie deren Zu- oder Abnahmen nehmen. Das ist wichtige Grundlagenforschung. Und jede und jeder kann dabei mitmachen. Wir wissen, dass es ein Artensterben bei uns gibt, jedoch haben auch “die kleinen Leute” schöne und wirksame Möglichkeiten, dem Biodiversitätsverlust entgegenzutreten.

Was benötigen wir dazu? Gar nicht viel. Neugierde und Wissendurst. Der Rest kommt dann von alleine. Wir können nur schützen, was wir kennen. Also los, raus und zählen. Wir beobachten und zählen. Beim Beobachten wird unser Interesse geweckt. Zunächst erkennen wir den täglich wiederkehrenden Spatzenschwarm. Sie kommen im Pulk, tschilpen, zanken und rauschen plötzlich wieder ab. Dann erkennen wir den Unterschied zwischen den Männern und Frauen. Die Männchen haben eine graue Kopfhaube, die Weibchen haben es nicht. Es sind Haussperlinge. Die selteneren Feldsperlinge haben braune Kopfhauben.

Beim genaueren Hinschauen entdecken wir Buchfinken. Sie kommen oft nach den Spatzen oder mischen sich am Rande ins Getümmel. Eigentlich nehmen Buchfinken ihre Nahrung am Boden auf. Bei uns kommen sie auch ans Futterhaus. Damit ein solches Haus angenommen wird, muss eine Deckung in der Nähe sein. Ein Strauch, eine Hecke oder ein anderes Dickicht. Auch die Heckenbraunelle ist etwas schüchtern am Haus. Man muss schon genau hinschauen, um sie zu identifizieren.

Kohl- und Blaumeisen kennen die meisten. Seltener ist die Weidenmeise. Eichelhäher kommen mehrmals täglich vorbei, seit kurzem auch ein Ringeltauben Pärchen. Seit die Meisenknödel hängen, beobachten wir auch einen Buntspecht. Während Specht und die großen Tauben von den Kleinvögeln toleriert werden, nehmen sie Reißaus, sobald ein Häher kommt. Häher sind in der Brutzeit Nesträuber und das wissen alle. Zu Beginn unserer Beobachtungszeit kam ein Rotkehlchen vorbei, später war es verschwunden. Möglicherweise wurde es vom Sperber erbeutet, denn wir fanden eine Rupfung im hinteren Gartenbereich. Ein durchziehender Kernbeißer war kurz vor Ort und auch ein paar Grünfinken.

Woher ich das alles weiß? Ich beobachte viel und lasse das auch durch meine Wildkameras machen. Es ist äußerst spannend sich am Abend die Videosequenzen anzuschauen. Man lernt dadurch viel über das Verhalten der heimischen Vögel. Und es ist so einfach fördernd einzugreifen. Den eigenen Garten einfach etwas “wilder” zu gestalten ist ein erster Schritt. Es geht um Lebensraum und um Nahrungsquellen, die übers Jahr vorhanden sein sollen. Die wenigsten unserer Gartenvögel brüten in Nistkästen. Die meisten Nester finden wir im Unterholz, in Sträuchern oder in Astgabeln von Bäumen.

Aber jetzt stelle ich euch “die üblichen Verdächtigen” vor. Im Vergleich zu den Vorjahren können wir keine Rückgänge verzeichnen.

 

 

Da die Wildkamera für uns die Vogelbeobachtungen übernimmt, haben wir Zeit für andere sinvolle Tätigkeiten.

 

 

Doris und Ralf Schreck – denen ihre Heimat nicht egal ist.

Angewandter Naturschutz

Dieses Jahr ist kein Wespenjahr. Der April, im welchem die verschiedenen Wespen Königinnen aus der Überwinterung kommen, war zu kalt. Dies hemmt die Entwicklung der Wespenbrut einerseits, sowie die Brut der potentiellen Beute, andererseits. Aus diesem Grund gibt es dieses Jahr sehr viel weniger Nester und diese in geringen Volkstärken.

Was macht eigentlich ein Hornissenberater?

Hornissen stehen unter besonderem Schutz. Sowohl die Tiere, als auch das Nest selbst dürfen nicht ohne vernünftigen Grund beeinträchtigt werden. Durch ihre Größe und auffällige Zeichnung haben wir Menschen Respekt vor ihnen. Werden Hornissen entdeckt, dann erschrecken sich die meisten und sind zunächst ratlos. Dann folgt der Griff zum Telefon und Feuerwehr und Rathaus, bzw. das Landratsamt werden informiert und die vermitteln dann den Kontakt zu einem Hornissen und Wespenberater. Die meisten machen das im Ehrenamt, so wie ich. Um ein solches Amt auszufüllen bedarf es eines Lehrgangs und in Baden-Württemberg eine Bestellung zum Hornissenberater. Im Seminar lernt man die grundsätzlichen Dinge zu Wespen und Hornissen, im realen Leben als Naturfreund, den wichtigen und notwendigen Rest. Auch lernt man, dass alle Betroffenen unter einer schweren Allergie leiden und Kinder und Enkel in der Nähe sind. Über die Fruchtbarkeit der Betroffenen wage ich nicht zu urteilen. Aber die allermeisten Allergien sind vorgeschoben, denn in meiner langjährigen Tätigkeit hatte ich nur einen einzigen Fall, in welchem es eine bestätigte Allergie gab. Das hierfür erforderliche Notfallset wurde mir gezeigt.

Hornissen sind die “Gentlemen” unter den Wespen. Absolut berechenbar in ihrem eindrucksvollen Verhalten.

Dann kam der Anruf eines Betroffenen. Beim Versuch einen maroden Ast eines Flieders abzusägen, wurde er mehrfach von Hornissen gestochen. Diese hatten sich im April in einem Schwegler Vogelkasten, der im Flieder hing, angesiedelt. Jetzt war es August und das Nest wurde erst jetzt entdeckt. Das Einflugloch ging nach hinten zum Nachbargrundstück und war deshalb nicht einsehbar. Die Nestgründung erfolgte alleine durch eine Königin, die im April aus der Überwinterung kam. Die ersten Wochen arbeitet sie alleine, bis genügend Arbeiterinnen geschlüpft sind. Jetzt drohte der Vogelkasten abzustürzen.

Hornissen gehören zu den sozialen Faltenwespen.

Die Vorgehensweise vor Ort ist eine Sache der Abwägung. Menschen- und Hornissenschutz sind unter einen Hut zu bringen. Häufig bieten sich Umlenkungs- und Absperrmaßnahmen an. Sind diese nicht möglich, plant man eine Umsiedlung von Nest samt Volk. In diesem Falle war eine Umhängung des Kastens vor Ort nicht möglich, da es keinen Baum mit Stammanbringung gab. Wir entschlossen uns den Kasten umzusiedeln. Zunächst folgt eine Bilderserie der Aktion, danach ein kurzes Video.

Das wichtigste ist ein ruhiges und besonnenes Vorgehen, sowie die Einhaltung der Eigensicherung. Die Hornissen werden mithilfe der Saugleistung eines Staubsaugers in eine spezielle Abfangbox befördert. Sie landen weich, denn der Innenraum ist gepolstert. Wir vermerkten keine Todesfälle. Es gelang uns die meisten der Flugtiere einzusaugen. Die Königin blieb dabei im Nest, auch einige Arbeiterinnen und die komplette Brut. Kasten und Box verbrachten wir in unseren Garten in einen zuvor vorbereiten großen Hornissenkasten. Das neue Domizil wurde angenommen, das Nest konnte gesichert werden.

Diese Umsiedlungsaktion beim Flieder dauerte etwa eine Stunde.

Angewandter Naturschutz

Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Das Volk wird sich weiter entwickeln. Seine Bestimmung ist die Erhaltung der Art. Jetzt Ende August werden Großzellen angelegt, in welchen die Geschlechtstiere, die Jungköniginnen und Drohnen heranreifen. Ab sofort werden auch keine Umsiedlungen gemacht, weil sich solche Eingriffe jetzt nachteilig für den Fortbestand auswirken.

Der Erhalt dieses Volkes hat weitreichende Folgen. Hornissen sind ein wesentlicher Bestandteil des Netzes der Natur. Ein System, welches sich ohne die Menschen am besten trägt. Allzu oft vergessen wir, dass wir eigentlich auch dazu gehören. Der Biodiversitätsverlust ist Menschen gemacht. Das wissen wir, aber ich gehöre nicht zu denen, die das nur zur Kenntnis nehmen. Als Naturschützer erlebt man viele Enttäuschungen und es bedarf einer großen Frustrationstoleranz, um nicht aufzugeben. Zwischendurch erlebe ich sehr aufbauende Zustimmung. So hat mich Barbara mit Johanna Romberg zusammen gebracht. Das heißt, sie hat mir ihr Buch “Der Braune Bär fliegt erst nach Mitternacht” geschenkt. Darin beschreibt sie verschiedene Projekte von Naturschützern. All die Leidenschaften, Erfolge und Mißerfolge der beteiligten Menschen beschreibt sie in einer sehr schönen Art und Weise. Darin finde ich mich wieder. Aufgeben ist keine Option, schreibt sie. Es kommt auf die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns an, unabhängig des zu erwartenden Erfolges. Ebenfalls ein “Muss” für alle, denen unsere Umwelt nicht egal ist, ist das Buch “Das Sterben der anderen” von Tanja Busse. Ich durfte sie in einem Vortrag im Naturkundemuseum Karlsruhe erleben. Es war der letzte öffentliche, dann kam Corona. Tanja Busse beschreibt wie wir die Biodiversität noch retten können und vermittelt trotz der geschilderten Problematik immer noch Hoffnung.

Betrachten wir die folgenden Aufnahmen. Am Hornissen Kasten sitzt eine Hornissenschwebfliege. Sie wartet darauf ins Innere zu gelangen und im Nest ihre Eier abzulegen. Deren Larven ernähren sich von toten Individuen, bzw. von organischer Masse, die dort reichlich anfällt. Eine Art Abfallbeseitigung. Die Wissenschaft bezeichnet das als kommensale Lebensweise. Es ist eine Art Interaktion verschiedener Arten. Für die eine ist es positiv, für die andere neutral. Wer Hornissen schützt, schützt eben auch diese Schwebfliege.

Natur gibt es nicht einzeln. Natur gibt es immer als Ganzes. Vieles hängt voneinander ab. Je vielfältiger, desto größer die Widerstandskraft gegenüber schädlichen Einflüssen. Ein Auto kann ich ohne Türen noch fahren, aber nicht mehr ohne Räder.

Als Hornissen Berater ist man in erster Linie aufklärerisch unterwegs. Informieren und Ängste nehmen, das ist die erste Miete. Alles andere ergibt sich von selbst. In den allermeisten Fällen gibt es eine Entscheidung für das Leben. Wobei die Älteren oft mehr Verständnis zeigen, als Jüngere. Das hat mit den lila Kühen zu tun. Uns ist das grundsätzliche Wissen über das Leben und deren Zusammenhänge verloren gegangen. Wer kennt unsere Wiesenblumen, die heimischen Bäume, Sträucher, Vögel, usw.?

Dieses Jahr gibt es wenige Wespen und Hornissen. Ja, genau, wir haben das Insektensterben. Dafür haben wir dieses Jahr mehr Schnaken. Eine wertvolle Biomasse für unsere Vögel und Fledermäuse. Und in der Presse lesen wir ein Entschuldigungsschreiben der KABS (Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage eV), weil sie dieses Jahr mit der Bekämpfung nicht nach kommen. Ich gehöre zu der Generation, die noch die Zeiten vor der KABS erlebt hat. Da gab es mehr Schnaken, aber wir haben uns damit arrangiert. Wir sind früher heim und haben es uns zuhause mit Schnakengittern vor den Fenstern gemütlich gemacht. Früher gab es hier auch noch Rebhühner und Kiebitze. “Die Lebensqualität im Speckgürtel von Karlsruhe geht ohne KABS verloren”, sagt man. Es ist immer auch eine Frage des Standpunktes. Wie steht es um die Lebensqualität unserer heimischen Tierwelt? Es ist an der Zeit viele Dinge anders anzugehen. Lebensfreundlicher. Ganzheitlicher. Ist Anspruchsdenken noch zeitgemäß? Benötigen wir Verbote, wenn vieles auch mit Achtsamkeit und Bescheidenheit ginge?

Im August 2004 waren wir zu Besuch im Bauernhofmuseum Wolfegg in Bayern. Dort fand ich diese Lebensweisheit einer Bäuerin, die zusammen mit Mann und Schwester einen Hof bewirtschafteten. Sie ist für mich ein Vorbild. Genauso wie Barbara, Johanna und Tanja. Starke Frauen, die die Welt bewegen. Ebenso stark wie Doris, die alle meine Projekte unterstützt.

Ein starkes Team

Ralf Schreck – dem irgenwas grünes lieber ist, als ein verschotterter Vorgarten

Update am 29.08.2021 – Am neuen Domizil herrscht reger Flugverkehr. Wir beobachten einfliegende Arbeiterinnen mit Nahrung für die Larven. Andere bringen neues Material für den Nestbau. Ja, das Nest wird vergrößert. Der Platz im Schwegler Hornissen Kasten wurde zu klein, der Neubau findet jetzt an der Decke im großen Kasten statt. Das Volk ist in den vergangenen 14 Tagen gut angewachsen. Die Umsiedlung war erfolgreich. Wie es weiter geht wird hier berichtet.

Leben

Was ist das Leben? Besinnliche Geschichten aus der Heimat. Erlebtes und erfahrenes unterlegt mit Bildern.

Jakob Loewenberg – 1856-1929 hat es so beschrieben.

Leben

Ein Tropfen gleitet am Baum herab,
erst langsam, zitternd, sachte, sacht.
dann immer tiefer, schneller, schnell
bis in der Erde dunkle Nacht.

Wo war er nur? Was blieb von ihm?
Ein Hauch, der spurlos sich verliert.
Ob nicht der Baum im tiefsten Mark
Den kleinen Tropfen doch gespürt?

Noch sind die Tropfen im Spinnennetz gefangen. Gelangen sie noch ins Mark, oder steigen sie mit der Sonne, die hinter den Wolken steht wieder in den Himmel? Schicksal, wie ist deine Bestimmung?

Ferdinand Raimund -1790-1836 sieht das Leben so.

Das Hobellied

Da streiten sich die Leut herum
Oft um den Wert des Glücks;
Der eine heißt den andern dumm,
Am End’ weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
Dem Andern viel zu reich,
Das Schicksal setzt den Hobel an
Und hobelt’s beide gleich.

Die Jugend will halt stets mit G’walt
In allem glücklich sein;
Doch wird man nur ein bissel alt,
Dann gibt man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus!
Das bringt mich nicht in Wut,
Da klopf ich meinen Hobel aus
Und denk du brummst mir gut.

Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
Und zupft mich: Brüderl, kumm,
Da stell ich mich in Anfang taub
Und schau mich gar nicht um.
Doch sagt er: Lieber Valentin,
Mach keine Umständ’, geh!,
Da leg ich meinen Hobel hin
Und sag der Welt Ade.

Das blühende Leben und der Tod. Die Mamas/Omas sind voraus gegangen. Vergessen sind sie nicht.

In meinen Augen hat Rainer Maria Rilke zum Leben die schönsten Worte gefunden. Den Gewittersturm beobachten wir beim Ausblick auf die Heidelberger Straße. Auch die ziehenden Wolken in allen Farben und Schattierungen sehen wir vom Wohnungsfenster. Den Falken sehen wir in fast jedem Kirchturm. Den großen Gesang verdanken wir Lisa Heger und ihrer einzigartigen feinen Stimme. Dieses Lied habe ich in der evangelischen Kirche Leopoldshafen aufgenommen, anläßlich der Aufzeichnung eines Gottesdienstes während der Corona Pandemie. Das sind Geschichten, die das Leben schreibt.

Leben ist überall. Dabei haben Kirchen eine besondere Bedeutung. Viele Menschen werden darin getauft, begehen das Fest der Ehe und werden mit dem Tod darin verabschiedet. Und es gibt noch das “drum herum”. Der Kirchplatz der evangelischen Kirche in Eggenstein gehört dazu. Unzählige Feste und Feiern wurden dort begangen. Dieser Platz gehört zu unseren schönsten Begegnungsstätten. In einer lauen Sommernacht 2018 hatten wir dort eine Begegnung der besonderen Art. Es gelang uns den ersten Ausflug der Schleiereulen zu beobachten.

Das Titelbild des Videos zeigt den Kirchplatz mit dem Handwerker und Gewerbebaum. In den einzelnen Wappen spiegelt sich die Vielfalt des dörflichen Lebens wider. Die alten Bäume umrahmen diesen schönen Platz. Die aufgestellten Bänke laden ein zum Verweilen.

Die Katholische Kirche in Leopoldshafen und die anliegenden Flächen laden ebenfalls zum Verweilen. Auf dem Foto von Karl Ueberle aus dem Jahre 1974 sehen wir “nur” die Kirche und einen funktionalen Platz. Heute, 2021 sehen wir, wie unsere Gemeinschaft größer geworden ist. Sie ist gewachsen, so wie diese Kastanie größer geworden ist. Wir sind mündiger geworden, wir möchten mitreden. Wir haben Probleme erkannt, die wir lösen möchten. Wir haben dank unseres Seniorenbeirats eine Mitfahrbank, einen öffentlichen Bücherschrank und dank unserer Agenda Gruppe Umwelt eine ebenfalls öffentlich nutzbare Kräuterspirale.

Drei Themen an einem Platz. Haben wir ein Luxus Problem? Nein, haben wir nicht. Das sind genau die Dinge, die unser Leben schöner machen. Sie fördern unsere Gemeinschaft. Es ist eine kleine Vielfalt. Und wer hatte die Ideen dazu? Genau, wir. Menschen wie du und ich. Menschen, die sich in kleinen Gemeinschaften zusammen finden und versuchen ihre Ideen mit ihrer Gemeinde zu verwirklichen. In diesem Fall sind auch die Kirche und die Sponsoren beteiligt. Sind alle von deren Argumenten überzeugt, bringt jeder seinen Teil ein und es entsteht ein Ganzes. Und das steht allen von uns zur Verfügung. Ist das nicht ein Grund dankbar zu sein? Nehmen wir nicht alles als selbstverständlich an, sondern zeigen auch die angemessene Wertschätzung gegenüber allen Beteiligten.

Die Antwort hierfür finden wir im Bücherschrank.

Teilnahme am Leben und die Möglichkeiten zu haben seine Ideen und Gestaltungsvorschläge umsetzen zu können ist eine großartige Sache. Das ist sinnhaft, bringt Freude und schafft neue Vorbilder, auf die wir hinauf sehen können.

Eine Gesellschaft wird auch daran bewertet, wie sie mit ihren Toten umgeht. Die Kriegsgräber auf unseren Friedhöfen erzählen mahnende Geschichten vom Leben und Sterben zu Kriegszeiten. Legen wir für unsere Nachfahren eine bessere Saat, damit eine gute Frucht daraus wird?

Der Wunsch nach Teilhabe am Leben hört auch im Alter nicht auf. Oft sind es die kleinen und vertrauten Dinge, die den Seelenschmerz vertreiben. Ich bin dankbar, dass wir einen solch schönen Bürgerpark vor unserer Haustüre haben. Es ist ein echter Generationenpark. Hier tummeln sich Alt und Jung. Jede und jeder kommt dort auf ihre und seine Kosten! Nicht nur Menschen, deren Lebensradius eingeschränkt ist, können dort den Wandel durch die Jahreszeiten hautnah erleben.

Sieht aus wie ein Urwaldfluß, ist aber “nur” der Pfinzkanal bei Eggenstein am Hardtwald. Im letzten Bild sieht man den schlammigen Zustand nach einem Monsunregen. Mit Phantasie natürlich. Die habt ihr doch? Oder?

Die Lindenallee. Sie hat sich prächtig entwickelt und steht sozusagen “gut im Futter”. Umstritten und beliebt. Je nach Standpunkt. Förster und Landschaftsplaner haben eines gemeinsam. Sie können in die Zukunft sehen. Das heißt sie haben eine konkrete Vorstellung davon, wie eine Planung im fertigen Zustand aussieht. Es sind Menschen mit Visionen, die allzu oft überhört werden, weil Kurzsichtigkeit bei manchen Zeitgenossen eine höhere Priorität haben.

Lindenallee die Zweite. Jetzt zur Vollblüte, am 20. Juni. Welch ein Duft. Welch ein Gesumme von tausenden von Bienen. Dabei musste ich an Bernhard denken und wollte ihm ein Dankesbild senden. Jetzt ist mir der Bericht im aktuellen Amtsblatt zuvor gekommen. Auch gut. Wohin wird uns dieser Alleenweg führen? Ins Glück? Oder ins Ungewisse? Die Antwort überlasse ich euch.

Ralf Schreck – der gerne einen Sinn im Leben sieht.

Ein Kessel Buntes

Wer Lust auf “Bunt” hat, der spaziert beim Andi Bräu ins Tiefgestade hinunter. Zunächst blicken wir beim Absturzbauwerk hinab in die Landschaft, dann erkennen wir sofort, was uns erwartet. Das aktuelle Wetter zaubert herrliche Wolkenspielereien. Mal kommt die Sonne durch, mal nicht. Licht und Schatten bilden ein Katz und Maus Spiel. Da der April zu kalt war ist unser Frühling anders, als in den vergangenen Jahren. Es blüht überall länger und scheinbar bunter.

Diesen Weg und diese Strecke sind wir schon oft geradelt. Das spannende dabei ist, dass es jedes Jahr anders ist. Künstlerin Natur eben.

Ist das nicht wie eine Offenbarung?

Offenbarung

Natur spricht laut in Wort und Schrift
Du mußt nur Windeswehen
Und Duft und Klang und Wald und Trift
Und Fels und Meer verstehen!

Ein jeder Baum, der braust in Wettern,
Und jede Blume auf der Flur,
Und jeder Zweig ist voll von Blättern
Der Offenbarung der Natur.

Auf jedem Blatt steht licht und offen:
“O glaub’ an helle Frühlingsluft!”
Auf jedem Blatt steht grünes Hoffen,
Still flüsternd um die Blumenbrust.

Auf jedem Blatt steht groß geschrieben:
“Der Geist der Lieb’ durchweht die Flur!”
Auf jedem Blatt steht: “Lieben! lieben!”
Als Offenbarung der Natur.

Hermann Rollett – (1819 – 1904), österreichischer Dichter

Der Regen war wichtig. Die Vegetation hat hat es mit den vielen Blüten gedankt. Unsere Dämme sind bunter denn je. Oder sehen wir es deshalb nur so, weil unsere Sehnsucht nach Normalität so hoch ist? Wer beim Anblick dieser Blumenmeere nicht ins Träumen kommt, der hat das Leben nicht verstanden. Jetzt sollte man heiraten, eine schönere Kulisse finden wir nicht. Dürfte ich mir einen Platz zum Sterben wünschen, dann wäre es im Mai, dort unten bei den Blumen, den bunten.

Ralf Schreck – Naturfreund

Frühling in der Heimat

Wenn der Frühling ins Land zieht, wäre es eine Beleidigung der Natur, nicht einzustimmen in ihr Jauchzen. – John Milton

Blick auf Eggenstein vom Pfinzkanal beim Absturzbauwerk.

Winters Flucht – August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Dem Winter wird der Tag zu lang, ihn schreckt der Vögel Lustgesang; Er horcht, und hört’s mit Gram und Neid, Und was er sieht, das tut ihm leid; Er flieht der Sonne milden Schein, sein eigner Schatten macht ihm Pein; Er wandelt über grüne Saat und Gras und Keime früh und spat: Wo ist mein silberweißes Kleid? Mein Hut, mit Demantstaub beschneit? Er schämt sich wie ein Bettelmann, und läuft, was er nur laufen kann. Und hinterdrein scherzt Jung und Alt in Luft und Wasser, Feld und Wald; Der Kiebitz schreit, die Biene summt, der Kuckuck ruft, der Käfer brummt; Doch weil’s noch fehlt an Spott und Hohn, so quakt der Frosch vor Ostern schon.

Mein Garten von Matthias Claudius

Jeden Morgen in meinem Garten öffnen neue Blüten sich dem Tag. Überall ein heimliches Erwarten, das nun länger nicht mehr zögern mag. Die Lenzgestalt der Natur ist doch wunderschön, wenn der Dornbusch blüht und die Erde mit Gras und Blumen prangert.

Die schönste Zeit von Annette von Droste Hülshoff

Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Da grünt und blüht es weit und breit im goldenen Sonnenschein. Am Berghang schmilzt der letzte Schnee, das Bächlein rauscht zu Tal. Es grünt die Saat, es blinkt der See im Frühlingssonnenstrahl. Die Lerchen singen überall, die Amsel schlägt im Wald! Nun kommt die liebe Nachtigall und auch der Kuckuck bald. Nun jauchzet alles weit und breit, da stimmen froh wir ein: Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein?

Winter Ade! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

So hört doch, was die Lerche singt! Hört, wie sie frohe Botschaft bringt! Es kommt auf goldnem Sonnenstrahl Der Frühling heim in unser Tal, Er streuet bunte Blumen aus und bringet Freud’ in jedes Haus.         Winter, ade!         Frühling, juchhe! Was uns die liebe Lerche singt, in unsern Herzen wiederklingt. Der Winter sagt: ade! ade! Und hin ist Kälte, Reif und Schnee Und Nebel hin und Dunkelheit – Willkommen, süße Frühlingszeit!         Winter, ade!         Frühling, juchhe!

Im Herbst sammelte ich alle meine Sorgen und vergrub sie in meinem Garten. Als der Frühling wiederkehrte – im April – um die Erde zu heiraten da wuchsen in meinem Garten schöne Blumen.    Khalil Gibran

Ich werde nie zum Frühling sagen: Verzeihen Sie, Sie haben dort ein welkes Blatt! Oder zum Herbst: Nehmen Sie es ja nicht übel aber dieser Apfel ist nur zur Hälfte rot.    Friedrich Hebbel

Wolkenleuchten am Abend. Sonnig der Tag, kühl die Nacht. Haben wir heute alles vollbracht? Wie ist es wohl morgen? Wieder voll Sorgen? Sieh die Wolken, die immerzu ziehn, denen ist es egal, wohin wir fliehn. Betrachtest du das Licht, erkennst du dahinter die Zuversicht.

Annette von Droste Hülshoff beschreibt den Gsang der Lerche und für von Fallersleben ist das quiekende Schreien der Kibitze ein Frühlinszeichen. Wer kennt diese Gesänge heute noch? Wann haben wir diese Vogelarten bei uns zum letzten Male gehört oder gar gesehen? Ist es nicht beschämend für uns, dass man den Kiebitz nur noch in vor Menschen abgezäunten Gebieten, wie dem Naturschutzgebiet Kohlplattenschlag bei Spöck, erleben kann?

Heimatliebe Kitsch und Gefühlsduselei? Heimat ist der Ort, an welchem wir leben und uns wohlfühlen, wo wir lieben und streiten. Wo wir Familie, Freunde und unseren Auslauf haben. Wo wir uns verwirklichen und einbringen können. Im folgenden Bild möchte ich euch beschreiben, was Heimat für mich bedeutet.

Bildbeschreibung. Als Schüler hatte ich im Deutschunterricht etliche Bildbeschreibungen anzufertigen und wusste eigentlich so gar nicht, was ich schreiben sollte. Das ist heute anders und deshalb bin ich froh, dass der gute Herr Glutsch nicht locker ließ. Was sehen wir? Wir sind in Leopoldshafen, beim Platz der katholischen Kirche. Die Felsenbirnen bei der Kirche blühen und verströmen den Duft von Frühling. Bienen fliegen emsig in den Kronen und sammeln Pollen und Nektar. Die Kirche als Herberge für die Gläubigen lädt ein zum Gottesdienst. Bald kommen die ersten Besucher, es ist Sonntag. Es findet sich eine Gemeinschaft. Spuren einer anderen Gemeinschaft entdecken wir am linken Bildrand in der Mitte. Es ist eine vom Seniorenbeirat initiierte Haltestelle mit einer Mitfahrbank. Das sind Menschen, die sich kümmern, sich für andere einsetzen. Im Vordergrund sehen wir die von der AG Umwelt errichtete Kräuterspirale, die jedermann beernten kann. Jedes Mal, wenn ich davor stehe, denke ich an Barbara, die in der Nähe wohnt und sich um die Pflege kümmert. Wir sehen das Hinweisschild zur Spirale, welches die Gemeinde Egg-Leo finanziert und gestellt hat. Auch die Mitarbeiter des Bauhofs sind involviert und schauen nach, ob bewässert werden muss. Obwohl der Himmel grau ist und ein kühler Wind weht, friert mich nicht. Es ist ein Ort mit Zeichen und Symbolen von Menschen, die sich für andere einsetzen. Es ist ein Ort für Menschen. Wir haben viele solcher Plätze in unseren Orten. Das ist für mich Heimat. Und das gibt es überall. Heimat bedeutet angekommen zu sein und aufgenommen zu werden.

Ralf Schreck – Frühlingsfreund

Nachtrag

Diese Heimatgeschichte ist noch nicht zu Ende. Schaut mal, was mir Florian als Kommentar zu meinem Blogbeitrag geschickt hat. Ist das nicht ein sehr schönes Bekenntnis zum Thema? Das macht Mut. Eben komme ich vom Gottesdienst aus der evangelischen Kirche zurück. Gerhard und ich haben wieder einmal die Zeremonie filmisch festgehalten. Er ist jetzt gerade dabei mit den Schneidearbeiten und ab 15.00 Uhr wird es auf dem youtube Kanal der Kirche freigeschaltet. Jeder Gottesdienst ist besonders. Heute wurde der Opfer der Corona Pandemie gedacht. Pfarrer Boch findet jedes Mal dir richtigen Worte. Voller Trost, Zuspruch und Hoffnung. Und den Gerhard habe ich gestern bei meinem 5. Corona Test getroffen. Ich habe ihn kaum erkannt, so vermummt war er. Er hatte sich als freiwilliger Helfer beim Testen gemeldet. Auf meine Frage, wie er zu diesem Job gekommen sei, meinte er nur, Regine von der Gemeinde hätte gefragt wer helfen könnte. Ja, Regine vom Rathaus hat dort das größte Herz. Genau, das sind wir. Wir können nicht nur gut feiern, wir stehen auch parat, wenn es darauf ankommt. Wir haben viele solcher Menschen. Matthias, Florian, Gerhard, Regine, Mario und viele, viele andere, die aus demselben Holz geschnitzt sind. Und wir haben einen Wolfgang, aber das ist eine andere Geschichte.

Erst ein Vogel seiner klänge,
dann ein Rauschen der brandenden See.
Leichte Röte „sieh“ dort vorne,
am Horizonte sich erhebt.

Auch das Grüne in der Ferne
sich ins süße Lichte reckt.
Wo sich noch vor kurzer Weile
die Dunkelheit erstreckt.

Vorbei die dumpfe Kälte
denn der Goldmond wird nun wach.
Mit ihm Farbe spriesen, treiben
in jener weiten Pracht.

Frühjahrs Horizont
Florian Böhm

Pflanzen für Menschen und Insekten

Lust auf ein Umwelt Projekt? Dann seid ihr hier richtig.

Nachstehend möchte ich euch einige Pflanzen vorstellen, die sowohl Menschen, als auch Insekten erfreuen.

Lavendel

Der Lavendel – Lavandula angustifolia war in der Zeit meiner Baumschulgärtner Lehre eine Modepflanze. Eine Symbolpflanze für den Mittelmeerraum. Erinnerte er uns doch an die Urlaube in Spanien, Italien, Portugal oder Griechenland. Sobald man ein kleines Blättchen von ihm zerrieb stieg einem der typische Lavendel Duft in die Nase und die Erinnerung an die schönsten Tage im Jahr waren wieder präsent. Setzen wir Pflanzen für die Sinne, freuen sich nicht nur die Wildbienen. Die schmal lanzettlichen Blätter sind grau filzig behaart. Dadurch sind sie an trocken heiße Standorte angepasst, weil die Verdunstungsrate reduziert ist. Die lila Blüten erscheinen im Juni bis Juli in endständigen Büscheln. Wer im Thai Restaurant beim Sportplatz des FC Alemannia im Juni im Biergarten saß, konnte einen Hummelschwarm beim Lavendel tanken beobachten. Lavendel können wir mit einem fachgerechten Schnitt für viele Jahre auf eine Höhe von 50 Zentimeter erziehen, bei einem Durchmesser von etwa einem Meter. Ohne Schnitt verholzt er, schiebt sich in die Höhe und fällt wegen Kopflastigkeit irgendwann um. Man findet dann recht skurrile Gestalten, die dadurch ihre Daseinsberichtigung begründen. Schmetterlinge, Schwebfliegen und zahlreiche Wildbienen treffen sich am Lavendel.

Katzenpfötchen

Das Rote Katzenpfötchen – Antennaria dioica `Rubra´ ist eine Polsterstaude, die ca. 10 cm hoch wird. Die rötlichen Blütenköpfchen erscheinen im Mai in katzenpfotenartigen Trugdolden, daher der Name. Diese mehrjährige Staude gedeiht am besten an sonnigen, trockenen und nährstoffarmen Standorten. Sandige Gartenerde oder ein extensives Dachgartensubstrat sind ideal. Dieses Antennaria ist eine gärtnerische Auslese der Wildart, die von Europa bis Asien vorkommt. Gartenpflanzen, die züchterisch noch wenig bearbeitet sind, werden von vielen heimischen Insekten als Nahrungsquelle für Nektar und Pollen geschätzt. Honig- und Wildbienen lassen sich dort sehr gut beobachten. Katzenpfötchen sind typische Steingartenpflanzen, die an solchen Standorten konkurrenzstark und deshalb sehr pflegeleicht sind.

Dachwurz

Die Hauswurz – Sempervivum ist eine sehr alte und beliebte Gartenpflanze. Die derben und immergrünen Rosetten sind eine wahre Augenweide. Es sind Hungerkünstler für trockene und heiße Standorte. Fugen, Schotter und Geröllflächen sind ihre Lieblingsplätze. Deshalb fühlen sie sich in Trögen, Schalen und Steingärten sehr wohl. Die Blüten erscheinen im Juni an ca. 10 cm hohen Stängeln, wo sie u.a. auch von Wildbienen besucht wird. Wer die filigranen Blüten betrachtet entdeckt, dass sich dort Wildbienen einfinden, die kaum einen halben Zentimeter groß sind. Mit der Dach- oder Hauswurz schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Die makellosen Rosetten schmeicheln unserem Auge und die Blüten sind eine wertvolle Labung für unsere heimischen Wildbienen.

Die beschrieben Pflanzen sind schön. Damit können wir eine kleine Fläche an einem heißen und trockenen Standort gestalten. Das ist wichtig, denn ein schattiger und feuchter Ort sagt ihnen nicht zu, das ist nicht das, wofür sie geschaffen sind. Das würde ihre Lebensdauer arg verkürzen. Für solche Standorte gibt es andere schöne Pflanzen, die ich später vorstellen möchte.

Wir nehmen die Leitpflanze (Lavendel) und gruppieren die Polsterstauden um ihn herum. In unserem Falle nehmen wir zwei Polsterstauden in je zwei Arten. Das Ergebnis ist eine kleine und feine Pflanzengemeinschaft, die aus fünf Pflanzen besteht. Das ist der Plan. Und weil das ein sehr schöner Plan ist, wollen wir ihn mit euch teilen. Die Idee hierzu ist zwei Sortimente mit je fünf Stauden zusammenzustellen, die interessant für Mensch und Wildbiene sind. Das eine Sortiment habe ich bereits vorgestellt, das andere ist in Vorbereitung. Es soll eine Aktion werden, bei der die beiden Sortimente an Interessenten verkauft werden. In der Öffentlichkeit wird diese Aktion beworben, wer Interesse hat, meldet sich verbindlich und an einem Aktionstag, wie z.B. dem Bauernmarkt oder an einem Umwelttag, erfolgt die Ausgabe. Vorausgesetzt Corona lässt das zu. Zur ersten Aktion stehen je 48 Sortimente zur Verfügung, also 96 Interessenten könnten zu Wildbienen Freunden werden. Sollte diese Aktion erfolgreich sein, könnte man weitere ins Leben rufen.

Niemand kauft „die Katze im Sack“, denn die vorgeschlagenen Pflanzen sind auf „Insektentauglichkeit“ getestet. Das zeigen auch meine Bilder.

Na, Lust bekommen etwas für die Biodiversität zu tun? Sollte diese Aktion zustande kommen, wird im Amtsblatt darüber berichtet.

Ralf Schreck – Aktivist für sinnvolle Umweltprojekte

Morgenspaziergang

… das gestern vor Augen, das morgen scheuend …

Manche Bilder ruhen solange, bis sie durch einen Gedanken wieder zum Leben erweckt werden. Deshalb gibt es heute einen Morgenspaziergang zur Obstanlage im Metzgerwörth in Eggenstein. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 2011, 2014, 2015 und 2016. Auch wenn das Video zusammen geschnitten ist, so ist die enthaltene Romantik dort unten absolut zeitlos. Dasselbe gilt für die Gedichte von Olaf Lorch, welche im Band “Gedankengedichte” aus dem Jahr 1984 enthalten sind. Auch wenn manches, was er schreibt, nicht “schön” ist, so hat vieles an Aktualität nichts verloren.

Der Frühaufsteher wird in der Phase des Sonnenaufgangs mit wunderschönen Eindrücken belohnt. Klar, es kostet schon eine gewisse Überwindung am Wochenende früh aufzustehen. Aber einmal draußen, stelle ich mir jedes Mal die Frage, weshalb ich nicht schon letztes Wochenende hier war.

Dabei muss man gar nicht weit laufen. Es reicht sich mit einem Outdoor Stühlchen an einen Rand mit Aussicht zu setzen und dann einfach nur “Fern sehen”. Der Morgennebel mit dem diffusen Licht verwandelt und verzaubert die Landschaft. Jeden Moment sieht es anders aus. Die Bäume recken die Arme nach oben, strecken sich, machen sich lang und begrüßen den Morgen. Das Kronendach entlässt die ersten Strahlen. Vögel sind längst schon beim Morgenkonzert. Ein solches Erlebnis “macht etwas” mit mir. Dies zu beschreiben ist schwer, man muss es selbst einmal erfahren.

Ein ganz besonderer Morgenspaziergang im Tiefgestade von Eggenstein.

… das gestern vor Augen, das morgen scheuend … Die Unbeschwertheit ist nicht mehr so grenzenlos wie vor Corona. Was wird morgen oder übermorgen sein? Was kommt denn noch alles auf uns zu? Gab es da nicht noch den Klimawandel und ein Artensterben?

Die leben da. Viele Blumen, Gänseblümchen, Wiesen Primel, Ziest und viele andere Pflanzen. Auch ein Imker hat dort seine Bienenstöcke aufgestellt. In der Dämmerung streichen Rehe umher.

So kennen wir diese Obstanlage. Die Metzgerwörthhütte sehen wir beim Vorbeifahren. Ebenso die große Kastanie, die in der Vollblüte am schönsten ist. Wenn man diese Streuobstwiese erkunden möchte, sollte man auf den Wegen bleiben. Alleine schon wegen der Zecken.

Ja, es gibt viel zu entdecken bei uns. Es bedarf meist nur etwas Phantasie und ein frühes Aufstehen.

Ralf Schreck – der_mit_der_Natur_spricht