Ferienspass mit der Agenda Gruppe Umwelt

Für Wilfried

Der Alte Hafen in Leopoldshafen könnte ein Teil des Paradieses sein, in einer Landschaft umgeben von sattem Grün, von Buschwerk, hohen alten Bäumen, herrlich überhängenden Trauerweiden. Unter den Letzteren am Uferrand schlafen derzeit noch eine Menge Boote und Kähne.

Und vor uns die große alte ehrwürdige Motorfähre, bereits besetzt vom Kapitän und seinen Mannen, von Gästen und natürlich von den Kindern. Und Angst vor Piraten müssen die Kinder nicht haben. Denn diese Seeräuber haben beschlossen keine Kinder zu rauben und bleiben heute brav in ihren Uferhöhlen. Sie sagten: Diesen Kindern darf nichts geschehen, nicht ein Gramm Freude werden wir ihnen stehlen. Und auch ihr Boss Klaus Störtebeker, tat es ihnen nicht befehlen, ja auch er stellte heute nicht den Wecker! Der Hut mit dem Totenkopf blieb heute außen vor vom Leopoldshafener “Alten Hafen bis weit hinters Schröcker Tor”!

Und das Wasser im Alten Hafen blieb sauber gefahrlos und ruhig. Und die Sonne lachte heute in diese Idylle hinein. Drei Schwäne als weiße Farbtupfer gründeln in der Nähe des gegenüberliegenden Ufers. Ein Graureiher segelt dort entlang, ein Kormoran hält auf dem höchsten Ast eines abgestorbenen hohen Baumes wohl Ausschau auf Nahrung. Oder er äugt nichts Gutes erwartend zu uns herüber. Seine Art ist bei den Anglern nicht gut angeschrieben, denn er tut wie sie die zarten Fischlein lieben. Linksoben ist in einer größeren Entfernung ein kleines Inselche zu erkennen, mit Grün bewachsen ist es. Gleichfalls eine farbenfrohe Abwechslung im grünfarbenen Wasser.

Ein paar Boote bringen leichten Wellengang. Darunter ein erster Angler mit bereits ausgeworfener Rute. Libellen schwirren hin und her. Einige landen wie Hubschrauber kurz auf der Fähre, schwirren aber wohl Gefahr drohend sofort wieder ab. So viel Umtrieb macht sie heute scheu. Noch herrscht Ruhe um diese Mittagsstunde. Ein Schmetterling fliegt neugierig vorbei. Wohl erstattet er seinen Kumpeln am Ufer Bericht.

Die Kinder, bestückt mit ihren kleinen selbst gebastelten Fähren haben diese bereits zu Wasser gelassen und schubsen sie, über die Reeling gebeugt, hin und her. Dann wird diese Ruhe unterbrochen als der Kapitän den Motor seiner großen Fähre anwirft. Da brummt es ganz ordentlich laut. Die Fähre setzt sich gemächlich in Bewegung ins freie Wasser hinaus. Nach erreichter Geschwindigkeit “von knapp einem Knoten” schaltet er den Motor wieder ab. Dafür aber werden die Kinder nun laut, da sich die Leinen ihrer Fahrzeuge straffen und auch langsam auch Fahrt aufnehmen. Der Ferienspaß hat nun endlich begonnen!

In Vorbereitung mußten die kleinen Fähren von den Kindern selbst gebastelt werden. Und das geschah natürlich voller Arbeitswut. Ralf hatte dazu im Hardtwald die aus Lindenholz bestehenden Rundhölzer geschnitten, in gleich lange Teile zerlegt und diese mit entsprechend großen Löchern versehen. Eine diffizile Arbeit sei es gewesen, meinte er, für die Kinder aber hätte er sie gerne gemacht. Unter Anleitung wurden die Einzelteile von den Kindern zusammengebunden und schließlich ein Segel befestigt. Fleißige Frauenhände hatten diese in Feinarbeit geschnitten. Auf den Segeln segelten die Möven. Und wer genau hinhörte konnte sogar in Leopoldshafen ihre typischen Schreie vernehmen!

Und der Kinder Übermut passte störungsfrei so genau in diese paradiesische Landschaft. …”Lasset die Kleinen zu mir kommen…, wehret ihnen nicht!” Außerdem sollte es ja ein extra Kinder-Ferien-Spaßtag sein voller Lust und Übermut. Und er war tatsächlich auch des schönen Wetters wegen gelungen. Und das passte doch so richtig auch in die beschriebene paradiesische Landschaft, in der die große Fähre gemächlich hindümpelte, gefolgt von der Kleinen Geschwader. Dann aber übertönte ein lauter Hilfeschrei plötzlich das Rumoren tatsächlich noch! Was war geschehen? Mann über Bord!? – Nein! Von einer der kleinen Fähren hatte sich die Leine gelöst und diese drohte abzudriften. Da schaltete der Kapitän sofort indem er das Beiboot ins Wasser setzte und einen weiteren Matrosen dazu, für alle Fälle. Und gekonnt holten sie den Ausbrecher ein und brachten ihn seinem Kleinmatrosen zurück. Beifall rauschte auf ob dieser gekonnten Rettungsaktion. Das Beiboot machte wieder fest und das Spiel konnte mit seinen Manövern weitergehen. Auch das Wasser beruhigte sich wieder. So verging für die Kinder diese glückliche Stunde. Und alle Matrosen gingen von Bord, nachdem die große Fähre auch wieder angelegt hatte.

Der Rettungseinsatz

Und kurz nach dem Ufergang gaukelte ein Schmetterling an mir vorbei. Er hat mich angelacht. “Na Alter fragte er, hat es auch dir Spaß gemacht?” “Danke”, sagte ich, ich fühle sogar glücklich mich. Ja, ich war mal wieder sorgenfrei. Und Kinder waren die Sorgenbrecher, meine, und all die anderen auch. Und die Natur im weiten Rund!

Und dann verließen wir insgesamt den anderen den “Alten Hafen” und ließen die Fähre zurück zum späteren Weiterschlafen. Ich vernahm im Nachhinein noch ihre Sehnsucht einmal noch auf den Rhein auszulaufen bis Worms zum Beispiel. Um dort als Plattform zu dienen bei der Bergung des Nibelungenschatzes der, oder auch nur Teile davon, einst von Siegfrieds Kämpen versenkt worden sein soll. Und die altehrwürdige Fähre hatte auch von den vielen Beratungen gehört und über die Versuche der Bergung einer vor über einhundert Jahren im Rhein versunkenen Dampflokomotive. Und wie und wann man sie bei einem weiteren Bergungsversuch einsetzen könne. Auch über einen solchen Einsatz freue sie sich heute schon. Für solche Einsätze fühle sie sich nicht zu alt. Aber auch eine schöne Abwechslung für sie sei schon wieder einmal eine Fahrt über den Rhein an das andere Ufer hin, denn das Flussübersetzen sei ja stets ihre frühere Tätigkeit gewesen.

Und den Ruf von damals “Fährmann hol über” habe sie heute noch im Ohr … Ja, diese Fähre ist ein echtes Schmuckstück für unsere Doppelgemeinde und in Verbindung mit den beiden Museen ein echtes Kulturgut.

Das sind die Worte meines Vaters Philipp, so hat er diesen Tag erlebt. Und ich habe das genauso empfunden. Nachdem er mir diese Aufzeichnung gab, konnte ich sie mit meinen Bildern des Tages ergänzen.

Der Film zum Ferienspass Tag

Diesen Beitrag widme ich Wilfried. Sein Engagement für Heimat, Fähre und Ortsgeschichte sucht seinesgleichen. Es sind Menschen wie er, die unserer Dorfgemeinschaft das gewisse “Etwas” verleihen. Das Lebens- und Liebenswürdige. Eben das, was Heimat ausmacht. Und er ist weiterhin fleißig. Hat er doch in der Zwischenzeit einen Film zur Geschichte des Hafens gedreht und auch das Buch zum Film, als weitere Vertiefung zum Thema.

Das war am 10. Oktober 2017. Bürgermeister Bernd Stober überreicht Wilfried Jahraus die Entlassungsurkunde für seine langjährige Tätigkeit als Gemeinderat für Eggenstein-Leopoldshafen.

Ralf Schreck – für die AG Umwelt und AG Ortsgeschichte

Belle – die Schöne

Fritz Köhler, einer von uns. Wer seine (unsere) Geschichte kennt erhält einen Bezug zur Heimat. Fritz würde sich freuen wenn er wüßte, wie schön es heute noch an der Belle ist.

Friedrich Köhler im Alter von 75 Jahren. Gestorben ist er am 1. Januar 1949 im Alter von 79 Jahren.
In seinem Gesicht kann man lesen, dass sein Leben kein einfaches war. Er lebte in Eggenstein und war ein allseits beliebter Landwirt und Dorfpoet. Während seines an Arbeit reichen Lebens hat er sich von den steten Sorgen und Nöten nie bezwingen lassen und sich in jeder Lage mit seinen Gedichten im Gleichgewicht gehalten. Eines seiner bekanntesten und schönsten Gedichte ist “Die Belle am Rhein”. Im unten eingefügten Video habe ich es in einer verkürzten Version eingebaut. Den Originaltext kann man in der Chronik von “Eggenstein im Wandel der Zeit” von 1965 auf Seite 188 lesen.
Den Platz an der Belle finden wir heute noch. Und den Geist vom Fritz Köhler können wir dort nachempfinden. “Belle” ist die Bezeichnung für Pappel. Und die von ihm beschriebene Schwarzpappel – Populus nigra – war ein bemerkenswerter Baum, 30 Meter hoch und mit einem Stammumfang von 576 cm. Beschrieben ist dieser “Recke” im Buch “Bemerkenswerte Bäume im Großherzogtum Baden” aus dem Jahre 1907.
Große und alte Bäume haben uns Menschen schon immer fasziniert.
… hat der Baum eine ganze Anzahl starker Äste verloren. Bei einem späteren Sturm ist er schließlich gefallen.
Auch wenn diese Belle längst Geschichte ist, so ist der Platz dort unten am Rhein immer noch ein beliebter Ausflugsort.
Der schönste Ort am Rhein ist an der Belle bei Eggenstein
Lebenselixier Wasser. Hingehen, rasten und sich fließen lassen. Wasser im Strom, ein ewiger Kreislauf. So wie unser Blut im Körper ewig fließt, so fließt der Rhein den Strom hinab, bis Zuflüsse und Regen das ewige Nass wieder bringen. Beim Schließen der Augen fließe ich mit. Blut und Wasser werden eins. Hier unten an der Belle wird Ewigkeit erlebbar. Fritz Köhler hat dies bestimmt genauso empfunden.
Manchmal ist das Wasser auch gefangen. Aber dort unten spielt Zeit keine Rolle.

Ralf Schreck – Belle Freund

Der Baum der Weisen

Der Baum der Weisen

Eigentlich heißt er Ortskartell- und Handwerker- und Gewerbeverein Baum. Klingt vollständig aber auch umständlich. Seit Dezember 2019 steht er wieder am angestammten Platz bei der evangelischen Kirche in Eggenstein. Es ist bereits der Zweite, denn der Ursprüngliche aus Douglasienholz musste aus Sicherheitsgründen ersetzt werden. Der Neue ist aus Metall und für eine kleine Ewigkeit gedacht.

Ein buntes Schmuckstück beim einladenden Vorplatz der Kirche an der Hauptstraße. Beim Aufstellen des ersten Baumes am 13.06.2015 war ich dabei. Beim Aufstellen des metallenen Baumes jedoch nicht. Bedeutungsvoll ist seine Anwesenheit. Weshalb? Der genaue Beobachter erkennt beim Lesen der Wappen die Symbolik dieses Baumes. An den 12 Seitenästen befinden sich insgesamt 88 Wappenschilder. Es sind die traditionellen Handwerker und Gewerbesymbole, die Logos unserer Vereine, sowie auch die anderer Organisationen. Manches erschließt sich nicht auf Anhieb. Aber diese Flaggen stehen für alles, was unsere Dorfgemeinschaft ausmacht. Vieles wird verständlich, wenn man die Menschen kennt, die hinter jedem einzelnen Wappen stehen.

Ziemlich weit oben wird ein Wappen von einer roten Blume geziert. Es ist das Schild der Gesangesgruppe Belcanto. Eine schöne Blume steht für schönen Gesang. Beim Adventssingen eben an diesem Ort konnte man sich davon überzeugen. Eine dieser Sängerinnen ist Pia. Nebenbei ist Pia Gemeinderätin und Bürgermeisterstellvertreterin. In diesem Ehrenamt leitet sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Geschicke unserer Gemeinde. Kultur und Lokalpolitik.

Plötzlich werde ich angesprochen. Ich bemerke es nicht gleich, weil ich beim Fokussieren des nächsten Details bin. Es ist Shorty. Er kommt gerade von der Lindenschule, weil er dort für die kommende Übung noch seine Ortskenntnisse vertiefen wollte. Ja, auch unsere Feuerwehr hat eine Stelle am Baum. Mehr als 150 Jahre ist sie in unseren Orten schon aktiv. Im Einsatz für uns. Auch die Feuerwehr betätigt sich kulturell, hat sie doch im Landkreis den größten und aktivsten Spielmannszug. Seit vergangenem Jahr ist auch Doris dabei und bringt sich für eine schöne Sache ein.

Es lohnt sich die Dinge zu erforschen und zu hinterfragen. Dabei kommen spannende Geschichten zutage und wir lernen interessante Menschen kennen, die Verantwortung übernehmen und sich in vorbildlicher Weise für unser aller Gemeinwohl einsetzen. Sei es in Kultur, Sport, Politik oder sonst wo. Hinter jedem Symbol an diesem Baum stehen Menschen, die zusammen genommen in ihrer großen Vielfalt wertvolles für die Dorfgemeinschaft leisten.

„Um Sitte und Brauchtum zu erhalten, hat man mich hier hergestellt. Zur Freude der Jungen und der Alten, zur Besinnlichkeit mahnend auf der Welt.“ So ist es auf der goldenen Tafel am Stamm zu lesen. Betrachten wir unser Leben tatsächlich mit mehr Besinnlichkeit, hätten wir bessere Lösungsansätze für viele unserer Probleme und es gebe weniger Fake News.

Ralf Schreck – Freund des schönen Gesanges

Grenzenlos

30 Jahre Wiedervereinigung

Das Bewusstsein für Geschichte entstand während der Zeit als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr. Die Schule konnte mir das nicht vermitteln. Erst ein Besuch im November 1979 im Rahmen des politischen Unterrichtes der Bundeswehr zur Grenzanlage der DDR nahe Hünfeld beeinflusste mein Denken.

Zehn Jahre später, im November 1989 fiel die Berliner Mauer und die Wiedervereinigung bahnte sich an. Jetzt im August 2019 machen wir Urlaub in der Rhön und besuchen das Deutsch-deutsche Freilandmuseum Behrungen und stehen plötzlich inmitten des ehemaligen Todesstreifens und den Relikten der Grenzbefestigungen der damaligen DDR. Beim Betrachten des Geländes verlieren wir nicht viele Worte. Der Wachturm, der Zaun, die Panzersperren, das geräumte Minenfeld, alles spricht für sich. Ein Menschen verachtendes Bollwerk. Es hat ausgedient.

Aus Geschichte müssen wir lernen und ein solches Mahnmal darf nicht vergessen werden. 2019 jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal und darüber wird berichtet werden. Außer uns waren an diesem Tag nur zwei weitere Besucher da. Ein Reporter von Bayern 1 Radio war mit einem Zeitzeugen vor Ort, um Material zu sammeln für seine Wanderung entlang des Grünen Bandes. Wir kamen ins Gespräch und waren uns einig über unsere Betroffenheit. Der Zeitzeuge aus dem Osten und der Zeitzeuge aus dem Westen redeten grenzenlos über die Vergangenheit. Bereits 1979 war mir klar, dass „die da drüben“ nicht meine Feinde sind.

Es war ein erlebnisreicher Ausflug und Radio Bayern 1 Studio Unterfranken wird darüber berichten.

Ralf Schreck – der aus Geschichte lernt und sich für Geschichte einsetzt

Erlebte Ortsgeschichte

Erfolgreiche Ortsgeschichte

 

Die Agenda Gruppe Ortsgeschichte blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Zahlreiche Veranstaltungen bereicherten unser Dorfleben. So gab es im Januar in der Rheinhalle die Veranstaltung zum 200-jährigen Rheindurchstich von Tulla, im Mai gab es beim Pamina Tag die beliebten Führungen mit der Fähre Sophie und per Rad in die Umgebung. Im evangelischen Gemeindesaal war Filmvorführung mit Michael Martin und Spiel und Spass mit der Leobande. Im Juli wurde beim Museumsfest der renovierte Dr. Esser Brunnen eingeweiht, beim Schröcker Dorffeschd war die AG Ortsgeschichte einbezogen, im Herbst folgten die sehenswerten Filmvorführungen und der Abschluss im Dezember fand beim Nikolausfest im und am Schröcker Heimatmuseum statt. Unser Bautrupp half bei der Renovierung des Waghäuschens, ein historisches Plumpsklo entstand, der Maulbeerbaum im Bürgerpark wurde im heißen Sommer gegossen und, und, und. Diese Aktionen waren nur möglich durch Unterstützung unserer Gemeinde, den Sponsoren und den zahlreichen Helferinnen und Helfer, die sich freiwillig in vielfältiger Art und Weise eingebracht haben. Auffällig war, dass die einzelnen Aktionen erfolgreicher waren, wenn auch andere Gruppen außerhalb der Ortsgeschichte beteiligt waren. Zu nennen sind unter anderem die Alden Bumbln, die Vogelfreunde, die Grabbeschnawwel, die Leobande, die Agenda Gruppe Umwelt, die Freiwillige Feuerwehr. Innerhalb dieser Gruppen gibt es zahlreiche Berührungspunkte, die man erkennen und zusammenführen kann. Ist das nicht eine herrliche Vielfalt, sozusagen unser gelebtes Gemeinde Motto, Wohlfühlen in Vielfalt? Dafür sagen wir Danke! Danke sagen wir der interessierten Bevölkerung, die mit dem Besuchen unserer Veranstaltungen und unserer Museen ebenfalls zum Erfolg beigetragen haben. Danke auch Frau Karb, die uns einen Tropfenfänger für die neue Kaffee-Kultur Ausstellung im Heimatmuseum geschenkt hat. Wir wünschen allen eine Frohe Weihnacht und alles Gute fürs Neue Jahr 2019. Mit dem gleichen Schwung beginnen wir bereits am 3. Januar 2019 die erste Veranstaltung aus unserer Filmreihe „Zurück gespult“ und zeigen den Film zum Jubiläumsumzug zur 1250 Jahrfeier von Michael Martin.

 

Ralf Schreck für die Agenda Gruppe Ortsgeschichte

 

Vieles spielt sich im Hintergrund ab. Am Samstag abend, auf dem Weg zu Bruno haben wir Wolfgang gesehen, wie er gerade die Museumstüre abgeschlossen hat. Vorletzte Arbeiten an der neuen Sonderausstellung? Der Museumsbautrupp hat fast unbemerkt das Waghäusel renoviert. Aber nur fast, denn man konnte es im Amtsblatt lesen. Genau, über solche Aktionen müssen wir berichten, zeigen sie doch, wie wertvoll sie sind für ein aktives Gemeinschaftsleben. Für mich sind das die Helden des Alltags. Nebend der Ortsgeschichte gibt es die Umweltgruppe, den Seniorenbeirat und viele andere Gruppen, die sich ebenfalls aktiv fürs Gemeinwohl einsetzen. Es geht uns gut. Wir leiden keine Not, leben seit vielen Jahren in einer Demokratie. Demokratie ist verletzlich und keine Selbstverständlichkeit. Wir sehen und lesen das tagtäglich in den Medien. Mit dem Einsatz der Menschen in den einzelnen Gruppen und Vereinen leisten wir einen wichtigen Beitrag für ein faires, lebens und liebenswertes Miteinander. Nicht nur zur Weihnachtszeit.

Allen meinen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine Frohe Weihnacht und alles Gute fürs Neue Jahr 2019.

 

Ehrenamt

Internationaler Tag des Ehrenamtes

Der Internationale Tag des Ehrenamtes ist ein jährlich am 5. Dezember abgehaltener Gedenk- und Aktionstag zur Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements. Er wurde 1985 von der UN beschlossen. Dies ist die Definition. Was wäre eine Gesellschaft ohne Uneigennutz, ohne Altruismus, ohne Ehrenamt? Das gewisse Etwas mehr zu tun als gefordert, das I-Tüpfelchen, das Sahnehäubchen. Zwei sehr schöne Beispiele ehrenamtliches Engagement bei uns zu erleben sind das Adventssingen in Eggenstein am kommenden Sonntag, dem 2. Advent und der Nikolaustag in Leopoldshafen, der bereits samstags startet und ebenfalls am Sonntag besucht werden kann. Adventssingen organisiert unser tatkräftiges Ortskartell, der Nikolaustag wird von der AG Ortsgeschichte verantwortet. Unsere Schröcker Feuerwehr wird sich dieses Jahr verstärkt beim Nikolaustag einbringen und neben Mistel und Plätzchenverkauf durch die Jugendfeuerwehr auch Speisen und Getränke anbieten. Das kleine Nebengebäude beim Heimatmuseum war früher das Feuerwehrgerätehaus. Wenn das nicht passt! Genießen wir die gemütliche und familiäre Atmosphäre beider Veranstaltungen und lassen uns auf die Weihnacht einstimmen. Singen wir mit oder hören einfach nur zu. Treffen wir neue und alte Bekannte. Auch die Mitstreiter der AG Umwelt werden am Samstag wieder vor Ort sein und über vergangene und neue Projekte reden. Wäre es nicht nett sich beim Besuch beider Veranstaltungen bei all den Freiwilligen und Ehrenamtlichen für deren Einsatz und Tun zu bedanken? Das Schöne am Ehrenamt ist, dass es jeder kann. Man muss es nicht lernen, man kann einfach mitmachen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Es beginnt mit Zustimmung, mit Wertschätzung. Der Rest kommt von allein. Und man bekommt unendlich viel zurück.

Ralf Schreck für die Agenda Gruppe Ortsgeschichte

 

Volkstrauertag

Auf Spurensuche 100 Jahre Erster Weltkrieg in Eggenstein und Leopoldshafen

RhMF22 – 1917 – Dusseldorf, das sind Gravierungen am Boden einer metallenen Blumenvase. Braun metallisch, etwa 22 cm hoch und 8 cm im Durchmesser. Die Oberfläche ist bearbeitet und der Künstler hat eine stilisierte Eiche mit Laub und Eicheln heraus gepunzt. Das passt zu einer Vase. Beim näheren Betrachten erkennt man weitere Verzierungen. 1914 – Romagne – 1918 ist zu lesen. Ein Souvenir als Andenken an Romagne in Frankreich aus dem Ersten Weltkrieg. RhMF steht für Rheinische Munitionsfabrik Düsseldorf und diese Vase ist die Hülse einer abgefeuerten Artillerie Granate, die Menschen zerfetzte. Produziert 1917. Der Künstler war mein Opa Franz Wöppel. Als Bauschlosser fiel es ihm leicht eine solche „Grabenkunst“ zu schaffen. Es gibt eine zweite Vase und einen Aschenbecher für seine Zigarren. Zum Glück gibt es mehr, denn Franz hat den Ersten Weltkrieg überlebt. Er war Sanitätssoldat, wurde mit der Bayerischen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, weil er seinen verletzten Unteroffizier aus dem Schlachtfeld barg. Obwohl er verwundet wurde, kam er vom Krieg nach Hause. Nie habe ich ihn über die Erlebnisse aus dieser grausamen Zeit reden hören. Diese Zeit hat ihn gezeichnet, ebenso die in der Heimat verbliebenen Familien, deren Väter und Großväter auf den Schlachtfeldern blieben. Eine solche Spurensuche ist auch Thema am Volkstrauertag, am Sonntag 18.11.2018, welches in einer Gedenkfeier in der Friedhofskapelle Leopoldshafen gewürdigt wird. Der Volkstrauertag ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Er wird seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und erinnert an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft aller Nationen. Nehmen wir uns deshalb die Zeit, besuchen wir diese Gedenkveranstaltung, denn Gewalt, Krieg, Vertreibung, Hass, Fake News, Egoismus, sind ganz aktuelle Themen, denen wir uns annehmen müssen.

Ralf Schreck für die Agenda Gruppe Ortsgeschichte

Franz hat seine Kriegserlebnisse mit ins Grab genommen. Was blieb sind seine Sanitätsschürze, ein Mehrweg Spritzenset, seine Auszeichnungen, der Entlassungsschein, sowie die umgearbeiteten Granatenhülsen. Dieser Krieg hat ihn gezeichnet, dass er Lehren daraus gezogen hat, erkennt man daran, was er aus seinem Leben gemacht hat. Darüber werde ich an anderer Stelle berichten.

Herbstlicher Spaziergang

Herbstliche Fotoausstellung

Glücklich können sich die „Draußen Menschen“ schätzen, denn die erleben gerade einen farbenprächtigen Herbst. Es könnte genauso auch grau, trüb, nass, kalt und trist sein. Noch ist es einfach wunderschön. Dann ist Herbst wie Frühling. Jeden Tag gibt es Veränderungen, jeden Tag entdecken wir neue Farben und Formen. Bei wolkenlosem blauem Himmel leuchten die Farben der Blätter und Blüten besonders schön. Die knallig roten Roten Ahorne im Bürgerpark leuchten mit den gelben Pappeln am Schröcker Baggersee um die Wette. Bunte Früchte an den Wildsträuchern, ruhiges braun in der Gründung Wiese und beim abgeernteten Maisfeld. Selbst im Friedhof erleben wir prächtige Lichtspiele. Man muss gar nicht alles beschreiben, man muss nur raus gehen und sich treiben lassen. Schnell verfliegen alle Ängste und Sorgen und die Seele lebt auf. Vieles gibt es zu entdecken. Ja, man kann sowohl im Ort, als auch im nahen Umland eine Vielfalt an schönen Szenen erleben. Das müsste man eigentlich mit anderen teilen. Machen wir auch. Die Agenda Gruppe Ortsgeschichte organisierte am vergangenen Sonntag eine geführte Radtour zur sehenswerten Orten der Geschichte, Kultur und Natur. Dabei konnte man allerlei erleben. Nicht nur interessant für Geschichts- und Naturfreunde. Das wäre auch etwas für Fotofreunde.

Ralf Schreck – Herbst Freund

 

Die Eggensteiner Schleiereulen

In deinem Haus bin ich gern

Die Schleiereulen im Turm der Evangelischen Kirche von Eggenstein.

Der Turm der Evangelischen Kirche in Eggenstein ist schon eine imposante Erscheinung. Die erste Nachricht einer Kirche stammt aus einem Schriftstück des Bischofs von Speyer aus dem Jahr 1160. Zwischen 1460 und 1480 wurde diese erste Kirche baufällig und man entschloss sich für einen Neubau. Ein großer Teil der Grundmauern wurde mitverwendet. Im Laufe der Jahrhunderte gab es mehrere An- und Umbauten, bis zum heutigen Zustand der Kirche.

Im Inneren gibt es unter anderem verschiedene eingemauerte Grabplatten zum Gedenken früherer Pfarrer. Die älteste stammt aus dem Jahr 1538 und erinnert an Bruder Johannes Wester. Beachtenswert ist, dass diese Grabplatte noch erhalten ist und man sie bei Einführung der Reformation nicht zerstört hat.

Kommen wir zurück zum Turm. Der NABU Deutschland bemüht sich seit Jahren in unseren Dörfern Nistplätze für Schleiereulen einzurichten. Hier arbeiten die Kirchen Hand in Hand mit dem Naturschutz. Es benötigt eine Kombination aus eulenfreundlichem Gebäude und einer zur Mäusejagd tauglichen Landschaft, die mit wenigen Schwingen Schlägen erreichbar ist. Beides haben wir und das ergibt spannende Beobachtungen.

Wir bekamen den Hinweis, dass die diesjährige Brut erfolgreich war. Aus ursprünglich fünf Eiern entwickelten sich vier Schleiereulen und der erste Ausflug stand kurz bevor. Am 8. August um 22.00 Uhr nahmen wir unseren Beobachtungsstand am Kirchplatz ein. Bald vernahmen wir das typische Zischen der Eulen, dann kam ein Altvogel lautlos heran geflogen mit einer erbeuteten Maus. Sofort erschienen die Jungen, versammelten sich auf den Lamellen des Kirchenfensters und eines übernahm die Beute. Welch ein Anblick! Eine halbe Stunde später startete eine Jungeule zu ihrem ersten Flug, landete kurz auf dem Dach des Kirchenschiffes, hob wieder ab und machte es sich auf dem Ziffernblatt der Turmuhr gemütlich.

Die Anwesenheit von Eulen war uns bereits bekannt. Im Januar 2009 entdeckten wir in unserem Kleingarten unterhalb der Kirche Speiballen einer Eule. Das sind die unverdaulichen Reste, wie Haare, Federn, Knochen, Teile von Insekten, usw. Wenn man ein solches Gewölle mit einer Pinzette auseinander macht, kommen diese Teile zum Vorschein. Wir fanden kleine Knochen und Schädelteile von Spitz- und Feldmaus. Das waren sichere Hinweise auf Eulen, denn die Gewölle von Bussard und Falke enthalten aufgrund stärkerer Magensäure kaum Knochen, sondern überwiegend Haare von Mäusefellen und Federn von Vögeln.

In deinem Haus bin ich gern. Ein schönes Beispiel zur Bewahrung der Schöpfung.

 

Ralf Schreck – Eulen Freund

Fotos: RMS – Ralf Schreck – KUe – Karl Ueberle

 

 

Leopoldshafen

Leopoldshafen

Unser Dorf liegt auf einer zum Rhein vorgeschobenen Landzunge des Hochgestades, gegenüber dem ähnlich gelegenen pfälzischen Dorfe Leimersheim, 12 Kilometer nordwestlich von der badischen Landeshauptstadt Karlsruhe entfernt. Die südliche Nachbargemeinde ist Eggenstein, während Linkenheim gegen Norden an die Dorfgemarkung angrenzt. Im Osten hält der dunkle Hardtwald die Nachbarschaft. Dem Beschauer bietet sich vom Dorfe aus nicht nur ein herrlicher Fernblick auf den Wasgenwald und das Hardtgebirge jenseits des Rheins, sondern auch die diesseitigen lauen Schwarzwaldberge bei Ettlingen und Baden-Baden. Das Dorf selbst und seine weite Gemarkung schenkt jedem Besucher, der Freude an der Natur und am dörflichen Leben hat, eine Menge bleibender Eindrücke. Die schmucken und sauberen Häuser der Dorfstraßen, die biederen Menschen in ungezwungener Natürlichkeit und Freundlichkeit, die idyllischen Altwasser, die lichtgrünen Rheinwaldungen mit schattigen Wegen und verschlungenen Pfaden, der still ruhende Rheinhafen mit seinem klaren, fischreichen Wassern, der ewig schaffende, rastlose, in wuchtigen Dämmen gehaltene Rhein, die Fähre mit schaukelnden Nachen – dies alles, umschlossen vom Himmel und den Wäldern der Hardt, bildet wahrlich eine einzigartige reiche Welt! Diese kostbare Perle im Kranze der badischen Hardt- und Rheinorte ist mein Heimatort, mein Leopoldshafen! Du Heimat! Dein Name ist mir ein Zauberwort. Der Kindheitstage entstehen wieder, wenn ich dich sehe und deinen Namen vernehme! Ich erblicke in der Ferne dein Bild und grüße dich mit beschwingten Worten:

O, wie ist so lieb mein Dörfchen,

So ganz anders als die Stadt!

Klein und einfach sind die Häuschen

Hier, im Schmuck von Baum und Blatt.

 

Mit dem Pfluge, mit der Hacke

Schafft der Bauer auf dem Land:

Rüben, Tabak, Frucht, Kartoffeln

Pflanzt er gern mit fleiß`ger Hand.

 

Hühner picken, Tauben girren,

Pferde wiehern laut im Stall,

Und des Morgens in der Frühe

Hört man schon den Peitschenknall!

 

Pferd` und Kühe ziehn die Straßen`

Mit dem Wagen da entlang –

Doch des Tages Last und Mühe

Wird umrahmt von Sang und Klang.

 

Wie ich dich doch innig liebe,

Kleine Welt am großen Rhein,

Immer zieht aus weiter Ferne

Meine Seele bei dir ein!

 

Nein, das stammt nicht aus meiner Feder. Das sind die Worte unseres Ehrenbürgers Stephan Karl Vomberg (03.11.1877 – 03.05.1947). Zur Jahrhundertfeier der Namensgebung Leopoldshafen 1933 wurde von ihm das Buch „Leopoldshafen am Rhein – Heimatbuch in Wort und Bild“ verfasst, herausgegeben und finanziert. Stephan Karl Vomberg hat sich um die Gemeinde Leopoldshafen verdient gemacht.

Das schöne an diesen Worten ist, dass man sie, wenn man „Freude an der Natur und am dörflichen Leben hat“, heute immer noch nachvollziehen kann! Diese Beschreibungen und Erlebnisse findet man auch in den Bildern, Gemälden und Fotografien der Herren Bayer, Dürr, Stern, Ueberle. Wenn wir respektvoll und mit Verantwortung mit unserer Heimat umgehen, können wir solche Erlebnisse auch unseren Enkeln erfahrbar machen. Manche Dinge und Geschichten, die das Leben schreibt scheinen zeitlos zu sein? Ist das nicht schön?

Die neueren Fotos stammen von Lukas und mir.

Ralf Schreck – Schröck Freund