Die Blaue Holzbiene

Die Blaue Holzbiene

Xylocapa violacea ist unsere größte heimische Wildbiene und eine eindrucksvolle Erscheinung. Bereits am 17. Februar konnten wir sie an den blühenden Christrosen im Friedhof Leopoldshafen beobachten. Auch beim Spaziergang durch die Blumenstrasse, die für Pflanzenfreunde immer sehr erbaulich ist, kann man diese Solitärbienen entdecken. Am 17. März fanden wir sie an der Wohlriechenden Heckenkirsche (Lonicera fragrantissima), am 19. Mai wiederum im Friedhof an den gelben Asphodeline lutea, den Junkerlilien. An den blühenden Blauregen Ende April sehen wir sie auch, jedoch lassen sie sich dort nur schwer fotografieren, weil sie wie wild umherfliegen.

Beide Geschlechter überwintern und verpaaren sich im Frühling. Sie leben solitär, bilden keinen Staat wie unsere Honigbienen. Als Nistplatz benötigen sie Totholz, welches nicht morsch sein, sondern noch eine gewisse Härte haben muss. Darin nagen die Weibchen Gänge, in die sie ihre Eier legen, mit einem Nahrungsvorrat aus Nektar und Pollen. Holzbienen sind Kropf- und Beinsammler. Wer sich in seinem Garten eine kleine sonnen beschienene Totholzecke einrichtet kann sich glücklich schätzen, wenn es zu einer Besiedlung kommt. Als ideales Besiedlungsholz hat sich das Treibholz am Alten Hafen Leo erwiesen, welches im Januar und später im März dort angeschwemmt wurde. Unsere Gemeinde hat dankenswerter Weise den schönen Platz wieder aufgeräumt und in harter Arbeit das Holz zerkleinert und entfernt. Eine einigermaßen tragbare Holzscheibe haben wir für den Naturschutz „entwendet“ und in den Garten meiner Eltern gelegt. Am 1. Juni entdeckten wir dann die Besiedelung. Die Vorderseite hat einen Eingang, auf der Rückseite sind es bereits drei Niströhren. Es ist schon erstaunlich, wie ein kleines Insekt es schafft Gänge in hartes Holz zu nagen.

Im Spätsommer schlüpfen schließlich die jungen Bienen, die man an den blühenden Sommer- und Herbstblumen beobachten kann. Diese junge Generation wird überwintern und sucht sich dafür geeignete Hohlräume im Holz, Spalten oder auch in Erdröhren. Die Gründungsgeneration stirbt. Der Kreislauf beginnt im kommenden Jahr erneut, an den ersten warmen Tagen im Februar oder März finden sich die blauschwarzen Brummer wieder ein. Wildbienen benötigen die für sie geeigneten Blumen und ihren spezifischen Nistraum in erreichbarer Nähe. Bieten wir beides schützen wir nicht nur die Blauen Holzbienen.

Beim Hochwasserdamm, beginnend beim Absturzbauwerk gegenüber des Blauen Hauses, finden wir derzeit vormittags am blühenden Mohn diese großen Bienen. Vormittags deshalb, weil beim Mohn die Darbietung des Pollens einer Tagesrhythmik unterliegt. Zwischen 5.30 Uhr und 10.00 Uhr gibt es beim Papaver rhoeas, unserem Klatschmohn Frühstück. Eine einzelne Blüte liefert dabei bis zu 2,6 Millionen Pollenkörner. Wem das zu früh ist und vergeblich nach den Bienen schaut, der kann sich immerhin noch an den schönen Blumen erfreuen.

Ralf Schreck – der mit dem Mohn tanzt

 

Die Obstallee am Hammenweg

Die Obstallee am Hammenweg

Heute sind wir in Leopoldshafen und besuchen bei herrlich frühlingshaftem Wetter die Obstallee am Hammenweg. Es ist eine alte Allee. Alleen sind Menschen gemacht, sind Kulturgut. Für die Natur sind die alten und abgängigen Bäume besonders wertvoll. Weshalb das so ist kann man an den blühenden Weiden im Wildgebüsch in der Nachbarschaft beobachten. Es ist erstaunlich wie viele Blauen Holzbienen, unsere größte und eindrucksvollste heimische Wildbienenart, derzeit dort unten umherschwirren und sich an den Weidenblüten laben. Auch Hummeln, Mauer und Imker Bienen sind zugegen. Pfauenauge, Zackenfuchs und Zitronen Falter sind aus der Überwinterung erwacht und finden sich ein.

Dank Allee, dank alter und absterbender Bäume, dank uns, finden alle diese Insekten dort Unterschlupf zum Überwintern. Die Blauen Holzbienen bauen in diesem Altholz auch die Brutröhren für ihren Nachwuchs. Der aufmerksame Naturfreund kann diese Brutstätten finden. Hornissen Königinnen, Hirschkäfer und viele andere sind ebenfalls auf diesen Lebensraum angewiesen. Genauso wichtig sind die blühenden Weidenbäume im Wildgehölz gegenüber. Lebensraum und Nahrungsquellen sind in unmittelbarer Nähe. Das ist optimal. Natur ist vernetzt. Wird das Netz gestört bekommen die Nutzer Probleme. Das Netz Natur ist größer und umfassender als viele von uns es sich vorstellen können.

Hier unten gibt es viele Singvögel. Eben wegen der Bruthöhlen. Bunt, Klein, Grünspecht sind ständige Gäste. Im Wildgehölz stehen tagsüber Rehe ein und das Dickicht bietet Unterschlupf für Fasan und Rebhuhn. Von Menschen gestaltete Kulturlandschaften bieten Lebensräume für Wildtiere. Wenn ihr die Blaue Holzbiene fragt, ob die Obstbäume dort unten gut geschnitten sind, dann wird sie euch sagen: „Is mir Pollen (Wurscht), solange ihr mir genügend Alt und Totholz belasst und es Nahrung in der Nachbarschaft gibt. Ist es den Menschen  auch egal? Wer hat denn noch Interesse an Obst? Wer beteiligt sich denn noch an einer Obstversteigerung im Ort? Sind wir alle zu bequem und verwöhnt? Im vergangenen Herbst konnte man allen Orts viel Fallobst sehen. Dies wiederum haben sich unsere Wildvögel und Wildtiere geholt und somit gab es doch ein Happy End im Kreislauf der Natur.

Ralf Schreck – Wildbienen Freund