Im Wörth in Schröck

Neues aus dem Revier von Edwin und Jochen –Neues von der Wildkamera

Kaum am Wiesenrand sitzend, versuchen sich die Augen in der Ferne zu entspannen. Der Alltagsstress ist plötzlich wie weggeblasen und schon ist man mitten drin im allerschönsten Abendvogelkonzert. Nach wenigen Minuten lassen sich die ersten Vogelarten zuordnen. Hier sind die Amsel und das Rotkehlchen, dort Blau- und Kohlmeise. Ein schwatzender Starenschwarm wird von einem einzelnen Zaunkönig übertönt. Die Mönchsgrasmücke flötet ihr Lied, nebenan zwitschert ein Rohrsänger, im Hintergrund feixt ein Fasanengockel sein metallisches Gackern. Im Nu ist man von diesem Zauber gefangen.

Pünktlich um 19.15 Uhr treten die Rehe auf die Wiese. Ja, plötzlich sind sie da, ein ganzer Sprung. Wenn man Glück hat sitzt am auch am richtigen Ort, denn es gibt dort unten mehrere Wiesen. Und falls man einmal „falsch“ sitzt kann man die Fasane beobachten. Der auffällige Gockel stolziert ohne Scheu übers Feld, die unauffälligen Hennen sind schon schwerer auszumachen. Der kleine Harem nimmt Sandbäder, pickt nach Getier und huscht nach einer Weile wieder ins Gestrüpp.

Störche schauen regelmäßig vorbei, sogar einen Purpurreiher können wir ausmachen. Die heimlichen Tiere nimmt die Wildkamera auf. Da ist der Marder, zwei Füchse schauen vorbei und auch zwei einzelne Sauen. Auch der Fasanentrupp zeigt sich und ein Häher inspiziert die Lage. Im Getreidefeld bei der Gärtnerei entdecken wir die vom Kälteeinbruch gestrandeten Kiebitze in einer Gruppe Graugänse. Während Tage später die Kiebitze wieder weiter zogen blieb ein Pärchen da und versuchte dort ein Nest zu bauen. Natürlich vergebens, denn nach der ersten Feldbearbeitung waren sie verschwunden.

Dennoch gibt es dort unten im Wörth eine reichhaltige Tierwelt. Die Dickichte zwischen den Wiesen, der Erlenbruchwald am Ortsrand von Leopoldshafen sind wichtige Lebensräume und Rückzugsgebiete fürs Wild. Für uns Menschen sind diese Ecken dort schier undurchdringlich, für die Natur ist es ein wichtiges Biotop. Daneben gibt es Landwirtschaft und Gartenbau. Spaziergänger, Radler, Hunde Freunde und gärtelnde Einwohner, die mit Pkw und Hänger ihren Grünschnitt zum Kompostplatz bringen. Jeder kommt auf seine Kosten, es ist ein ausgeglichenes Geben und Nehmen. Das sollten wir zu schätzen wissen. Gut, der Kiebitz ist verschwunden und baut sein Nest auf den Kiesflächen des Naturschutzgebietes Kohlplattenschlag bei Spöck. Das nehmen wir in Kauf.

Sollten wir etwas zurückgeben? Es ist eine zerbrechliche Welt, von Menschenhand geformt. Wir sollten behutsam damit umgehen, damit wir sie morgen auch noch lebenswert vorfinden. Am besten können wir das, wenn wir oft draußen sind und versuchen alle wirkungsvollen Zusammenhänge zu verstehen. Während ich am Wiesenrand sitze nähert sich langsam ein Geländewagen und ich frage mich, ob es mir jetzt wohl an den Kragen geht? Ach nein, es ist Jochen, der mich am Hut erkannt hat und mich freundlich begrüßt. Neben ihm sitzt sein Papa. Sie fahren ihre Felder ab und sehen nach dem rechten. Ich nutze wie immer eine solche Gelegenheit und frage ihn was im Moment gerade auf den Feldern ansteht. Er berichtet über seine Vorhaben, Pläne, kommende Ernten, Wettereinflüsse, Gründüngungspflanzen, Wildschäden durch Sauen, auch über Sorgen. Es ist eine verantwortungsvolle Landwirtschaft. Jochen kennt sich aus und sein Papa ist bestimmt stolz auf ihn, wie er die Felder bewirtschaftet und versucht die anstehenden Widrigkeiten zu meistern.

Es sind schöne Abende dort unten im Wörth. Nicht nur wegen Reh und Fasan. Ich werde auch von Radlern angesprochen, die mir dann von ihren Erlebnissen berichten und ich freue mich immer wieder, wenn ich Menschen begegne, die sich über ein kleines Gänseblümchen freuen können. Solche Erlebnisse müssen wir unbedingt teilen, deshalb nehme ich gelegentlich meine Söhne zum fotografischen Ansitz mit.

Seit dem 14. April ist auch der Kuckuck wieder zurück.

Ralf Schreck – der mit dem Hut am Feldrand sitzt

Im Wild`en Revier von Otto

Hinter der Belle Brücke liegt ein Paradies …

Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie schön die Welt ist und wieviel Pracht in den kleinsten Dingen, in irgendeiner Blume, einem Stein, einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart. Die erwachsenen Menschen, die Geschäfte und Sorgen haben, sich mit lauter Kleinigkeiten quälen, verlieren allmählich ganz den Blick für diese Reichtümer. Es geht eine große und ewige Schönheit durch die ganze Welt, und diese ist gerecht über den kleinen und großen Dingen verstreut.

Wer kann das besser beschreiben als der Lyriker Rainer Maria Rilke? Diese Gedanken kommen mir in den Sinn, sobald ich auf der Belle Brücke stehe und das jahreszeitliche Geschehen im Rheinwald betrachte. Die Dynamik und Kraft des Wassers, die dort unten im Rheinwald die Landschaft verändert und gestaltet. Ein scheinbar lebensfeindlicher Raum. Mit Glück, Geduld, Aufmerksamkeit und ein wenig Technik lassen sich dort auch die Tiere beobachten. Es ist schon enorm, was sich abspielt. Es gibt trotz Bejagung eine reiche Tierwelt. Selbst die heimlichen Waschbären sind anzutreffen.

Otto ist ein feiner Mensch. Wenn er mich dort unten erkennt, hält er jedes Mal an und wir tauschen uns über unsere Beobachtungen aus. Otto ist Jäger. Es ist sein Revier und er kennt es wie kein anderer. Auch er erkennt die Schönheiten dieser einzigartigen Landschaft direkt vor unserer Haustüre. Es lohnt sich ihn „auszufragen“, denn er weiß viel über den Wald zu erzählen. Diese Begegnungen sind für mich jedes Mal eine Bereicherung.

Man muss kein Lyriker oder Dichter sein, um die Verletzlichkeit dieser Schönheiten zu erkennen. Es bedarf nur ein bisschen Aufmerksamkeit und Interesse. Wer dort unten Glück empfindet, geht vielleicht einen Schritt weiter und setzt sich dafür ein, dass andere dieses Glück ebenfalls erleben können …

Ralf Schreck – Naturfreund

Die Fotos sind von LRS = Lukas und RMS = Ralf Schreck und entstanden im Zeitraum 2015 – 2017. Irgendwann gibt es auch einen Film zum Thema.

Jäger

Jäger

Jeder Einsatz ist anders. Nie weiß ich im Voraus was mich erwartet. Vom Rathaus erhalte ich Anfragen Hilfe suchender Bürger. Bitte kommen wir haben Wespen. Bitte schnell kommen wir haben Hornissen!

Als ich am Einsatzort eintraf blickte ich in ein bekanntes Gesicht, es war der Jäger vom Hardtwald. Jäger haben eine fundierte Jagd- und Naturausbildung, deshalb war die Beratung einfach. Wir begegneten uns seiner Zeit im Wald und unterhielten uns über Fotografie, Jagd und das im Hardtwald vorkommende Damwild. Jetzt hatte er Untermieter im Garten entdeckt und es war ein stattliches Hornissen Nest in einem Vogelkasten. Die Behausung war den Falken der Lüfte zu klein geworden, deshalb hatten sie außerhalb einen Anbau angelegt. Ähnlich dem Nest auf dem Friedhof in Leopoldshafen 2014. Die Besiedlung fand bereits im April statt, entdeckt wurden die Hornissen erst jetzt, beim Schneiden eines Strauches.

Was konnte man tun? Da sich das Volk bereits in der sogenannten Absterbephase  befindet, kam eine Umsiedlung nicht mehr in Frage. In den Nestwaben sind bereits Großzellen für die Jungköniginnen und die Drohnen angelegt, die demnächst schlüpfen und bald das Volk verlassen. Ende Oktober, Anfang November mit den ersten Frösten ist das Nest dann erloschen. Die Beratung war einfach. Der Jäger hatte sich bereits informiert und es wurde beschlossen den Neststandort für Mensch und Tier zu sichern. Der vordere wenig benutzte Einflugbereich wurde durch Umbinden von Zweigen verschlossen. Die hintere stark frequentierte Flug Zone über dem Nest wurde durch Beschnitt von Gesträuch erweitert. Damit war die Aktion beendet. Nennenswerte Angriffe im Nestbereich gab es nicht. Die Kamera wurde attackiert. Es herrschte aber bald wieder Ruhe.

Drei Stiche töten einen Menschen und sieben ein Pferd. Und Jäger sind Bambi Mörder. Das ist die Meinung uninformierter Bürger. Aber als „vom Landratsamt bestellter ehrenamtlicher Wespen und Hornissenberater“  kann ich mich um Klarstellung bei den Gelbjacken bemühen. Das mit den Bambis müssen die Jäger tun. Nicht immer stoße ich auf Verständnis bei meinen Berater Einsätzen. Beim Jäger war es einfach. Vielleicht liegt es auch daran, dass Hornissen ebenfalls Jäger sind? Und Jäger halten zusammen.

Ach ja, ich wurde bereits zwei Mal gestochen. Also habe ich noch ein Leben?

 

Ralf Schreck – Hornissen Freund

 

Fotos von Lukas und Ralf Schreck