Wer Lust auf “Bunt” hat, der spaziert beim Andi Bräu ins Tiefgestade hinunter. Zunächst blicken wir beim Absturzbauwerk hinab in die Landschaft, dann erkennen wir sofort, was uns erwartet. Das aktuelle Wetter zaubert herrliche Wolkenspielereien. Mal kommt die Sonne durch, mal nicht. Licht und Schatten bilden ein Katz und Maus Spiel. Da der April zu kalt war ist unser Frühling anders, als in den vergangenen Jahren. Es blüht überall länger und scheinbar bunter.
Diesen Weg und diese Strecke sind wir schon oft geradelt. Das spannende dabei ist, dass es jedes Jahr anders ist. Künstlerin Natur eben.
Ist das nicht wie eine Offenbarung?
Offenbarung
Natur spricht laut in Wort und Schrift
Du mußt nur Windeswehen
Und Duft und Klang und Wald und Trift
Und Fels und Meer verstehen!
Ein jeder Baum, der braust in Wettern,
Und jede Blume auf der Flur,
Und jeder Zweig ist voll von Blättern
Der Offenbarung der Natur.
Auf jedem Blatt steht licht und offen:
“O glaub’ an helle Frühlingsluft!”
Auf jedem Blatt steht grünes Hoffen,
Still flüsternd um die Blumenbrust.
Auf jedem Blatt steht groß geschrieben:
“Der Geist der Lieb’ durchweht die Flur!”
Auf jedem Blatt steht: “Lieben! lieben!”
Als Offenbarung der Natur.
Hermann Rollett – (1819 – 1904), österreichischer Dichter
Der Regen war wichtig. Die Vegetation hat hat es mit den vielen Blüten gedankt. Unsere Dämme sind bunter denn je. Oder sehen wir es deshalb nur so, weil unsere Sehnsucht nach Normalität so hoch ist? Wer beim Anblick dieser Blumenmeere nicht ins Träumen kommt, der hat das Leben nicht verstanden. Jetzt sollte man heiraten, eine schönere Kulisse finden wir nicht. Dürfte ich mir einen Platz zum Sterben wünschen, dann wäre es im Mai, dort unten bei den Blumen, den bunten.
Ralf Schreck – Naturfreund