Glück

Den Einfachen

Das Glück verschließt sich den Planern und Rechnern, den Strategen und Dauerkämpfern. Es schenkt sich den Einfachen, den Bescheidenen, den Selbstgenügsamen, deren Seele kein Parcours des Ehrgeizes, sondern eine Blumenwiese ist, die ihren Sinn und Zweck in sich selbst hat.

So schreibt Hans Kruppa. Und recht hat er. Solche Gedanken kommen mir in den Sinn, wenn ich draußen bin, nach nichts suche und alles finde. Und ich muss gar nicht weit gehen, um alles zu finden. Hinterm Friedhofsmäuerchen beginnt das Gedankenglück. Auch hinterm Penny, im Wörth ist es sichtbar. Glaubt ihr nicht? Dinge einfach einmal von einer anderen Seite, von einem anderen Standpunkt betrachten und sich dann einfach treiben lassen.

Ralf Schreck – Glücksfinder

Im Wörth in Schröck

Neues aus dem Revier von Edwin und Jochen –Neues von der Wildkamera

Kaum am Wiesenrand sitzend, versuchen sich die Augen in der Ferne zu entspannen. Der Alltagsstress ist plötzlich wie weggeblasen und schon ist man mitten drin im allerschönsten Abendvogelkonzert. Nach wenigen Minuten lassen sich die ersten Vogelarten zuordnen. Hier sind die Amsel und das Rotkehlchen, dort Blau- und Kohlmeise. Ein schwatzender Starenschwarm wird von einem einzelnen Zaunkönig übertönt. Die Mönchsgrasmücke flötet ihr Lied, nebenan zwitschert ein Rohrsänger, im Hintergrund feixt ein Fasanengockel sein metallisches Gackern. Im Nu ist man von diesem Zauber gefangen.

Pünktlich um 19.15 Uhr treten die Rehe auf die Wiese. Ja, plötzlich sind sie da, ein ganzer Sprung. Wenn man Glück hat sitzt am auch am richtigen Ort, denn es gibt dort unten mehrere Wiesen. Und falls man einmal „falsch“ sitzt kann man die Fasane beobachten. Der auffällige Gockel stolziert ohne Scheu übers Feld, die unauffälligen Hennen sind schon schwerer auszumachen. Der kleine Harem nimmt Sandbäder, pickt nach Getier und huscht nach einer Weile wieder ins Gestrüpp.

Störche schauen regelmäßig vorbei, sogar einen Purpurreiher können wir ausmachen. Die heimlichen Tiere nimmt die Wildkamera auf. Da ist der Marder, zwei Füchse schauen vorbei und auch zwei einzelne Sauen. Auch der Fasanentrupp zeigt sich und ein Häher inspiziert die Lage. Im Getreidefeld bei der Gärtnerei entdecken wir die vom Kälteeinbruch gestrandeten Kiebitze in einer Gruppe Graugänse. Während Tage später die Kiebitze wieder weiter zogen blieb ein Pärchen da und versuchte dort ein Nest zu bauen. Natürlich vergebens, denn nach der ersten Feldbearbeitung waren sie verschwunden.

Dennoch gibt es dort unten im Wörth eine reichhaltige Tierwelt. Die Dickichte zwischen den Wiesen, der Erlenbruchwald am Ortsrand von Leopoldshafen sind wichtige Lebensräume und Rückzugsgebiete fürs Wild. Für uns Menschen sind diese Ecken dort schier undurchdringlich, für die Natur ist es ein wichtiges Biotop. Daneben gibt es Landwirtschaft und Gartenbau. Spaziergänger, Radler, Hunde Freunde und gärtelnde Einwohner, die mit Pkw und Hänger ihren Grünschnitt zum Kompostplatz bringen. Jeder kommt auf seine Kosten, es ist ein ausgeglichenes Geben und Nehmen. Das sollten wir zu schätzen wissen. Gut, der Kiebitz ist verschwunden und baut sein Nest auf den Kiesflächen des Naturschutzgebietes Kohlplattenschlag bei Spöck. Das nehmen wir in Kauf.

Sollten wir etwas zurückgeben? Es ist eine zerbrechliche Welt, von Menschenhand geformt. Wir sollten behutsam damit umgehen, damit wir sie morgen auch noch lebenswert vorfinden. Am besten können wir das, wenn wir oft draußen sind und versuchen alle wirkungsvollen Zusammenhänge zu verstehen. Während ich am Wiesenrand sitze nähert sich langsam ein Geländewagen und ich frage mich, ob es mir jetzt wohl an den Kragen geht? Ach nein, es ist Jochen, der mich am Hut erkannt hat und mich freundlich begrüßt. Neben ihm sitzt sein Papa. Sie fahren ihre Felder ab und sehen nach dem rechten. Ich nutze wie immer eine solche Gelegenheit und frage ihn was im Moment gerade auf den Feldern ansteht. Er berichtet über seine Vorhaben, Pläne, kommende Ernten, Wettereinflüsse, Gründüngungspflanzen, Wildschäden durch Sauen, auch über Sorgen. Es ist eine verantwortungsvolle Landwirtschaft. Jochen kennt sich aus und sein Papa ist bestimmt stolz auf ihn, wie er die Felder bewirtschaftet und versucht die anstehenden Widrigkeiten zu meistern.

Es sind schöne Abende dort unten im Wörth. Nicht nur wegen Reh und Fasan. Ich werde auch von Radlern angesprochen, die mir dann von ihren Erlebnissen berichten und ich freue mich immer wieder, wenn ich Menschen begegne, die sich über ein kleines Gänseblümchen freuen können. Solche Erlebnisse müssen wir unbedingt teilen, deshalb nehme ich gelegentlich meine Söhne zum fotografischen Ansitz mit.

Seit dem 14. April ist auch der Kuckuck wieder zurück.

Ralf Schreck – der mit dem Hut am Feldrand sitzt

Der Badberg im Kaiserstuhl

Der Badberg im Kaiserstuhl

2013 waren wir zum ersten Mal am Kaiserstuhl. Wir ahnten was wir zu erwarten hatten, wussten aber nicht, ob sich diese Wünsche auch erfüllen würden. Wir beginnen am Wanderparkplatz Schelingen und nehmen den steilen Weg nach oben. Im Sommer sind wir immer am Morgen unterwegs, damit wir uns in der Mittagshitze anderen Dingen widmen können. Es beginnt zwar steil aber alle Hundert Meter entdecken wir neues in der Fauna und Flora. Die Wege müssen gar nicht verlassen werden, man kann alles vom Rand erkunden. Je höher man steigt, umso schöner wird die Aussicht, um so ergreifender wirkt die Landschaft. Eine Landschaft, die Kultur und Natur vereint. Hier der Weinbau und die Obstanlagen in die in Löss gehauenen Terrassen, dort die Haine, Wiesen, Wäldchen, Knicks und steilen Lösswände. Einmalige Trockenstandorte, die zahlreiche Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten beherbergen. Gottesanbeterin, Wespenspinne, Smaragdeidechse, Wiedehopf und Bienenfresser sind die Highlights. Wer diese vielfältigen Naturräume lesen und interpretieren kann, wird die Highlights alle entdecken. Wer es nicht kann, besucht eine Führung. Die Landschaft wird gepflegt. Weinbau spielt dort eine große Rolle, seit vielen Generationen schon. Weinbau ist dort Tradition, ist ein wichtiges Kulturgut. Die Weinberge benötigen eine durchdachte und organisierte Pflege. Dazu gehört auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Beim Blick in die Täler kann man die sprühenden Weinbergschlepper beobachten. Und dennoch gibt es dazwischen Naturräume und Naturschutzgebiete. Die Grenzen zwischen Kultur- und Naturflächen verlaufen abrupt. Doch dieses Zusammenspiel zwischen Nutzen und Brache scheint zu funktionieren. Ich bin kein Insider, doch meine Beobachtungen lassen mich diesen Schluss ziehen. Auch die Naturräume werden gepflegt. Es gibt ein Pflegemanagement. Das ist zu erkennen, wenn man wiederkommt. Wir waren jetzt zum dritten Mal hier. Zweimal im Sommer und jetzt im Frühling. Die Weinberge und Obstanlagen waren bereits geschnitten. Auch einige Knicks waren ausgeholzt und auf den Wiesen waren Teilflächen gemäht, andere nicht. Auf den scheinbar kahlen Wiesen blühen bereits Schlüsselblumen, Küchenschellen, Traubenhyazinthen, Fingerkraut, Taubnessel und und und. Vielfalt zwischen Weinbergen kann funktionieren, wenn alle Beteiligte einbezogen werden. Am Kaiserstuhl ist das sichtbar. Deshalb kommen wir auch wieder. Auch wegen dem Wiedehopf. Gesehen haben wir ihn noch nicht aber in der Ferne haben wir einen rufen hören. Wupp, wupp, wupp.

Ralf Schreck – Kaiserstuhl Freund

Die Ästhetik der Fauna hat Lukas – LRS – in Szene gesetzt. Kann man bei solchen Aufnahmen noch von Ungeziefer reden?

DAS – David

LRS – Lukas

RMS – Ralf

DS – Doris (Küchenschelle mit Wildbiene)

Hasen Klage

Hasenklage

Der Landwirt sagt: Es ist ein kaltes Frühjahr. Ich nehme mehr Folie, um die Böden zu erwärmen. Dann kann ich den Spargel früher ernten und erziele höhere Preise. Durch den Einsatz von Vliesen und Folien habe ich Einfluss auf den Ernteverlauf und die Preise. Das gibt Sicherheit. Ich biete Arbeit für zahlreiche Landarbeiter. Ich schone Ressourcen, ich erzeuge regional. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Im Dorfladen kann ich vieles anbieten. Die Menschen haben kurze Wege. Auch die alten.

Der Hase sagt: Wo soll ich wohnen?

Der Landwirt sagt: Geht in die Fläche gegenüber des Spöcker Weges. Dort gibt es Wiesen und den Waldrand. Oder geht in die Wiese beim Sportplatzweg.

Der Hase sagt: Die Fläche gegenüber des Spöcker Weges gibt Bauland, die Wiese beim Sportplatzweg ist Hundeklo. Früher gab es kein Plastik auf den Feldern. Es gab mehr Hecken, Wiesen und Knicks. Dann kamen die Betriebswirtschaftler und haben die Flurbereinigung erfunden. Und unser Lebensraum wurde immer kleiner. In der aktuellen Hasen BNN steht, dass die Landwirte jetzt Geld erhalten, wenn sie wieder Ackerrandstreifen für Rebhuhn und Co. anlegen, die sie seiner Zeit entfernt haben. Logisch?

Der Gemeinderat sagt: Wir müssen Bauland ausweisen, damit unsere Kinder und Enkel auch die Möglichkeit haben lebenswerten Wohnraum zu erhalten. Als Ausgleichsmaßnahme bauen wir eine Wildbrücke, damit die Hasen darüber entkommen können. Oder wir machen im Bürgerpark eine Hasenauffangstation, falls die Strommasten nicht wegkommen.

Der Spaziergänger sagt: Schaut mal, dort liegt noch Schnee. Aber nein, es ist doch Frühling, das kann nicht sein? Plastik bis zum Horizont? Wollten wir nicht Plastik fasten? Wir müssen heute noch Oma besuchen. Sie wohnt schon so lange alleine in ihrem großen Haus.

Der Hase sagt zur Häsin: Komm, wir gehen ins Wirtshaus und lassen uns auf die Speisekarte setzen. Unsere Kinder geben wir ins Museum.

Die Oma sagt: Schön, dass ihr mich besucht. Es ist Frühling und ich würde so gerne wieder einmal heimischen Spargel essen. Vorher schauen wir uns das Neubaugebiet an. Ach, wenn es dort ein Mehrgenerationenhaus gebe, bezahlbare Wohnungen für meine Freundinnen, die nicht so viel Rente haben. Dann noch ein kleines Café. Dann könnte ich vom Wohnzimmer die Hasen am Waldrand beobachten.

Der Sohn des Bewohners im fertig gestellten Neubaugebiet sagt: Papa, was ist ein Hase? Ich soll bis Mittwoch in der Schule eine Beschreibung abgeben.

Papa sagt: Komm wir gehen ins Museum. Dort gibt es ausgestopfte. Also fuhren Sie ins Museum. Natürlich mit dem Elektroauto. Einem 600 PS Porsche.

Oma sagt: Schaut mal, auf der Speisekarte gibt es regionalen Hasenbraten.

Der Sohn sagt: Ich wusste gar nicht, dass es hier noch Hasen gibt?

Ziemlich überspitzt? Diese Geschichte ist nur fast erfunden. „Den Schuldigen“ kann ich nicht bestimmen. Bieten wir unseren Landwirten faire Bedingungen? Bieten wir den Neubürgern faire Baugebiete? Bieten wir der Natur einen fairen Ausgleich?  Müssen wir alles mittragen? Müssen wir alles in Geld bewerten? Ethik, Moral, Verantwortung. Nur Fremdworte? Es gibt höhere Ziele.

Geben wir uns mit diesen Umständen zufrieden? Wenn wir nicht beginnen unser Verhalten und unsere Vorgehensweisen zu ändern, werden nicht nur die Hasen verschwinden.

Ralf Schreck – hat für vieles eine Erklärung aber Lösungen können wir nur alle gemeinsam finden.

 

 

 

 

 

Winter in Eggenstein-Leopoldshafen

Der lange Winter

Ändern können wir eh nichts am Wetter. Der Winter erscheint uns lang. Wer in den vergangenen Tagen dennoch draußen war konnte grandiose Stimmungen in unserer Natur erleben. Mit wachem Blick erkennt man, wie sich der Frühling in den Rheinwald schleicht. Die ersten Blüten der wilden Kirschen wollen schon aufgehen, die Fasanen Gockel stecken ihr Revier ab. Die Wiesen im Wörth färben sich wieder in lebendiges Grün. Das lockt die Rehe ins Freie. Im Wechsel zwischen Kälte und Wärme zieht ein Schauer vorbei und zeichnet seine Bahn mit einem bunten Bogen in nie gekannten Farben. Ein Schwarm Kiebitze wurde vom erneuten Kälteeinbruch überrascht und macht Rast auf den Äckern, die noch nicht mit Vliesen oder Folien bedeckt sind. An der Belle Brücke in Eggenstein erlebt man den ewigen Fluss des Lebens und weiter vorne an der Belle am Rhein kann man die scheinbar eisige Einsamkeit spüren. Momente der Besinnung, Momente des Glücks. Dabei kommt mir das Gedicht von Wilhelm Busch in den Sinn.

 

Immer wieder

Der Winter ging, der Sommer kam.
Er bringt aufs neue wieder
Den vielbeliebten Wunderkram
Der Blumen und der Lieder.

Wie das so wechselt Jahr um Jahr,
Betracht ich fast mit Sorgen.
Was lebte, starb, was ist, es war,
Und heute wird zu morgen.

Stets muss die Bildnerin Natur
Den alten Ton benützen
In Haus und Garten, Wald und Flur
Zu ihren neuen Skizzen.

 

Die Natur kennt keine Langeweile. Das ist eine Erfindung der Städter. Sagte schon Hermann Hesse.

Ralf Schreck – Wetter Freund

Hundefreunde – ein Shitstorm

Hundefreunde

Wieso lasst ihr eure Hunde überall ihre Haufen machen, ohne diese zu entsorgen? Hallo! Diese Wiese ist verpachtet und durch die Hinterlassenschaften wird das Heu unbrauchbar? Was tut ihr da dem Bauern an? Weshalb werft ihr die gefüllten Hundebags ins Gelände und entsorgt sie nicht im Abfall? Plastik in der Natur? Wolltet ihr nicht Plastik fasten? Auf dieser Wiese leben Rebhuhn und Fasan und sind ständig in Sorge gejagt zu werden. Hört die Hundeliebe an der Wiese auf? Wo bleibt die Verantwortung? Nach mir die Sintflut? Pfui, schämt euch.

Klage eines Kaninchens, welches mich am 17.03.2018 an der Wiese beim Sportplatzweg ansprach.

Das ist leider kein Einzelfall. Am 08.03.2018 kam ich ins Gespräch mit einem Buntspecht, der mir ähnliches berichtete. Ich konnte ihm nicht widersprechen. Derzeit bin ich in unserer Gemarkung unterwegs auf der Suche nach Denkmalen und betrete an einigen Standorten regelrechte Minenfelder voller Hundekacke. In Leopoldshafen hinter der Faschinenwand Brüsseler Ring und Hardtwaldrand im Bereich der Sträucher sieht es genauso schlimm aus. Dieses Gelände gehört zum Bereich, den ich mit der Leobande betrete, wenn wir im Herbst bei der Gemeinde Putzaktion mitmachen. Wollen wir da überhaupt noch mitmachen?  Was sage ich denn den Kindern?

Der Buntspecht meinte, setzt doch die Hundesteuer rauf auf 1000 € je Hund und jeder Hundefreund, der sein volles Hundetütchen bei der Gemeinde abgibt bekommt wieder 10 € gutgeschrieben. Der Erlös aus diesen Summen geben wir dann den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz für unsere Gemeinschaft.

Auf den Shitstorm bin ich gespannt.

 

Ralf Schreck – der mit den Tieren sprechen kann

 

Denkmale unserer Heimat

Denkmale unserer Heimat

Auf dieser Seite möchte ich einige unserer steinernen Zeitzeugen der Geschichte vorstellen. Grenzsteine, Hochwassermarken, Denkmale, Brunnen, Waschplätze und andere. Mein digitales Archiv gibt es seit 2003 und konnte etliche Beiträge für die Zusammenstellung liefern. Es ist schon erstaunlich was sich in unserer Gemeinde entdecken lässt. Nicht alle Denkmale erklären sich von selbst. Jedes einzelne hat seine Geschichte, die wenigsten davon sind mir bekannt. Dennoch besuche ich diese Kleinode immer wieder bei meinen Rundgängen im Ort und in Wald und Flur. Es gibt bestimmt noch mehr, die irgendwo versteckt an unseren Gemarkungsgrenzen im Wald stehen. 2003 hatten wir bei einer Radtour im Rheinwald Leopoldshafen einen Sandstein fotografiert, den ich seitdem nicht mehr gefunden habe. Nachdem ich Friedhelm um Auskunft bat, fand ich diesen Stein im Hardtwald von Linkenheim bei der heutigen Tour wieder. Dennoch gibt es noch versteckte Steine im Wald. Unsere Jäger könnten doch noch einige Tipps geben? Vielleicht hat jemand auch noch alte Fotografien von früheren Standorten?

Ralf Schreck – Heimat Freund

 

Bewahrung der Schöpfung

Werner

Kennen gelernt haben wir uns am 26. Januar 2013 in Forst beim Naturdenkmal Schelmenlache. Das war mein erster Einsatz bei der Pflege eines Naturgebietes. Neugierig war ich, weil ich wissen wollte wie „die“ das machen. Es war ein kalter Tag aber gefroren hat keiner. Wir haben ausgeholzt und das Kleinbiotop wiederhergerichtet. Die Gruppe war eingespielt, ich war neu. Sofort war ich integriert. Schon beim ersten Mal erlebte ich eine Gemeinschaft, wie ich sie sonst nur bei unserer Feuerwehr kenne.

Werner hat ein Talent auf Menschen zuzugehen und sie für eine Sache zu begeistern. Es ist ja schließlich unser aller Natur. Der BUND Bruhrain arbeitet mit Menschen der Lebenshilfe Bruchsal zusammen. Später beim Einsatz im Kohlplattenschlag haben die Lebenshilfler mich eingelernt. Es sind feine Menschen. Die packen an ohne zu murren. Von denen habe ich mir einiges abgeschaut. Werner hat die BUND Gruppe als großes Vorbild gestaltet. Das hat mich besonders beeindruckt. Zahlreiche Naturgebiete im Bruhrain werden seit vielen Jahren in tollen Arbeitseinsätzen gepflegt. 2013 bis 2015 war ich bei etlichen Pflegegängen dabei. Dann kamen die Einsätze für die Film AG in Eggenstein-Leopoldshafen und ich hatte weniger Zeit. Durch den abonnierten Newsletter habe ich immer mitbekommen, was gerade aktuell war. Neidisch war ich, weil „die“ das hinkriegen und wir in unserer Gemeinde nicht. Naturschutz ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden. (Oder doch?). Nein, es gibt ihn überall. Dort eben ein bisschen mehr und hier eben ein bisschen weniger.

Es fiel mir leicht mich für Werners Ideale zu begeistern und mich selbst einzubringen. So luden wir die BUND Jugend 2015 zu einer Naturführung nach Eggenstein und hielt in Werners Garage für die Kids einen Vortrag. Auch beim JUNA Camp im Sommer 2014 hat es großen Spaß gemacht dabei zu sein.

Werner ist gestorben.

Am 21. Dezember 2017 ist er Heim gegangen. Das hat mich getroffen. Werner war für mich Vorbild und ein wichtiger Weggefährte. Die Art und Weise, wie er sich für seine Ideale einsetzte, die letztendlich uns alle angehen, war mehr als hervorragend. Das ist prägend und bestärkt mich meinen eigenen Weg weiter zu bestreiten.

Nachvollziehen kann man das nur, wenn man selbst einmal bei den BUND Menschen in einem Arbeitseinsatz dabei war. Ich besitze den Luxus über freie Zeit zu verfügen. Ein kostbares Gut. Und dieses werde ich auch weiterhin für Sinnvolles einsetzen. Während andere in der Flüchtlingskrise noch diskutiert haben, hatte Werner bereits Pläne diese Menschen für unsere Natur einzusetzen. Und er tat es. Soziales Engagement und Naturschutz, Wertschätzung unserer Schöpfung. Das macht gute Menschen aus.

2014 hat Werner mit seinem BUND den Kreisumweltschutzpreis gewonnen. Wir hatten ihn 2008 erhalten. Naturschutz verbindet. Naturschützer sind besondere Menschen.

Danke Werner

 

Im Wild`en Revier von Otto

Hinter der Belle Brücke liegt ein Paradies …

Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie schön die Welt ist und wieviel Pracht in den kleinsten Dingen, in irgendeiner Blume, einem Stein, einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart. Die erwachsenen Menschen, die Geschäfte und Sorgen haben, sich mit lauter Kleinigkeiten quälen, verlieren allmählich ganz den Blick für diese Reichtümer. Es geht eine große und ewige Schönheit durch die ganze Welt, und diese ist gerecht über den kleinen und großen Dingen verstreut.

Wer kann das besser beschreiben als der Lyriker Rainer Maria Rilke? Diese Gedanken kommen mir in den Sinn, sobald ich auf der Belle Brücke stehe und das jahreszeitliche Geschehen im Rheinwald betrachte. Die Dynamik und Kraft des Wassers, die dort unten im Rheinwald die Landschaft verändert und gestaltet. Ein scheinbar lebensfeindlicher Raum. Mit Glück, Geduld, Aufmerksamkeit und ein wenig Technik lassen sich dort auch die Tiere beobachten. Es ist schon enorm, was sich abspielt. Es gibt trotz Bejagung eine reiche Tierwelt. Selbst die heimlichen Waschbären sind anzutreffen.

Otto ist ein feiner Mensch. Wenn er mich dort unten erkennt, hält er jedes Mal an und wir tauschen uns über unsere Beobachtungen aus. Otto ist Jäger. Es ist sein Revier und er kennt es wie kein anderer. Auch er erkennt die Schönheiten dieser einzigartigen Landschaft direkt vor unserer Haustüre. Es lohnt sich ihn „auszufragen“, denn er weiß viel über den Wald zu erzählen. Diese Begegnungen sind für mich jedes Mal eine Bereicherung.

Man muss kein Lyriker oder Dichter sein, um die Verletzlichkeit dieser Schönheiten zu erkennen. Es bedarf nur ein bisschen Aufmerksamkeit und Interesse. Wer dort unten Glück empfindet, geht vielleicht einen Schritt weiter und setzt sich dafür ein, dass andere dieses Glück ebenfalls erleben können …

Ralf Schreck – Naturfreund

Die Fotos sind von LRS = Lukas und RMS = Ralf Schreck und entstanden im Zeitraum 2015 – 2017. Irgendwann gibt es auch einen Film zum Thema.

Im Herbst des Lebens

 

Im Herbst des Lebens

 

Oktobergrau, Novembergrau

Und plötzlich wird die Luft so lau

Ein Sonnenstrahl dringt ins Blütenmeer

Und leuchtet warm im Blumenheer

Oktobergrau, Novembergrau

Wie sehnen wir das Maienblau

Vorbei des Sommers warme Tage

Der nahe Herbst scheint uns als Plage

Oktobergrau, Novembergrau

Doch im Nebel sehe ich genau

Die geheimnisvolle schöne Welt

die sich in meine Gedanken stellt

Oktobergrau, Novembergrau

Wie schön ist doch des Herbstes Tau

Die kleinen klaren Wassertropfen

Lassen unsere Herzen klopfen

Oktobergrau, Novembergrau

Und plötzlich wird die Luft so lau

Sieh es mit dem Herzen

Dann kommt´s dir vor wie Maienblau

Ralf Schreck – im Herbst des Lebens