Landeswettbewerb BW blüht
BaWü blüht – Teil 3
- Projekt-/Maßnahmenbezeichnung
Erhalt eines Orchideenbiotops im Tiefgestade von Eggenstein-Leopoldshafen westlich der L559
- Beteiligte Organisationen
Agenda Gruppe Umwelt, BUND Ortsgruppe Hardt
- Projektbeschreibung, Maßnahmen des Konzepts
Erhalt und Pflege eines Orchideenstandorts durch Entbuschung, Mahd und Beseitigung des Schnittguts
- Ausgangssituation und Ziele
Das Tiefgestade nördlich von Karlsruhe ist üblicherweise nicht bekannt für seine Orchideenvielfalt. Umso erstaunlicher ist es, dass in einem jungen Forst, der in den Jahren 1993 und 1994 auf einer bis dahin landwirtschaftlich genutzten Fläche im leopoldshafener Gewann Mittelgrund (abwechselnd Getreide- und Maisacker) angepflanzt wurde, sieben verschiedene Orchideenarten nachgewiesen werden konnten. Entstehen sollte durch die damalige Aufforstung ein Eichenmischwald mit Kirschen-/Walnuss-Kleinbestand sowie Wildapfel/Wildbirne zur Erhöhung der Baumartenvielfalt. Außerdem war ein 30 m breiter Waldrand aus Kraut-, Strauch- und Bäumen geplant. Es stellte sich aus heutiger Erfahrung jedoch heraus, dass der Standort damals zu positiv beurteilt wurde. Das Gebiet wies schon immer so genannte Kiesbrennen (wertvolle Trockenstandorte inmitten einer dynamischen Flusslandschaft) auf. Weichholzauen verlagerten ihre Ausbreitung je nach “Laune” des frei fließenden Rheins. Nach der Eindämmung und Regulierung des Flusses fehlt das dynamische Werden und Vergehen. So müssen die heute verbliebenen Flächen wie Kiesbrennen von der drohenden Verbuschung frei gehalten werden, um den wertvollen artenreichen Lebensraum, der nicht mehr neu entstehen kann, zu erhalten. Magerwiesen müssen gemäht werden. Die Orchideenstandorte befinden sich in unserem Prokektgebiet schwerpunktmäßig auf den höchsten, trockensten und schlecht wüchsigsten Standortbereichen.
Bei den sieben in diesem menschengemachten Biotop vorkommenden Orchideen handelt es sich um die folgenden Arten: Orchis purpurea (Purpur-Knabenkraut), Orchis militaris (Hem-Knabenkraut, Cephalanthera damasonium (Weißes Waldvögelein), Ophrys apifera (Bienen-Ragwurz), Listera ovata (Großes Zweiblatt), Platanthera bifolia (Zweiblättrige Waldhyazinthe), Epipactis helleborine (Breitblättrige Stendelwurz).
Die ursprünglich großen Bestände sind in den letzten Jahren stark geschrumpft. So sind von den anfänglich tausenden Exemplaren der Cephalanthera damasonium heute nur wenige Exemplare übriggeblieben. Auch der Bestand der Platanthera bifolia ist von mehreren hundert auf einige dutzend zusammengeschmolzen.
Ophrys apifera und Orchis purpurea konnten sich dagegen behaupten oder sogar etwas ausbreiten.
Der Grund für diesen Rückgang ist, dass im Laufe der Jahre das angefallene Schnittgut im Forst weitestgehend nicht weggeräumt wurde mit der Folge, dass der Waldboden durch die Verbuschung heute so sehr beschattet wird, dass ein Gedeihen der Orchideen so gut wie nicht mehr möglich ist. Außerdem wurden die meisten Wege (Rückegassen) nicht mehr gemäht, so dass diese wie der Wald selbst verbuscht sind und ebenfalls als Wuchsort für Orchideen nicht mehr geeignet sind.
Erwähnenswerte Begleitflora sind das geschützte Echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea), der Rote Zahntrost (Odontites rubra) und die bei uns sehr seltene Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum).
Ziel des Projekts ist der Erhalt dieses für das Tiefgestade herausragenden Orchideenstandorts durch kurzfristig zu ergreifende Maßnahmen zur Herstellung der für die Orchideen erforderlichen Wuchsbedingungen und die Gewährleistung von jährlichen Pflegemaßnahmen.
- Maßnahmenbeschreibung
Das Gesamtareal umfasst eine Fläche von ca. 70 ha. Darin ist enthalten ist eine Wiese, die jährlich gemäht wird. Die Orchideen sind über das gesamte Gebiet verteilt. Das Hauptvorkommen mit allen hier vorkommenden Orchideen liegt jedoch in dem Waldstück, das sich östlich an diese Wiese anschließt. Dieses Stück hat eine ungefähre Fläche von 10% des Gesamtareals, also etwa 7 ha. Die zu ergreifenden Maßnahmen sollen zunächst auf dieses Teilgebiet begrenzt werden. Dazu gehören die baldige Beseitigung des Buschwerks, das Mähen der Wege und das Entfernen des Schnittguts. In den folgenden Jahren müssen diese Pflegemaßnahmen weitergeführt werden, ohne dass dadurch die Entwicklung der Orchideen beeinträchtigt wird. Eine Kartierung dieses Areals soll jährlich durchgeführt werden, damit eine Aussage über die Bestandentwicklung gemacht werden kann. Von diesen Ergebnissen soll dann abhängig gemacht werden, ob zusätzliche Gebiete in diese Maßnahmen aufgenommen werden sollten. Selbstverständlich können alle Aktivitäten nur mit der Zustimmung und dem Engagement (materielle und finanzielle Unterstützung) der Waldbesitzer, Jäger, der Gemeindeverwaltung und der Forstbehörde durchgeführt werden.
- Ausblick
Durch das Projekt soll erreicht werden, dass
- das betreute Biotop eine herausragende Stellung als Orchideenstandort im Tiefgestade behält und zur Artenvielfalt in unserer Region beiträgt,
- durch Vorträge und Führungen der Bevölkerung, insbesondere in Zusammenarbeit mit den Schulen, die heimische Flora näher gebracht und das Interesse an der Natur und der Umwelt geweckt wird.
- durch Veröffentlichungen im lokalen Amtsblatt und der örtlichen Presse über die durchgeführten Arbeiten und die Entwicklung des Biotops berichtet wird, um das Bewusstsein eines größeren Personenkreises für die Belange des Artenschutzes anzusprechen.
Dr. Holger Selisky Version vom 12.08.2019