Biodiversität
Fotografen sind wie Jäger. Beide wollen Beute machen. Jeder auf seine Art. Fotografen sammeln, Jäger jagen. Das sind menschliche Urinstinkte. Talent und Leidenschaft gehören dazu. Jagd muss man wollen und können. Die Jagd ist reglementiert, fordert hohe Verantwortung. Vor der ersten Jagd stehen Bildung und Unterricht. Die Jägerprüfung muss abgelegt werden. Die persönliche Eignung, der gute Leumund ist Voraussetzung. Jäger absolvieren eine tolle Ausbildung. Lernen unter anderem über Jagdrecht, Jagdwesen, Wildhege und Naturschutz, Waffen- und Schießwesen und über Wildtierkunde. Wildtierkunde, ja, das benötigen auch die Naturfotografen. Wer weiß, wo sich Tiere aufhalten, wie sie sich verhalten, wer sich in ein Tier hinein versetzen kann, kommt zum Schuss. Gute Jäger ballern nicht, sie schießen. Gute Fotografen knipsen nicht, sie fotografieren. Der Erfolg liegt im Erkunden des Geländes , dem Lesen von Spuren. Geduldiges Beobachten, eins werden mit der Umgebung, ohne das Wild zu stören oder gar zu vergrämen, denn das wäre nicht gerecht. Nicht waidgerecht.
Ruhe, Geduld und eine gute Ausrüstung sind der Schlüssel zum Erfolg. Weder der eine noch der andere kommt jedes Mal zum Schuss. Wer sich auskennt, der weiß was zu erwarten ist. Aber das ist keine Garantie für einen Erfolg. Es sind die Erlebnisse draußen. Jeder Tag, jede Jahreszeit ist anders und hat seine Reize. Die aufgehende Sonne, der unter gehende Mond, die fantastischen Lichtstimmungen. Das heran nahende Gewitter, der leise fallende Schnee. Die Rückkehr der Mauersegler, das Flöten des Pirols. Ruhe erfahren, inne halten, Gedanken sortieren.
Plötzlich fliegt ein Silberreiher heran und watet am Kanal im flachen Wasser. Er ist sein eigener Treiber, denn er breitet seine Flügel aus, stakt im Wasser und scheucht Fische auf, die er mit seinem Schnabel speert. Im Feld daneben präsentiert sich ein bunter Fasanengockel vor seinen Hennen, die zunächst noch in der Deckung sind. Unser Versteck ist gut, dabei sind wir nur wenige Meter vom Feldweg entfernt am Rande des Maisfeldes. Dann tritt die Ricke aus dem Wald. Wenig später taucht ein Fuchs auf dem Acker auf. Vor lauter Beobachten und Begeisterung fast das Fotografieren vergessen.
Wir kennen uns aus in unserem Revier. Wir wissen wann und wo die ersten Weiden blühen. Wir kennen Nieswurz, Bärlauch und Co. Und wissen, dass wir dort im Frühling die ersten Hummel Königinnen entdecken. Die Südseiten unserer Rheindämme sind ein Paradies für Wildbienen. Wir haben einzigartige Orchideen Standorte und kennen eine Wiese mit Herbstzeitlosen. Das eine hängt vom anderen ab. Das ist erlebte Ökologie. Jäger wissen das auch, die kennen Naturzusammenhänge. Die wissen was Biodiversität bedeutet. Und nicht nur Fotografen sollten sich damit beschäftigen. Nur was man kennt, wird als schützenswert betrachtet. Und wir müssen schützen!
Die folgenden Bilder stammen von Lukas und Ralf Schreck und wurden im Umfeld von Eggenstein-Leopoldshafen aufgenommen, unserer Heimat.