Die Rosen Allee im Friedhof Eggenstein

Die Rosen Allee im Eggensteiner Friedhof

Am schönsten ist es in der Frühe, der Sonnenaufgang ist noch voll zugange. Dann ist es ein ganz besonderes Licht. Bei früh sommerlichen Temperaturen ist es auch gut auszuhalten. In der Zwischenzeit läuft der Regner im Bürgerpark und bewässert „unsere“ Blumenwiese. Die Wiese für die Insekten. Und Dank Wärme und Wasser keimen die Blumen schön. Der erste Vandalen Angriff ist ebenfalls abgewehrt, so kann alles gut werden.

Es lässt sich derzeit im Friedhof schön Lust wandeln, denn die Rosen Allee ist erblüht. Rote Rosen entlang des hinteren Hauptweges und auch an Seitenwegen. Eigentlich ist es keine richtige Allee aber man kann ja die Augen schließen, träumen und eben Lust wandeln. Als Fotograf kann man immer ein bisschen gestalten und mit Brennweite und Blende die Dinge etwas schöner zurechtrücken. Das ist dann schon erlaubt, wenn es ums Herz geht. Die Rosen dort sind auch gar nichts für Bienen, weil sie gefüllte Blüten haben und keine Nahrung spenden. Aber eben fürs Herz sind sie so schön. Und während ich die Augen schließe und so vor mich hinträume kommt mir das Lied von Gilbert Becaud in den Sinn. Ein Ohrwurm aus der Jugendzeit.

Überall blühen Rosen

Du hast Glück, es geht Dir gut, doch ein Dichter hat geschrieben:
Alles Schöne, was wir lieben, muss vergehn.
Ja, das Unglück schreitet schnell, schon siehst Du am Tag Gespenster,
graue Schatten vor dem Fenster, doch Du weisst
Überall blühen Rosen, überall blühen Rosen, überall blühen Rosen für Dich.

Du bist jung und meinst, Du kennst, was die Leute “Leben” nennen,
wie sie jagen, wie sie rennen nach dem Geld!
Und Du willst nicht sein wie sie, nicht dieselben Fehler machen,
eines Tages wirst Du lachen über Dich.
Überall blühen Rosen, überall blühen Rosen, überall blühen Rosen für Dich.

Und Du denkst so gern zurück an der Jugend Blütenträume.
Deine Träume waren Schäume, sind dahin.
Du siehst ein, Dein kleines Glück lebt von tausend Kompromissen.
Einer schrieb: “Kein Mensch muss müssen!” Doch der lügt!
Überall blühen Rosen, überall blühen Rosen, überall blühen Rosen für Dich.
Überall blühen Rosen, überall blühen Rosen, überall blühen Rosen für Dich.

L’important c’est la rose
L’important c’est la rose
L’important c’est la rose
Crois-moi

Ich sehe frühe Friedhofsgänger, die eilig hastend ihre Gießgeschäfte tätigen und schnell wieder verschwunden sind. Kaum Jemand nimmt Notiz von dieser Blütenpracht. Dabei ist gerade jetzt ein einmaliger Moment diese Träume zu träumen. Mit geschlossenen Augen nimmt man auch den süßen Duft der überschwänglich blühenden Linden wahr und hört das Summen der Bienen und Hummeln. Es hört sich fast so an wie ein fernes Autorennen. Und wenn ihr das wahr genommen habt, dann geht ihr ins Rathaus und berichtet von euern Träumen, sagt wie schön dort die Rosen blühen und fragt, ob man die Lücken dort nicht ebenfalls mit Rosen schmücken könnte? Dann wäre es nämlich eine “richtige” Allee. Mit roten Rosen.

Ralf Schreck – Rosen Freund – und man kann sehr wohl Träume träumen

 

Als die Straßenbahn nach Leopoldshafen kam

Tillmann, sein Bruder, Papa und ich

Der 13. Dezember 1986 war ein denkwürdiger Tag. Es war ein Samstag, ein kalter Tag. Es war der Tag, als die Straßenbahn nach Leopoldshafen kam. Endlich bekamen wir Anschluss an den Rest der Welt. Viele Menschen säumten die Haltestelle Leopoldstraße.

Als erstes füllen sich die Plätze am Fenster in Fahrtrichtung. Danach die gegenüberliegenden nicht am Fenster und nicht in Fahrtrichtung liegenden. Das ändert sich jedoch von Haltestelle zu Haltestelle. Irgendwann sind dann alle Sitze besetzt. Man möchte für sich sein. Man blickt sich nicht an. Viele sind noch verschlafen und übermüdet (bis auf einen!), die meisten mümmeln still vor sich hin, viele holen ihre Kopfhörer heraus, deren Kabel zunächst entwurstelt und dann in die Audiobuchse gesteckt werden. Viele hören Musik und oder tüpfeln mit ihren Freunden im world wide Web und tauschen mehr oder wenig wichtige News aus. Ganz wenige telefonieren richtig. Spannend wird es, wenn in Hörstärke gesprochen wird, dann kommt etwas Leben in die Bahn. Wir sind im Januar 2018.

Die erste Bahn 1986 hatte ein schönes Blumengebinde am Bug. Feierlich wurde sie begrüßt. Es gab ein kleines Zelt, in welchem es Getränke gab. Vermutlich Glühwein, denn es war kalt. Es war wie auf einem Volksfest.

Ich sitze in Fahrtrichtung am Fenster. Eine junge Schülerin kommt und setzt sich mir schräg gegenüber entgegen der Fahrtrichtung. Nach einer Weile kramt sie aus ihrem Rucksack ihre Vesperbox hervor. Beim Öffnen sehe ich, dass das „Hauptvesper“ nicht ganz verdrückt wurde. Ich denke, dass ist mir auch schon passiert. Da war ein Geburtstag im Büro mit viel Kuchen. Der hatte dann eben die höhere Priorität. Sie holte einen verpackten Minikeks heraus, entfernte das Papier, hielt den Keks mit ihren beiden kleinen Händen mir entgegen und fragte mich, ob ich die eine Hälfte haben wollte, weil ich sie so angeschaut habe. Da war ich beeindruckt sprachlos und stammelte, dass ich kurz vor dem Abendessen nicht mehr naschen dürfe. Aber sie solle ihn ruhig essen, denn es ist ja nur ein kleiner Keks.

Auf den Fotos von Karl Ueberle spiegelt sich die Volksfest Atmosphäre wider. Ein großes Vorhaben nahm einen weiteren Schritt. Noch endete die Bahn in Schröck. Die Linkenheimer mussten noch einige Zeit auf den Anschluss warten.

Der alte Herr ist bereits vor mir da. Würdevoll bescheiden sitzt er auf der kalten Bank und wartet auf die Bahn. Ab dem zweiten Tag begrüße ich ihn und er grüßt zurück. Er ist einer der wenigen, den ich gelegentlich auf dem Rückweg abends in der Bahn sehe.

Ein Geschwisterpärchen setzt sich mir gegenüber. Beide löffeln genüsslich ein Eis, welches sie aus einer amerikanischen fast Food Kette in der Nähe der Bahn gekauft haben. Die kleine Schwester meinte, Mensch ist das lecker mit dem Schokoüberzug. Sie war schneller fertig als ihre große Schwester und wollte aufstehen, um den Becher im Bahn Abfallbehälter zu entsorgen. Doch die große meinte, sie solle noch warten, bis ihr Becher ebenfalls leer ist, dann könnte sie den auch gleich mitnehmen. Gesagt getan. Als sie wieder am Platz war kramte sie in ihrem Rucksack, bis die große fragte, was suchst du eigentlich? Meine Handschuhe! Sie fror. Man zieht doch drinnen keine Handschuhe an, die sind für draußen! Es gab auch keine Handschuhe im Rucksack. So nahm sie fröstelnd wieder Platz. Ich sah sie an und sagte sie hätte doch ein heißes Eis kaufen können. Da lachte die große Schwester und meinte, es gab auch warme Apfeltaschen. Beim Klinikum meinte die kleine, ob sie nicht aussteigen und die Oma besuchen sollen. Die große meinte, wir fragen Mama wann es gut sei Oma zu besuchen, denn wir kennen die Krankenstation nicht.

Ich schaue aus dem Fenster und betrachte die vorbeiziehende Landschaft. Die Scheibe ist zerkratzt. Wer macht denn so etwas? Was ist das für eine Wertschätzung? Die Gegenbahn nähert sich. Die Fahrer grüßen sich. Mit Handzeichen oder dem Blinker. Das gefällt mir. Die Fahrer nimmt man gar nicht wahr, lediglich bei der Einfahrt zur Haltestelle sind sie sichtbar. Dabei sind sie doch die wichtigsten Hauptdarsteller. Abgeschottet in ihren Kabinchen sorgen sie für gute Fahrt tagein, tagaus.

Ab Haus Betlehem kommt Leben in die Bahn. Tillmann, sein Bruder und Papa steigen ein. Nicht immer ab fast täglich. Tillmann ist der lebendigste aller Fahrgäste. Er ist in dem Alter, in dem man gerade den ersten Zahnwechsel durchmacht. Seine hohe und feine Stimme erfüllt die Bahn mit seinen Geschichten bis in den hintersten Winkel. Herrenstraße, da dürfen nur Herren einsteigen. Alle hören das aber niemand ermahnt ihn. Er wird beobachtet, manche schmunzeln, obwohl er die Etikette in der Bahn verletzt. Seine Spontanität ist faszinierend und ich frage mich, weshalb diese Eigenschaft bei vielen Menschen irgendwann aufhört. Papa begleitet seine Söhne zur Schule. Er nimmt es gelassen, auch wenn es wie Flöhe hüten aussieht.

Die ältere Dame mit Rollator bereitet sich bereits eine Haltestelle vor ihrer Endstation aufs Aussteigen vor. Sie weiß, dass sie langsam ist und ihren Ausstieg nicht verpassen möchte. Ich habe die Situation erkannt und möchte ihr helfen. Da kommt mir das junge Mädchen, das ihr gegenüber sitzt zuvor und bietet ihre Hilfe an. Es folgen schöne Gesten der Hilfsbereitschaft und die junge Dame geleitet die ältere sicher nach draußen. An einem anderen Tag beobachte ich, wie ein junger Mann einem älteren seinen Platz anbietet. Dann kommen beide ins Gespräch und die gegenseitige Wertschätzung flutet das Abteil.

Wer täglich zur selben Zeit fährt lernt die Stammgäste kennen und man kann anhand der einsteigenden Passagiere die erreichte Haltestelle erkennen. Am Spöcker Weg ist es der, den ich vom Sehen kenne, am Bahnhof Eggenstein sind es die Studenten, die in der City aussteigen, einen Kaffee trinken und später zum KIT weiterfahren. In Eggenstein Süd ist es die Frau, die jeden Morgen verschlafen ist. Beim Adolf Ehrmann Bad in Neureut ist es das Bad Girl. Das steht auf ihrer Mütze drauf. Sie schaut aber auch immer sehr cool aus und macht der Mütze alle Ehre. Nach 14 Tagen hatte sie eine neue. Mit Herzchen drauf. Da war ich kurz irritiert. Es gibt auch einen Fläzer, der sichtlich unzufrieden mit der Bahn fährt. Er kommt jeden Morgen zu spät, springt in die Bahn und fläzt sich auf zwei Sitze, sodass niemand mehr neben ihm sitzen kann. Es ist eine interessante Welt in der Straßenbahn. Kurzweilige Erlebnisse aber ich bin täglich zwei Stunden unterwegs. Bahn fahren ist eine Alternative, wenn auch eine Zeit aufwändige. Zwei Tage, nachdem meine Monatskarte beendet war stand das neue Auto vor der Türe. Der Weg zur Arbeit war zeitlich wieder kürzer, es blieb mehr Zeit für anderes übrig. Auch fürs Ehrenamt.

Es war eine interessante und erlebnisreiche Zeit und ich habe gar nicht alle Ereignisse erzählt. Doch ich war froh, dass die Straßenbahn seit 1986 Leopoldshafen erreicht.

Fotos der ersten Straßenbahn von Karl Ueberle, Rest von RMS.

Ralf Schreck – der mit der Bahn tanzt

 

 

Glück

Den Einfachen

Das Glück verschließt sich den Planern und Rechnern, den Strategen und Dauerkämpfern. Es schenkt sich den Einfachen, den Bescheidenen, den Selbstgenügsamen, deren Seele kein Parcours des Ehrgeizes, sondern eine Blumenwiese ist, die ihren Sinn und Zweck in sich selbst hat.

So schreibt Hans Kruppa. Und recht hat er. Solche Gedanken kommen mir in den Sinn, wenn ich draußen bin, nach nichts suche und alles finde. Und ich muss gar nicht weit gehen, um alles zu finden. Hinterm Friedhofsmäuerchen beginnt das Gedankenglück. Auch hinterm Penny, im Wörth ist es sichtbar. Glaubt ihr nicht? Dinge einfach einmal von einer anderen Seite, von einem anderen Standpunkt betrachten und sich dann einfach treiben lassen.

Ralf Schreck – Glücksfinder

Das Neureut Projekt

Das Neureut Projekt

Wildbienen

Biologie – bios logos – die Lehre vom Leben. Unten, in der ersten Reihe, ganz rechts, da sitzt er, der Heinrich. Er war der wichtigste Lehrer seiner Zeit. Er hat uns Biologie beigebracht und bei mir ist davon eine Menge hängen geblieben. Es ist an der Zeit von diesem Wissen wieder etwas zurück zu geben. Einen Schulgarten hatten wir nicht, wir waren ja Aufbaugymnasium. In der fünften begannen wir mit drei Klassen in Kirchfeld in der Waldschule, weil das Gymnasium in Neureut erst gebaut werden musste. Schon damals hat man mit den Schülern Experimente gemacht, denn die B war eine reine Jungen Klasse. Die waren etwas ungehobelter aber aus denen ist auch was geworden. Ich gehöre zu den Schulveteranen, denn wir waren die ersten die 1978 Abi gemacht haben und damals sind alle durchgekommen.

Zwischen den Jahren habe ich dort immer mal wieder vorbeigeschaut, um zu sehen was es Neues gab. 2011 habe ich den Wildbienenstand im Schulgarten entdeckt und war enttäuscht über die nicht funktionierende Inneneinrichtung dieser Wildbienennisthilfe. Eigentlich eine gute Idee, jedoch nicht richtig umgesetzt. Die vorbereiteten Nisträume sind ungeeignet, weil die Durchmesser zu groß sind. Man hat die Löcher in die Stirnseiten der Hölzer gebohrt. Dort reißt das Holz auf und die Brut verdirbt. Es wurden die falschen Steine verwendet. Auf den Fotos von 2011 bis 2018 kann man die leeren, bzw. unbesiedelten Kompartimente erkennen.

Es gibt ein Schulprojekt, die diesen Wildbienenstand wieder lebenswert machen möchte. Das ist eine sehr schöne Idee, denn die Kinder von heute sind die Gestalter von morgen. Anpacken für die Natur, fürs Leben. Was gibt es schöneres? Wir hören täglich vom Insektensterben, was unternehmen wir eigentlich dagegen? Diese Projektschüler machen es uns vor. Das müssen wir unbedingt unterstützen. Ein solcher Wildbienenstand dient der Beobachtung, der Wahrnehmung, der Demonstration. Er kann niemals Ersatz für verlorenen Lebensraum sein. Lebensraum? Habt ihr im aktuellen Amtsblatt über die Entsiegelungs- und Baumpflanzaktion der Neureuter Schüler gelesen? Die haben neuen Lebensraum geschaffen! Die frisch gepflanzten Bäume habe ich gesehen. Stimmt uns das nicht hoffnungsfroh? Es sind kleine Teile, hier ein Wildbienenhotel, dort eine Entsiegelungsaktion, hier ein Rasen voller Gänseblümchen, der wegen der Bienen bewusst später gemäht wird, dort werden Schwalben Nisthilfen angebracht, usw. Es sind kleine Mosaiksteine, die zusammen genommen ein schönes Bild ergeben. Das Bild des Lebens – Biologie eben.

Ralf Schreck – Abi 78 Veteran

Ich danke jetzt schon den Schülerinnen und Schülern die mitmachen, der Projektleiterin Frau Hoffeld und natürlich Tatjana für ihre Idee den Garten wieder lebhafter zu machen.

Naturschützer, denen dieser Bericht gefallen hat und die selbst aktiv werden wollen erhalten auf Anfrage Unterstützung.

 

Im Wörth in Schröck

Neues aus dem Revier von Edwin und Jochen –Neues von der Wildkamera

Kaum am Wiesenrand sitzend, versuchen sich die Augen in der Ferne zu entspannen. Der Alltagsstress ist plötzlich wie weggeblasen und schon ist man mitten drin im allerschönsten Abendvogelkonzert. Nach wenigen Minuten lassen sich die ersten Vogelarten zuordnen. Hier sind die Amsel und das Rotkehlchen, dort Blau- und Kohlmeise. Ein schwatzender Starenschwarm wird von einem einzelnen Zaunkönig übertönt. Die Mönchsgrasmücke flötet ihr Lied, nebenan zwitschert ein Rohrsänger, im Hintergrund feixt ein Fasanengockel sein metallisches Gackern. Im Nu ist man von diesem Zauber gefangen.

Pünktlich um 19.15 Uhr treten die Rehe auf die Wiese. Ja, plötzlich sind sie da, ein ganzer Sprung. Wenn man Glück hat sitzt am auch am richtigen Ort, denn es gibt dort unten mehrere Wiesen. Und falls man einmal „falsch“ sitzt kann man die Fasane beobachten. Der auffällige Gockel stolziert ohne Scheu übers Feld, die unauffälligen Hennen sind schon schwerer auszumachen. Der kleine Harem nimmt Sandbäder, pickt nach Getier und huscht nach einer Weile wieder ins Gestrüpp.

Störche schauen regelmäßig vorbei, sogar einen Purpurreiher können wir ausmachen. Die heimlichen Tiere nimmt die Wildkamera auf. Da ist der Marder, zwei Füchse schauen vorbei und auch zwei einzelne Sauen. Auch der Fasanentrupp zeigt sich und ein Häher inspiziert die Lage. Im Getreidefeld bei der Gärtnerei entdecken wir die vom Kälteeinbruch gestrandeten Kiebitze in einer Gruppe Graugänse. Während Tage später die Kiebitze wieder weiter zogen blieb ein Pärchen da und versuchte dort ein Nest zu bauen. Natürlich vergebens, denn nach der ersten Feldbearbeitung waren sie verschwunden.

Dennoch gibt es dort unten im Wörth eine reichhaltige Tierwelt. Die Dickichte zwischen den Wiesen, der Erlenbruchwald am Ortsrand von Leopoldshafen sind wichtige Lebensräume und Rückzugsgebiete fürs Wild. Für uns Menschen sind diese Ecken dort schier undurchdringlich, für die Natur ist es ein wichtiges Biotop. Daneben gibt es Landwirtschaft und Gartenbau. Spaziergänger, Radler, Hunde Freunde und gärtelnde Einwohner, die mit Pkw und Hänger ihren Grünschnitt zum Kompostplatz bringen. Jeder kommt auf seine Kosten, es ist ein ausgeglichenes Geben und Nehmen. Das sollten wir zu schätzen wissen. Gut, der Kiebitz ist verschwunden und baut sein Nest auf den Kiesflächen des Naturschutzgebietes Kohlplattenschlag bei Spöck. Das nehmen wir in Kauf.

Sollten wir etwas zurückgeben? Es ist eine zerbrechliche Welt, von Menschenhand geformt. Wir sollten behutsam damit umgehen, damit wir sie morgen auch noch lebenswert vorfinden. Am besten können wir das, wenn wir oft draußen sind und versuchen alle wirkungsvollen Zusammenhänge zu verstehen. Während ich am Wiesenrand sitze nähert sich langsam ein Geländewagen und ich frage mich, ob es mir jetzt wohl an den Kragen geht? Ach nein, es ist Jochen, der mich am Hut erkannt hat und mich freundlich begrüßt. Neben ihm sitzt sein Papa. Sie fahren ihre Felder ab und sehen nach dem rechten. Ich nutze wie immer eine solche Gelegenheit und frage ihn was im Moment gerade auf den Feldern ansteht. Er berichtet über seine Vorhaben, Pläne, kommende Ernten, Wettereinflüsse, Gründüngungspflanzen, Wildschäden durch Sauen, auch über Sorgen. Es ist eine verantwortungsvolle Landwirtschaft. Jochen kennt sich aus und sein Papa ist bestimmt stolz auf ihn, wie er die Felder bewirtschaftet und versucht die anstehenden Widrigkeiten zu meistern.

Es sind schöne Abende dort unten im Wörth. Nicht nur wegen Reh und Fasan. Ich werde auch von Radlern angesprochen, die mir dann von ihren Erlebnissen berichten und ich freue mich immer wieder, wenn ich Menschen begegne, die sich über ein kleines Gänseblümchen freuen können. Solche Erlebnisse müssen wir unbedingt teilen, deshalb nehme ich gelegentlich meine Söhne zum fotografischen Ansitz mit.

Seit dem 14. April ist auch der Kuckuck wieder zurück.

Ralf Schreck – der mit dem Hut am Feldrand sitzt

Der Badberg im Kaiserstuhl

Der Badberg im Kaiserstuhl

2013 waren wir zum ersten Mal am Kaiserstuhl. Wir ahnten was wir zu erwarten hatten, wussten aber nicht, ob sich diese Wünsche auch erfüllen würden. Wir beginnen am Wanderparkplatz Schelingen und nehmen den steilen Weg nach oben. Im Sommer sind wir immer am Morgen unterwegs, damit wir uns in der Mittagshitze anderen Dingen widmen können. Es beginnt zwar steil aber alle Hundert Meter entdecken wir neues in der Fauna und Flora. Die Wege müssen gar nicht verlassen werden, man kann alles vom Rand erkunden. Je höher man steigt, umso schöner wird die Aussicht, um so ergreifender wirkt die Landschaft. Eine Landschaft, die Kultur und Natur vereint. Hier der Weinbau und die Obstanlagen in die in Löss gehauenen Terrassen, dort die Haine, Wiesen, Wäldchen, Knicks und steilen Lösswände. Einmalige Trockenstandorte, die zahlreiche Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten beherbergen. Gottesanbeterin, Wespenspinne, Smaragdeidechse, Wiedehopf und Bienenfresser sind die Highlights. Wer diese vielfältigen Naturräume lesen und interpretieren kann, wird die Highlights alle entdecken. Wer es nicht kann, besucht eine Führung. Die Landschaft wird gepflegt. Weinbau spielt dort eine große Rolle, seit vielen Generationen schon. Weinbau ist dort Tradition, ist ein wichtiges Kulturgut. Die Weinberge benötigen eine durchdachte und organisierte Pflege. Dazu gehört auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Beim Blick in die Täler kann man die sprühenden Weinbergschlepper beobachten. Und dennoch gibt es dazwischen Naturräume und Naturschutzgebiete. Die Grenzen zwischen Kultur- und Naturflächen verlaufen abrupt. Doch dieses Zusammenspiel zwischen Nutzen und Brache scheint zu funktionieren. Ich bin kein Insider, doch meine Beobachtungen lassen mich diesen Schluss ziehen. Auch die Naturräume werden gepflegt. Es gibt ein Pflegemanagement. Das ist zu erkennen, wenn man wiederkommt. Wir waren jetzt zum dritten Mal hier. Zweimal im Sommer und jetzt im Frühling. Die Weinberge und Obstanlagen waren bereits geschnitten. Auch einige Knicks waren ausgeholzt und auf den Wiesen waren Teilflächen gemäht, andere nicht. Auf den scheinbar kahlen Wiesen blühen bereits Schlüsselblumen, Küchenschellen, Traubenhyazinthen, Fingerkraut, Taubnessel und und und. Vielfalt zwischen Weinbergen kann funktionieren, wenn alle Beteiligte einbezogen werden. Am Kaiserstuhl ist das sichtbar. Deshalb kommen wir auch wieder. Auch wegen dem Wiedehopf. Gesehen haben wir ihn noch nicht aber in der Ferne haben wir einen rufen hören. Wupp, wupp, wupp.

Ralf Schreck – Kaiserstuhl Freund

Die Ästhetik der Fauna hat Lukas – LRS – in Szene gesetzt. Kann man bei solchen Aufnahmen noch von Ungeziefer reden?

DAS – David

LRS – Lukas

RMS – Ralf

DS – Doris (Küchenschelle mit Wildbiene)

Hasen Klage

Hasenklage

Der Landwirt sagt: Es ist ein kaltes Frühjahr. Ich nehme mehr Folie, um die Böden zu erwärmen. Dann kann ich den Spargel früher ernten und erziele höhere Preise. Durch den Einsatz von Vliesen und Folien habe ich Einfluss auf den Ernteverlauf und die Preise. Das gibt Sicherheit. Ich biete Arbeit für zahlreiche Landarbeiter. Ich schone Ressourcen, ich erzeuge regional. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Im Dorfladen kann ich vieles anbieten. Die Menschen haben kurze Wege. Auch die alten.

Der Hase sagt: Wo soll ich wohnen?

Der Landwirt sagt: Geht in die Fläche gegenüber des Spöcker Weges. Dort gibt es Wiesen und den Waldrand. Oder geht in die Wiese beim Sportplatzweg.

Der Hase sagt: Die Fläche gegenüber des Spöcker Weges gibt Bauland, die Wiese beim Sportplatzweg ist Hundeklo. Früher gab es kein Plastik auf den Feldern. Es gab mehr Hecken, Wiesen und Knicks. Dann kamen die Betriebswirtschaftler und haben die Flurbereinigung erfunden. Und unser Lebensraum wurde immer kleiner. In der aktuellen Hasen BNN steht, dass die Landwirte jetzt Geld erhalten, wenn sie wieder Ackerrandstreifen für Rebhuhn und Co. anlegen, die sie seiner Zeit entfernt haben. Logisch?

Der Gemeinderat sagt: Wir müssen Bauland ausweisen, damit unsere Kinder und Enkel auch die Möglichkeit haben lebenswerten Wohnraum zu erhalten. Als Ausgleichsmaßnahme bauen wir eine Wildbrücke, damit die Hasen darüber entkommen können. Oder wir machen im Bürgerpark eine Hasenauffangstation, falls die Strommasten nicht wegkommen.

Der Spaziergänger sagt: Schaut mal, dort liegt noch Schnee. Aber nein, es ist doch Frühling, das kann nicht sein? Plastik bis zum Horizont? Wollten wir nicht Plastik fasten? Wir müssen heute noch Oma besuchen. Sie wohnt schon so lange alleine in ihrem großen Haus.

Der Hase sagt zur Häsin: Komm, wir gehen ins Wirtshaus und lassen uns auf die Speisekarte setzen. Unsere Kinder geben wir ins Museum.

Die Oma sagt: Schön, dass ihr mich besucht. Es ist Frühling und ich würde so gerne wieder einmal heimischen Spargel essen. Vorher schauen wir uns das Neubaugebiet an. Ach, wenn es dort ein Mehrgenerationenhaus gebe, bezahlbare Wohnungen für meine Freundinnen, die nicht so viel Rente haben. Dann noch ein kleines Café. Dann könnte ich vom Wohnzimmer die Hasen am Waldrand beobachten.

Der Sohn des Bewohners im fertig gestellten Neubaugebiet sagt: Papa, was ist ein Hase? Ich soll bis Mittwoch in der Schule eine Beschreibung abgeben.

Papa sagt: Komm wir gehen ins Museum. Dort gibt es ausgestopfte. Also fuhren Sie ins Museum. Natürlich mit dem Elektroauto. Einem 600 PS Porsche.

Oma sagt: Schaut mal, auf der Speisekarte gibt es regionalen Hasenbraten.

Der Sohn sagt: Ich wusste gar nicht, dass es hier noch Hasen gibt?

Ziemlich überspitzt? Diese Geschichte ist nur fast erfunden. „Den Schuldigen“ kann ich nicht bestimmen. Bieten wir unseren Landwirten faire Bedingungen? Bieten wir den Neubürgern faire Baugebiete? Bieten wir der Natur einen fairen Ausgleich?  Müssen wir alles mittragen? Müssen wir alles in Geld bewerten? Ethik, Moral, Verantwortung. Nur Fremdworte? Es gibt höhere Ziele.

Geben wir uns mit diesen Umständen zufrieden? Wenn wir nicht beginnen unser Verhalten und unsere Vorgehensweisen zu ändern, werden nicht nur die Hasen verschwinden.

Ralf Schreck – hat für vieles eine Erklärung aber Lösungen können wir nur alle gemeinsam finden.

 

 

 

 

 

Winter in Eggenstein-Leopoldshafen

Der lange Winter

Ändern können wir eh nichts am Wetter. Der Winter erscheint uns lang. Wer in den vergangenen Tagen dennoch draußen war konnte grandiose Stimmungen in unserer Natur erleben. Mit wachem Blick erkennt man, wie sich der Frühling in den Rheinwald schleicht. Die ersten Blüten der wilden Kirschen wollen schon aufgehen, die Fasanen Gockel stecken ihr Revier ab. Die Wiesen im Wörth färben sich wieder in lebendiges Grün. Das lockt die Rehe ins Freie. Im Wechsel zwischen Kälte und Wärme zieht ein Schauer vorbei und zeichnet seine Bahn mit einem bunten Bogen in nie gekannten Farben. Ein Schwarm Kiebitze wurde vom erneuten Kälteeinbruch überrascht und macht Rast auf den Äckern, die noch nicht mit Vliesen oder Folien bedeckt sind. An der Belle Brücke in Eggenstein erlebt man den ewigen Fluss des Lebens und weiter vorne an der Belle am Rhein kann man die scheinbar eisige Einsamkeit spüren. Momente der Besinnung, Momente des Glücks. Dabei kommt mir das Gedicht von Wilhelm Busch in den Sinn.

 

Immer wieder

Der Winter ging, der Sommer kam.
Er bringt aufs neue wieder
Den vielbeliebten Wunderkram
Der Blumen und der Lieder.

Wie das so wechselt Jahr um Jahr,
Betracht ich fast mit Sorgen.
Was lebte, starb, was ist, es war,
Und heute wird zu morgen.

Stets muss die Bildnerin Natur
Den alten Ton benützen
In Haus und Garten, Wald und Flur
Zu ihren neuen Skizzen.

 

Die Natur kennt keine Langeweile. Das ist eine Erfindung der Städter. Sagte schon Hermann Hesse.

Ralf Schreck – Wetter Freund

Hundefreunde – ein Shitstorm

Hundefreunde

Wieso lasst ihr eure Hunde überall ihre Haufen machen, ohne diese zu entsorgen? Hallo! Diese Wiese ist verpachtet und durch die Hinterlassenschaften wird das Heu unbrauchbar? Was tut ihr da dem Bauern an? Weshalb werft ihr die gefüllten Hundebags ins Gelände und entsorgt sie nicht im Abfall? Plastik in der Natur? Wolltet ihr nicht Plastik fasten? Auf dieser Wiese leben Rebhuhn und Fasan und sind ständig in Sorge gejagt zu werden. Hört die Hundeliebe an der Wiese auf? Wo bleibt die Verantwortung? Nach mir die Sintflut? Pfui, schämt euch.

Klage eines Kaninchens, welches mich am 17.03.2018 an der Wiese beim Sportplatzweg ansprach.

Das ist leider kein Einzelfall. Am 08.03.2018 kam ich ins Gespräch mit einem Buntspecht, der mir ähnliches berichtete. Ich konnte ihm nicht widersprechen. Derzeit bin ich in unserer Gemarkung unterwegs auf der Suche nach Denkmalen und betrete an einigen Standorten regelrechte Minenfelder voller Hundekacke. In Leopoldshafen hinter der Faschinenwand Brüsseler Ring und Hardtwaldrand im Bereich der Sträucher sieht es genauso schlimm aus. Dieses Gelände gehört zum Bereich, den ich mit der Leobande betrete, wenn wir im Herbst bei der Gemeinde Putzaktion mitmachen. Wollen wir da überhaupt noch mitmachen?  Was sage ich denn den Kindern?

Der Buntspecht meinte, setzt doch die Hundesteuer rauf auf 1000 € je Hund und jeder Hundefreund, der sein volles Hundetütchen bei der Gemeinde abgibt bekommt wieder 10 € gutgeschrieben. Der Erlös aus diesen Summen geben wir dann den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz für unsere Gemeinschaft.

Auf den Shitstorm bin ich gespannt.

 

Ralf Schreck – der mit den Tieren sprechen kann

 

Denkmale unserer Heimat

Denkmale unserer Heimat

Auf dieser Seite möchte ich einige unserer steinernen Zeitzeugen der Geschichte vorstellen. Grenzsteine, Hochwassermarken, Denkmale, Brunnen, Waschplätze und andere. Mein digitales Archiv gibt es seit 2003 und konnte etliche Beiträge für die Zusammenstellung liefern. Es ist schon erstaunlich was sich in unserer Gemeinde entdecken lässt. Nicht alle Denkmale erklären sich von selbst. Jedes einzelne hat seine Geschichte, die wenigsten davon sind mir bekannt. Dennoch besuche ich diese Kleinode immer wieder bei meinen Rundgängen im Ort und in Wald und Flur. Es gibt bestimmt noch mehr, die irgendwo versteckt an unseren Gemarkungsgrenzen im Wald stehen. 2003 hatten wir bei einer Radtour im Rheinwald Leopoldshafen einen Sandstein fotografiert, den ich seitdem nicht mehr gefunden habe. Nachdem ich Friedhelm um Auskunft bat, fand ich diesen Stein im Hardtwald von Linkenheim bei der heutigen Tour wieder. Dennoch gibt es noch versteckte Steine im Wald. Unsere Jäger könnten doch noch einige Tipps geben? Vielleicht hat jemand auch noch alte Fotografien von früheren Standorten?

Ralf Schreck – Heimat Freund