Beim Schmugglermeer

Die Kastanie beim Schmugglermeer

Unser Freund Ewald meinte, wir sollten doch einmal zum Schmugglermeer gehen. Dort gäbe es einen Kastanienbaum, der im Frühjahr so schön blühe. Jetzt war es Anfang Winter und wir wollten natürlich nicht so lange warten, also begaben wir uns auf Entdeckungsreise. Los ging es bei der Bellebrücke. Kurz vor dem Rhein bogen wir ab und gingen auf den Damm. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf den Auenwald. Zurzeit fallen grüne Kugeln in den Baumkronen auf. Mispeln sind immergrüne Halbschmarotzer, die mit ihrem Wirt verwachsen sind und dem Baum Nährstoffe und Wasser entziehen. Das Schmugglermeer kam näher und wir verließen denn Damm.

Vorsichtig gingen wir am Ufer entlang, denn wir entdecken in einer großen Weide eine Gruppe Kormorane beim Sonnenbad, die wir nicht stören wollten. Wir liefen weiter, grüßten die Holzmacher und den Förster, querten ein Wäldchen und gelangten schließlich zum Kastanienbaum an der Hütte beim Ufer. Wir erkannten ihn sofort an dem für Kastanien typischen drehwüchsigen Stamm. Im Frühling muss das eine Augenweide sein, wenn er blüht. Seine zahllosen Blütenstände sehen dann wie große Kerzen aus. Ein Grund mehr, nochmal wieder zu kommen. Diese Kastanie wurde 1933 von Ewalds Vater, damals Förster, gepflanzt. Plötzlich gehen unsere Blicke zum Ufer. Dort gibt es eine kleine Halbinsel, auf der ein Baumstamm angespült wurde. Dessen Wurzeln ragen aus dem Wasser und sehen aus wie die Tentakel eines Kraken. Wie Hände ragen sie in den Himmel, fast so als wollten sie den Streit zwischen Anglern und Kormoranen schlichten. In der Nähe, bei der ausgebrannten Forsthütte gibt es einen mächtigen Ginkgo Baum, dessen goldenes Blätterkleid jetzt am Boden liegt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ralf Schreck – Naturfreund

 

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