Die Efeu Mauer im Friedhof Eggenstein
Bedeutender Lebensraum für die Efeu Seidenbiene und andere Insekten
Jeder hat vom Bienensterben gehört. Verursacht durch den Schwund der Lebensräume, Monotonie in der Landschaft, unsachgemäßen Einsatz von Pestiziden, das Auftreten von Parasiten bei Honigbienen, wie die Varroa Milben, usw. Biene ist nicht gleich Biene. Wir kennen alle die Honigbiene, ein Haustier. Aber wer kennt die heimischen Wildbienen? In Deutschland wurden rund 550 verschiedene Wildbienenarten nachgewiesen. Dazu zählen auch unsere Hummeln. Im Gemeindegebiet von Eggenstein-Leopoldshafen sind mehrere Dutzend Arten zu finden.
Auf dem Friedhof in Eggenstein gibt es ein schönes Beispiel für einen wertvollen Lebensraum der seltenen Efeu Seidenbiene. Nämlich die Efeu bewachsene Sandsteinmauer, die den alten vom neuen Friedhofsteil trennt. Efeu oder Hedera helix ist die heimische Pflanze, die bei uns am spätesten im Jahr blüht und somit eine wertvolle und eine der letzten Nahrungsquelle im September und Oktober für unsere bedrohten Insekten ist.
Jetzt kann man die Efeu Seidenbienen mit Wespen, Hornissen, Fliegen, Käfern und den letzten Faltern dort im Efeu beobachten. Diese Wildbiene lebt einzeln, benötigt sandige Böden für ihr Nest und Efeubestände zur Nahrungsgewinnung, so wie es auf unserem Friedhof vorkommt. Lebensraum und Nahrungsquellen müssen beisammen sein, dann ist der Bestand gesichert.
Wir beobachten diesen Standort seit einigen Jahren. Es lohnt sich die blühende Mauer und das Gesumse anzusehen. Schnell wird man die Efeu Seidenbienen von den Honigbienen unterscheiden können. Man kann sich diese seltene Wildbiene auch in die Gärten locken. Sie benötigt ältere, blühfähige Efeupflanzen und sandige Böden. In versiegelten und verkiesten Vorgärten wird man sie vergeblich suchen.
Aufgrund der Länge dieser Mauer, war das eine bedeutende innerörtliche Nahrungsquelle für Colletes hederae, wie sie wissenschaftlich bezeichnet wird. War? Was ist passiert? Geht raus und seht euch diese Mauer jetzt an! Ihr werdet umschwirrt von hungernden Bienen, die euch fragen, weshalb man fast alle blühfähigen Triebe abgeschnitten hat? Selbst in Bereichen, in denen es überhaupt keine Not gab, die Schere anzusetzen. Eine Biene fragte mich: „Gehört das zu euerem neuen Leitbild Grünpflege“? Stellt euch vor, wir würden morgen Lidl, Aldi und Edeka abreißen?
Schön geschnitten sieht`s aus. Doch dadurch ist die Vielfalt zerstört. Warum fällt nur mir so etwas auf? Als ehrenamtlicher Hornissen- und Wespenberater und Teilnehmer am Tagfalter Monitoring weiß ich, dass es dieses Jahr außergewöhnlich wenige Insekten gibt. Weshalb nutzt man diese Mauer dann nicht als Chance, um dem Insektensterben entgegen zu wirken? Schnitt muss sein, keine Frage. Aber man könnte die Maßnahme auch ins zeitige Frühjahr legen. Jahrelang wurde das getan. Da fällt mir wieder der Kirschendamm ein und die Sträucher im Grünzug Leo. Ein Konzept sehe ich da noch nicht. Es fehlt eine ganzheitliche, eine vielfältigere Handlungs- und Betrachtungsweise in Sachen grün. Ökologie tut nicht weh und wenn man es richtig anpackt, dann gibt es auch keine extra Kosten. Man muss das aber auch verstehen wollen.
Sind ja nur Bienen und Insekten, also Ungeziefer?
Ralf Schreck – enttäuschter Bienen Freund