Lebendige Brücken

Abenteuer am Rhein

Der Ausflug begann sobald wir auf der Fähre waren. Dann wussten alle, jetzt geht’s los. Die kurze Fahrt über den Rhein, der Wind, der allen um die Nasen strich, die schöne Aussicht auf den Strom, die Freude auf den Ausflug war einfach perfekt, wenn es mit dem Schiff in die Pfalz ging. Zwischen Leopoldshafen und Leimersheim habe ich einige lebendige Brücken erlebt.

Von 1950 bis 1986 gab es die wohl technisch interessanteste Fähre. Es war eine sogenannte Gierfähre, 20 Meter lang, 6 Meter breit mit einer Tragfähigkeit von 15 Tonnen. Sie konnte 12 Fahrzeuge bzw. 45 Personen befördern. Die Führung erfolgte bis 1956 mit Hilfe eines Längsseiles, danach wurde, um Rücksicht auf den stärker werdenden Schiffsverkehr zu nehmen, ein Grundseil  am Boden des Stromes befestigt. 1970 wurde ein Hilfsmotor installiert. Im alten Hafen von Schröck befindet sich eine solche Gierfähre, unsere Museumsfähre Sophie, die auf Anfrage und bei Museeumsveranstaltungen besichtigt werden kann. Unser ehemaliger Naturhafen ist mit diesem Schmuckstück ein echter Hingucker geworden.

In der Zeit von 1944 bis 1986 gab es eine Gierfähre zwischen Leimersheim und Leopoldshafen mit dem Namen “Loreley” (in Schifahrtskreisen jedoch nur als die “Fähre von Leimersheim” genannt. Diese Fähre hatte allerdings eine Tragfähigkeit von 30 t und durfte 250 Pers. befördern. Von 1945 bis 1950 war sie außer Betrieb, bis 1956 fungierte sie als Längsseil-Gierfähre, dann als Grundseil-Gierfähre, ab 1970 bekam sie einen Hilfsmotor (Schottelnavigator). 1986 wurde die Gierfähre verschrottet. Entnommen aus “Wagenfähren in Deutschland” – Danke an Jürgen für diesen Hinweis.

Abgelöst wurde die Seilfähre 1986 durch die „Liselotte von der Pfalz“. Sie war die erste frei fahrende Fähre und war bis 1997 im Einsatz. Danach wurde sie verschrottet. Natürlich war sie größer als die Vorgängerin.

Die Nachfolgerin, die von 1997 bis 2004 im Einsatz war, wurde nach dem Schutzpatron der Seeleute benannt, nämlich St. Nikolaus. Sie konnte bereits 16 Fahrzeuge oder 200 Personen befördern.

Seit 2004 bis heute fliegt die Peter Pan über den Rhein. Sie fasst 25 Fahrzeuge und ebenfalls 200 Personen.

Dieser Rheinübergang zwischen Leopoldshafen und Leimersheim wurde bereits 1270 urkundlich erwähnt. Damals müssen das noch echte Abenteuer gewesen sein, denn der Strom war ungezähmt, viel breiter als heute und die Überfahrt erfolgte mit frei fahrenden hölzernen Nachen.

Die sonst wenig befahrene Leopoldstrasse in Schröck bekam gelegentlich starken Autoverkehr, wenn es Stau auf den Rheinbrücken Wörth oder Germersheim gab. Bis in die 1980er Jahre gab es unten am Rhein auch eine sogenannte Ersatzübergangsstelle der Nato, die von einer kleinen Pioniereinheit der Bundeswehr unterhalten wurde. Im Verteidigungsfall sollte über diese Pontonbrücke militärisches Material transportiert werden. Wir sind gelegentlich hin geradelt und haben dort das Treiben beobachtet. Den größten Charme hatte jedoch die alte Seilfähre. Das war auch ein kleines aber immer spannendes Abenteuer. Ein solches Abenteuer lässt sich wiederholen, wenn unsere Ortsgeschichtler Jürgen und Wilfried im alten Hafen die Sophie starten und deren Besucher in alte Zeiten entführen.

Solche Geschichten und andere kann erleben, wenn zu den Stammtischen der Agenda Gruppe Ortsgeschichte kommt. Termine gibt es auf der Homepage der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen.

Ralf Schreck – Fähr Freund

Danke an Karl Überle für die alten Dias, die von der Film AG Egg-Leo digitalisiert wurden. Danke an Jürgen für seinen Beitrag zur “Loreley”.

 

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