Die Platane im Friedhof
Unsere Friedhöfe sind Orte der Begegnung. Orte des Leids, der Trauer, der Erinnerung und der Hoffnung. Auf dem Eggensteiner Friedhof gibt es ein Grabfeld, das ich immer besuche, wenn ich dort bin. Es ist dort wo die alte Platane steht. Jetzt hat man die Krone dieses ehrwürdigen Baumes wieder beschnitten. Ich weiß wie man Bäume schneidet, ich habe das gelernt. Und diese Platane hätte ich genauso geschnitten. Der mächtige Stamm trägt etwa zehn starke Kronenäste, die fast waagrecht ausschwärmen. So, als wollten sie die darunter liegenden Verstorbenen mit starken Armen behüten.
Wir brauchen solche Symbole. Sie lassen uns inne halten. Wir denken und gedenken. Wir sind dann unseren Vorausgegangenen wieder sehr nahe. Viele Gräber haben ein Denkmal und eine schöne Bepflanzung. Damit würdigen wir die Toten. An den Blumen und Pflanzen sehen wir, dass das Leben blüht und weiter geht. Wir schöpfen Hoffnung. Wir brauchen diesen Ort. Bei der Platane ist dieses Erleben besonders schön.
Weiter vorne beim Querweg wurde ein großer Baum gefällt. Am Baumstumpf kann man sehen, dass er innen bereits hohl war. Auch Bäume werden alt und sterben. So ist das. Es wird Ersatz geben und ein junger Baum wird gepflanzt werden. Das ist bei uns auch so. Ich kenne unseren Friedhofgärtner nicht aber ich weiß, dass er ihn gut pflegen wird. Auch die lange Friedhofsmauer mit dem Efeubewuchs wurde gut beschnitten. Im Herbst wird sie wieder blühen. Zur Freude der Efeuseidenbiene und Kolleginnen.
Ralf Schreck – Platanen Freund