Dezembergrau

Im Nebel des Lebens

Im Nebel sieht man oft mehr, als man zu erkennen glaubt. Noch war es hell, doch ich ahnte, dass sich bald die richtige Atmosphäre einstellen würde. Zu erwarten war es nicht, denn von der Eiszeit dröhnte Discomusik und der besorgte Mann am Mikro erinnerte ständig daran, dass die ausgeliehenen Eisbären nach 90 Minuten abzugeben sind. Die größere Hektik spielte sich auf der Kaiserstraße ab und im benachbarten Weihnachtsmarkt. Dem Gedränge der Menschen, dem Duft von Bratwurst, Pommes und Co. blieb ich fern und begab mich zum Schlossplatz.

Sobald ich den fast menschenleeren Platz betrat zogen mich die kahlen Bäume in ihren Bann. Das trübselige Dezembergrau verwandelte sich mit zunehmender Dämmerung in eine Zauberlandschaft. Mit fortschreitender Dunkelheit erstrahlte ein warmes Licht die graue Nebellandschaft. Die illuminierten Linden verliehen diesem Anbild eine feierliche Note. Urplötzlich begann die Last des Alltags, die erlebten Enttäuschungen, die nicht bewältigten Erlebnisse und Sorgen, der vergangenen Wochen und Monate von mir abzufallen. Die Bedrücktheit und Sorgen, die wie Ketten schnüren, waren für kurze Zeit vergessen. Dabei fiel mir das Gedicht des deutschen Lyrikers Cäsar Fleischlen ein.

Graue Tage

Es ist mitunter,
als wären alle Fäden abgeschnitten…
als wäre alles um dich her
weitab und leer,
ein toter Raum,

und du dir selbst ein fremder Traum…

…als käme nie die Sonne wieder,
als klänge nie ein Lied mehr durch,
als höre alles langsam auf…

und plötzlich flimmert’s durch die Wolken
und plötzlich trifft ein Klang ans Ohr
und leise fliegt auf goldenem Flügel
ein Schmetterling am Weg empor!

Den Schmetterling hatte ich am Nachmittag tatsächlich gesehen. Es war ein Admiral, der vom milden Wetter aus seiner bereits begonnenen Winterruhe hervorkam.

Allen meinen Freunden, Lesern, Followern, Kritikern, ob Frau oder Mann, wünsche ich Frohe Weihnachten und alles Gute fürs Neue Jahr 2020. Mit zunehmendem Alter rückt Gesundheit in den Vordergrund, deshalb wünsche ich euch das auch. Mit Kraft, Freude und Leidenschaft lassen sich die meisten Projekte angehen. Es bleibt auch die Erkenntnis, dass es nicht für alles eine Lösung gibt und unser Leben endlich ist.

Aufgeben ist keine Option, es gibt aber auch einen Zeitpunkt, an dem man loslassen muss …

Ralf Schreck – Freund der Vielfalt

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