Alarm im Hardtwald

Zu Besuch bei Vinca

Vorsicht! Aufgepasst! Hundsgiftgewächse im Hardtwald entdeckt! Halt, stopp, was sich dramatisch anhört, ist nur halb so wild. Wer unseren Grillplatz im Hardtwald an der Linkenheimer Allee, in der Nähe des Gartencenters kennt, der hat diese Pflanze schon einmal gesehen. Es ist das blau blühende Kleine Immergrün, Vinca minor, ein immergrüner Zwergstrauch, den wir gerne in unsere Gärten pflanzen. Im Bereich zwischen Allee und Grillplatz gibt es eine größere Fläche mit dieser geschichtsträchtigen Pflanze, denn sie tritt in Süddeutschland erst seit der Römerzeit auf. Sie gilt als Kulturrelikt und zeigt oft die Lage ehemaliger Burgen und Siedlungen an. In dieser Umgebung verlief eine Römer Straße, deren Reste bei Friedrichstal als etwa zwei Meter hoher Damm zu erkennen sind (oder waren?). Vielleicht hat ein Römer einst dort gelagert und einen Setzling gepflanzt? Oder war es vielleicht nur ein ausgeleerter Blumenkasten eines Gartencenter Kunden? Die Römerversion würde mir besser gefallen.

Es gibt eine weitere Besonderheit am Vinca. Sie gehört zur Familie der Apocynaceae, der Hundsgiftgewächse. Die meisten Vertreter dieser Gattung gibt es nur in den Tropen und Subtropen. In Deutschland kommen davon nur das Immergrün und die Schwalbenwurz vor. Eine Verwandte der Vinca ist eine schöne Pflanze, die seit einigen Jahren unser Sommerblumensortiment bereichert. Es ist die uns wohl bekannte Mandevilla oder Dipladenia.

Beim Grillplatz gab es ein Arbeitslager des Reichsarbeitsdienstes. „Leo Berger“ – RAD-Abt. 2/275 wurde es genannt. Es war eines von vier Lagern in der Gemarkung von Eggenstein und Leopoldshafen. Die dort untergebrachten Männer gruben den benachbarten Pfinzentlastungskanal in Handschachtung aus. Der Kanal verläuft zwischen Grötzingen und Leopoldshafen, ist 15,6 km lang und leitet Hochwasser der Pfinz in den Rhein. Im Heimatmuseum Leopoldshafen gibt es einige Bilder vom RAD. Hinter der Grillhütte kann man noch die Fundamente des einstigen Lagers erkennen.

Ein geschichtsträchtiger Ort ist unser Grillplatz. Es gab auch einige Jahre eine Erdölförderung in der Nähe. Als Kind habe ich die Pferdekopfpumpe, die das schwarze Gold aus der Tiefe förderte noch gut in Erinnerung. Das Immergrün ist mittlerweile eingebürgert und ist wertvoller Nektarlieferant für die ersten Wildbienen und zahlreiche Hummeln. Im Wald kann man Buntspecht und im freien Feld den Turmfalk beobachten.

Ralf Schreck – Vinca Freund

 

 

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