Leopoldshafen

Leopoldshafen

Unser Dorf liegt auf einer zum Rhein vorgeschobenen Landzunge des Hochgestades, gegenüber dem ähnlich gelegenen pfälzischen Dorfe Leimersheim, 12 Kilometer nordwestlich von der badischen Landeshauptstadt Karlsruhe entfernt. Die südliche Nachbargemeinde ist Eggenstein, während Linkenheim gegen Norden an die Dorfgemarkung angrenzt. Im Osten hält der dunkle Hardtwald die Nachbarschaft. Dem Beschauer bietet sich vom Dorfe aus nicht nur ein herrlicher Fernblick auf den Wasgenwald und das Hardtgebirge jenseits des Rheins, sondern auch die diesseitigen lauen Schwarzwaldberge bei Ettlingen und Baden-Baden. Das Dorf selbst und seine weite Gemarkung schenkt jedem Besucher, der Freude an der Natur und am dörflichen Leben hat, eine Menge bleibender Eindrücke. Die schmucken und sauberen Häuser der Dorfstraßen, die biederen Menschen in ungezwungener Natürlichkeit und Freundlichkeit, die idyllischen Altwasser, die lichtgrünen Rheinwaldungen mit schattigen Wegen und verschlungenen Pfaden, der still ruhende Rheinhafen mit seinem klaren, fischreichen Wassern, der ewig schaffende, rastlose, in wuchtigen Dämmen gehaltene Rhein, die Fähre mit schaukelnden Nachen – dies alles, umschlossen vom Himmel und den Wäldern der Hardt, bildet wahrlich eine einzigartige reiche Welt! Diese kostbare Perle im Kranze der badischen Hardt- und Rheinorte ist mein Heimatort, mein Leopoldshafen! Du Heimat! Dein Name ist mir ein Zauberwort. Der Kindheitstage entstehen wieder, wenn ich dich sehe und deinen Namen vernehme! Ich erblicke in der Ferne dein Bild und grüße dich mit beschwingten Worten:

O, wie ist so lieb mein Dörfchen,

So ganz anders als die Stadt!

Klein und einfach sind die Häuschen

Hier, im Schmuck von Baum und Blatt.

 

Mit dem Pfluge, mit der Hacke

Schafft der Bauer auf dem Land:

Rüben, Tabak, Frucht, Kartoffeln

Pflanzt er gern mit fleiß`ger Hand.

 

Hühner picken, Tauben girren,

Pferde wiehern laut im Stall,

Und des Morgens in der Frühe

Hört man schon den Peitschenknall!

 

Pferd` und Kühe ziehn die Straßen`

Mit dem Wagen da entlang –

Doch des Tages Last und Mühe

Wird umrahmt von Sang und Klang.

 

Wie ich dich doch innig liebe,

Kleine Welt am großen Rhein,

Immer zieht aus weiter Ferne

Meine Seele bei dir ein!

 

Nein, das stammt nicht aus meiner Feder. Das sind die Worte unseres Ehrenbürgers Stephan Karl Vomberg (03.11.1877 – 03.05.1947). Zur Jahrhundertfeier der Namensgebung Leopoldshafen 1933 wurde von ihm das Buch „Leopoldshafen am Rhein – Heimatbuch in Wort und Bild“ verfasst, herausgegeben und finanziert. Stephan Karl Vomberg hat sich um die Gemeinde Leopoldshafen verdient gemacht.

Das schöne an diesen Worten ist, dass man sie, wenn man „Freude an der Natur und am dörflichen Leben hat“, heute immer noch nachvollziehen kann! Diese Beschreibungen und Erlebnisse findet man auch in den Bildern, Gemälden und Fotografien der Herren Bayer, Dürr, Stern, Ueberle. Wenn wir respektvoll und mit Verantwortung mit unserer Heimat umgehen, können wir solche Erlebnisse auch unseren Enkeln erfahrbar machen. Manche Dinge und Geschichten, die das Leben schreibt scheinen zeitlos zu sein? Ist das nicht schön?

Die neueren Fotos stammen von Lukas und mir.

Ralf Schreck – Schröck Freund

Die Wiese unterhalb des Friedhofes Leopoldshafen

Die Wegwarten Wiese unterhalb des Friedhofs Leopoldshafen

Dasypoda hirtipes liebt Wegwarten. Die Braunbürstige Hosenbiene ist eine Spezialistin in Bezug auf ihr Nistverhalten, als auch in Bezug auf den von ihr bevorzugten Pollen. Für die Aufzucht ihrer Nachkommen benötigt sie Pflanzenarten der Gattung Korbblütler (Asteraceen), sowie einen sandigen Boden zum Anlegen ihrer Nester. Beide Faktoren haben wir in Leo. Die kleine Wiese unterhalb des Friedhofes ist ein schöner Wegwarten Standort. Die nähere Umgebung mit sandigen Hängen bietet ideale Nistmöglichkeiten.

Wildbienen sind für Ungeübte schwer zu bestimmen, die Hosenbienen kann man allerdings an den blühenden Wegwarten gut ansprechen. Wegwarten öffnen ihre Blüten am frühen Morgen und sind am Mittag bereits wieder geschlossen. Auf diese Eigenheit haben sich die Hosenbienen eingestellt, denn sie haben große Beinbürsten, an denen sie den geernteten Pollen transportieren. Das hat den Vorteil, dass sie innerhalb der zur Verfügung stehenden Sammelzeit genügend Pollen und Nektar eintragen und der Energieeinsatz für Transportflüge überschaubar bleibt.

Selten sind diese auffälligen Wildbienen, denn passende Nistplätze und Nahrungsquellen dürfen nicht zu weit auseinander liegen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir beide Faktoren haben. Auch bei unseren historischen Waschplätzen blühen derzeit die Wegwarten und dort kann man die Bienen ebenfalls beobachten. Um diese Wildbienenart zu fördern dürfen wir diese Bereiche nicht zu früh abmähen. Auch Hundefreunde sollten sich etwas zurücknehmen und die Hinterlassenschaften ihrer Schützlinge in die dafür vorgesehenen Behältnisse zu entsorgen. Für Fotografen ist es eine Herausforderung diese schönen Insekten in Action zu fotografieren. Und es ist schlicht eine Sauerei ständig diesen Haufen ausweichen zu müssen. Auch ist für mich nicht nachvollziehbar, dass man den Bereich direkt am Friedhofszaun als Hundeklo degradiert. Innerhalb stehen Angehörige an den Rasengräbern und gedenken der Verstorbenen, beim Aufblicken schaut man außerhalb in die Exkremente von Hunden schlecht erzogener Hundefreunde.

Bienenschutz durch adäquate Grünpflege. Dazu noch kostenneutral. Das könnte man doch in unser „Grünes Buch“ aufnehmen? Bald blüht bei uns der Rainfarn, Tanacetum vulgare. Dort kann man die seltene Rainfarn Seidenbiene beobachten. Colletes similis ist dann bei uns ebenfalls anzutreffen? Man kann sie mit der Gemeinen Seidenbiene, Colletes daviesanus verwechseln, die man ebenfalls auf Rainfarn antrifft. Wir werden sehen.

Ralf Schreck – Wildbienen Freund

 

Die Blumenwiese am alten Rathaus Leopoldshafen

Die Wiese beim Rathaus Leopoldshafen – die andere Wiese

Der Lebensraum Wiese ist umso artenreicher, je nährstoffärmer der Untergrund ist. Das hat mit dem unterschiedlichen Konkurrenzverhalten der Kräuter zu tun. Ein Spielrasen ist im Grunde genommen ebenfalls eine Wiese, die durch vielmaligen Schnitt und planmäßigen Düngegaben nur Gräser fördert. Was wir im Hausgarten haben wollen ist für unsere Insektenwelt abträglich. Das Geheimnis einer funktionierenden artenreichen Wiese, die attraktiv für Kleintiere ist, ist Nährstoffarmut, weniges Mähen, sowie das Abräumen des Schnittgutes nach dem Aussamen. Einen solchen Lebensraum finden wir auf der zweiten „Wiesen Projektfläche“ der Agenda Gruppe Umwelt beim ehemaligen Rathaus in Leopoldshafen.

Fünffingerkraut (Potentilla), Gänseblümchen (Bellis perennis), Gewöhnlicher Reiherschnabel (Erodium cicutarium), Hahnenfuß (Ranunculus), Horn Sauerklee (Oxalis corniculata), Sauerampfer (Rumex), Spitzwegerich (Plantago), Weicher Storchschnabel (Geranium molle), Weißer Klee (Trifolium repens), Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris), Hopfenklee (Medicago lupulina), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella), Feinstrahl (Erigeron annuus), Klatschmohn (Papaver rhoeas), Malve (Malva moschata), Schafgarbe (Achillea millefolium), Nachtkerze (Oenothera biennis), Wegwarte (Cichorium intybus), Feldrittersporn (Consolida regalis), Graukresse (Berteroa incana), Zaunwinde (Calystegia sepium), Königskerze (Verbascum densiflorum), Johanniskraut (Hypericum perforatum), Kanadisches Berufkraut (Conyza canadensis). Das sind 24 Pflanzenarten, die wir bisher von Mai bis Ende Juli in dieser Wiese bestimmt haben. Es sind heimische Pflanzen, die nicht nur Nahrung, sondern auch Lebensraum für Kleintiere wie Insekten sind. Die Fluginsekten nähren sich vom Nektar und Blütenstaub, die Larven, Raupen und anderen Insekten Vorstufen vom Laub, Samen, Pflanzensaft, von anderen Insekten, usw. In einer artenreichen Pflanzen- und Tiergesellschaft existiert ein ständiges Geben und Nehmen. Raupen fressen Blätter, Wespen fangen Raupen und füttern damit ihre Brut. Es gibt Spieler und Gegenspieler. In einer solchen Gesellschaft wird sich immer ein Gleichgewicht einstellen, wenn wir das nicht stören. Natur sieht Vielfalt vor. Da können wir von lernen.

Es gibt dort Wildbienen, Hummeln, Fliegen, Wanzen, Libellen, Käfer, Ameisen, Schmetterlinge und andere. Man beobachtet auch Vögel, die sich an den Samen laben. Im Hochsommer könnte man diese Fläche als ungepflegten Unkrauthaufen bezeichnen. Aber das machen nur die, die die Zusammenhänge einer Wiesengesellschaft nicht erkennen. Deshalb ist es erforderlich zu informieren.

Mit einem durchdachten Pflegemanagement können wir Insekten fördern, ohne dass hierfür Kosten entstehen. Wäre das nicht eine vorbildliche Chance, die wir weiter ausbauen sollten? Neugierde ist eine Antriebsfeder der Menschheit. Und ich kann sagen, dass es sehr viel Spaß macht Umwelt und Naturzusammenhänge zu beobachten und zu analysieren. Mit etwas Interesse und Bereitschaft sich auf Unbekanntes einzulassen kommt man letztendlich zum Ergebnis, dass wir etwas gegen das Bienensterben unternehmen sollten. Honig bekommen wir nicht aus dem 3D-Drucker.

Wiese im Bürgerpark, Wiese am alten Rathaus. Buntes Blühen im Bürgerpark, trockenes Gestrüpp beim Rathaus. Die heimischen Rathaus Wiesenpflanzen sind allesamt auch Nahrungspflanzen für Schmetterlinge. Das lange und bunte Blühen im Bürgerpark liefert „nur“ Nahrung für Blütenbesucher. Wofür entscheiden wir uns? Für welche Vielfalt entscheiden wir uns? Es gibt viele Wege, die zum Ziel führen. Können und wollen wir diese Thematik auch akzeptieren?

Ralf Schreck – Freund des „einfach mal wachsen lassens“

 

Die Blumenwiese im Bürgerpark

Die Blumenwiese im Bürgerpark

Ist ein Projekt der Agenda Gruppe Umwelt Eggenstein-Leopoldshafen. Diese Wiese ist eine Wiese der Erkenntnis. Jetzt, am 28. Juli 2018 hat sie ihre Hochblüte erreicht. Sie besteht hauptsächlich aus einjährigen Kräutern wie Steinkraut, Natternkopf, Mohn, Zinnien und anderen. Insekten tauglich ist sie, denn seit den ersten Blüten waren Hummeln und Bienen da. Und das zu allen Tageszeiten. Das war mir neu. Die Wiese blüht durch und durch das Artengemisch kommen ständig neue Blumen hinzu. Angelegt am 26. Mai erschienen am 26. Juni die ersten weißen Blüten der Steinkräuter. Jetzt ist der 28. Juli und die Wiese ist in der Vollblüte und sehr schön anzusehen. Das ist bei der Wiese am ehemaligen Rathaus in Leo anders. Auch diese Wiese ist ein AG Umwelt Projekt. Doch dazu später mehr.

Die Bürgerparkwiese steht unter Aufsicht. Die ersten drei Wochen stand Wässern im Vordergrund, später nur noch nach Bedarf. Am 2. Juli gab es eine Nährstoffversorgung mit einem organischen Dünger, nachdem wir festgestellt hatten, dass die jungen Pflanzen im Wachstum stagnierten. Der weitere Pflegeaufwand beschränkt sich jetzt aufs Beobachten. Diese Wiese ist ein Blickfang. Passanten bleiben stehen und erfreuen sich an der Blütenpracht. Wir bekommen Anfragen, ob es noch Blumensamen gibt und wie man am besten im eigenen Garten Wiesen anlegen kann. Vom Rektor der Lindenschule wurden wir gebeten, ob wir uns nicht beim Schulgarten einbringen möchten. Am 30. Juni überarbeiteten wir zusammen mit Schülern den kleinen aber feinen Garten vor der Schule. Wir berichten im Amtsblatt über diese Aktionen und ermutigen damit interessierte selbiges zu tun. Es ist mit einfachen Mitteln möglich sich aktiv für Umwelt und Natur einzusetzen. Das entsprechende Wissen hierfür stellen wir gerne bereit. Für unsere Ferienspaß Aktion haben wir 32 Anmeldungen! Dies werten wir ebenfalls als Erfolg für unsere Projekte.

Wiesen sind vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Wiesen sind eine Art pflanzliche Übergangsform, denn die Natur sieht als höchste Entwicklung in unseren Breiten den Wald vor. Wiesen wurden durch die Beweidung von Großsäugern, wie Auerochse, Wildpferd, Wisent, Hirsch, und anderen erhalten. Natürliche Wiesen gedeihen auch an Standorten, an denen ein Baumwachstum nicht möglich ist, z.B. in feuchten oder in hohen Lagen. Die heutigen Wiesen werden durch Beweidung mit Vieh oder mit Rasenmähern erhalten. Unsere innerörtlichen Wiesen bieten mit entsprechender Aufmerksamkeit und Pflege wertvollen Lebensraum für unsere bedrohte Insektenwelt. Die Blumenwiese im Bürgerpark ist nur ein Mosaik Stein auf dem Weg in Richtung „Rettet die Bienen“.

Ralf Schreck – Bienen Freund

Schröcker Dorffeschd 2018

Unser Dorffeschd

Wir saßen beim Mittag essen, da trat der bärtige junge Mann auf mich zu und bedankte sich noch einmal persönlich für die schöne Radtour und die Erlebnisse dabei. Auf seinen Armen hielt er seinen kleinen Buben und meinte, sein erstes Geschenk wäre wohl ein Kindertaschenmesser. Diese Geste hatte mich tief bewegt, zeigt sie doch, wie richtig unser Einsatz für Umwelt, Natur und Heimat ist. Ja, es war eine schöne Tour. Unser Heimat Filmer war froh gelaunt und wollte unbedingt auch am Sonnenblumenfeld zugegen sein. Eigentlich ist es ja „nur“ eine Gründüngungsfläche am Rande von Leo. Aber es ist eben auch ein besonderes blumiges Ereignis an einem besonderen Ort. Wir blicken auf die Skyline von Schröck, auf die markanten Gebäude und lassen einfach nur unsere Blicke schweifen und halten für einige Momente inne. Dann frage ich in die Runde weshalb ich wohl diesen Standort für die Tour ausgewählt habe. Da meinte Ute spontan, weil es hier so schön ist!

Es war ein besonderes Fest, ein besonders schönes Fest und deshalb wird man sich noch lange daran erinnern. Nicht wegen dem Regen am Samstag, nein, wegen dem tollen Programm und der grandiosen Organisation. Mario und Arnold sah man an jedem Tag „very busy“ durchs Gelände laufen, um letzte Details zu klären, Fragen zu beantworten, zu helfen. Sie waren einfach präsent. Und dieser Umstand vermittelt Sicherheit und Vertrauen. Auch Klaus schaute regelmäßig nach dem rechten. Das Getränke und Essensangebot war abwechslungsreich und wir haben uns die drei Tage dort unten gut ernährt. Auch das Programm war spitze! Und erst recht die Besucher!

Freitag: das Fest beginnt. Langsam kommen die ersten Besucher. Fein haben sie sich gemacht, viele haben sich herausgeputzt und sind voller Vorfreude auf den Festbetrieb. Das kann man den Gesichtern ablesen. Dieses Phänomen schafft eine besondere Atmosphäre, die jeden ansteckt. Eltern kommen mit ihren Sprösslingen, Großeltern mit ihren Enkeln. Man begrüßt sich, man plaudert, man freut sich, man genießt. Es ist fast eine unbeschwerte Schwerelosigkeit.

Samstag: am Tag als der Regen kam, lang ersehnt heiß erfleht, auf die glühenden Felder, auf die durstigen Wälder … so heißt ein Schlager von Dalida aus den 60er Jahren. So war es eben. An diesem Tag bin ich zwei Mal nass geworden. Am Vormittag, als ich die Radtour noch einmal abgefahren bin und später am Nachmittag beim ersten Versuch zum Feschdplatz zu radeln. Das hat uns jedoch nicht abgehalten hinzugehen. Für solche Fälle habe ich genug Hosen.

Sonntag: beim ökumenischen Gottesdienst trifft man die ersten Bekannten. Danach gönne ich mir den ersten Kaffee bei den Fidelia Frauen. Die sind allesamt so gut drauf, aller bestens gelaunt, dass ich gar nicht mehr aufstehen möchte, weil ich das so genieße. Lebensfreude pur! Es werden immer mehr selbst gebackene Torten und Kuchen geliefert, dass einem die Wahl schwerfällt. Draußen richtet sich der Luftballon Akrobat ein und ist sich noch gar nicht bewusst, dass er bis weit nach 16.00 Uhr alle Hände voll zu tun hat, bis auch das letzte Kind glücklich mit Ballonfiguren nach Hause geht. Sonntag war der absolute Kinder und Familientag. Was da los war! Schlange stehen bei Trecker Rundfahrten, toben in der Hüpfburg, kreisen im Karussell, lecker Popcorn bei der Jugend Feuerwehr. Sport und Spiel gab es im Turn Parcours in der Rheinhalle. Radtour und Fährführung waren eine Bereicherung. Auch die Fotoausstellung im Foyer war ein Hingucker. Für die Orchideen Poster konnte ich Holger gewinnen. Er wohnt in Schröck, ist begeisterter Naturfreund und ausgezeichneter Kenner unserer heimischen Orchideen. Die abgebildeten Pflanzen stammen alle aus unserer Heimat, alle im Umkreis von ca. 500 Metern vom Feschdplatz. Das muss man einfach zeigen!

Es war ein schönes Wochenende und voller Erlebnisse, auf die Beine gestellt von unserem Ortskartell, den beteiligten Vereinen und feinen Menschen, die nicht nur ihr eigenes Ziel vor Augen haben. Denn in einer Gemeinschaft gleich gesinnter lassen sich prächtige Erfolge erzielen. Es sind genau diese Feste, die unser Dorfleben so attraktiv machen. Das kann auch ein Regentag nicht ändern. Dank gebührt natürlich auch unserer Gemeinde für die tolle Unterstützung.

Ralf Schreck – Dorffeschd Freund

Bilder mit Wiedererkennungswert gibt es im nächsten Amtsblatt. Ein Blick auf die Gemeinde Homepage ist zu jeder Zeit lohnenswert.

 

Danke Holger

Morgen Spaziergang

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Fast schon Routine und doch jedes Mal anders. Nachdem der Regner angeschlossen war begann die Tour.  Sobald man den Friedhof betritt ist man von der besonderen Atmosphäre dort gefangen. Der Platz mit den Urnenstelen ist besonders schön. Im frühen Licht leuchten die weißen Astilben. Die große Magnolie beschirmt die Heimgegangenen. Dann haftet der Blick am blühenden Trompetenbaum, eine Catalpa ovata. Erstaunlich, welche Vielfalt es an botanischen Raritäten in unserem Friedhof gibt. Im Zickzack Kurs geht es weiter, vorbei am Ehrengrab Esser in den neuen Friedhofsteil. Angelockt durch die schneeweiße Blütenpracht der Palmlilien. Süßlicher und überschwänglicher Duft hat einen einzelnen Falter angelockt. Riesige weiße Blütenrispen künden von Reinheit, Freude und doch von Vergänglichkeit. Während sich der Falter labt halten wir inne.

Unterhalb des Friedhofes komme ich am schwarzen Loch vorbei. Zum Glück wurde es rechtzeitig entdeckt und hat keinen geschädigt. Vielleicht ist das unser Sommerloch? Das in Leopoldshafen ist größer. Bevor ich im Garten ankomme entdecke ich am Heckenrand eine Zaunrübe und … genau, die solitär lebende Zaunrüben Sandbiene. Andrena florena sammelt den Proviant für ihre Nachkommen nur an der Zaunrübe. Deshalb kann man sie bei uns an deren Blüten auch gut beobachten. Ein weiteres Natur Highlight erwartete mich im Garten, als ich an unserer Trockenmauer das Eidechsenpärchen entdeckte. Zutraulich kletterten sie an meinem Bein empor und holten sich ihre Ration Mehlwürmer ab.

Auf dem Rückweg über den Friedhof freute ich mich über ein mit Lilien geschmücktes Grab. Waren es doch die selben vom Blumenselbstschneidefeld. Nächste Station war der kleine blumige Kirchgarten an der evangelischen Kirche in Leopoldshafen. Schleierkraut mit Rosen, welch wunderschöne Kombination. Sommerflieder blüht mit anderen um die Wette. Bei jedem Besuch gibt es neues zu entdecken. Eine schöne Anlage. Schön entwickelt sich auch die Blumenwiese beim alten Rathaus. Der getigerten Katze gefällt diese Ecke ebenfalls. An den Schafgarben beobachtet man den bunten Bienen Käfer, ein Parasit von Erdbienen. Hummeln fliegen an die Nachtkerzen und an den einzelnen blauen Wegwarten lassen sich die eindrucksvollen Schenkelbienen erkennen.

Letzter Halt war beim Friedhof Leopoldshafen. Gleich beim Betreten wird man vom leuchtenden Sommer Blumenbeet begrüßt. Zusammen mit den Bäumen ist das jedes Mal eine eindrucksvolle Kulisse. Am Eingang gibt es auch eine kleine Gruppe Taglilien. Genau, Hemerocallis, das ist 2018 die Staude des Jahres. Wer eine größere Pflanzung sehen möchte, der muss unbedingt jetzt zum Alten Hafen gehen, denn dort beginnt gerade am Ufer die Vollblüte.

Eine erlebnisreiche und inspirierende Tour, die man eigentlich nicht alleine machen sollte. Könnte man auch teilen. Es waren zwei kurzweilige Stunden und in der Zwischenzeit hatte die Wiese im Bürgerpark genug Wasser.

Ralf Schreck auf Entdeckungstour

Das Wiesen Projekt der Agenda Gruppe Umwelt im Bürgerpark Eggenstein-Leopoldshafen

Das Wiesen Projekt der Agenda Gruppe Umwelt im Bürgerpark Eggenstein-Leopoldshafen

Gefräßig sind sie. Am 24. Mai entdeckte Doris die Raupen unseres schönsten Tagfalters, die des Schwalbenschwanzes. Richtig edel sieht der fertige Falter aus, fein gezeichnet und makellos nach dem Schlupf aus der Puppenhülle. Es war eine Herausforderung die hungrigen Raupen zum fertigen Falter zu bringen. Gefunden wurden die Raupen auf je einer Weinraute, Ruta graveolens. Jede der fünf hatte ihre eigene Pflanze, sodass die Kräuter keinen größeren Schaden nahmen. Vorsichtshalber hatten wir eine Staude in Reserve, die wir aber dann doch nicht benötigten. Fressen und ruhen, ruhen und fressen. Nach einer Woche wurde es spannend, denn die ersten Raupen begannen sich zu verpuppen. An erhöhter Stelle begann eine Ruhephase, bis die Raupe begann einen Seidenfaden zu spinnen, um sich damit am Zweig zu befestigen. Ein kleiner Gürtel aus einem Seidenfaden. Wenige Zeit später wurde das Puppenhemd abgestreift und die sogenannte Gürtelpuppe kam zum Vorschein. Innerhalb von zehn Tagen geschah dann das Wunder der Metamorphose. Der kleine Organismus wurde nach dem genetischen Bauplan umgewandelt, bis der fertige und makellose Falter zum Vorschein kam. Ein solches Ereignis beobachten zu dürfen erfüllt uns mit Freude, Genugtuung und Ehrfurcht. Wir erleben einen kleinen Akt der Schöpfung.

Das reine Beobachten genügt uns jedoch nicht. Wir können, nein wir müssen mehr tun, um solche Ereignisse auch für andere und auch in der Zukunft erlebbar zu machen. Deshalb waren wir mit großem Eifer dabei, als die Aktiven der Agenda Gruppe Umwelt und einige Interessierte Bürgerinnen und Bürger am 26. Mai im Bürgerpark eine kleine Blumenwiese für Insekten anlegten. Von der Gemeinde bekamen wir grünes Licht und großzügige Unterstützung durch unseren Bauhof. Beim Fräsen half ein heimischer Landwirt, wir bekamen leihweise Werkzeug und Bewässerungstechnik. Den Blumensamen stiftete unser Gartencenter, ein anderer Gärtner brachte aus seinem Gerätefundus eine historische Säwanne mit, sodass wir säen konnten wie der Sämann im Gemälde von van Gogh. Nebenbei wurde Blumensamen an Naturfreunde kostenlos abgegeben. Kommen, schauen, mitmachen, Ideen mit nach Hause nehmen. Das war an diesem Tag erlebbar.

Auch wenn solch kleine Projekte einen langen Vorlauf haben, finden sich bei der Realisierung erstaunlich viele Unterstützer. Das macht Mut. Manchmal benötigt es eben einen kleinen Anstoß und plötzlich werden ungeahnte Energien frei. Es finden sich Menschen, die sich einbringen wollen, die sich etwas trauen. Das ist ein schönes Potential, auf das wir bauen dürfen. Den ersten Vandalismus hat die Wiese auch überstanden. Am Fronleichnamstag haben Ignoranten in der Nacht die Absperrung eingerissen. Aber zum Glück nur die.

Wir wollen Spuren hinterlassen, Wegbereiter sein für weitere nachhaltige Projekte. Das nächste ist auch schon in Sicht. Wir bekamen eine Anfrage der Lindenschule Eggenstein deren Schulgarten zu überarbeiten. Am 30. Juni um zehn Uhr ist dort ein kleiner Arbeitseinsatz geplant. Mit Schülern, Eltern, Lehrern und der Agenda Gruppe Umwelt. Wieder „nur“ eine kleine Fläche aber viele kleine Mosaiksteine ergeben auch ein Ganzes. Wer weiß, vielleicht sehen wir dann dort unsere aufgepäppelten Schwalbenschwänze?

Ralf Schreck – Schmetterlingsfreund

Danke an Doris, die die Raupen nicht gefunden, sondern vor dem Vernichten gerettet hat. Als Umweltberaterin im Gartencenter ist sie die richtige Ansprechpartnerin für Insekten aller Art.

 

Das Wiesenprojekt beim alten Rathaus in Leopoldshafen

Das Wiesen Projekt der Agenda Gruppe Umwelt beim alten Rathaus in Leopoldshafen

Eigentlich wollten wir dort eine kleine Fläche umbrechen und eine Blumenwiese für Insekten einsäen. Bei der ersten Begehung wurde sofort klar, dass es sich bereits um eine interessante, weil artenreiche Pflanzengesellschaft handelte. Ackerwinde, Fünffingerkraut, Gänseblümchen, Habichtskraut, Hahnenfuß, Hopfenklee, Mohn, Reiherschnabel, Sauerampfer, Sauerklee, Spitzwegerich, Storchschnabel, Weißer Klee und verschiedene Gräser lassen sich auf die Schnelle bestimmen. Auf Anfrage bei den Verantwortlichen in unserer Gemeinde wurde diesem Projekt zugestimmt. Es ist ein spannendes Projekt. Dieses kleine Wiesenstück wird jetzt nur noch einmal im Jahr gemäht und das Schnittgut nach einigen Tagen entfernt. Dadurch erreicht man eine Abmagerung des Bodens, welche eine größere Artenvielfalt der Pflanzengesellschaft fördert. Viele verschiedene Pflanzen locken viele verschiedene Insekten an. Genetische Vielfalt ermöglicht das Überleben. Vielfalt ist vonnöten. Dieses bescheidene kleine Wiesenprojekt ist Kosten neutraler als ein ständiges Mähen alle zwei oder drei Wochen. Allerdings sollten wir die interessierte Bevölkerung mit einbeziehen und regelmäßig über die ökologische Bedeutung eines „solchen Unkrauthaufens“ informieren. Den Zauderern und Haderern können wir entgegenhalten, dass wir in solchen Projekten unser Gemeinde Motto – Wohlfühlen in Vielfalt – auf dieses kleine Wiesenstück projizieren. Auch wenn es in einem solchen Falle „nur“ für Insekten ist. Kann man ein nachhaltiges und in die Zukunft gerichtetes Projekt ablehnen mit der Begründung „das gefällt mir nicht“? Das dürft ihr selbst entscheiden.

Bei meinen wöchentlichen Rundfahrten entdecke ich zahlreiche bunt blühende Wiesen an sehr vielen Standorten. Jedoch, man findet sehr wenige Schmetterlinge und sehr wenige Wildbienen. Libellen in vielen Arten umschwirren den Beobachter aber das Gros der Insekten ist verschwunden. Selbst bei der Rathauswiese musste ich längere Zeit verharren, bis ich die Blütenbesucher gefunden hatte. Das sollte uns nachdenklich stimmen aber uns auch nicht in unseren Projekten entmutigen lassen. Selbst kleinste beblumte Flächen wirken für Insekten wie  Magnete. Je mehr wir davon anbieten, desto mehr locken wir an. Sowohl Insekten als auch neugierig gewordene potentielle Mitstreiter. Deshalb möchte ich mich bei allen Verantwortlichen für die Befürwortung und Realisierung dieses Projektes bedanken. Wer Schmetterlinge sehen möchte, der muss auch den Raupen ihr Futter auf der Unkrautwiese gönnen. Oder?

Ralf Schreck – Wiesen Freund

Die Rosen Allee im Friedhof Eggenstein

Die Rosen Allee im Eggensteiner Friedhof

Am schönsten ist es in der Frühe, der Sonnenaufgang ist noch voll zugange. Dann ist es ein ganz besonderes Licht. Bei früh sommerlichen Temperaturen ist es auch gut auszuhalten. In der Zwischenzeit läuft der Regner im Bürgerpark und bewässert „unsere“ Blumenwiese. Die Wiese für die Insekten. Und Dank Wärme und Wasser keimen die Blumen schön. Der erste Vandalen Angriff ist ebenfalls abgewehrt, so kann alles gut werden.

Es lässt sich derzeit im Friedhof schön Lust wandeln, denn die Rosen Allee ist erblüht. Rote Rosen entlang des hinteren Hauptweges und auch an Seitenwegen. Eigentlich ist es keine richtige Allee aber man kann ja die Augen schließen, träumen und eben Lust wandeln. Als Fotograf kann man immer ein bisschen gestalten und mit Brennweite und Blende die Dinge etwas schöner zurechtrücken. Das ist dann schon erlaubt, wenn es ums Herz geht. Die Rosen dort sind auch gar nichts für Bienen, weil sie gefüllte Blüten haben und keine Nahrung spenden. Aber eben fürs Herz sind sie so schön. Und während ich die Augen schließe und so vor mich hinträume kommt mir das Lied von Gilbert Becaud in den Sinn. Ein Ohrwurm aus der Jugendzeit.

Überall blühen Rosen

Du hast Glück, es geht Dir gut, doch ein Dichter hat geschrieben:
Alles Schöne, was wir lieben, muss vergehn.
Ja, das Unglück schreitet schnell, schon siehst Du am Tag Gespenster,
graue Schatten vor dem Fenster, doch Du weisst
Überall blühen Rosen, überall blühen Rosen, überall blühen Rosen für Dich.

Du bist jung und meinst, Du kennst, was die Leute “Leben” nennen,
wie sie jagen, wie sie rennen nach dem Geld!
Und Du willst nicht sein wie sie, nicht dieselben Fehler machen,
eines Tages wirst Du lachen über Dich.
Überall blühen Rosen, überall blühen Rosen, überall blühen Rosen für Dich.

Und Du denkst so gern zurück an der Jugend Blütenträume.
Deine Träume waren Schäume, sind dahin.
Du siehst ein, Dein kleines Glück lebt von tausend Kompromissen.
Einer schrieb: “Kein Mensch muss müssen!” Doch der lügt!
Überall blühen Rosen, überall blühen Rosen, überall blühen Rosen für Dich.
Überall blühen Rosen, überall blühen Rosen, überall blühen Rosen für Dich.

L’important c’est la rose
L’important c’est la rose
L’important c’est la rose
Crois-moi

Ich sehe frühe Friedhofsgänger, die eilig hastend ihre Gießgeschäfte tätigen und schnell wieder verschwunden sind. Kaum Jemand nimmt Notiz von dieser Blütenpracht. Dabei ist gerade jetzt ein einmaliger Moment diese Träume zu träumen. Mit geschlossenen Augen nimmt man auch den süßen Duft der überschwänglich blühenden Linden wahr und hört das Summen der Bienen und Hummeln. Es hört sich fast so an wie ein fernes Autorennen. Und wenn ihr das wahr genommen habt, dann geht ihr ins Rathaus und berichtet von euern Träumen, sagt wie schön dort die Rosen blühen und fragt, ob man die Lücken dort nicht ebenfalls mit Rosen schmücken könnte? Dann wäre es nämlich eine “richtige” Allee. Mit roten Rosen.

Ralf Schreck – Rosen Freund – und man kann sehr wohl Träume träumen

 

Als die Straßenbahn nach Leopoldshafen kam

Tillmann, sein Bruder, Papa und ich

Der 13. Dezember 1986 war ein denkwürdiger Tag. Es war ein Samstag, ein kalter Tag. Es war der Tag, als die Straßenbahn nach Leopoldshafen kam. Endlich bekamen wir Anschluss an den Rest der Welt. Viele Menschen säumten die Haltestelle Leopoldstraße.

Als erstes füllen sich die Plätze am Fenster in Fahrtrichtung. Danach die gegenüberliegenden nicht am Fenster und nicht in Fahrtrichtung liegenden. Das ändert sich jedoch von Haltestelle zu Haltestelle. Irgendwann sind dann alle Sitze besetzt. Man möchte für sich sein. Man blickt sich nicht an. Viele sind noch verschlafen und übermüdet (bis auf einen!), die meisten mümmeln still vor sich hin, viele holen ihre Kopfhörer heraus, deren Kabel zunächst entwurstelt und dann in die Audiobuchse gesteckt werden. Viele hören Musik und oder tüpfeln mit ihren Freunden im world wide Web und tauschen mehr oder wenig wichtige News aus. Ganz wenige telefonieren richtig. Spannend wird es, wenn in Hörstärke gesprochen wird, dann kommt etwas Leben in die Bahn. Wir sind im Januar 2018.

Die erste Bahn 1986 hatte ein schönes Blumengebinde am Bug. Feierlich wurde sie begrüßt. Es gab ein kleines Zelt, in welchem es Getränke gab. Vermutlich Glühwein, denn es war kalt. Es war wie auf einem Volksfest.

Ich sitze in Fahrtrichtung am Fenster. Eine junge Schülerin kommt und setzt sich mir schräg gegenüber entgegen der Fahrtrichtung. Nach einer Weile kramt sie aus ihrem Rucksack ihre Vesperbox hervor. Beim Öffnen sehe ich, dass das „Hauptvesper“ nicht ganz verdrückt wurde. Ich denke, dass ist mir auch schon passiert. Da war ein Geburtstag im Büro mit viel Kuchen. Der hatte dann eben die höhere Priorität. Sie holte einen verpackten Minikeks heraus, entfernte das Papier, hielt den Keks mit ihren beiden kleinen Händen mir entgegen und fragte mich, ob ich die eine Hälfte haben wollte, weil ich sie so angeschaut habe. Da war ich beeindruckt sprachlos und stammelte, dass ich kurz vor dem Abendessen nicht mehr naschen dürfe. Aber sie solle ihn ruhig essen, denn es ist ja nur ein kleiner Keks.

Auf den Fotos von Karl Ueberle spiegelt sich die Volksfest Atmosphäre wider. Ein großes Vorhaben nahm einen weiteren Schritt. Noch endete die Bahn in Schröck. Die Linkenheimer mussten noch einige Zeit auf den Anschluss warten.

Der alte Herr ist bereits vor mir da. Würdevoll bescheiden sitzt er auf der kalten Bank und wartet auf die Bahn. Ab dem zweiten Tag begrüße ich ihn und er grüßt zurück. Er ist einer der wenigen, den ich gelegentlich auf dem Rückweg abends in der Bahn sehe.

Ein Geschwisterpärchen setzt sich mir gegenüber. Beide löffeln genüsslich ein Eis, welches sie aus einer amerikanischen fast Food Kette in der Nähe der Bahn gekauft haben. Die kleine Schwester meinte, Mensch ist das lecker mit dem Schokoüberzug. Sie war schneller fertig als ihre große Schwester und wollte aufstehen, um den Becher im Bahn Abfallbehälter zu entsorgen. Doch die große meinte, sie solle noch warten, bis ihr Becher ebenfalls leer ist, dann könnte sie den auch gleich mitnehmen. Gesagt getan. Als sie wieder am Platz war kramte sie in ihrem Rucksack, bis die große fragte, was suchst du eigentlich? Meine Handschuhe! Sie fror. Man zieht doch drinnen keine Handschuhe an, die sind für draußen! Es gab auch keine Handschuhe im Rucksack. So nahm sie fröstelnd wieder Platz. Ich sah sie an und sagte sie hätte doch ein heißes Eis kaufen können. Da lachte die große Schwester und meinte, es gab auch warme Apfeltaschen. Beim Klinikum meinte die kleine, ob sie nicht aussteigen und die Oma besuchen sollen. Die große meinte, wir fragen Mama wann es gut sei Oma zu besuchen, denn wir kennen die Krankenstation nicht.

Ich schaue aus dem Fenster und betrachte die vorbeiziehende Landschaft. Die Scheibe ist zerkratzt. Wer macht denn so etwas? Was ist das für eine Wertschätzung? Die Gegenbahn nähert sich. Die Fahrer grüßen sich. Mit Handzeichen oder dem Blinker. Das gefällt mir. Die Fahrer nimmt man gar nicht wahr, lediglich bei der Einfahrt zur Haltestelle sind sie sichtbar. Dabei sind sie doch die wichtigsten Hauptdarsteller. Abgeschottet in ihren Kabinchen sorgen sie für gute Fahrt tagein, tagaus.

Ab Haus Betlehem kommt Leben in die Bahn. Tillmann, sein Bruder und Papa steigen ein. Nicht immer ab fast täglich. Tillmann ist der lebendigste aller Fahrgäste. Er ist in dem Alter, in dem man gerade den ersten Zahnwechsel durchmacht. Seine hohe und feine Stimme erfüllt die Bahn mit seinen Geschichten bis in den hintersten Winkel. Herrenstraße, da dürfen nur Herren einsteigen. Alle hören das aber niemand ermahnt ihn. Er wird beobachtet, manche schmunzeln, obwohl er die Etikette in der Bahn verletzt. Seine Spontanität ist faszinierend und ich frage mich, weshalb diese Eigenschaft bei vielen Menschen irgendwann aufhört. Papa begleitet seine Söhne zur Schule. Er nimmt es gelassen, auch wenn es wie Flöhe hüten aussieht.

Die ältere Dame mit Rollator bereitet sich bereits eine Haltestelle vor ihrer Endstation aufs Aussteigen vor. Sie weiß, dass sie langsam ist und ihren Ausstieg nicht verpassen möchte. Ich habe die Situation erkannt und möchte ihr helfen. Da kommt mir das junge Mädchen, das ihr gegenüber sitzt zuvor und bietet ihre Hilfe an. Es folgen schöne Gesten der Hilfsbereitschaft und die junge Dame geleitet die ältere sicher nach draußen. An einem anderen Tag beobachte ich, wie ein junger Mann einem älteren seinen Platz anbietet. Dann kommen beide ins Gespräch und die gegenseitige Wertschätzung flutet das Abteil.

Wer täglich zur selben Zeit fährt lernt die Stammgäste kennen und man kann anhand der einsteigenden Passagiere die erreichte Haltestelle erkennen. Am Spöcker Weg ist es der, den ich vom Sehen kenne, am Bahnhof Eggenstein sind es die Studenten, die in der City aussteigen, einen Kaffee trinken und später zum KIT weiterfahren. In Eggenstein Süd ist es die Frau, die jeden Morgen verschlafen ist. Beim Adolf Ehrmann Bad in Neureut ist es das Bad Girl. Das steht auf ihrer Mütze drauf. Sie schaut aber auch immer sehr cool aus und macht der Mütze alle Ehre. Nach 14 Tagen hatte sie eine neue. Mit Herzchen drauf. Da war ich kurz irritiert. Es gibt auch einen Fläzer, der sichtlich unzufrieden mit der Bahn fährt. Er kommt jeden Morgen zu spät, springt in die Bahn und fläzt sich auf zwei Sitze, sodass niemand mehr neben ihm sitzen kann. Es ist eine interessante Welt in der Straßenbahn. Kurzweilige Erlebnisse aber ich bin täglich zwei Stunden unterwegs. Bahn fahren ist eine Alternative, wenn auch eine Zeit aufwändige. Zwei Tage, nachdem meine Monatskarte beendet war stand das neue Auto vor der Türe. Der Weg zur Arbeit war zeitlich wieder kürzer, es blieb mehr Zeit für anderes übrig. Auch fürs Ehrenamt.

Es war eine interessante und erlebnisreiche Zeit und ich habe gar nicht alle Ereignisse erzählt. Doch ich war froh, dass die Straßenbahn seit 1986 Leopoldshafen erreicht.

Fotos der ersten Straßenbahn von Karl Ueberle, Rest von RMS.

Ralf Schreck – der mit der Bahn tanzt