Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung
Fast schon Routine und doch jedes Mal anders. Nachdem der Regner angeschlossen war begann die Tour. Sobald man den Friedhof betritt ist man von der besonderen Atmosphäre dort gefangen. Der Platz mit den Urnenstelen ist besonders schön. Im frühen Licht leuchten die weißen Astilben. Die große Magnolie beschirmt die Heimgegangenen. Dann haftet der Blick am blühenden Trompetenbaum, eine Catalpa ovata. Erstaunlich, welche Vielfalt es an botanischen Raritäten in unserem Friedhof gibt. Im Zickzack Kurs geht es weiter, vorbei am Ehrengrab Esser in den neuen Friedhofsteil. Angelockt durch die schneeweiße Blütenpracht der Palmlilien. Süßlicher und überschwänglicher Duft hat einen einzelnen Falter angelockt. Riesige weiße Blütenrispen künden von Reinheit, Freude und doch von Vergänglichkeit. Während sich der Falter labt halten wir inne.
Unterhalb des Friedhofes komme ich am schwarzen Loch vorbei. Zum Glück wurde es rechtzeitig entdeckt und hat keinen geschädigt. Vielleicht ist das unser Sommerloch? Das in Leopoldshafen ist größer. Bevor ich im Garten ankomme entdecke ich am Heckenrand eine Zaunrübe und … genau, die solitär lebende Zaunrüben Sandbiene. Andrena florena sammelt den Proviant für ihre Nachkommen nur an der Zaunrübe. Deshalb kann man sie bei uns an deren Blüten auch gut beobachten. Ein weiteres Natur Highlight erwartete mich im Garten, als ich an unserer Trockenmauer das Eidechsenpärchen entdeckte. Zutraulich kletterten sie an meinem Bein empor und holten sich ihre Ration Mehlwürmer ab.
Auf dem Rückweg über den Friedhof freute ich mich über ein mit Lilien geschmücktes Grab. Waren es doch die selben vom Blumenselbstschneidefeld. Nächste Station war der kleine blumige Kirchgarten an der evangelischen Kirche in Leopoldshafen. Schleierkraut mit Rosen, welch wunderschöne Kombination. Sommerflieder blüht mit anderen um die Wette. Bei jedem Besuch gibt es neues zu entdecken. Eine schöne Anlage. Schön entwickelt sich auch die Blumenwiese beim alten Rathaus. Der getigerten Katze gefällt diese Ecke ebenfalls. An den Schafgarben beobachtet man den bunten Bienen Käfer, ein Parasit von Erdbienen. Hummeln fliegen an die Nachtkerzen und an den einzelnen blauen Wegwarten lassen sich die eindrucksvollen Schenkelbienen erkennen.
Letzter Halt war beim Friedhof Leopoldshafen. Gleich beim Betreten wird man vom leuchtenden Sommer Blumenbeet begrüßt. Zusammen mit den Bäumen ist das jedes Mal eine eindrucksvolle Kulisse. Am Eingang gibt es auch eine kleine Gruppe Taglilien. Genau, Hemerocallis, das ist 2018 die Staude des Jahres. Wer eine größere Pflanzung sehen möchte, der muss unbedingt jetzt zum Alten Hafen gehen, denn dort beginnt gerade am Ufer die Vollblüte.
Eine erlebnisreiche und inspirierende Tour, die man eigentlich nicht alleine machen sollte. Könnte man auch teilen. Es waren zwei kurzweilige Stunden und in der Zwischenzeit hatte die Wiese im Bürgerpark genug Wasser.
Ralf Schreck auf Entdeckungstour