Bei Schild Nr. 3 hatten wir Probleme es zu finden. Letztendlich haben wir es doch entdeckt. Nachdem einige Zweige entfernt waren, kann man es aus der Ferne auch wieder sehen.
Die Agenda Gruppe Umwelt der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen hat in den vergangenen Jahren durch ehrenamtliches Engagement sichtbare Spuren in unserer Doppelgemeinde hinterlassen. Eine solche Spur ist die Anlage und die Beschilderung des Auenpfades. Am besten erschließt sich die Auenpfadtour per Rad. Ausgangspunkt ist das Schild 1 beim Alten Hafen Leopoldshafen und zwar am Damm zwischen Abzweig Hundefreunde und Hafengelände. Wenn man alle Stationen abradelt erhält man interessante Informationen zu den vielfältigen Lebensbereichen des Auenwaldes. Fauna, Flora und geschichtliche Aspekte werden vorgestellt. Kann man machen und sich an der schönen Natur dort unten erfreuen. Oder man nimmt Teil an einer geführten Tour, die die AG Umwelt anbietet.
Dann sieht man die Osterluzei, den Wasserdost, Seifenkraut, Thymian, Goldrute, Springkraut, Wasserschlauch, Teichmummel, Schachbrettfalter, Landkärtchen, Admiral, Distelfalter, Waldweißling, Pfauenauge, Kleiner Schillerfalter, Wollbiene, jagende Hornissen, Feldwespen, Schwarz-, Mittel- und Grünspecht, Silberreiher, Gänse und vieles mehr. Bei Regenwetter auch mal einen Ochsenfrosch.
Na, Lust bekommen? Dann einfach aufs Rad steigen und mitkommen. Die nächste geführte Tour findet am Sonntag, 18.08.2019 um 10.00 Uhr statt.
Am schönsten sind jedes Mal die unerwarteten Erlebnisse während einer solchen Tour. Schützen wir deshalb nicht nur was wir kennen, sondern auch das, was wir lieben.
Erhalt eines Orchideenbiotops im Tiefgestade von Eggenstein-Leopoldshafen westlich der L559
Beteiligte Organisationen
Agenda Gruppe Umwelt, BUND Ortsgruppe Hardt
Projektbeschreibung, Maßnahmen des Konzepts
Erhalt und Pflege eines Orchideenstandorts durch Entbuschung, Mahd und Beseitigung des Schnittguts
Ausgangssituation und Ziele
Das Tiefgestade nördlich von Karlsruhe ist üblicherweise nicht bekannt für seine Orchideenvielfalt. Umso erstaunlicher ist es, dass in einem jungen Forst, der in den Jahren 1993 und 1994 auf einer bis dahin landwirtschaftlich genutzten Fläche im leopoldshafener Gewann Mittelgrund (abwechselnd Getreide- und Maisacker) angepflanzt wurde, sieben verschiedene Orchideenarten nachgewiesen werden konnten. Entstehen sollte durch die damalige Aufforstung ein Eichenmischwald mit Kirschen-/Walnuss-Kleinbestand sowie Wildapfel/Wildbirne zur Erhöhung der Baumartenvielfalt. Außerdem war ein 30 m breiter Waldrand aus Kraut-, Strauch- und Bäumen geplant. Es stellte sich aus heutiger Erfahrung jedoch heraus, dass der Standort damals zu positiv beurteilt wurde. Das Gebiet wies schon immer so genannte Kiesbrennen (wertvolle Trockenstandorte inmitten einer dynamischen Flusslandschaft) auf. Weichholzauen verlagerten ihre Ausbreitung je nach “Laune” des frei fließenden Rheins. Nach der Eindämmung und Regulierung des Flusses fehlt das dynamische Werden und Vergehen. So müssen die heute verbliebenen Flächen wie Kiesbrennen von der drohenden Verbuschung frei gehalten werden, um den wertvollen artenreichen Lebensraum, der nicht mehr neu entstehen kann, zu erhalten. Magerwiesen müssen gemäht werden. Die Orchideenstandorte befinden sich in unserem Prokektgebiet schwerpunktmäßig auf den höchsten, trockensten und schlecht wüchsigsten Standortbereichen.
Bei den sieben in diesem menschengemachten Biotop vorkommenden Orchideen handelt es sich um die folgenden Arten: Orchis purpurea (Purpur-Knabenkraut), Orchis militaris (Hem-Knabenkraut, Cephalanthera damasonium (Weißes Waldvögelein), Ophrys apifera (Bienen-Ragwurz), Listera ovata (Großes Zweiblatt), Platanthera bifolia (Zweiblättrige Waldhyazinthe), Epipactis helleborine (Breitblättrige Stendelwurz).
Die ursprünglich großen Bestände sind in den letzten Jahren stark geschrumpft. So sind von den anfänglich tausenden Exemplaren der Cephalanthera damasonium heute nur wenige Exemplare übriggeblieben. Auch der Bestand der Platanthera bifolia ist von mehreren hundert auf einige dutzend zusammengeschmolzen.
Ophrys apifera und Orchis purpurea konnten sich dagegen behaupten oder sogar etwas ausbreiten.
Der Grund für diesen Rückgang ist, dass im Laufe der Jahre das angefallene Schnittgut im Forst weitestgehend nicht weggeräumt wurde mit der Folge, dass der Waldboden durch die Verbuschung heute so sehr beschattet wird, dass ein Gedeihen der Orchideen so gut wie nicht mehr möglich ist. Außerdem wurden die meisten Wege (Rückegassen) nicht mehr gemäht, so dass diese wie der Wald selbst verbuscht sind und ebenfalls als Wuchsort für Orchideen nicht mehr geeignet sind.
Erwähnenswerte Begleitflora sind das geschützte Echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea), der Rote Zahntrost (Odontites rubra) und die bei uns sehr seltene Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum).
Ziel des Projekts ist der Erhalt dieses für das Tiefgestade herausragenden Orchideenstandorts durch kurzfristig zu ergreifende Maßnahmen zur Herstellung der für die Orchideen erforderlichen Wuchsbedingungen und die Gewährleistung von jährlichen Pflegemaßnahmen.
Maßnahmenbeschreibung
Das Gesamtareal umfasst eine Fläche von ca. 70 ha. Darin ist enthalten ist eine Wiese, die jährlich gemäht wird. Die Orchideen sind über das gesamte Gebiet verteilt. Das Hauptvorkommen mit allen hier vorkommenden Orchideen liegt jedoch in dem Waldstück, das sich östlich an diese Wiese anschließt. Dieses Stück hat eine ungefähre Fläche von 10% des Gesamtareals, also etwa 7 ha. Die zu ergreifenden Maßnahmen sollen zunächst auf dieses Teilgebiet begrenzt werden. Dazu gehören die baldige Beseitigung des Buschwerks, das Mähen der Wege und das Entfernen des Schnittguts. In den folgenden Jahren müssen diese Pflegemaßnahmen weitergeführt werden, ohne dass dadurch die Entwicklung der Orchideen beeinträchtigt wird. Eine Kartierung dieses Areals soll jährlich durchgeführt werden, damit eine Aussage über die Bestandentwicklung gemacht werden kann. Von diesen Ergebnissen soll dann abhängig gemacht werden, ob zusätzliche Gebiete in diese Maßnahmen aufgenommen werden sollten. Selbstverständlich können alle Aktivitäten nur mit der Zustimmung und dem Engagement (materielle und finanzielle Unterstützung) der Waldbesitzer, Jäger, der Gemeindeverwaltung und der Forstbehörde durchgeführt werden.
Ausblick
Durch das Projekt soll erreicht werden, dass
das betreute Biotop eine herausragende Stellung als Orchideenstandort im Tiefgestade behält und zur Artenvielfalt in unserer Region beiträgt,
durch Vorträge und Führungen der Bevölkerung, insbesondere in Zusammenarbeit mit den Schulen, die heimische Flora näher gebracht und das Interesse an der Natur und der Umwelt geweckt wird.
durch Veröffentlichungen im lokalen Amtsblatt und der örtlichen Presse über die durchgeführten Arbeiten und die Entwicklung des Biotops berichtet wird, um das Bewusstsein eines größeren Personenkreises für die Belange des Artenschutzes anzusprechen.
Schutz und Förderung von heimischen Singvögeln im Bereich der Gemeinschaftsschule Eggenstein-Leopoldshafen in Eggenstein
Beteiligte Organisationen
Agenda Gruppe Umwelt Egg-Leo, Gemeinschaftsschule Egg-Leo,
Projektbeschreibung, Maßnahmen des Konzepts
Bau von Nistkästen für Höhlen-, und Halbhöhlenbrüter, Beobachten und Pflegen der Kästen als nachhaltige Maßnahme für viele Jahre.
Ausgangssituation und Ziele
Auf Initiative der AG Umwelt haben Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse der Gemeinschaftsschule 2015 im Unterricht im Rahmen eines “Technikprojekts” Nistkästen für Meisen und Halbhöhlenbrüter zusammengebaut. Die Bausätze wurden von Schule und Forst finanziert und stammen aus der Schreinerei der Hinterländer Werkstätten, die zum Lebenshilfewerk Marburg-Biedenkopf e.V. gehören. Ziel sollte sein für die Jugendlichen ein langjähriges und nachhaltiges Umweltprojekt ins Leben zu rufen.
Maßnahmenbeschreibung
Nach dem Bau der Kästen 2015 wurden diese in einer öffentlichen Aktion, unter Einbezug der lokalen Presse im näheren Umfeld der Schule aufgehängt. Jeweils im Frühjahr eines Jahres gab es mit den Schülern eine Reinigung der Kästen, sowie Begutachtung der gefundenen Nester. Jeden Frühling und Sommer gab es Beobachtungsgänge zu den Kästen, um den Erfolg der Aktion zu beurteilen. Meisen, Rotschwänze und andere Vögel konnten nachgewiesen werden. Die AG Umwelt berichtet regelmäßig über diese Aktionen und es gibt einen regen Austausch mit der verantwortlichen Lehrerin.
Ausblick
Das spannende an diesem „Vogelwohnraum Projekt“ ist, dass sich jedes Jahr neue Schülerinnen und Schüler bei einer Aktion beteiligen. Diese Schulaktion ist bereits fester Bestandteil der AG Umwelt. Weitere Aktionen sind geplant, für 2020 sollen neue Kästen gebaut werden.
Schutz und Förderung von Wildbienen und Insekten in den öffentlichen Hangflächen im Bereich der Fußgängerunterführung Leopoldstraße in Leopoldshafen
Beteiligte Organisationen
Agenda Gruppe Umwelt Egg-Leo, BUND Ortsgruppe Hardt
Projektbeschreibung, Maßnahmen des Konzepts
Erkennen des Standortes als wertvollen Lebensraum für heimische Wildbienen innerhalb des Ortes. Wertschätzung dieses „Ödlandes“ als Chance zur Förderung der Artenvielfalt.
Ausgangssituation und Ziele
Beim Bau der Unterführung 1974 entstanden Hangflächen aus aufgeschüttetem Material, welche im Laufe der Jahre von verschiedenen Wildbienen besiedelt wurden. Die Vegetation dort ist spärlich, teilweise gibt es offene Bodenflächen. Es sind trockene Standorte. An Wildbienen wurden folgende Arten beobachtet. Frühlings-Seidenbiene (März-April), Blattschneider Biene (Mai), Sandbienen verschiedener Arten (Juni-Juli), sowie parasitäre Arten, wie diverse Blutbienen (März-Juli) und andere. Seit Anfang Juli beobachten wir an einer Fläche Gruppen von Sandwespen. Die trockenheitsangepasste Vegetation bietet zahlreichen Insekten Nahrung. Zielsetzung sollte sein, dass solche allgemeinen öffentlichen Grünflächen als Chance zur Erhaltung der Artenvielfalt gewürdigt werden. Eine Umsetzung an diesem Ort wäre kurzfristig möglich.
Maßnahmenbeschreibung
Beobachten des Standortes, sowie Erfassung der dort vorkommenden Pflanzen und Tiere. Um diese Vielfalt an Wildbienen zu erhalten sollten erforderliche Pflegemaßnahmen an die Bedürfnisse der Bienen angepasst werden. So sollte die erste Mahd im Jahr nicht in der Hauptflugzeit der Frühlingsseiden Bienen stattfinden. Und dann am besten am frühen Vormittag, denn dann sind die Weibchen noch im Boden. Es sollten die umliegenden und ebenen Flächen zeitversetzt gemäht werden, damit es in unmittelbarer Nähe erreichbare Nahrungsquellen gibt. Die AG Umwelt und die BUND Ortsgruppe Hardt berichten regelmäßig im lokalen Amtsblatt über das Thema. Auch bieten wir Führungen und Vorträge an. Mit der Gemeindeverwaltung Eggenstein-Leopoldshafen stehen wir in engem Kontakt.
Ausblick
Beim Projekt „Insektenschutz in den Hangflächen der Unterführung Leopoldshafen“ fallen keine zusätzlichen Kosten an. Lediglich ein Umdenken in eine ökologisch ausgerichtete Pflege wäre erforderlich, um einen solch spannenden Standort langfristig für Artenschutz und für Menschen erlebbar zu erhalten.
Ralf Schreck – Naturfreund
Weitere Projekte für diesen Wettbewerb sind in Vorbereitung, auch stehen wir in Kontakt mit anderen Gruppen sich daran zu beteiligen.
Prominenter Besuch im Gartencenter Heckert in Eggenstein am 26.04.2019. Volker Kugel, unter Gartenfreunden wohl bekannt aus Rundfunk und Fernsehen, gab sich die Ehre zusammen mit Betriebsinhaber Georg Heckert eine neue Sommerblume zu taufen. Nicht irgendeine, sondern ein getesteter Dauerblüher, der sowohl fürs Auge als auch für unsere Insektenwelt von Bedeutung ist. Der Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen e.V. mit seiner Fachgruppe Zierpflanzen hat bereits 2017 diese Bidens oder Zweizahn „Funny Honey“ getestet und als würdig befunden, diese sommerliche Saisonblume zu bewerben und in den Handel zu geben. Mit seinen orange-gelben Blüten ist „Funny Honey“ ein echter Hingucker für Mensch und Biene.
Vertreter des Gartenbauverbandes, Kreisgärtnermeister, Pflanzenschutzamt, Regierungspräsidium, unser Bürgermeister, sowie Vertreter unserer Agenda Gruppe Umwelt waren zugegen, um dieser spannenden Pflanzentaufe beizuwohnen. Volker Kugel, in der Öffentlichkeit bekannt als Direktor des Blühenden Barock Ludwigsburg ist ein anerkannter Fachmann im Bereich Gartenbau. Ihn zu erleben ist eine Freude für jeden Garten- und Naturfreund. In seinen Worten, seiner Authentizität, kommt der heimische Gartenbau voll zu seiner Geltung. Die Pflanzentaufe selbst war schön, aber eigentlich nur Nebensache.
Insektensterben ist im Gartenbau ein Thema, das wurde bei dieser Veranstaltung deutlich. Und unser Gartenbau setzt sich mit der Einführung neuer Zierpflanzen, die tatsächlich Nahrungsquellen für Biene und Co. sind, dafür ein. Es muss nicht alles heimisch sein aber die Blüten sollten für Insekten verwertbaren Pollen und Nektar bieten. Offene Blüten bieten diesen Service, stark gefüllte nicht. Dort sind die Pollen bildenden Staubgefäße zu Blütenblättern umgewandelt. Wenn jetzt aber Lieschen Müller gerne ihre Rosa centifolia, die stark gefüllte Bollerblüten hat, haben möchte, weil sie die von ihrem Karle immer zum Hochzeitstag bekommen hat, dann soll sie diese auch haben dürfen. Sie kann ja dann daneben immer noch ein „Funny Honey“ setzen. Die Mischung macht es. Eins für mich, eins für die Biene. Dann sind doch alle glücklich.
Sehr aufschlussreich an diesem Tag waren auch die Ausführungen des Betriebsinhabers Herrn Heckert zur Pflanzenproduktion und zum Pflanzenschutz, der dort im heimischen Gartencenter mit Nützlingen stattfindet. Ein Thema, welches im Produktionsgartenbau seit vielen Jahren praktiziert wird, dem Laien jedoch oft nicht bekannt ist. Schlupfwespen und Raubmilben gegen Weiße Fliege, Raubwanzen gegen Thripse, Nematoden gegen Trauermücken, usw. Spieler und Gegenspieler halten sich die Waage. Auf Chemie wird verzichtet. Schon Schiller sagte „der intelligente Mensch macht sich die Natur zu seinem Freund“.
Das Thema Insektensterben wird in unserer Gemeinde wahrgenommen. Das zeigt die Anwesenheit unseres Bürgermeisters und das ist sehr wichtig. Für den Umwelt- und Naturschutz war es eine spannende und wichtige Veranstaltung. Auch können wir Wert schätzen, dass die Eggensteiner Gartenbautradition durch unser Gartencenter, welches die letzte Insektentankstelle vor dem Hardtwald ist, so vorbildlich geführt wird. Handwerk mit Tradition, regional und nachvollziehbar.
Ralf Schreck – der bereits zwei „Funny Honey“ in einen Blumenkasten gepflanzt hat
Neues von der Wiese beim alten Rathaus Leopoldshafen
Jetzt im April ist die Hauptfarbe gelb. Unzählige Blüten des Frühlingsfingerkrautes locken kleine und große Wildbienen. Ebenso die viel größeren Blumen des Löwenzahnes. Dazwischen entdeckt man die kleinen blauweißen Blüten des flachen Ehrenpreises und die rosa farbenen des Storchschnabels. Am Hahnenfuß sitzt ein zottiger Bienenkäfer. Wo man ihn sieht, sind auch Wildbienen in der Nähe, denn er parasitiert diese. Und tatsächlich, am Rande der Wiese, beim Übergang zur Gehölzgruppe entdeckt man die Röhren der Frühlingsseidenbienen. Im Freiland lassen sich nur sehr wenige Wildbienenarten eindeutig bestimmen. Bei fast 600 verschiedenen in Deutschland vorkommenden Wildbienen ist das auch nicht verwunderlich. Aber man findet in dieser Wiese zahlreiche und verschiedene Bienen. Kleine, große, dicke, dünne, pelzige, mehrfarbige. Eine Wespenkönigin patrouilliert unstet über die Blüten, bis sich auf eine kleine Raupe stürzt und diese in ihr Nest trägt. Plötzlich erscheint ein Schwalbenschwanz und beginnt mit der Eiablage an einer wilden Möhre. Nachdem wir wieder am Rand der Wiese stehen fliegt eine Elster ein und fängt sich eine Wildbiene, um diese zu verspeisen. Auch die kleine Bachstelze geht dort erfolgreich auf Beutefang. Bestimmt hat sie bereits Küken im Nest, die jetzt eiweißreiche Nahrung benötigen.
Das waren kurze Beobachtungen an drei Tagen im April. Man kann erkennen, dass es eine „funktionierende“ Wiese ist. Blüten bieten Nahrung für verschiedene Insekten und deren Entwicklungsstadien wie Eier und Raupen entwickeln sich am Blattwerk. Die Raupen wiederum oder wenigstens ein Teil davon dient der Aufzucht unserer Gartenvögel. Lebensraum Wiese mitten im Dorf. Es ist ein ausgeglichenes Beziehungsgeflecht. Es ist ein Geben und Nehmen.
Um eine solche Wiese zu erhalten bedarf es einer Mahd im Spätsommer mit anschließendem Abräumen des Mähgutes. Dadurch verhindert man einen Nährstoffeintrag, denn die Artenvielfalt ist umso höher, je magerer der Untergrund ist. Einen Umbruch der bestehenden Wiese, um dort eine Blühmischung anzulegen, würde das bereits bestehende Gefüge nachhaltig zerstören.
Insektenschutz im Dorf. Nutzen wir bestehende Strukturen. Kostenneutral zudem. Und natürlich bedarf es entsprechender Öffentlichkeitsarbeit.
Das faszinierendste am Frühling ist, dass man das Erwachen der Natur hautnah erleben kann. Täglich blühen neue Stauden, Sträucher und Bäume auf. Der Spitzahorn an der Grundschule Leo lockt mit seinen grünlichen Blüten die Frühlingsseiden Bienen, die gerade in der benachbarten Bodendecker Fläche aus dem Erdquartier entsteigen. Im Friedhof Eggenstein erblühen die großblumigen Magnolien und es sieht so aus, als ob sie dieses Jahr nicht vom Frost dahingerafft werden. Und im Friedhof Leo leuchten die kleinen Krokusbeete um die Wette. Und am seitlichen Eingang des Friedhofs gibt es ein neues buntes Kiesbeet. Natürlich mit dem obligatorischen Vlies darunter.
Besonders schön sind die Kinderzeichnungen an der Straße oberhalb des historischen Waschplatzes, welcher sich ebenfalls frühlingshaft zeigt. Noch kennen unsere Kinder Käfer, Eule und Blume. Die Trauerweiden am Rande des Kleingartengeländes Leo leuchten um die Wette. Alles sieht so frisch und erneuert aus. Unter der Bank beim Spielplatz in der Max-Planck-Straße lugt ein Löwenzahn aus der steinernen Ritze. Eine kleine wilde Schönheit innerhalb unseres Leitbildes Grünpflege.
Im Rahmen dieses Leitbildes wird gerade an den Pflanzflächen im Bereich der Haltestelle Viermorgen (wer aussteigen will, muss Bedarf anmelden) die bodenbedeckende Bepflanzung entfernt und gegen Rasen ausgetauscht. Wer diese Flächen beobachtet bemerkt, dass just zu diesem Zeitpunkt zigtausende Frühlingsseidenbienen dort schwärmen und ihren Nistraum verlieren, bzw. dieser gravierend gestört wird. Laut Bundesnaturschutzgesetz stehen Wildbienen unter besonderem Schutz und dürfen nicht behelligt werden.
Zeitgleich stellen die Ehrenamtlichen der Agenda Gruppe Umwelt ein symbolisches Bienenwohnhäuschen in der Blumenwiese im Bürgerpark auf. Wie passt das zusammen? Es fehlt an Informationen und dem Willen einem Grünpflegekonzept den nötigen ökologischen Kick zu geben. In meiner Freizeit besuche ich mit meinen Insektenbildern die öffentlichen Sitzungen unserer Fraktionen und muss feststellen, dass es ein grundsätzliches Interesse gibt aber keine eigenen Konzepte gegen das Insektensterben. Ausgenommen davon ist unsere Umweltpartei, die als einzige in ihrer Haushaltsrede (veröffentlicht im letzten Amtsblatt) ausführlich auf Umweltthemen einging.
Der Wunsch einer anderen Fraktion nach einem Waldkindergarten geht in die richtige Richtung, denn diese Kinder erleben Natur von Anbeginn und werden später an ihren Eigenheimen mit Sicherheit keine Steinwüsten in ihren Gärten haben. Stimmt es uns nicht nachdenklich, dass freitags unsere Schüler für Klimaschutz demonstrieren? Wann reagieren wir Erwachsenen endlich? Wir brauchen Entscheider, die Straßenbahn und Rad fahren. Nicht im Urlaub, sondern tagtäglich für die Fahrt ins Büro und zum Einkauf. Wer diese Mühen und Strapazen erlebt, kennt die Problematik. Wer mit vollgepackten Satteltaschen bei Regen die Einkäufe erledigt und auf zugeparkten oder fehlenden Radwegen fährt oder an der Haltestelle vergeblich auf die Bahn wartet, weil es nur krankes Personal gibt, der sieht die Welt mit anderen Augen.
Was ist eigentlich ein Leitbild? Laut Wörterbuch ist es ein dem Menschen in seinem Empfinden und Handeln als Vorbild dienendes Ideal. Wenn das Leitbild Grünpflege nur darin besteht Arbeitsaufwand und Kosten zu sparen, dann ist das Thema verfehlt. Es gibt in unserer Gemeinde genügend Flächen, die aus botanischer und faunistischer Sicht hoch interessant sind. Jedoch finden diese Flächen noch viel zu wenig Beachtung.
Unsere Agenda Gruppe Umwelt und die seit kurzem neuformierte Ortsgruppe des BUND Hardt stehen parat und sind willig sich mit Ideen einzubringen. Die wollen aber auch Gehör finden. Das Rüstzeug ist da, wo ist der Acker?
Nachtrag: Unter anderem wurde auch unser Landschaftsgärtner Thomas über die Situation der Wildbienen bei der Haltestelle Viermorgen informiert. Das Schwärmen hatte er bereits bemerkt und bewusst einen seiner umsichtigsten Mitarbeiter dort eingesetzt. Wenn die Arbeiten bald erledigt sind, ist vielleicht doch noch nichts verloren.
Ralf Schreck – der an Viermorgen Bedarf zum Aussteigen anmeldet.
War ursprünglich ein Teich mit sichtbarer Wasserfläche. Wenn ich mich daran erinnere wurde die Teichwanne mit Lehmziegeln angelegt. Die ältesten Fotos zu diesem Biotop aus meinem Archiv stammen aus 1992 und 93. Damals stand allerdings die Familie im Vordergrund und den Teich kann man im Hintergrund sehen. Die nächsten Bilder stammen erst aus dem Jahr 2011. Darauf kann man erkennen, dass dieses Biotop bereits vollständig von Sträuchern umwachsen war. Die Wasserfläche war nicht mehr sichtbar. Neben den Gehölzen hatte sich Bambusgruppe stark ausgebreitet.
Im Laufe der Jahre hat sich dieses Biotop „verselbständigt“ und wurde mehr oder weniger sich selbst überlassen. Für die Natur ist dieser Zustand ideal, spielen sich doch die ökologischen Beziehungen im Verborgenen und vor unseren Augen geschützt ab. Ungestörte Tier- und Pflanzenwelt konnte sich entwickeln. Aber wir sind im Bürgerpark und der gehört uns Bürgern und dieses Biotop soll erlebbar sein und bleiben. Für diesen Wunsch hat sich jetzt eine Option ergeben, denn die Strom Firma, die vor etwa zwei Wochen beim Pflegeschnitt (zur Freihaltung des Bereiches unterhalb der Stromleitungen) zu viel des Guten tat, hat nach der Bitte um Stellungnahme einen Ausgleich angeboten.
Fast alle Sträucher wurden auf Stock gesetzt und geben jetzt den Blick auf den fast verlandeten Teich frei. Das Flusspferd vom Benno ist zwar schön zu sehen, liegt aber seit vielen Jahren auf dem Trockenen. Jetzt, was tun? Jetzt sind Ideen gefragt. Man könnte den Teich „entschilfen“ und einen Teil des Schlammes entfernen. Neue Wasserpflanzen einsetzen und eventuell den Uferbereich in Teilflächen mit Stauden bepflanzen? Ist der Teich denn dicht? Stehen Folgearbeiten an? Reicht der angebotene Ausgleich aus? Ist dieses Projekt finanziell zu stemmen? Im Schlamm befinden sich Larven von Libellen, Stein- und Schlammfliegen, Gelbrandkäfern und anderen. Vielleicht sogar Frösche, Kröten und Molche? Werden diese mit dem Schilf entsorgt oder wird man versuchen einen Teil davon zu retten?
Nutzen wir die zu planende Aktion als Chance unseren Bürgerpark ein weiteres Stück aufzuwerten. Denken wir an die schöne Nussbaum Allee entlang des Pfinzkanals, die anderen interessanten Baumarten, den Maulbeerbaum des Manfreds, die Knobloch Ulmen und die vom Seniorenbeirat initiierten Sportgeräte. Auch unsere Blumenwiese gehört dazu. Und der Boule Platz, ebenso die Tischtennisplatte, das Schach und alles andere. Der Bürgerpark, grüne Lunge Eggenstein-Leopoldshafens. Verbindung zwischen Hardtwald, Dorfgemeinschaft im Hochgestade und Feldern, Wiesen und Rheinwald im Tiefgestade.
Eine weitere spannende Geschichte unserer Heimat, die bestimmt eine schöne Fortsetzung findet. Lassen wir uns überraschen.
Es ist einfach nur faszinierend zuzusehen, was Kinder tun, wenn man ihnen eine Aufgabe gibt. In kürzester Zeit entwickelt sich dabei eine Eigendynamik, die man schier nicht mehr beeinflussen kann. Man kann dann nur noch regelnd eingreifen. Jede und Jeder möchte dann jäten, säen und pflanzen. Im Nu stehen viele Kinder im kleinen Schulgarten und werkeln, wuseln und schaffen. Diese Begeisterung macht die Erwachsenen drum herum sprachlos und ist einfach nur vorbildlich. Rolf hatte es als erster formuliert. Und dieser Tatendrang ist ansteckend. Selbst bei der Blumenzwiebelpflanzung im Dauerregen Anfang Dezember konnte man das erleben.
Das Blumenwiesenprojekt im Bürgerpark brachte der Agenda Gruppe Umwelt viel Aufmerksamkeit. Eine Folge davon war, dass wir vom Rektor der Lindenschule angesprochen wurden, ob wir beim bereits begonnenen Lindenschulgarten mit Rat und Tat behilflich sein könnten. Klare Sache, Schule, Kinder, Garten, Umwelt und Natur, da waren wir sofort dabei. Beim ersten Termin im Juni wurde das Vorgehen geplant und beschlossen. So gab es zwei Arbeitseinsätze, jeweils samstags. Beim ersten Ende Juni wurde gejätet, gehäckelt und Blumensamen gesät. Beim zweiten Einsatz im Dezember schließlich wurden nach erneutem Jäten die Zwiebelblumen gesetzt.
Der Erfolg des Unterhaltes und der Pflege dieses Gärtchens ließ nicht lange auf sich warten. Sobald blühende Pflanzen erschienen, folgten gleich die Insekten. Schmetterlinge, Honigbienen und andere fanden sich ein. Beim Hotel Fleur konnte man Ende Oktober die Blauen Holzbienen beobachten. Wer den Schulhof betritt entdeckt die bepflanzten Plastikflaschen bei der Fluchttreppe und die aus Abfallmaterialen gestalteten Pflanzen und Tiere an der seitlichen Mauer. Kunstwerke in unserer Lindenschule. Ein durchdachtes Projekt mit einer Vision. Und damit bewarb sich Rektor Ullrich für den Kreisumweltschutzpreis des Landkreises Karlsruhe!
Da war ich zuerst skeptisch, ob eine solch kleine Aktion Gehör finden würde. Beim Betrachten der erforderlichen Kriterien wie Nachhaltigkeit, Vorbildfunktion, Einbeziehung von Eltern und anderer Gruppen, ehrenamtliches Engagement von Schülerinnen und Schülern, Öffentlichkeitsarbeit, war eigentlich klar, dass alles erfüllt wurde. So kam es wie es kommen musste! Das Lindenschul-Gartenprojekt erzielte den 2. Platz beim Kreisumweltschutzpreis und bekam in einer würdigen Aktion im Landratsamt von unserem Landrat Dr. Christoph Schnaudigel eine Urkunde und ein schönes Preisgeld überreicht.
Um ein solches Ziel zu erreichen bedarf es Menschen mit Ideen und Visionen, wie Rektor Klaus Ullrich einer ist. Trotz fehlender Schulstunden für solche Umweltprojekte hat er mit Erfolg versucht sein Vorhaben zu verwirklichen. Dass dabei die Agenda Gruppe Umwelt beteiligt war erfüllt mich mit besonderer Freude. Sehr gefreut hat mich auch, dass unser Bürgermeister Bernd Stober bei der Preisverleihung zugegen war. Zeigt er doch dadurch sein Interesse und die Bedeutung für solch vorbildliche Aktionen.
Jetzt wollen wir uns aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen, denn es sind bereits weitere Aktionen geplant. Bis Mitte März wollen wir das „Hotel Fleur“ renovieren, damit das Insekt des Jahres 2019, die Rostrote Mauerbiene dort einziehen kann. Dort weiter zu machen ist für mich Ehrensache, schließlich ist die Lindenschule auch „meine Schule“, denn ich war früher dort selbst Schüler. Ist es nicht schön von dem dort gelernten wieder etwas zurück zu geben?
ist ein Insekten Paradies. Es ist ein einladender Ort. Sobald man ihn betritt ist man fasziniert und gefangen von der Symbolik der verschiedenen Pflanzen und der Gestaltung der unbelebten Bereiche. Es gibt zwei Tore, steinerne Sitzbänke, den Findling, der dem Boden entwächst und den Brunnen mit Wasser. Wasser als Ursprung allen Lebens. Beim Verweilen auf einem der Steinquader fällt die Vielfalt der bunten Blumen auf, die von Frühling bis zum Herbst blühen und von zahlreichen Insekten beflogen werden. Es ist ein Garten zum Verweilen, ein Garten der Begegnung. Ein Garten im eigentlichen Sinn, wie es früher viele solcher Gärten gab. Natürlich macht ein Garten auch Arbeit. Man muss sich kümmern, man kann die Verantwortung für einen solchen Garten übernehmen. Belohnt wird man mit dem Erleben von Natur und dem Gefühl, dass man einen wertvollen Beitrag zum Bewahren der Schöpfung leistet. Gärten ohne Pflege gibt es nicht. Es gibt viele ausgeräumte, verkieste und mit Vlies und Folien belegte Gärten, die nur scheinbar pflegearm sind. Der Kirchgarten in Leopoldshafen ist ein Vorbild für ein gelungenes Projekt. Er entstand in einer Gemeinschaft und wird in eben derselben aufrecht erhalten. Vielleicht ändern wir unsere Betrachtungsweisen indem wir aufeinander zugehen und uns gegenseitig helfen? Früher saß man am Feierabend auf dem Bänkchen vorm Haus und hat Nachbarschaft gepflegt. Da wusste jeder über den anderen Bescheid. Neben Klatsch und Tratsch gab es auch eine funktionierende Nachbarschaftshilfe, die ein wesentlicher Bestandteil einer Dorfgemeinschaft darstellt. Ich helfe dir, du hilfst mir. Eine solche Einstellung kann man auf alle Lebensbereiche anwenden. Auch auf unsere Gartenansichten. Der Kirchgarten Leo sucht nicht nur Mitstreiter fürs Pflegen, Wässern, Jäten, sondern auch nur Menschen, die sich auf die Steinquader setzen zum Inne halten oder um mit anderen in Kontakt zu kommen oder zu bleiben. Nebenbei tauscht man Erfahrungen aus, wie man seinen eigenen Garten noch Insekten freundlicher gestalten kann.
An der Gestaltung dieses Gartens war Thomas beteiligt. Genau, derselbe Thomas, der den Maulbeerbaum für den Bürgerpark gespendet hat. Thomas kennt die gärtnerischen Werte. An der Auswahl der Pflanzen im Kirchgärtlein kann man das erkennen. Dabei kennt er nicht nur die Symbolik von Wein, Feige, Lavendel, Thymian und all den anderen, sondern auch die Bedeutung für die Blüten besuchenden Insekten. Gepflegt wird der Garten von einer Gemeinschaft, von der Kirchengemeinde. Das sollte uns Vorbild sein. Bei meinem letzten Besuch dort traf ich eine Hummel Königin, die sich gerade ins Überwinterungsquartier verabschiedete. Sie fragte mich, ob es denn im Frühling noch blühende Vorgärten gibt. Ihr gebt für euer Auto 30.000 € und mehr aus und könnt euch keinen Gärtner für einen vernünftigen Garten leisten? Eure Gesellschaft kennt für alles den Preis, wenn sie jedoch beginnt den Wert nicht mehr zu erkennen, dann gibt sie sich als solche auf.
Was soll ich dazu sagen?
Ich bin oft dort am Kirchgarten. Nur mal eben so. Platz nehmen am Steinquader oder am Rondell bei der Baumhasel. Schauen, Inne halten, Augen schließen. Man erfährt den Sinn des Konfi Projektes 2016/17. Man muss auch kein Kirchgänger sein, um die dort gelebte Gemeinschaft und Solidarität zu erfahren. Es wird Wert gelegt auf nachhaltige Projekte. Wer ratlos ist, setzt sich auf einen der Stühle vor der Kirche (ebenfalls ein Konfi Projekt) und erhält neue Sichtweisen. Wer einen Gottesdienst besucht kommt ebenfalls mit neuen Erkenntnissen zurück. Pfarrer Kendel hat es geschafft mich als Nichtkirchgänger und Katholen in die Kirche zu locken. Und „der Neue“ schafft es bestimmt auch.