Der letzte Wilderer

Die Schröcker Schließ

Wer kennt die Schröcker Schließ? Ein kleines sandsteinernes Schleusenbauwerk an der Gemarkungsgrenze zwischen Leopoldshafen und Linkenheim. Vom Klärwerk Leo aus geht man den geteerten Weg parallel des Rheinniederungskanals Richtung Linkenheim. Beim Betreten des schmalen Waldstückes erreicht man die Schließ auf der linken Seite. Bei meinen Spaziergängen komme ich oft dort vorbei. Eines Tages traf ich dort auf einem älteren Herrn, der gerade von der Schließ wieder nach oben auf den Weg kletterte. Als sich unsere Blicke trafen sah ich sein schlechtes Gewissen. Behangen mit Kamera, Wanderstiefeln und meinem Schlapphut vermittelte ich wohl ein gewisses amtliches Aussehen und er dachte wohl ich sei der Wildschütz.

Doch wir kamen schnell ins Gespräch und dann erzählte er mir, dass er als Jugendlicher dort oft gewesen sei. Nach dem Krieg fanden er und seine Kumpels dort jede Menge Munition und Handgranaten, die die flüchtenden Soldaten dort entsorgten. In der Nähe gibt es auch noch einen relativ gut erhaltenen Wehrmachtsbunker. Er war Meister im Handgranaten werfen. Die „normalen“ Eierhandgranaten konnte jeder werfen aber die Stabgranaten beherrschte nur er, weil er den Zündmechanismus kannte.

Er hatte auch eine Kleinkaliber Pistole. Mit der versteckte er sich unten in der Schließ und jagte damit Enten. Es gab ja nichts nach dem Krieg, wir hatten Hunger. Auch Stare brachte er nach Hause. Sie taten ihm leid, wie sie so klein in der Pfanne lagen. Aber es gab wenig zu essen und seine Mutter war froh, dass er ab und zu etwas heim brachte. Ja, sagte er, er war hier in der Umgebung der letzte Wilderer. Er war ein Kind der Not. Diese Zeit blieb ihm im Gedächtnis und ich war froh diese Geschichte gehört zu haben, denn meine Kindheit verlief viel friedlicher als seine. Ich bin zwar in Bescheidenheit aufgewachsen aber nie in Not. Das gab mir zu denken.

In der Nähe gibt es auch einen Grenzstein, dem die Vergessenheit droht. Den könnte man doch bergen, herrichten und an exponierter Stelle präsentieren?

Die Schröcker Schließ wurde vom Anglerverein Linkenheim restauriert und über dieses technische Kleinbauwerk gibt es sicher auch zu berichten. Doch die Erzählung des „letzten Wilderes“ war erlebte Geschichte. Wer kennt ähnliche Geschichten aus der Heimat? Wer hat Lust darüber zu berichten? Der regelmäßige Stammtisch der Agenda Gruppe Ortsgeschichte wäre doch ein idealer Ort dafür?

Ralf Schreck – Geschichtsfreund

 

Fields of Gold

Hoffnung

 

Jetzt beginnt sie wieder, die Zeit der Stille.

Sie kündet sich an in leuchtenden Farben,

in Rot, Gold und Braun, eine verschwenderische Fülle.

Der Wandel ist sichtbar,

zurück bleiben Narben.

Unaufhaltsam rieseln die Blätter,

jetzt in der Zeit der stürmischen Wetter.

Ein leises Sterben nimmt seinen Lauf,

scheinbar geben die Bäume sich auf.

Aber nein, betrachte die Knospen an den Zweigen,

im Herbst und Winter sind sie am Schweigen.

Im sonnigen Frühling werden sie erwachen

Und füllen die Welt mit freudigem Lachen.

Im Kreislauf des Lebens ist nichts vergebens.

Es ist ein Wandel aus Kommen und Gehen.

Öffne dein Herz, dann kannst du das sehen.

Ralf Schreck – zuversichtlicher Herbstfreund

Haben wir nicht eine herbstschöne Heimat? Glühende Waldränder, goldene Spargelfelder? Tanzendes Luftlaub? Schlurfen in Laubhaufen? Natur hat ihre eigenen Farbkompositionen. Im Lichtwandel sieht es jeden Moment aufregender aus. Wer sich übers Laubfegen ärgert hat nichts verstanden.

Abschied

Abschied


Im Kasten am Eingang kündet es an,

bald geht jemand den letzten Gang.

Ein kleines Blatt geht ihm voran,

zeigt seine Lebensadern.

Der Fluss, der Weg, sie enden hier.

Es fällt uns schwer, auch wenn wir hadern.

Ein letztes glimmendes Leuchten,

dann ist es vollbracht,

es beginnt die ewige Nacht.

Scheint dieser Gang für uns als Bürde,

so ist dies ein Ort voll Andacht und Würde.

Die alten Bäume sahen schon viele gehen,

sahen viele in Trauer vor den Gräbern stehen.

Lasst euren Tränen freien Lauf,

dann werden sie euch mit ihren Zweigen berühren.

Geht zur steinernen Wächterin der Stille,

sie wird euch ins Land der Erinnerung entführen.

 

 

Was wären wir ohne Bäume? Wir wären in unseren Seelen ärmer. Ein Grund mehr unseren Friedhof in Eggenstein zu besuchen. Jetzt im Herbst ist es besonders schön beim Spaziergang einen Umweg über den Friedhof zu machen. Wer weiß, vielleicht treffen wir uns bei meiner Freundin, der Wächterin der Stille?

Ralf Schreck – hoffnungsfroher Friedhofsfreund

 

Die Efeu Mauer im Friedhof Eggenstein

Die Efeu Mauer im Friedhof Eggenstein

Bedeutender Lebensraum für die Efeu Seidenbiene und andere Insekten

Jeder hat vom Bienensterben gehört. Verursacht durch den Schwund der Lebensräume, Monotonie in der Landschaft, unsachgemäßen Einsatz von Pestiziden, das Auftreten von Parasiten bei Honigbienen, wie die Varroa Milben, usw. Biene ist nicht gleich Biene. Wir kennen alle die Honigbiene, ein Haustier. Aber wer kennt die heimischen Wildbienen? In Deutschland wurden rund 550 verschiedene Wildbienenarten nachgewiesen. Dazu zählen auch unsere Hummeln. Im Gemeindegebiet von Eggenstein-Leopoldshafen sind mehrere Dutzend Arten zu finden.

Auf dem Friedhof in Eggenstein gibt es ein schönes Beispiel für einen wertvollen Lebensraum der seltenen Efeu Seidenbiene. Nämlich die Efeu bewachsene Sandsteinmauer, die den alten vom neuen Friedhofsteil trennt. Efeu oder Hedera helix ist die heimische Pflanze, die bei uns am spätesten im Jahr blüht und somit eine wertvolle und eine der letzten Nahrungsquelle im September und Oktober für unsere bedrohten Insekten ist.

Jetzt kann man die Efeu Seidenbienen mit Wespen, Hornissen, Fliegen, Käfern und den letzten Faltern dort im Efeu beobachten. Diese Wildbiene lebt einzeln, benötigt sandige Böden für ihr Nest und Efeubestände zur Nahrungsgewinnung, so wie es auf unserem Friedhof vorkommt. Lebensraum und Nahrungsquellen müssen beisammen sein, dann ist der Bestand gesichert.

Wir beobachten diesen Standort seit einigen Jahren. Es lohnt sich die blühende Mauer und das Gesumse anzusehen. Schnell wird man die Efeu Seidenbienen von den Honigbienen unterscheiden können. Man kann sich diese seltene Wildbiene auch in die Gärten locken. Sie benötigt ältere, blühfähige Efeupflanzen und sandige Böden. In versiegelten und verkiesten Vorgärten wird man sie vergeblich suchen.

Aufgrund der Länge dieser Mauer, war das eine bedeutende innerörtliche Nahrungsquelle für Colletes hederae, wie sie wissenschaftlich bezeichnet wird. War? Was ist passiert? Geht raus und seht euch diese Mauer jetzt an! Ihr werdet umschwirrt von hungernden Bienen, die euch fragen, weshalb man fast alle blühfähigen Triebe abgeschnitten hat? Selbst in Bereichen, in denen es überhaupt keine Not gab, die Schere anzusetzen. Eine Biene fragte mich: „Gehört das zu euerem neuen Leitbild Grünpflege“? Stellt euch vor, wir würden morgen Lidl, Aldi und Edeka abreißen?

Schön geschnitten sieht`s aus. Doch dadurch ist die Vielfalt zerstört. Warum fällt nur mir so etwas auf? Als ehrenamtlicher Hornissen- und Wespenberater und Teilnehmer am Tagfalter Monitoring weiß ich, dass es dieses Jahr außergewöhnlich wenige Insekten gibt. Weshalb nutzt man diese Mauer dann nicht als Chance, um dem Insektensterben entgegen zu wirken? Schnitt muss sein, keine Frage. Aber man könnte die Maßnahme auch ins zeitige Frühjahr legen. Jahrelang wurde das getan. Da fällt mir wieder der Kirschendamm ein und die Sträucher im Grünzug Leo. Ein Konzept sehe ich da noch nicht. Es fehlt eine ganzheitliche, eine vielfältigere Handlungs- und Betrachtungsweise in Sachen grün. Ökologie tut nicht weh und wenn man es richtig anpackt, dann gibt es auch keine extra Kosten. Man muss das aber auch verstehen wollen.

Sind ja nur Bienen und Insekten, also Ungeziefer?

 

Ralf Schreck – enttäuschter Bienen Freund

 

 

Ortsgeschichte trifft Zeitgeschichte

Neulich beim Absturzbauwerk

Von wegen Fischmörder! Jürgen ist ein guter Beobachter. Ihm entgeht nichts. Er kennt sein Revier, er ist aktiv, er bringt sich ein und bei Bedarf aktiviert er seine Truppe. So gesehen Ende Juli am Absturzbauwerk beim Andi in Leo. Wir erinnern uns: sengende Hitze, Trockenheit über mehrere Tage. Der Wasserstand im Pfinzentlastungskanal ging immer weiter zurück und der Bereich unterhalb des Absturzbauwerkes drohte auszutrocknen, weil es keinen Frischwasserzufluss mehr gab und ein Fischsterben drohte.

Schnell organisierte Jürgen seine Kollegen, mit Genehmigung des Regierungspräsidiums durfte mit Boot und Elektroausrüstung gefischt werden. Mit Reusen wurden die betäubten Fische eingefangen und zunächst in einem großen Transportbehälter gehalten. Später wurden die Fische, unter denen auch der seltene Steinbeißer und einige Aale waren, flussabwärts wieder frei gelassen. Angler als Naturschützer? Es war übrigens nicht die erste Aktion, bei der der Eggensteiner Anglerverein aktiv war. Im Juli 2015 gab es eine ähnliche Fischrettungsaktion, als der Pfinzkanal in Teilbereichen abgelassen werden musste, um am Absturzbauwerk Reparaturen auszuführen. Auch den größten Teil des Unrates und Mülls haben die Angler geborgen. Danke für solche Aktionen.

Jürgen ist auch jedes Jahr beim Waldbegang dabei. Er nimmt seine Aufgabe als Gewässerwart ernst. Er plant einen Begang der vom Anglerverein betreuten Gewässer für alle Betroffenen und Interessierten. Das hört sich spannend an, denn so erfährt man aus erster Hand, was die Angler neben Angeln noch machen.

1970 gab es am Absturzbauwerk noch einen Wehrmachtsbunker, den man dann später entfernte. Heute würde man das nicht mehr machen, sondern würde dort ein Fledermausquartier ausweisen. Damals gab es wohl noch keine Ökopunkte? Zu dieser Zeit konnte ich dort auch eine Wasseramsel beobachten, die ein Nest irgendwo beim Absturzbauwerk hatte.

Der Pfinzentlastungskanal wurde in den 1930er Jahren als Hochwasserschutzmaßnahme im Rahmen der Pfinz-Saalbach Korrektion gebaut. Für die Arbeiten wurden über 3000 Angehörige des Reichsarbeitsdienstes herangezogen. Sie wurden in militärisch organisierten Barackenlagern untergebracht, von denen es in Eggenstein und Leopoldshafen auch welche gab. Der Kanal wurde in Handarbeit erbaut, Maschinen wurden nur in geringem Umfang eingesetzt. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. 1936 waren die Arbeiten am Kanal abgeschlossen, die braune Zeit jedoch erst am 8. Mai 1945.

Ralf Schreck – Angler Freund

Fotos:

Archiv der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen

Karl Überle

Ralf Schreck – RMS

Danke an Jürgen für sein stets offenes Ohr und seinen Einsatz für Umwelt und Natur

 

 

 

Im Umfeld des Dachsbaus

Spaziergang zum Rheinniederungskanal

In einem der letzten Amtsblätter gab es vom Jäger Hajo einen interessanten Bericht zum „Liebesverhalten“ des heimischen Rehwildes und die daraus resultierenden Gefahren für Autofahrer im Straßenverkehr. Während der Blattzeit (Paarungszeit) des Rehwildes im Juli und August treibt nämlich der Rehbock das auserwählte Weibchen vor sich her, ohne dass dabei beide nach rechts oder links schauen.

Dieses Schauspiel wollte ich erleben und ich kenne auch die entsprechenden Beobachtungsplätze hierfür ohne störende Autofahrer. Um erfolgreich zu sein muss man entsprechend früh draußen sein und sich am Waldrand den Tugenden der Geduld und Stille widmen. Viertel vor sechs in der Frühe saß ich am Rand der ersten Wiese, als das erste Reh aus dem Wald trat. Dass es so schnell ging hätte ich doch nicht erwartet. Jetzt nur nicht bewegen, um sich nicht zu verraten. Immer wenn das Reh den Kopf senkte, um zu äsen, ordnete ich Stativ und Kameras. Kaum fertig sprang der Jungfuchs auf die Wiese und verfolgte eine Maus. Kurz hielt er inne, dann sprang er in die Luft, um mit einem Kopfsprung wieder im Gras zu landen. Daneben! Glück für die Maus.

Das war „mein Fuchs“ vom Dachsbau. Drollig und verspielt sah er aus, im Training für das Überleben in freier Wildbahn. Eindrucksvoll und spannend. Keine 300 Meter vom Ortsrand entfernt. Wir standen uns etwa zehn Meter gegen über, dann trafen sich unsere Blicke. Er wusste zunächst nicht was er tun sollte, dann zog er sich ins Dickicht zurück, um zehn Minuten später weiter oben wieder auf die Wiese zu treten.

Entlang der Straße zum Kompostplatz Leopoldshafen gibt es vier solcher Wiesen, die durch Schilf und Weiden-, bzw. Gehölzgürtel abgegrenzt sind. Ideales Dickicht für Wild. Den treibenden Rehbock gab es später auf der nächsten Wiese. Der Fasan hat ein scharfes Auge, er hat mich bereits aus großer Entfernung gesehen und ist jedes Mal in rasantem Dauerlauf geflüchtet. Da müsste man schon länger ansitzen. Es ist ein interessantes Gebiet. Teils Wildnis, teils Kulturlandschaft. Hinter den Wiesen beginnen bewirtschaftete Felder und Äcker. Ein ebenso interessantes wie spannendes Gebiet. Doch hierzu später mehr.

Der Weg geht weiter Richtung Rheinniederungskanal, entlang des Maisfeldes linker Hand und des Getreide Ackers rechter Hand. Die relativ breiten Ackerrandstreifen, die jeweils diesen Felder vorgelagert sind, fallen ins Auge. Das sind bedeutende Lebensräume für Vögel und Insekten. Beim Rheinniederungskanal biegen wir rechts ab und laufen über die Wiese mit den alten Obstbäumen in Richtung Linkenheim. Auf den vielen Wiesenblumen, die das Jahr über blühen kann man zahlreiche Insekten beobachten. Am Waldsaum gibt es im Frühling die seltene Waldhyazinthe und auch Knabenkräuter.

Hier unterbrechen wir den Spaziergang und berichten später, wie es weiter geht vorbei an Schröcker Schließe, den Damm entlang auf Linkenheimer Gemarkung zurück nach Leopoldshafen.

Ralf Schreck – Naturfreund

Neues vom Dachsbau – Mai bis Juli

Naturbeobachtungen im Auenwald

Es gibt Neues zu berichten, mittlerweile sind auch drei Monate vergangen. Der Frühling ist übers Land gezogen und hat sich zum Sommer entwickelt. Beim Wechsel am Dachsbau konnten wieder interessante Schnappschüsse gemacht werden. Von Anfang Mai bis Ende Juli war die Kamera aktiv und hat Marder, Eichhörnchen, Dachs, Eichelhäher, Specht, Ringeltaube, Rehwild, viele Mäuse und einen Bussard „erwischt“. Die meisten Kameraauslösungen in der Nacht wurden durch Mäuse verursacht. Das hat wohl auch den Mäusebussard angelockt. Es gab auch ein einzelnes Wildschwein, ein flüchtiger Frischling. Eventuell waren seine Kumpels im Wassergraben unterhalb unterwegs. Auch zogen wieder Dachse vorbei.

Die vorbeiziehenden Rehböcke setzen ihre Duftnoten wieder am Gesträuch ab, der Marder markiert den querliegenden Baumstamm. Auf den Videoclips kann man das gut erkennen. Am 21. Mai war die Überraschung groß, als ein junger Fuchs von der Kamera erfasst wurde. Die Fähe (seine Mutter) war ebenfalls noch in der Nähe. Er war alleine unterwegs, denn weitere Jungfüchse wurden nicht gesichtet. Später, ab August werden Jungfüchse von der Mutter (Fähe) abgeschlagen (verjagt) und müssen sich eigene Lebensräume suchen. Deshalb ist es auch keine Ausnahme einen einzelnen, oftmals etwas orientierungslosen Jungfuchs um diese Zeit anzutreffen. Jungfüchse haben eine hohe Mortalitätsrate – von einem Wurf überlebt i.d.R. nur ein bis zwei das erste Lebensjahr. Der Bau war in unmittelbarer Nähe, im Dickicht konnte ich den Eingang erkennen, bin aber nicht näher herangegangen, um die Geschehnisse nicht negativ zu beeinflussen.

Ein schönes Erlebnis war auch die Aufnahme vom Kitz mit begleitender Ricke. Auch ein wohl genährter Rehbock war eine bemerkenswerte Erscheinung. Tolle Erlebnisse in unserem heimischen Auenwald. Mindestens ebenso spannend ist das Beobachten des näheren Umfeldes, denn dort begegnen uns etliche am Dachsbau beobachtete Tiere wieder. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ralf Schreck – Wild Freund

Danke an Hajo für seine fachliche Unterstützung.

Bienen Paradies Leopoldshafen

Bienen Paradies Leopoldshafen

Eigentlich war ich auf der Suche nach den Raupen des Osterluzeifalters. Den kürzlich entdeckten Standort der Aristolochia clematitis, der Futterpflanze der Raupen dieses Schmetterlings wollte ich absuchen. Ich lief im Tiefgestade von Schröck, beginnend beim Abzweig Hundefreunde Leo, den Damm entlang Richtung Roter Brücke. Rechts unterhalb liegt unsere Sophie im alten Hafen. Es sind vielleicht nur dreihundert Meter Wegstrecke, doch dieser Bereich auf dem Damm ist derzeit voller blühender Wildblumen. Natternkopf, Dost, Schafgarbe, Wilde Möhre, Kreuzkraut, Flockenblume, Distel und viele mehr. Überall blüht es und das lockt zahlreiche Wildbienen, Schmetterlinge, Heuschrecken, Käfer, Libellen, Wanzen und Spinnen an. Ein kleines Paradies nicht nur für mich. Der Presse ist zu entnehmen, dass wir seit den 1980er Jahren bis heute einen Insektenschwund von 80% haben. Das ist ein enormer Verlust an Biomasse und auch ein Grund dafür, dass es bei uns immer weniger Vögel gibt. Das sollte uns zu denken geben und wir sollten überlegen, ob wir was dagegen unternehmen, sonst müssen wir mit unseren Kindern und Enkeln in ein paar Jahren ins Naturkundemuseum Karlsruhe gehen, wenn sie uns fragen wie ein Tagpfauenauge aussieht.

Ich kam nur Meterweise voran. In kürzester Zeit entdeckte ich zehn verschiedene Wildbienenarten, Sand-, Seiden-, Blutbienen und andere. Beim langsamen Schlendern sprangen meine entfernten Verwandten auf. Die Hüpfer und Schrecken müssen aufpassen, damit sie nicht im Netz einer Wespenspinne landen. Motten und Falter labten sich an Blüten. Libellen tanzten und ruhten sich wieder aus. Die veränderliche Krabbenspinne lauert auf einer Schafgarbenblüte und erbeutet einen braunen Falter. Bei der Osterluzei angekommen entdeckte ich eine Streckerspinne, die gerade ihr Netz reparierte. Wer wissen will was Biodiversität bedeutet, muss rausgehen und sich diese Naturschauspiele ansehen. Die gibt es noch in Leopoldshafen. Dort unten gibt es ein Mähmanagement, denn es werden niemals alle Dämme zur gleichen Zeit gemäht. Das ist ein durchdachtes und nachhaltiges System. Das macht diesen Lebensraum so wertvoll.

Diese Geschichte ist jedoch noch nicht zu Ende. Auf dem Heimweg fragte mich eine Biene, ob es denn nicht möglich wäre, ob man in den gemeindlichen Grünflächen, die derzeit überplant und in einem modernen Leitbild geordnet werden, diesen Nachhaltigkeits- und Biodiversitätsgedanken aufnehmen kann? Klar geht das, antwortete ich. Kostenersparnis lässt sich mit Umweltgedanken vereinbaren. Pflanz- und Rasenflächen lassen sich in Wiesen umwandeln. Ein einmaliger Schnitt ist preiswerter als mehrmaliges Mähen. Mit dem entsprechenden Saatgut bei der Anlage, Aufnahme des Schnittgutes nachdem die Samen ausgefallen sind, ist der Weg gebahnt. Der Rest ist Öffentlichkeitsarbeit. Echte Wiesen brauchen Befürworter. Die Nachbargemeinde Stutensee macht es vor. Wir könnten das auch. Und wir würden auch Menschen finden, die sich für solche Projekte begeistern.

Es sind Veränderungen in der Grünpflege vorgesehen. Das sollte wir als Chance nutzen den „Öko Gedanken“ zu berücksichtigen. Mit „wir“ meine ich uns alle, nicht nur die, die sich mit „Grün“ beschäftigen. Sonst müssen wir eines Tages unseren Honig bei der BASF kaufen und in den Schulen gibt es das neue Fach „Bestäuben“, damit es unten auf dem Kirschendamm Früchte gibt.

Darauf sagte die Biene: „Lass uns mit den beiden Wiesen links und rechts des alten Rathauses in der Leopoldstrasse beginnen.“ Das wäre ein tolles Projekt. Schüler beobachten die Wiesen und werden zum Naturscout ausgebildet. Kosten sparen, Natur lernen. Das kann man wollen. Das wär doch ein Anfang?

Die Raupen des Osterluzeifalters habe ich nicht gefunden. Es gab auch keine Frasspuren an den Blättern.

 

Ralf Schreck – Nachhaltigkeitsfreund

 

Pamina Abenteuer

Unsere Pamina Region

Unsere Blicke trafen sich, als wir gleichzeitig die Straße betraten. Beide hielten wir inne und wir beobachteten uns. Ich nutzte die Gelegenheit, denn die Kamera war einsatzbereit. Nach wenigen Momenten verschwand die Fähe im Gebüsch. Der Welpe verschwand schon vorher, denn er wurde von ihr gewarnt. Am Waldrand trafen wir uns wieder und ich musste schmunzeln. Die Füchsin war vom nassen Gras klitschnass und meine Jeans oberhalb der Gummistiefel waren es auch. Sie blieb sitzen, denn sie kannte mich, weil ich dort oft unterwegs bin. Beim Rheinniederungskanal traf ich weitere Bekannte. Pirol und Kuckuck sind im Mai und Juni allgegenwärtig. Beide lassen sich durch Imitation der Gesänge locken. Während Oriolus oriolus versteckt in der Baumkrone ruft, sitzt der Kuckuck gerne sichtbar auf abgestorbenen Bäumen. Im Wasser schwimmt eine Nutria, am hinteren Ufer leuchten die gelben Sumpfschwertlilien. An manchen Tagen ist das Wasser sehr klar, sodass sich Karpfenfische beobachten lassen. Auf der Wiese blühen Scabiosen, an der sich zahlreiche Wildbienen laben. Am Waldrand stehen zwei Waldhyazinthen. Fast sind sie nicht zu erkennen, nur der geübte Blick bleibt daran haften. Weiter vorne blüht ein auffälligeres Knabenkraut. Wieder am Ufer sieht man ruhende und tanzende Libellen. Beim Queren des Asphaltweges entdecke ich das Reptil des Jahres 2017, die Blindschleiche. Als ich beim Hochwasserdamm aus dem Wald trete, sitzt ein Schwalbenschwanz am Boden. Einer unserer größten und schönsten Tagfalter. Fast schon eine Seltenheit bei uns. An einer großen Eiche ruht ein Eichhörnchen und wärmt sich in der Morgensonne. Eine Kolonie Kormorane trocknet ihr Gefieder nach erfolgreichem Fischfang. Und da sind noch die Störche, die Graureiher, Graugänse und und und.

Wo ich das alles gesehen habe? Natürlich in unserer Pamina Region, entlang der ausgeschilderten Wanderwege.  Wer solche Naturabenteuer erleben möchte, kommt am Sonntag, 2. Juli 2017 mit Fahrrad und Kind und Kegel zum Vogelpark Leopoldshafen. Dort gibt es um 10.00 Uhr eine geführte Radwanderung. Das komplette Pamina Programm in Leopoldshafen an diesem Tag kann auf der Homepage der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen eingesehen werden.

Ralf Schreck – Pamina Freund

Fotos von Ralf RMS und Lukas LRS

Schönes Eggenstein-Leopoldshafen

Schönes Eggenstein-Leopoldshafen

Die Gewinner der Gemarkungswanderung sind ermittelt und werden informiert. Am 9. Juli gibt es für sie und deren Familien eine Abenteuer Wanderung in unserer Heimat. Darauf dürfen wir alle gespannt sein.

Kinder und Heimat. Eine unserer Fragen im Naturquiz war: „Was gefällt dir an deiner Heimat am besten?“. Die Antworten darauf sind toll! Das spricht für Eggenstein-Leopoldshafen. Doch lest die Antworten selbst. Ist Eggenstein-Leopoldshafen nicht schön? Ist das Leben nicht schön?

Ralf Schreck – Wander Freund
Bild Texte von Curse