Die Kastanie beim Reitplatz

Die Kastanie beim Reitplatz

Viele Kinder kennen Kastanien. Spätestens im Herbst, wenn die schönen braunen Früchte zum Sammeln einladen ist man gerne draußen. Wer hat noch nicht aus den Kastanien allerlei Tiere gebastelt? Man braucht einen Holzbohrer, Streichhölzer und ein bisschen Fantasie. So entstehen Löwen, Käfer, Schmetterlinge und viele andere Tiere. Mein Bruder Thomas und ich haben das auch gemacht. 1963 habe ich eine Kastanie in unseren Sandkasten vergraben und im nächsten Jahr ist ein kleiner Baum daraus gewachsen. Im folgenden Jahr war er bereits zwei Meter hoch und es war klar, dass er dort nicht bleiben konnte.

Damals war mein Papa Schatzmeister beim Reiterverein und es bot sich eine Möglichkeit, „meine Kastanie“ dorthin umzusiedeln. Herr Vollweiter kam vorbei und versuchte den jungen Baum dem Sandkasten zu entreißen. Das war mir gar nicht recht, denn damals wusste ich nicht, dass man Bäume umpflanzen kann. 1965 wurde das Bäumchen neben die Reithalle gepflanzt. Mittlerweile ist es ein stattlicher Baum, hat eine Verzweigung mit vier Stämmen und „gehört“ jetzt jedem, der darunter steht. Dort passt Aesculus hippocastanum sehr gut hin, heißt sie doch auf Deutsch Rosskastanie. In der Blütezeit kann man Hummel Königinnen beobachten, die gierig Nektar und Pollen für ihre Brut sammeln. Solange die Blüten befruchtungsfähig sind, das erkennt man am gelben Fleck in der Blüte, enthält der Nektar bis zu 70 Prozent Zucker. Sind die Blüten befruchtet, wird der Fleck rot und die Quelle versiegt.

Bei den Reiterfesten früher war das halbe Dorf anwesend. Es wurden sogar an den Zufahrtstrassen „Mautstellen“ eingerichtet und mein Bruder und ich waren als Kassierer für den Eintritt eingesetzt. Heute sind die Besucherströme überschaubar. Eigentlich schade, denn es gibt viel Interessantes zu sehen. Das Reiterfest 2013 ging wohl als Seepferdfest in die Geschichte ein. Auch die jährliche herbstliche Schleppjagd ist ein Ereignis für Pferdefreunde. Reiten hätte ich lernen können aber mir waren damals schon die Pferde zu hoch. Dafür finde ich es toll, dass in den Ställen Rauchschwalben nisten. Dort finden sie alles was sie brauchen. Wasserpfützen, Stroh, Lehm und eben Ställe.

Die Kastanie wurde Mitte des 16. Jahrhunderts von der Balkanhalbinsel zu uns mitgebracht. Heute gilt sie als heimisch, integriert sozusagen.

Ralf Schreck – Pferde-, Schwalben- und Kastanienfreund

Fotos von Ralf und Lukas Schreck

 

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