Die Streuobstwiese beim Rheinniederungskanal Leopoldshafen

Die Streuobstwiese beim Rheinniederungskanal Leopoldshafen

Der gewählte Beobachtungsplatz beim Hornissenbaum war nicht ideal. Nachdem ich von der dritten Wächterin beflogen wurde, wechselte ich einen Meter nach links. Dann war gut. Obwohl ich recht nah am Nest war hagelte es keine Stiche. Es ist eine schöne Ecke dort unten im Wörth. Von Karl Ueberle gibt es ein Bild von 1981, darauf sieht man diese Obstallee in Vollblüte. Alle Bäume in makelloser Vitalität. Heute jedoch sind zahlreiche Bäume abgestorben und haben sich in lebendiges Totholz gewandelt. Nachdem die Wiese vor 14 Tagen gemulcht wurde, kann man dort wieder am Rheinniederungskanal entlanglaufen. Die Bäume sind Gemeinde eigen und tragen Nummern. Früher gab es Obstversteigerungen, heute darf man ernten, wenn man sich im Rathaus dafür anmeldet.

Viel Obst hängt in den Kronen und viel Obst liegt bereits auf dem Boden. Ich beobachte eine Hornissenarbeiterin patrouillierend über dem Fallobst, bis sie sich zielstrebig auf einen angefressenen Apfel stürzt, die darin naschende Wespe erbeutet und mit ihr in die nächste Krone fliegt. Schnell folge ich diesem Schauspiel und beobachte, wie sie in wenigen Momenten den Flugmuskel herauslöst und damit in ihr Nest fliegt. Vorbei an den ersten blühenden Herbstzeitlosen entdecke ich etwa 100 Meter weiter den Hornissenbaum. Reges Treiben herrscht dort. Mit Beute beladene Hornissen fliegen ein, andere fliegen aus, um auf Beutezug zu gehen. Die Larven wollen gefüttert werden. Andere Arbeiterinnen sitzen am Nesteingang und belüften das Nest indem sie mit den Flügeln schlagen. Wiederum andere tragen Abfall aus dem Nest. Eine Arbeiterin zerrt an einer abgestorbenen Larve und wirft diese aus der Baumhöhle. Es ist ein Kommen und Gehen. Eine Drohne ist ebenfalls schon anwesend in Erwartung der ersten Jungköniginnen. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sich dieses Volk bereits in der Absterbe Phase befindet.

Lebendiges Totholz. Was geschieht nun mit den vielen abgestorbenen Bäumen? Opfert man sie der Verkehrssicherungspflicht? Man sollte einige dieser Stämme erhalten. Die Kronen könnte man ja so beschneiden, dass es keinen Astbruch gibt. In diesem Gelände gibt es Wendehals, Buntspecht, Hirschkäfer und Co. Die würden sich freuen. Das wäre eine Erhaltung von wertvollem Lebensraum. Die noch lebenden Obstbäume sollten geschnitten werden. Auch die vielen Misteln in den Kronen sollte man entfernen. Ich beobachte diese Anlage seit vielen Jahren. Ein Pflegekonzept ist jedoch nicht zu erkennen. Im Laufe der Jahre sind immer mehr Bäume abgestorben. Der Natur ist das egal. Sie stellt sich auf viele Bedingungen ein. Auch die toten Bäume haben ihren Wert. Schade ist es um das viele Obst, welches niemand erntet. Das meiste verfault am Boden, zerfällt und gibt seine Elemente und Stoffe an den ewigen Kreislauf des Lebens zurück.

Ralf Schreck – Hornissenfreund

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert