Öffentliches Grün

Ideen für das Grünpflege Leitbild

Es gibt einen schönen Grüngürtel in Leopoldshafen zwischen Evangelischem Kindergarten in der Schwarzwaldstraße und der Hermann Übelhör Sporthalle. Ein Abenteuerspielplatz mit Klettermöglichkeit ist vorhanden, eine Tischtennisplatte, Bänke zum Verweilen, weiter vorne ein umzäunter Kleinkinder Spielplatz und vieles mehr. Ein rund um gut geplanter und durchdachter Platz. Wesentliche Bestandteile der Planung einer solchen öffentlichen Anlage ist die Gestaltung und Verwendung von Gehölzen. Von Bäumen und Sträuchern. Der Architekt hat bereits bei der Planung das fertige Bild vor Augen. Was würde er wohl denken, würde er jetzt durch die Anlage spazieren? Beim Betrachten der abrasierten Sträucher würde ihm bestimmt das Herz bluten. Es gibt dort Flieder, Eibisch, Schneebälle, Felsenmispel und andere Sträucher. Jeder hat seinen eigenen Habitus, sein artspezifisches äußeres Erscheinungsbild, welches durch Schnitt berücksichtigt werden sollte. Jetzt ist der Habitus dahin, alles wurde uniform abrasiert. Der Baumschulgärtner würde sagen, Thema verfehlt, Prüfung nicht bestanden.

Wieso fällt eigentlich nur mir sowas auf? Sind ja nur Sträucher, die eh keiner kennt. Es blickt ja auch keiner mehr auf, weil das Auge aufs Smartphone gerichtet ist. Wo ist der Sinn für Ästhetik? Schneiden ist ein gärtnerisches Handwerk, das man können muss. Oder wurden diese Maßnahmen angeordnet? Wer ist hierfür verantwortlich? Kurz muss ich an den Kirschendamm denken.

Wir haben viele gute Ansätze was öffentliches Grün betrifft. Bestes Beispiel ist die Pflanzaktion des Maulbeerbaumes im Bürgerpark. In einer kleinen aber feinen Aktion wurde die Pflanzung mit Bürgermeister, Vertretern der Agenda Gruppe Ortsgeschichte und unserem heimischen Landschaftsgärtner, welcher den Baum spendete, vollzogen. Ein schönes Beispiel für die Würdigung von Grün im Dorf. Jedoch, das war nur ein erster Schritt. Jetzt folgen Nachsorge und Pflege, die man auch überwachen muss, ob die fachgerecht ausgeführt wird. Es muss ein durchdachtes und überwachtes Konzept entwickelt werden, damit solche Fehlentwicklungen nicht mehr vorkommen. Ein roter Faden muss her. Eine Identifikation für unsere Vielfalt.

Vielleicht wird dies ja im neuen Grünpflege Leitbild aufgenommen? Alle Beteiligten in Sachen Grün sollten involviert sein, damit eine gemeinsame Sprache gesprochen werden kann. Wirklich alle. Alle müssen Bescheid wissen, nicht nur die Planer, auch die Ausführenden. Und wenn sich der letzte in der Kette für einen falschen Weg entschieden hat, müssen das auch alle besprechen, damit Folgefehler vermieden werden. Egal, ob das ein Gemeindegärtner oder ein beauftragter ist.

Es ist ein schöner Platz in Leo. Man hält sich dort gerne auf. Im Dezember 2015 traf ich dort auf die Linkenheimer Mopedfreunde. Als ich sie fragte, weshalb sie sich hier treffen, sagten sie, “weil es hier so schön ist”.

Ralf Schreck- Pflanzen Freund

 

 

Ortsgeschichte trifft Zeitgeschichte

Neulich beim Absturzbauwerk

Von wegen Fischmörder! Jürgen ist ein guter Beobachter. Ihm entgeht nichts. Er kennt sein Revier, er ist aktiv, er bringt sich ein und bei Bedarf aktiviert er seine Truppe. So gesehen Ende Juli am Absturzbauwerk beim Andi in Leo. Wir erinnern uns: sengende Hitze, Trockenheit über mehrere Tage. Der Wasserstand im Pfinzentlastungskanal ging immer weiter zurück und der Bereich unterhalb des Absturzbauwerkes drohte auszutrocknen, weil es keinen Frischwasserzufluss mehr gab und ein Fischsterben drohte.

Schnell organisierte Jürgen seine Kollegen, mit Genehmigung des Regierungspräsidiums durfte mit Boot und Elektroausrüstung gefischt werden. Mit Reusen wurden die betäubten Fische eingefangen und zunächst in einem großen Transportbehälter gehalten. Später wurden die Fische, unter denen auch der seltene Steinbeißer und einige Aale waren, flussabwärts wieder frei gelassen. Angler als Naturschützer? Es war übrigens nicht die erste Aktion, bei der der Eggensteiner Anglerverein aktiv war. Im Juli 2015 gab es eine ähnliche Fischrettungsaktion, als der Pfinzkanal in Teilbereichen abgelassen werden musste, um am Absturzbauwerk Reparaturen auszuführen. Auch den größten Teil des Unrates und Mülls haben die Angler geborgen. Danke für solche Aktionen.

Jürgen ist auch jedes Jahr beim Waldbegang dabei. Er nimmt seine Aufgabe als Gewässerwart ernst. Er plant einen Begang der vom Anglerverein betreuten Gewässer für alle Betroffenen und Interessierten. Das hört sich spannend an, denn so erfährt man aus erster Hand, was die Angler neben Angeln noch machen.

1970 gab es am Absturzbauwerk noch einen Wehrmachtsbunker, den man dann später entfernte. Heute würde man das nicht mehr machen, sondern würde dort ein Fledermausquartier ausweisen. Damals gab es wohl noch keine Ökopunkte? Zu dieser Zeit konnte ich dort auch eine Wasseramsel beobachten, die ein Nest irgendwo beim Absturzbauwerk hatte.

Der Pfinzentlastungskanal wurde in den 1930er Jahren als Hochwasserschutzmaßnahme im Rahmen der Pfinz-Saalbach Korrektion gebaut. Für die Arbeiten wurden über 3000 Angehörige des Reichsarbeitsdienstes herangezogen. Sie wurden in militärisch organisierten Barackenlagern untergebracht, von denen es in Eggenstein und Leopoldshafen auch welche gab. Der Kanal wurde in Handarbeit erbaut, Maschinen wurden nur in geringem Umfang eingesetzt. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. 1936 waren die Arbeiten am Kanal abgeschlossen, die braune Zeit jedoch erst am 8. Mai 1945.

Ralf Schreck – Angler Freund

Fotos:

Archiv der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen

Karl Überle

Ralf Schreck – RMS

Danke an Jürgen für sein stets offenes Ohr und seinen Einsatz für Umwelt und Natur

 

 

 

Heimatmuseum Leopoldshafen

Heimatmuseum Leopoldshafen

Das ehemalige Rathaus in Leopoldshafen wurde am 22.10.1982 der Bevölkerung als Heimatmuseum übergeben und befindet sich in der Leopoldstraße 12. Das zwischen 1720 und 1730 erbaute Museumsgebäude steht unter Denkmalschutz und ist eines von vielen Juwelen unserer Doppelgemeinde Eggenstein-Leopoldshafen.

Im Heimatmuseum Leopoldshafen – bedingt durch den ehemals bedeutenden Hafen – liegt der Fokus auf dem Rhein (Rheinübergänge, Schifffahrt, Handel…) und es werden auch die Vor- und Frühgeschichte mit bedeutenden archäologischen Funden präsentiert. Ergänzt werden die Museumsaktivitäten durch eindrucksvolle Sonderausstellungen. Auch werden zu diesen Schwerpunktthemen Referenten gefunden, die in Vorträgen Geschichte lebendig halten. Auch die Agenda Gruppe Ortsgeschichte bringt sich tatkräftig ein, um weitere Projekte zu organisieren und zu realisieren. Dazu gehören unter anderem die jährlichen PAMINA Veranstaltungen und der Nikolaustag im Dezember.

Wichtigster „Schaffer“ ist jedoch unser ehrenamtlicher Museumsleiter Wolfgang Knobloch. Sein Fachwissen, seine Sammelleidenschaft, seine Umtriebigkeit, seine Verbindungen, sein mit Herzblut getränktes Engagement sind ein großer Glücksfall für alle unserer Bürgerinnen und Bürger. Zurecht wurde er dafür mehrfach ausgezeichnet. Wer mehr wissen möchte besucht die Homepage der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen. Dort gibt es auch alle Museums relevanten Termine und Tipps zu unseren anderen Sehenswürdigkeiten der Gemeinde.

Das Bild von 1959 hat mein Vater Philipp Schreck gemacht. Im Kinderwagen ist mein Bruder Thomas.

Die Fotos von 1959 – 1982 stammen von Karl Überle, einem aufmerksamen und vorausschauenden Schröcker Bürger. In vielen Jahren hat er das dörfliche Leben in zahllosen Dias dokumentiert, die jetzt von der Film AG digitalisiert und so der Nachwelt erhalten werden.

In mehreren Fotoaktionen haben mein Sohn Lukas und ich die zahlreichen und wertvollen Museumsexponate fotografiert. Auch diese Bilder kommen der Öffentlichkeit zugute. Museum hautnah erleben!

Lust bekommen? Dann kommt doch mal zum Stammtisch der Ortsgeschichtler. Mitmachen kann jeder. Kommt vorbei, lauscht den Geschichten, erfahrt, wie es früher war …

Ralf Schreck – Ortsgeschichte Freund

 

Neues von der Agenda Gruppe Umwelt

Ferienspaß bei der Umweltgruppe Eggenstein-Leopoldshafen

Acht junge Naturforscherinnen und Naturforscher kamen zum Ferienspaß Abenteuer welches die Agenda Gruppe Eggenstein-Leopoldshafen zum ersten Mal ausrichtete. Ob diese Premiere gelingen würde?

Treffpunkt war unser toller Grillplatz im Hardtwald an der Linkenheimer Allee. Es war ein durchdachtes und anspruchsvolles Programm, welches sich Manuela für die Kinder ausgedacht hatte. Und es war absolut stimmig! Vom ersten Moment sprangen die Funken auf die Kinder über und waren mit einer unglaublichen Begeisterung dabei. Kein Wunder, denn alle hatten bereits große Kenntnisse über Umwelt und Natur.

Die Spiele waren auf die Kinder abgestimmt. Es gab Rätselspaß, Konzentrations- und Bewegungsspiele, Aktionen im Team. Dazwischen gab es Abenteuer, bei denen alle Sinne getestet wurden. Ertasten von Waldfrüchten, erschnüffeln von Gerüchen, erkennen mit verbundenen Augen. Toben und Konzentration waren bestens ausgewogen, sodass keine Langeweile aufkam. Im Gegenteil! Am Ende der Veranstaltung, um 17.00 Uhr, als die ersten Mamas ihre Sprösslinge abholen kamen, wollte keines der Kinder nach Hause.

Schön war auch die kleine Exkursion in den Hardtwald zum Totholzbaum und zum Waldtelefon. Auch die Wildschweinspuren fanden Beachtung. Ein schöner und erlebnisreicher Tag und ganz nebenbei wurde Naturwissen und Umweltbewusstsein vermittelt.

Wie viele Einwohner hat Eggenstein-Leopoldshafen? 16.000? Und wie viele bringen sich in der Umweltgruppe ein? Ganze zehn? Wer glaubt, „die“ bewirken nichts, der wurde heute wieder eines Besseren belehrt.

Pia war auch dabei aber Manuela hat den Löwenanteil geleistet. Das ruft eigentlich nach mehr. Ferienspaß 2018 ist wieder gebongt und wir wollen auch Naturführungen für Kinder anbieten.

Danke an Laura, Philipp, Malik, Julian, Ibrahim, Muhammad, Nuor und Payin. Danke an Manuela und Pia für einen unvergesslichen Ferienspaß.

Ralf Schreck – Naturfreund

 

Clematis im Naturgarten

Clematis im Naturgarten? – Für die Gärtnerin

Geht das überhaupt? Denn die meisten Waldreben sind empfindliche Pfleglinge. Unser Garten ist ein echter „Faulenzergarten“, d.h. er erfährt heute eine Minimalpflege. Früher war das anders, früher hatten wir auch auf unseren 300 Quadratmetern Kleingarten 80 verschiedene Clematis in Arten und Sorten. Um dieses umfangreiche Sortiment aufrecht zu erhalten waren intensive gartenbauliche Maßnahmen wie regelmäßiges Wässern, Einsatz von Pflanzenschutz, Verabreichung von Düngemitteln und regelmäßige Kontrollgänge erforderlich. Dies wollte ich einiges Tages nicht mehr hinnehmen und seit vielen Jahren bewirtschaften wir den Garten nur noch naturnah, also im Einklang mit der Natur. Und das hatte natürlich Einfluss auf den Verbleib unserer Clematis.

Eigentlich wollte ich dies der Gärtnerin schon seit langem mitteilen aber es kamen immer andere Dinge dazwischen. Es war schon eine schöne Zeit mit dem Besuch vieler botanischer Gärten, der Jagd nach neuen Arten und Sorten, dem Austausch mit anderen Clematis Liebhabern. Für einige Jahre war ich auch einmal Vice President der International Clematis Society, bis ich das Gefühl bekam unser Gartentun befindet sich in einer Sackgasse und es ist Zeit für Veränderung.

Natur habe ich schon immer gerne beobachtet. Und je genauer man hinsieht, desto besser erkennt man die natürlichen Zusammenhänge. Desto besser versteht man das Leben. Dann kann man seine Pflanzen, bzw. die einzelnen Bereiche im Garten ohne großen Aufwand leiten und erhält ein Maximum an Freude und Genugtuung. Schon Friedrich von Schiller sagte „Der gebildete Mensch macht sich die Natur zu seinem Freund“. Es gibt mehr als Pflanzen in unserem Garten. Da sind die Igel, die unter der Eibe wohnen, die Eidechsen, die unser Sandbiotop angenommen haben, die Hirschkäfer, die jedes Jahr dem Totholz entschlüpfen. Die Schmetterlinge, die wir mit dem Tagfalter Monitoring erfassen. Die vielen Vögel, die in unserem Dickicht ihre Jungen aufziehen. Und und und. Der Garten als Inspiration, als Raum zur persönlichen Weiterentwicklung.

Und die Clematis? Es gibt noch welche. Survival of the fittest war angesagt. Der Garten als Freilandlabor. Die besten sind Cl. `Paul Farges´, ein unermüdlicher weißer Dauerblüher. Schon der „Clematis Klaus“ aus Veitshöchheim beschreibt `Paul Farges´ „als wahren Büffel“. Und recht hat er, stark wüchsig, erklimmt jedes Jahr ihr „Spinnenspalier“. Cl. recta (aufrechte Waldrebe) ist ein weiterer Favorit. Halbstrauchig und nicht kletternd. Fühlt sich bei uns so wohl, dass sie sich im Garten aussät. Clematis x jouiniana `Praecox´ ist ebenfalls unverwüstlich. Trotz regelmäßigen Schneckenbefalls setzt sie sich erfolgreich durch. Cl. `Perle d`Azur´ schiebt sich fast jedes Jahr aus dem Dickicht und erklimmt ihr zugeteiltes Gastgehölz, einen Hibiscus syriacus. Von den vielen großblumigen Hybriden sind viele verschwunden, alle paar Jahre taucht dann Mal wieder eine aus der Versenkung auf, zeigt dann drei, vier Blüten, um danach dann wieder zu verschwinden. Cl. `Orange Peel´ (oder ist es eine `Sheriffii´?), auch eine kräftig wachsende und sehr reich blühende gelbe, dick blütige und noch wilde Clematis. Dieses Jahr habe ich sie allerdings noch nicht bemerkt. Und natürlich die Viticellas! Die vermehren sich ebenfalls selbständig im Garten und sind jedes Jahr eine Pracht. Cl. `Etoile Violette´ ist ebenfalls nicht zickig und dieses Jahr konnte ich unsere vergessene Cl. `Little Nell´ wieder begrüßen. Was ich am meisten beeindruckt, ist, dass uns eine Texensis Hybride, nämlich Cl. `Duchess of Albany´ schon seit vielen Jahrzehnten mit ihren roten Blüten erfreut. Vor vier Wochen bekam der Haupttrieb die Welke, ein anderer Zweig hat sich jedoch tapfer gehalten und zeigt seine tollen Blüten. Cl. intricata, eine unscheinbare gelbliche und kleinblütige Waldrebe ist ebenfalls ein Renner. Cl. Integrifolia (Ganzblättrige Clematis), halbstrauchig wachsend hält sich ebenfalls tapfer. Auch eine Cl. `New Love´, wieder eine strauchige und nicht kletternde Clematis kommt mit unserer „Minimalpflege“ gut klar. Diese besteht lediglich aus Schnittmaßnahmen. Sonst nichts. Kein Düngen, kein Wässern, kein Schneckenkorn, kein Schnecken ablesen, kein sonst nichts.

Wer sich ein bisschen mit Gartenbau auskennt, der kann die folgenden Bilder interpretieren. Der erkennt welche Leidenschaften in die Clematis geflossen sind. Alle Bilder stammen aus unserem Garten. Wer viele Clematis sehen will, der sollte unbedingt nach Veitshöchheim gehen und dort die wohl größte und schönste Clematis Sammlung Deutschlands besuchen. Dort trifft man dann auch den „Clematis Klaus“. Und wer den “Grünen Anzeiger” abonniert, der erfährt informative Themen über Pflanzen, Gartenbau und wichtige Termine für Garten Freunde.

Unser Garten ist ebenfalls zu besichtigen. Wir stehen sogar im Garten Reiseführer von Ronald Clark. Aber es kam noch niemand …

Ralf Schreck – Clematis Freund

 

 

 

Kleiner Rundgang durch unser Heimathaus

Kleiner Rundgang durch unser Heimathaus in Eggenstein

Das Heimathaus ist das älteste Haus in unserer Gemeinde und umfasst drei Baulichkeiten. Im Fachwerkgebäude gibt es Themen zu Flucht, Vertreibung, Migration, Aus- und Rückwanderung (Amerikasiedler, deutsche Ostsiedlung und ihr Ende), sowie Eggensteiner Ortsgeschichte. Im nicht öffentlichen Spitzgiebel gibt es eine Museeumsbibliothek, die auf Anfrage besichtigt werden kann.

Im Nebengebäude, der ehemaligen Waschküche aus den 1950er Jahren ist eine Notunterkunft eingerichtet, die die beengten Verhältnisse der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Heimat vertriebenen deutschen Flüchtlinge veranschaulichen.

In der angrenzenden Scheune werden die dörflichen Handwerke und „Dienstleister“ aus vergangenen Jahren präsentiert. Es gibt auch einen kleinen Freibereich, den man von der Scheune aus erreichen kann. Vielleicht entsteht dort draußen eines Tages ein kleiner Kräutergarten? Vielleicht betreut oder gar angelegt in einem Schulprojekt unserer Lindenschule? Eggenstein war Gärtnerdorf, da wäre es doch eine schöne Geste einen kleinen Kräutergarten zu unterhalten?

Das ist jedoch noch nicht alles! Es gibt Museeumsfeste, Schwerpunktthemen mit Sonderausstellungen und Vorträgen, Führungen und vieles mehr. Im nächsten Jahr feiert das Gebäude seinen 400. Geburtstag!

Am besten einfach mal sonntags vorbeikommen (aktuell an jedem Sonntag zwischen 11.00 und 16.00 Uhr, bzw. auf der Homepage der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen die Öffnungszeiten und Termine des Stammtisches abrufen) und sich selbst über die umfangreichen und äußerst bemerkenswerten Sammlungen zu informieren.

Die Agenda Gruppe Ortsgeschichte trifft sich an jedem 1. Donnerstag des Monats zum Stammtisch in einem unserer beiden Museen. Neugierige und Interessierte eines jeden Alters sind herzlich willkommen zum Gedankenaustausch. Kosten? Ein bis zwei Stunden gemütliches Beisammen sein.

76344 Eggenstein-Leopoldshafen – Ankerberg 8

 

Ralf Schreck – Geschichtsfreund

Im Umfeld des Dachsbaus

Spaziergang zum Rheinniederungskanal

In einem der letzten Amtsblätter gab es vom Jäger Hajo einen interessanten Bericht zum „Liebesverhalten“ des heimischen Rehwildes und die daraus resultierenden Gefahren für Autofahrer im Straßenverkehr. Während der Blattzeit (Paarungszeit) des Rehwildes im Juli und August treibt nämlich der Rehbock das auserwählte Weibchen vor sich her, ohne dass dabei beide nach rechts oder links schauen.

Dieses Schauspiel wollte ich erleben und ich kenne auch die entsprechenden Beobachtungsplätze hierfür ohne störende Autofahrer. Um erfolgreich zu sein muss man entsprechend früh draußen sein und sich am Waldrand den Tugenden der Geduld und Stille widmen. Viertel vor sechs in der Frühe saß ich am Rand der ersten Wiese, als das erste Reh aus dem Wald trat. Dass es so schnell ging hätte ich doch nicht erwartet. Jetzt nur nicht bewegen, um sich nicht zu verraten. Immer wenn das Reh den Kopf senkte, um zu äsen, ordnete ich Stativ und Kameras. Kaum fertig sprang der Jungfuchs auf die Wiese und verfolgte eine Maus. Kurz hielt er inne, dann sprang er in die Luft, um mit einem Kopfsprung wieder im Gras zu landen. Daneben! Glück für die Maus.

Das war „mein Fuchs“ vom Dachsbau. Drollig und verspielt sah er aus, im Training für das Überleben in freier Wildbahn. Eindrucksvoll und spannend. Keine 300 Meter vom Ortsrand entfernt. Wir standen uns etwa zehn Meter gegen über, dann trafen sich unsere Blicke. Er wusste zunächst nicht was er tun sollte, dann zog er sich ins Dickicht zurück, um zehn Minuten später weiter oben wieder auf die Wiese zu treten.

Entlang der Straße zum Kompostplatz Leopoldshafen gibt es vier solcher Wiesen, die durch Schilf und Weiden-, bzw. Gehölzgürtel abgegrenzt sind. Ideales Dickicht für Wild. Den treibenden Rehbock gab es später auf der nächsten Wiese. Der Fasan hat ein scharfes Auge, er hat mich bereits aus großer Entfernung gesehen und ist jedes Mal in rasantem Dauerlauf geflüchtet. Da müsste man schon länger ansitzen. Es ist ein interessantes Gebiet. Teils Wildnis, teils Kulturlandschaft. Hinter den Wiesen beginnen bewirtschaftete Felder und Äcker. Ein ebenso interessantes wie spannendes Gebiet. Doch hierzu später mehr.

Der Weg geht weiter Richtung Rheinniederungskanal, entlang des Maisfeldes linker Hand und des Getreide Ackers rechter Hand. Die relativ breiten Ackerrandstreifen, die jeweils diesen Felder vorgelagert sind, fallen ins Auge. Das sind bedeutende Lebensräume für Vögel und Insekten. Beim Rheinniederungskanal biegen wir rechts ab und laufen über die Wiese mit den alten Obstbäumen in Richtung Linkenheim. Auf den vielen Wiesenblumen, die das Jahr über blühen kann man zahlreiche Insekten beobachten. Am Waldsaum gibt es im Frühling die seltene Waldhyazinthe und auch Knabenkräuter.

Hier unterbrechen wir den Spaziergang und berichten später, wie es weiter geht vorbei an Schröcker Schließe, den Damm entlang auf Linkenheimer Gemarkung zurück nach Leopoldshafen.

Ralf Schreck – Naturfreund

Neues vom Dachsbau – Mai bis Juli

Naturbeobachtungen im Auenwald

Es gibt Neues zu berichten, mittlerweile sind auch drei Monate vergangen. Der Frühling ist übers Land gezogen und hat sich zum Sommer entwickelt. Beim Wechsel am Dachsbau konnten wieder interessante Schnappschüsse gemacht werden. Von Anfang Mai bis Ende Juli war die Kamera aktiv und hat Marder, Eichhörnchen, Dachs, Eichelhäher, Specht, Ringeltaube, Rehwild, viele Mäuse und einen Bussard „erwischt“. Die meisten Kameraauslösungen in der Nacht wurden durch Mäuse verursacht. Das hat wohl auch den Mäusebussard angelockt. Es gab auch ein einzelnes Wildschwein, ein flüchtiger Frischling. Eventuell waren seine Kumpels im Wassergraben unterhalb unterwegs. Auch zogen wieder Dachse vorbei.

Die vorbeiziehenden Rehböcke setzen ihre Duftnoten wieder am Gesträuch ab, der Marder markiert den querliegenden Baumstamm. Auf den Videoclips kann man das gut erkennen. Am 21. Mai war die Überraschung groß, als ein junger Fuchs von der Kamera erfasst wurde. Die Fähe (seine Mutter) war ebenfalls noch in der Nähe. Er war alleine unterwegs, denn weitere Jungfüchse wurden nicht gesichtet. Später, ab August werden Jungfüchse von der Mutter (Fähe) abgeschlagen (verjagt) und müssen sich eigene Lebensräume suchen. Deshalb ist es auch keine Ausnahme einen einzelnen, oftmals etwas orientierungslosen Jungfuchs um diese Zeit anzutreffen. Jungfüchse haben eine hohe Mortalitätsrate – von einem Wurf überlebt i.d.R. nur ein bis zwei das erste Lebensjahr. Der Bau war in unmittelbarer Nähe, im Dickicht konnte ich den Eingang erkennen, bin aber nicht näher herangegangen, um die Geschehnisse nicht negativ zu beeinflussen.

Ein schönes Erlebnis war auch die Aufnahme vom Kitz mit begleitender Ricke. Auch ein wohl genährter Rehbock war eine bemerkenswerte Erscheinung. Tolle Erlebnisse in unserem heimischen Auenwald. Mindestens ebenso spannend ist das Beobachten des näheren Umfeldes, denn dort begegnen uns etliche am Dachsbau beobachtete Tiere wieder. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ralf Schreck – Wild Freund

Danke an Hajo für seine fachliche Unterstützung.

Unser Dorfbrunnen in Eggenstein

Unser Dorfbrunnen am Ankerberg – Ehrenbürger Dr. Joseph Esser

Wenn man von der Hauptstraße kommend den Ankerberg hinunter spaziert kommt man am Dr. Esser Brunnen vorbei, unserem Dorfbrunnen. Dr. Esser? Wer ist das denn?  Das Rheinländer Ehepaar Esser kam 1897, eigentlich nur vorübergehend, nach Eggenstein, blieb dann aber dauerhaft im Ort. Dr. Esser war ein „Feld-, Wald- und Wiesendoktor“ und erfreute sich großer Beliebtheit in der Bevölkerung. Das Verhältnis beruhte auf Gegenseitigkeit, denn Dr. Esser spendierte der Gemeinde einen aus Betonteilen gefertigten Brunnen, den die Fa. Karl Hötzel während der Leistungsschau vom 25. März bis zum 9. April 1928 in der Festhalle ausstellte.

Dieser Brunnen fand seinen Platz beim Rathaus auf der Hauptstraße. Als am 8. Juli 1928 dieses Schmuckstück geweiht wurde, verlieh man dem „Stifter des Brunnens und als Anerkennung seiner langjährigen, verdienstvollen Tätigkeit als praktischer Arzt in hiesiger Gemeinde“, die Ehrenbürger Würde.

Nach dem Abriss des alten Rathauses 1964 wurde der Brunnen demontiert, eingelagert und 1987 am aktuellen Standort wiederaufgebaut. Allerdings ohne Wassertechnik, dafür wird er von den Bauhof Gärtnern saisonal und ansprechend bepflanzt. Auf dem Friedhof Eggenstein gibt es eine Gedenktafel des Esser Ehepaares, welche am 10. Mai 2008 in einem würdevollen Akt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Ortsgeschichte lebendig und zum Anfassen. Eine weitere Würdigung des Dr. Esser gab es beim historischen Festumzug, am 5. Juni 2016, als Dr. Müller, ein ebenfalls sehr beliebter Eggensteiner Dorfarzt, in die Rolle des Dr. Esser schlüpfte und in einem Oldtimer den Umzug begleitete. Wer mehr wissen möchte über Dorfgeschichte, der kommt doch einmal zum historischen Stammtisch der Agenda Gruppe Ortsgeschichte oder besucht unsere beiden Museen. Das Heimathaus würde sich anbieten, ist es doch gerade gegenüber des Esser Brunnens.

Weitere Infos zur Ortsgeschichte und zu Terminen gibt es auf der Homepage von egg-leo und in unseren Ortschroniken 850 Jahre Leopoldshafen und 1250 Jahre Eggenstein.

Dr. Joseph Esser 6. September 1869 – 10. Mai 1933

 

Ralf Schreck – Geschichtsfreund

Bienen Paradies Leopoldshafen

Bienen Paradies Leopoldshafen

Eigentlich war ich auf der Suche nach den Raupen des Osterluzeifalters. Den kürzlich entdeckten Standort der Aristolochia clematitis, der Futterpflanze der Raupen dieses Schmetterlings wollte ich absuchen. Ich lief im Tiefgestade von Schröck, beginnend beim Abzweig Hundefreunde Leo, den Damm entlang Richtung Roter Brücke. Rechts unterhalb liegt unsere Sophie im alten Hafen. Es sind vielleicht nur dreihundert Meter Wegstrecke, doch dieser Bereich auf dem Damm ist derzeit voller blühender Wildblumen. Natternkopf, Dost, Schafgarbe, Wilde Möhre, Kreuzkraut, Flockenblume, Distel und viele mehr. Überall blüht es und das lockt zahlreiche Wildbienen, Schmetterlinge, Heuschrecken, Käfer, Libellen, Wanzen und Spinnen an. Ein kleines Paradies nicht nur für mich. Der Presse ist zu entnehmen, dass wir seit den 1980er Jahren bis heute einen Insektenschwund von 80% haben. Das ist ein enormer Verlust an Biomasse und auch ein Grund dafür, dass es bei uns immer weniger Vögel gibt. Das sollte uns zu denken geben und wir sollten überlegen, ob wir was dagegen unternehmen, sonst müssen wir mit unseren Kindern und Enkeln in ein paar Jahren ins Naturkundemuseum Karlsruhe gehen, wenn sie uns fragen wie ein Tagpfauenauge aussieht.

Ich kam nur Meterweise voran. In kürzester Zeit entdeckte ich zehn verschiedene Wildbienenarten, Sand-, Seiden-, Blutbienen und andere. Beim langsamen Schlendern sprangen meine entfernten Verwandten auf. Die Hüpfer und Schrecken müssen aufpassen, damit sie nicht im Netz einer Wespenspinne landen. Motten und Falter labten sich an Blüten. Libellen tanzten und ruhten sich wieder aus. Die veränderliche Krabbenspinne lauert auf einer Schafgarbenblüte und erbeutet einen braunen Falter. Bei der Osterluzei angekommen entdeckte ich eine Streckerspinne, die gerade ihr Netz reparierte. Wer wissen will was Biodiversität bedeutet, muss rausgehen und sich diese Naturschauspiele ansehen. Die gibt es noch in Leopoldshafen. Dort unten gibt es ein Mähmanagement, denn es werden niemals alle Dämme zur gleichen Zeit gemäht. Das ist ein durchdachtes und nachhaltiges System. Das macht diesen Lebensraum so wertvoll.

Diese Geschichte ist jedoch noch nicht zu Ende. Auf dem Heimweg fragte mich eine Biene, ob es denn nicht möglich wäre, ob man in den gemeindlichen Grünflächen, die derzeit überplant und in einem modernen Leitbild geordnet werden, diesen Nachhaltigkeits- und Biodiversitätsgedanken aufnehmen kann? Klar geht das, antwortete ich. Kostenersparnis lässt sich mit Umweltgedanken vereinbaren. Pflanz- und Rasenflächen lassen sich in Wiesen umwandeln. Ein einmaliger Schnitt ist preiswerter als mehrmaliges Mähen. Mit dem entsprechenden Saatgut bei der Anlage, Aufnahme des Schnittgutes nachdem die Samen ausgefallen sind, ist der Weg gebahnt. Der Rest ist Öffentlichkeitsarbeit. Echte Wiesen brauchen Befürworter. Die Nachbargemeinde Stutensee macht es vor. Wir könnten das auch. Und wir würden auch Menschen finden, die sich für solche Projekte begeistern.

Es sind Veränderungen in der Grünpflege vorgesehen. Das sollte wir als Chance nutzen den „Öko Gedanken“ zu berücksichtigen. Mit „wir“ meine ich uns alle, nicht nur die, die sich mit „Grün“ beschäftigen. Sonst müssen wir eines Tages unseren Honig bei der BASF kaufen und in den Schulen gibt es das neue Fach „Bestäuben“, damit es unten auf dem Kirschendamm Früchte gibt.

Darauf sagte die Biene: „Lass uns mit den beiden Wiesen links und rechts des alten Rathauses in der Leopoldstrasse beginnen.“ Das wäre ein tolles Projekt. Schüler beobachten die Wiesen und werden zum Naturscout ausgebildet. Kosten sparen, Natur lernen. Das kann man wollen. Das wär doch ein Anfang?

Die Raupen des Osterluzeifalters habe ich nicht gefunden. Es gab auch keine Frasspuren an den Blättern.

 

Ralf Schreck – Nachhaltigkeitsfreund