Der frühe Vogel

Der frühe Vogel

Beim Sichten meines Fotoarchivs ist mir ein Augustspaziergang wieder in die Hände gefallen.

Wenn ich am Wochenende auf Tour bin, muss ich daran denken, was Barbara einmal gesagt hat. Dass es bei uns so schön sei und im Prinzip alles vorhanden ist, was man für ein erfülltes Leben braucht. Die Ausgewogenheit zwischen nötiger gemeindlicher Infrastruktur, die nahe Erreichbarkeit von Einkaufsmärkten, Kitas und Schulen, usw. Im Hochgestade den Hardtwald, den Bürgerpark und unten im Tiefgestade unsere Auenwälder mit dem Alten Hafen.

Das sind nur einige wenige gut sichtbare Orte. Wir haben noch viel mehr. Und es gibt immer neues zu entdecken. Man muss sich nur darauf einlassen, immer neugierig sein und auch mal was Neues ausprobieren. Richtig spannend wird es jedoch erst, wenn man an die „richtigen“ Menschen gerät. Davon haben wir einige und die machen Dinge im Ort einfach „so“, weil sie darin eine Notwendigkeit erkennen, die für viele von Vorteil ist. Und richtig lebenswert wird es, wenn man entdeckt, dass man sich persönlich für Themen und Aufgaben fürs „Allgemeinwohl“ einbringen kann. Das ist eine ungemein befriedigende Erfahrung.

Wir haben wahre Schätze in unserer Heimat, aber es sind die Menschen darin, die diese so wertvoll machen. Denn manche Schätze müssen erst einmal gehoben werden. Vieles geht für immer verloren, falls wir unsere Neugierde und unseren Entdeckerdrang verlieren. Dann merken wir noch nicht einmal den Verlust. Und das dürfen wir nicht zulassen.

Ralf Schreck – Naturfreund

Dezembergrau

Im Nebel des Lebens

Im Nebel sieht man oft mehr, als man zu erkennen glaubt. Noch war es hell, doch ich ahnte, dass sich bald die richtige Atmosphäre einstellen würde. Zu erwarten war es nicht, denn von der Eiszeit dröhnte Discomusik und der besorgte Mann am Mikro erinnerte ständig daran, dass die ausgeliehenen Eisbären nach 90 Minuten abzugeben sind. Die größere Hektik spielte sich auf der Kaiserstraße ab und im benachbarten Weihnachtsmarkt. Dem Gedränge der Menschen, dem Duft von Bratwurst, Pommes und Co. blieb ich fern und begab mich zum Schlossplatz.

Sobald ich den fast menschenleeren Platz betrat zogen mich die kahlen Bäume in ihren Bann. Das trübselige Dezembergrau verwandelte sich mit zunehmender Dämmerung in eine Zauberlandschaft. Mit fortschreitender Dunkelheit erstrahlte ein warmes Licht die graue Nebellandschaft. Die illuminierten Linden verliehen diesem Anbild eine feierliche Note. Urplötzlich begann die Last des Alltags, die erlebten Enttäuschungen, die nicht bewältigten Erlebnisse und Sorgen, der vergangenen Wochen und Monate von mir abzufallen. Die Bedrücktheit und Sorgen, die wie Ketten schnüren, waren für kurze Zeit vergessen. Dabei fiel mir das Gedicht des deutschen Lyrikers Cäsar Fleischlen ein.

Graue Tage

Es ist mitunter,
als wären alle Fäden abgeschnitten…
als wäre alles um dich her
weitab und leer,
ein toter Raum,

und du dir selbst ein fremder Traum…

…als käme nie die Sonne wieder,
als klänge nie ein Lied mehr durch,
als höre alles langsam auf…

und plötzlich flimmert’s durch die Wolken
und plötzlich trifft ein Klang ans Ohr
und leise fliegt auf goldenem Flügel
ein Schmetterling am Weg empor!

Den Schmetterling hatte ich am Nachmittag tatsächlich gesehen. Es war ein Admiral, der vom milden Wetter aus seiner bereits begonnenen Winterruhe hervorkam.

Allen meinen Freunden, Lesern, Followern, Kritikern, ob Frau oder Mann, wünsche ich Frohe Weihnachten und alles Gute fürs Neue Jahr 2020. Mit zunehmendem Alter rückt Gesundheit in den Vordergrund, deshalb wünsche ich euch das auch. Mit Kraft, Freude und Leidenschaft lassen sich die meisten Projekte angehen. Es bleibt auch die Erkenntnis, dass es nicht für alles eine Lösung gibt und unser Leben endlich ist.

Aufgeben ist keine Option, es gibt aber auch einen Zeitpunkt, an dem man loslassen muss …

Ralf Schreck – Freund der Vielfalt

Der Hornissenbaum

Der Hornissenbaum

Einen Stich hat es gegeben.

Wenn es in Leopoldshafen einen mystischen Ort gibt, dann ist es derzeit der Spielplatz bei der Stuttgarter Straße. Nach 2011 gibt es dort in der hohlen Robinie erneut eine Ansiedlung von Hornissen. Holger hatte diese entdeckt und nach meiner Meldung im Rathaus wurde der Platz gesperrt und mit einer Hinweistafel versehen. Drei Wochen zuvor hatte ich diesen Baum bereits besucht, aber die Hornissen waren noch nicht da. Möglicherweise ist das ein Filialnest. Das bedeutet, dass die Behausung des Gründungsnestes zu klein wurde und die Hornis dann in die Robinie zogen.

Mitten ins Gesicht.

Im ersten Moment sieht man nicht viel. Beim längeren Verweilen im Bereich des Nesteinganges lernt man die Insassen jedoch genauer kennen. (Für „Ungeübte“ ist ein Sicherheitsabstand von mindestens vier Metern empfehlenswert). Die Arbeiterinnen fliegen emsig ein und aus. Manche kommen mit fetter Beute heim und füttern damit die Larven. Einzelne Drohnen kommen aus dem Nest und machen sich aus dem Staub, wenn sie nicht von den Arbeiterinnen gleich verjagt werden. Die Männer fliegen ab und gehen auf Brautschau.

Und das tat weh.

Ich sitze relativ nahe im Einflugbereich und manche Heimkehrerin kollidiert schwer beladen mit meinem Kopf oder Rücken. Sie rappeln sich jedoch schnell wieder auf und finden den Weg. Gelegentlich kommt eine Wächterin aus dem Nest und mustert mich zunächst mit Abstand. Ab und zu wird ein Angriff geflogen aber ich verhalte mich ruhig. Da ich durch das Fotografieren abgelenkt bin, trage ich meine Schutzausrüstung und kann in der Nähe bleiben. Ansonsten gehe ich langsam wenige Meter zurück, bis ich außerhalb der Gefahrenzone bin.

Nein, es war keine Hornisse.

Mit Apifonda, einem Bienenfutterteig, locke ich die Gesellinnen aus dem Nest und lade zum Mahl. Im Nu nehmen sie Platz und laben sich an der Mischung aus Puderzucker, Honig und Wasser. Jetzt sind eindrucksvolle Nahaufnahmen möglich. Eine schwer beladene Heimkehrerin mit fetter grüner Beute landet und krabbelt damit in die Höhle, um die Larven zu füttern.

Es war eine Deutsche Wespe, die ihr Erdnest im Donauring erreichen wollte, es nicht konnte, weil ich davorstand und abgelenkt war. Dafür gab es den Angriff. Danach zog ich die Haube an. Diese Geschichte wird später erzählt.

Bei der ersten Beobachtung saß eine Hornissenschwebfliege am Stamm. Die Fliege ernährt sich von Pflanzennektar und Pollen, die Larven vom organischen Abfall in Wespen- und Hummelnestern. Zuvor geht diese Schwebfliege ins Nest und legt ihre Eier an die Nestwand. Man nennt diese Ernährungsweise Kommensalismus, von lat. mensa = Tisch. Es ist Abfallrecycling.

Lebensraum Baum. Der Stamm ist hohl und bietet Nistraum. Nahrungsraum findet sich in der „wilden“ Hecke, die am ehemaligen Bahngleis wächst, sowie in den Gärten der Nachbarschaft. Es sind eindrucksvolle Beobachtungen dort. Mitten im Dorf. Teilhaben können am Lebenszyklus eines kleinen Hornissenvolkes ist schon etwas Besonderes. „Die“ spulen dort ihr Ding ab, wie vor Tausenden von Jahren. Das tiefe Brummen flößt Respekt ein. Angriffslustig sind sie überhaupt nicht. Man lernt schnell, wie weit man gehen kann. Im Nu ist eine Stunde vorbei und die Faszination über diese Erlebnisse sind enorm. Draußen sein in einer lebendigen Natur, das gibt Kraft. Meine Sinne werden dabei neu geschärft. Die kalte Luft am Morgen, die ersten Sonnenstrahlen, das Singen der Vögel, der Duft des nassen Grases. Das ist meine Art des „Waldbadens“. Waldbaden, wie weit sind wir gekommen, dass wir verlernt haben was Wald, Feld und Wiesen für uns bedeuten. Weiches Moos, nasse Erde, buntes Laub, ein kleines Stöckchen, das aussieht wie ein Geweih. Der Fuchs, der plötzlich vor einem steht. Haben wir all das verlernt, dass wir für teuer Geld Kurse im „Waldbaden“ buchen müssen? Hören wir auf unsere inneren Stimmen, auf unsere Intuition, lassen Terminkalender und Smartphone zuhause und lassen uns einfach einmal draußen treiben. Seid unbefangen und neugierig, dann kommt ihr glücklich wieder heim. Erinnert euch wie es bei den Spaziergängen mit euren Eltern und Großeltern früher war! Hätte ich meiner Oma gesagt ich gehe „Waldbaden“, dann hätte sie mir nachgerufen, nimm dir ein Handtuch mit.

Schon Hermann Hesse sagte, Langeweile? Die Natur kennt keine Langeweile, das ist eine Erfindung der Städter.

Ralf Schreck – der mit Handtuch zum “Waldbaden” geht

Im Wörth 2

Im Wörth 2

Meine Touren an den Wochenenden sind auch geprägt von Gegensätzen. Es ist nicht nur das Erleben und Entdecken der Natur, es ist auch das Entdecken des Lebens mit all seinen Facetten.

Da stehe ich sprachlos am alten Obstbaum, der in der Nacht zuvor die Hälfte seiner Krone verloren hat. Das Geäst ist wie ein Flussdelta, wie ein Adernnetz, welches bald versiegen wird. Darunter sehe ich aus wie ein kleines Würstchen. Selbst der sterbende Baum fasziniert, weil er eine gewisse Würde ausstrahlt.

Hundert Meter weiter bleibe ich erneut stehen, als ich die Container Anlage „Im Wörth 2“ erreiche. Auch hier spüre ich eine Ausstrahlung, die mich einige Zeit verweilen lässt.

Ja, unsere Gemeinde kümmert sich. Kümmert sich, damit niemand obdachlos sein muss.

Auf der Homepage unserer Gemeinde ist folgendes zu lesen: „Obdachlos gewordene Personen haben das Recht sich bei der Gemeinde obdachlos zu melden und eine Unterbringung zu beantragen. Nicht immer steht der Gemeinde sofort geeigneter Wohnraum zur Verfügung, der auf Dauer überlassen werden kann. So kann es notwendig werden obdachlos gewordene Personen in eine Obdachlosenunterkunft einzuweisen.

Bei der Obdachlosenunterbringung handelt es sich um eine zeitlich begrenzte Notunterbringung. In diesem Zeitraum hat die obdachlos gewordene Person die Verpflichtung sich eine neue Wohnung zu suchen.

Da es sich bei der Obdachlosenunterbringung nicht um eine Wohnraumüberlassung im eigentlichen Sinne handelt, also kein Mietvertrag zustande kommt, tritt kein Mietrecht ein. Die Kosten der Unterbringung werden von der untergebrachten Person als Nutzungsentschädigung erhoben.“

Nein, dort ist es nicht wie Camping.

Ja, dort wird gewohnt. Ja, dort gibt es auch Spielsachen.

Dort unten im Wörth herrscht eine eigenartige Ordnung. Die Wohncontainer stehen akkurat nebeneinander, genauso wie die landwirtschaftlichen Anhänger, die Altglasbehälter oder die Touristenbusse. Die Bewohner müssen ihre eigene Ordnung finden, damit ihr Aufenthalt dort unten ein temporärer ist. In der Ferne fällt der Blick auf die Hochhäuser der Mannheimer Straße. Dort oben, wie hier unten leben Menschen. Menschen mit persönlichen Schicksalen. Mit unterschiedlichen Schicksalen. Und doch gehören alle zu uns.

Ja, die Gemeinde kümmert sich. Eine von zahlreichen Aufgaben, der sich unsere Gemeinde widmet. Wichtige Aufgaben, deren Erfüllung unseren Respekt verdienen.

Ralf Schreck – der auch in einer Unordnung eine Ordnung sieht

 

Auenpfad in Eggenstein-Leopoldshafen

Auenpfad

Bei Schild Nr. 3 hatten wir Probleme es zu finden. Letztendlich haben wir es doch entdeckt. Nachdem einige Zweige entfernt waren, kann man es aus der Ferne auch wieder sehen.

Die Agenda Gruppe Umwelt der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen hat in den vergangenen Jahren durch ehrenamtliches Engagement sichtbare Spuren in unserer Doppelgemeinde hinterlassen. Eine solche Spur ist die Anlage und die Beschilderung des Auenpfades. Am besten erschließt sich die Auenpfadtour per Rad. Ausgangspunkt ist das Schild 1 beim Alten Hafen Leopoldshafen und zwar am Damm zwischen Abzweig Hundefreunde und Hafengelände. Wenn man alle Stationen abradelt erhält man interessante Informationen zu den vielfältigen Lebensbereichen des Auenwaldes. Fauna, Flora und geschichtliche Aspekte werden vorgestellt. Kann man machen und sich an der schönen Natur dort unten erfreuen. Oder man nimmt Teil an einer geführten Tour, die die AG Umwelt anbietet.

Dann sieht man die Osterluzei, den Wasserdost, Seifenkraut, Thymian, Goldrute, Springkraut, Wasserschlauch, Teichmummel, Schachbrettfalter, Landkärtchen, Admiral, Distelfalter, Waldweißling, Pfauenauge, Kleiner Schillerfalter, Wollbiene, jagende Hornissen, Feldwespen, Schwarz-, Mittel- und Grünspecht, Silberreiher, Gänse und vieles mehr. Bei Regenwetter auch mal einen Ochsenfrosch.

Na, Lust bekommen? Dann einfach aufs Rad steigen und mitkommen. Die nächste geführte Tour findet am Sonntag, 18.08.2019 um 10.00 Uhr statt.

Weitere Informationen zum Pfad gibt es auf der Seite der Gemeinde, bei der wir uns bedanken für die Unterstützung bei der Umsetzung dieses schönen Wanderpfades. http://www.egg-leo.de/de/umwelt-wirtschaft/umwelt/naturschutz-projekte.php

Am schönsten sind jedes Mal die unerwarteten Erlebnisse während einer solchen Tour. Schützen wir deshalb nicht nur was wir kennen, sondern auch das, was wir lieben.

Ralf Schreck – Natur Liebhaber

 

 

Grenzenlos

30 Jahre Wiedervereinigung

Das Bewusstsein für Geschichte entstand während der Zeit als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr. Die Schule konnte mir das nicht vermitteln. Erst ein Besuch im November 1979 im Rahmen des politischen Unterrichtes der Bundeswehr zur Grenzanlage der DDR nahe Hünfeld beeinflusste mein Denken.

Zehn Jahre später, im November 1989 fiel die Berliner Mauer und die Wiedervereinigung bahnte sich an. Jetzt im August 2019 machen wir Urlaub in der Rhön und besuchen das Deutsch-deutsche Freilandmuseum Behrungen und stehen plötzlich inmitten des ehemaligen Todesstreifens und den Relikten der Grenzbefestigungen der damaligen DDR. Beim Betrachten des Geländes verlieren wir nicht viele Worte. Der Wachturm, der Zaun, die Panzersperren, das geräumte Minenfeld, alles spricht für sich. Ein Menschen verachtendes Bollwerk. Es hat ausgedient.

Aus Geschichte müssen wir lernen und ein solches Mahnmal darf nicht vergessen werden. 2019 jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal und darüber wird berichtet werden. Außer uns waren an diesem Tag nur zwei weitere Besucher da. Ein Reporter von Bayern 1 Radio war mit einem Zeitzeugen vor Ort, um Material zu sammeln für seine Wanderung entlang des Grünen Bandes. Wir kamen ins Gespräch und waren uns einig über unsere Betroffenheit. Der Zeitzeuge aus dem Osten und der Zeitzeuge aus dem Westen redeten grenzenlos über die Vergangenheit. Bereits 1979 war mir klar, dass „die da drüben“ nicht meine Feinde sind.

Es war ein erlebnisreicher Ausflug und Radio Bayern 1 Studio Unterfranken wird darüber berichten.

Ralf Schreck – der aus Geschichte lernt und sich für Geschichte einsetzt

Blüht Baden Württemberg? – Teil 3

Landeswettbewerb BW blüht

BaWü blüht – Teil 3

 

  1. Projekt-/Maßnahmenbezeichnung

Erhalt eines Orchideenbiotops im Tiefgestade von Eggenstein-Leopoldshafen westlich der L559

 

  1. Beteiligte Organisationen

Agenda Gruppe Umwelt, BUND Ortsgruppe Hardt

 

  1. Projektbeschreibung, Maßnahmen des Konzepts

Erhalt und Pflege eines Orchideenstandorts durch Entbuschung, Mahd und Beseitigung des Schnittguts

 

  1. Ausgangssituation und Ziele

Das Tiefgestade nördlich von Karlsruhe ist üblicherweise nicht bekannt für seine Orchideenvielfalt. Umso erstaunlicher ist es, dass in einem jungen Forst, der in den Jahren 1993 und 1994 auf einer bis dahin landwirtschaftlich genutzten Fläche im leopoldshafener Gewann Mittelgrund (abwechselnd Getreide- und Maisacker) angepflanzt wurde, sieben verschiedene Orchideenarten nachgewiesen werden konnten. Entstehen sollte durch die damalige Aufforstung ein Eichenmischwald mit Kirschen-/Walnuss-Kleinbestand sowie Wildapfel/Wildbirne zur Erhöhung der Baumartenvielfalt. Außerdem war ein 30 m breiter Waldrand aus Kraut-, Strauch- und Bäumen geplant. Es stellte sich aus heutiger Erfahrung jedoch heraus, dass der Standort damals zu positiv beurteilt wurde. Das Gebiet wies schon immer so genannte Kiesbrennen (wertvolle Trockenstandorte inmitten einer dynamischen Flusslandschaft) auf. Weichholzauen verlagerten ihre Ausbreitung je nach “Laune” des frei fließenden Rheins. Nach der Eindämmung und Regulierung des Flusses fehlt das dynamische Werden und Vergehen. So müssen die heute verbliebenen Flächen wie Kiesbrennen von der drohenden Verbuschung frei gehalten werden, um den wertvollen artenreichen Lebensraum, der nicht mehr neu entstehen kann, zu erhalten. Magerwiesen müssen gemäht werden. Die Orchideenstandorte befinden sich in unserem Prokektgebiet schwerpunktmäßig auf den höchsten, trockensten und schlecht wüchsigsten Standortbereichen.

Bei den sieben in diesem menschengemachten Biotop vorkommenden Orchideen handelt es sich um die folgenden  Arten: Orchis purpurea (Purpur-Knabenkraut), Orchis militaris (Hem-Knabenkraut, Cephalanthera damasonium (Weißes Waldvögelein), Ophrys apifera (Bienen-Ragwurz), Listera ovata (Großes Zweiblatt), Platanthera bifolia (Zweiblättrige Waldhyazinthe), Epipactis helleborine (Breitblättrige Stendelwurz).

Die ursprünglich großen Bestände sind in den letzten Jahren stark geschrumpft. So sind von den anfänglich tausenden Exemplaren der Cephalanthera damasonium heute nur wenige Exemplare übriggeblieben. Auch der Bestand der Platanthera bifolia ist von mehreren hundert auf einige dutzend zusammengeschmolzen.

Ophrys apifera und Orchis purpurea konnten sich dagegen behaupten oder sogar etwas ausbreiten.

Der Grund für diesen Rückgang ist, dass im Laufe der Jahre das angefallene Schnittgut im Forst weitestgehend nicht weggeräumt wurde mit der Folge, dass der Waldboden durch die Verbuschung heute so sehr beschattet wird, dass ein Gedeihen der Orchideen so gut wie nicht mehr möglich ist. Außerdem wurden die meisten Wege (Rückegassen) nicht mehr gemäht, so dass diese wie der Wald selbst verbuscht sind und ebenfalls als Wuchsort für Orchideen nicht mehr geeignet sind.

Erwähnenswerte Begleitflora sind das geschützte Echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea), der Rote Zahntrost (Odontites rubra) und die bei uns sehr seltene Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum).

Ziel des Projekts ist der Erhalt dieses für das Tiefgestade herausragenden Orchideenstandorts durch kurzfristig zu ergreifende Maßnahmen zur Herstellung der für die Orchideen erforderlichen Wuchsbedingungen und die Gewährleistung von jährlichen Pflegemaßnahmen.

 

  1. Maßnahmenbeschreibung

Das Gesamtareal umfasst eine Fläche von ca. 70 ha. Darin ist enthalten ist eine Wiese, die jährlich gemäht wird. Die Orchideen sind über das gesamte Gebiet verteilt. Das Hauptvorkommen mit allen hier vorkommenden Orchideen liegt jedoch in dem Waldstück, das sich östlich an diese Wiese anschließt. Dieses Stück hat eine ungefähre Fläche von 10% des Gesamtareals, also etwa 7 ha. Die zu ergreifenden Maßnahmen sollen zunächst auf dieses Teilgebiet begrenzt werden. Dazu gehören die baldige Beseitigung des Buschwerks, das Mähen der Wege und das Entfernen des Schnittguts. In den folgenden Jahren müssen diese Pflegemaßnahmen weitergeführt werden, ohne dass dadurch die Entwicklung der Orchideen beeinträchtigt wird. Eine Kartierung dieses Areals soll jährlich durchgeführt werden, damit eine Aussage über die Bestandentwicklung gemacht werden kann. Von diesen Ergebnissen soll dann abhängig gemacht werden, ob zusätzliche Gebiete in diese Maßnahmen aufgenommen werden sollten. Selbstverständlich können alle Aktivitäten nur mit der Zustimmung und dem Engagement (materielle und finanzielle Unterstützung) der Waldbesitzer, Jäger, der Gemeindeverwaltung und der Forstbehörde durchgeführt werden.

 

  1. Ausblick

Durch das Projekt soll erreicht werden, dass

  1. das betreute Biotop eine herausragende Stellung als Orchideenstandort im Tiefgestade behält und zur Artenvielfalt in unserer Region beiträgt,
  2. durch Vorträge und Führungen der Bevölkerung, insbesondere in Zusammenarbeit mit den Schulen, die heimische Flora näher gebracht und das Interesse an der Natur und der Umwelt geweckt wird.
  3. durch Veröffentlichungen im lokalen Amtsblatt und der örtlichen Presse über die durchgeführten Arbeiten und die Entwicklung des Biotops berichtet wird, um das Bewusstsein eines größeren Personenkreises für die Belange des Artenschutzes anzusprechen.

 

Dr. Holger Selisky                                                                                                                                         Version vom 12.08.2019

 

 

Blüht Baden Württemberg? – Teil 2

Landeswettbewerb BW blüht

BaWü blüht – Teil 2

  1. Projekt-/Maßnahmenbezeichnung

Schutz und Förderung von heimischen Singvögeln im Bereich der Gemeinschaftsschule Eggenstein-Leopoldshafen in Eggenstein

 

  1. Beteiligte Organisationen

Agenda Gruppe Umwelt Egg-Leo, Gemeinschaftsschule Egg-Leo,

 

  1. Projektbeschreibung, Maßnahmen des Konzepts

Bau von Nistkästen für Höhlen-, und Halbhöhlenbrüter, Beobachten und Pflegen der Kästen als nachhaltige Maßnahme für viele Jahre.

 

  1. Ausgangssituation und Ziele

Auf Initiative der AG Umwelt haben Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse der Gemeinschaftsschule 2015 im Unterricht im Rahmen eines “Technikprojekts” Nistkästen für Meisen und Halbhöhlenbrüter zusammengebaut. Die Bausätze wurden von Schule und Forst finanziert und stammen aus der Schreinerei der Hinterländer Werkstätten, die zum Lebenshilfewerk Marburg-Biedenkopf e.V. gehören. Ziel sollte sein für die Jugendlichen ein langjähriges und nachhaltiges Umweltprojekt ins Leben zu rufen.

 

  1. Maßnahmenbeschreibung

Nach dem Bau der Kästen 2015 wurden diese in einer öffentlichen Aktion, unter Einbezug der lokalen Presse im näheren Umfeld der Schule aufgehängt. Jeweils im Frühjahr eines Jahres gab es mit den Schülern eine Reinigung der Kästen, sowie Begutachtung der gefundenen Nester. Jeden Frühling und Sommer gab es Beobachtungsgänge zu den Kästen, um den Erfolg der Aktion zu beurteilen. Meisen, Rotschwänze und andere Vögel konnten nachgewiesen werden. Die AG Umwelt berichtet regelmäßig über diese Aktionen und es gibt einen regen Austausch mit der verantwortlichen Lehrerin.

 

  1. Ausblick

Das spannende an diesem „Vogelwohnraum Projekt“ ist, dass sich jedes Jahr neue Schülerinnen und Schüler bei einer Aktion beteiligen. Diese Schulaktion ist bereits fester Bestandteil der AG Umwelt. Weitere Aktionen sind geplant, für 2020 sollen neue Kästen gebaut werden.

 

Ralf Schreck – Naturfreund

 

Anonym – oder das Mädchen aus der Fremde

Anonym oder das Mädchen aus der Fremde

Neues aus der Heimat. Für Jan.

Die großen blauen Zedern leiden unter der enormen Hitze. 35 Grad und mehr zeigen ihre Wirkung. Das Nadelkleid wird schütter. Hoffentlich gibt es bald Regen. Im Eingangsbereich leuchtet unerwartet ein roter Kübel mit Sommerstaudenbepflanzung. Der hatte seinen großen Einsatz beim Straßenfest und begrüßt nun die Friedhofsgänger. Eine schöne Geste der Gemeinde. Im Schaukasten liest man den Namen eines Verstorbenen. Jedoch, er soll anonymisiert werden. Im Feld der Namenlosen ist bereits die Urnenstelle ausgehoben.

Es ist in diesem anonymen Feld auch möglich eine Sargbestattung zu wählen. Dabei ist dieses Feld so klein, dass es dort eine absolute Anonymität nicht geben kann. Das ist vielleicht auch besser so, denn ganz vergessen will wohl auch niemand werden. Man kann das auch an den abgestellten Gaben erkennen. Also, das anonyme Feld ist bei der steinernen Figur. Die mit der kaputten Nase. Von der Ferne sieht es aus, als würde sie weinen. Es ist ein schöner Ort und ich bin gerne dort. Beim Betrachten der Figur denke ich an das Gedicht „Das Mädchen aus der Fremde“ von Friedrich Schiller. Sie hält eine Rose in der Hand, welche sie gleich verschenken wird … Beim nächsten Besuch komme ich mit Doris.

In einem Tal bei armen Hirten

Erschien mit jedem jungen Jahr,

Sobald die ersten Lerchen schwirrten,

Ein Mädchen, schön und wunderbar.

Sie war nicht in dem Tal geboren,

Man wußte nicht, woher sie kam,

Doch schnell war ihre Spur verloren,

Sobald das Mädchen Abschied nahm.

Beseligend war ihre Nähe

Und alle Herzen wurden weit;

Doch eine Würde, eine Höhe

Entfernte die Vertraulichkeit.

Sie brachte Blumen mit und Früchte,

Gereift auf einer andern Flur,

In einem andern Sonnenlichte,

In einer glücklichern Natur,

Und teilte jedem eine Gabe,

Dem Früchte, jenem Blumen aus;

Der Jüngling und der Greis am Stabe,

Ein jeder ging beschenkt nach Haus.

Willkommen waren alle Gäste,

Doch nahte sich ein liebend Paar,

Dem reichte sie der Gaben beste,

Der Blumen allerschönste dar.

 

 

Ralf Schreck – der nicht namenlos enden möchte

Blüht Baden Württemberg? – Teil 1

Landeswettbewerb BW blüht

BaWü blüht – Teil 1

  1. Projekt-/Maßnahmenbezeichnung

Schutz und Förderung von Wildbienen und Insekten in den öffentlichen Hangflächen im Bereich der Fußgängerunterführung Leopoldstraße in Leopoldshafen

 

  1. Beteiligte Organisationen

Agenda Gruppe Umwelt Egg-Leo, BUND Ortsgruppe Hardt

 

  1. Projektbeschreibung, Maßnahmen des Konzepts

Erkennen des Standortes als wertvollen Lebensraum für heimische Wildbienen innerhalb des Ortes. Wertschätzung dieses „Ödlandes“ als Chance zur Förderung der Artenvielfalt.

 

  1. Ausgangssituation und Ziele

Beim Bau der Unterführung 1974 entstanden Hangflächen aus aufgeschüttetem Material, welche im Laufe der Jahre von verschiedenen Wildbienen besiedelt wurden. Die Vegetation dort ist spärlich, teilweise gibt es offene Bodenflächen. Es sind trockene Standorte. An Wildbienen wurden folgende Arten beobachtet. Frühlings-Seidenbiene (März-April), Blattschneider Biene (Mai), Sandbienen verschiedener Arten (Juni-Juli), sowie parasitäre Arten, wie diverse Blutbienen (März-Juli) und andere. Seit Anfang Juli beobachten wir an einer Fläche Gruppen von Sandwespen. Die trockenheitsangepasste Vegetation bietet zahlreichen Insekten Nahrung. Zielsetzung sollte sein, dass solche allgemeinen öffentlichen Grünflächen als Chance zur Erhaltung der Artenvielfalt gewürdigt werden. Eine Umsetzung an diesem Ort wäre kurzfristig möglich.

 

  1. Maßnahmenbeschreibung

Beobachten des Standortes, sowie Erfassung der dort vorkommenden Pflanzen und Tiere. Um diese Vielfalt an Wildbienen zu erhalten sollten erforderliche Pflegemaßnahmen an die Bedürfnisse der Bienen angepasst werden. So sollte die erste Mahd im Jahr nicht in der Hauptflugzeit der Frühlingsseiden Bienen stattfinden. Und dann am besten am frühen Vormittag, denn dann sind die Weibchen noch im Boden. Es sollten die umliegenden und ebenen Flächen zeitversetzt gemäht werden, damit es in unmittelbarer Nähe erreichbare Nahrungsquellen gibt. Die AG Umwelt und die BUND Ortsgruppe Hardt berichten regelmäßig im lokalen Amtsblatt über das Thema. Auch bieten wir Führungen und Vorträge an. Mit der Gemeindeverwaltung Eggenstein-Leopoldshafen stehen wir in engem Kontakt.

 

  1. Ausblick

Beim Projekt „Insektenschutz in den Hangflächen der Unterführung Leopoldshafen“ fallen keine zusätzlichen Kosten an. Lediglich ein Umdenken in eine ökologisch ausgerichtete Pflege wäre erforderlich, um einen solch spannenden Standort langfristig für Artenschutz und für Menschen erlebbar zu erhalten.

Ralf Schreck – Naturfreund

 

Weitere Projekte für diesen Wettbewerb sind in Vorbereitung, auch stehen wir in Kontakt mit anderen Gruppen sich daran zu beteiligen.