Lebendige Brücken

Abenteuer am Rhein

Der Ausflug begann sobald wir auf der Fähre waren. Dann wussten alle, jetzt geht’s los. Die kurze Fahrt über den Rhein, der Wind, der allen um die Nasen strich, die schöne Aussicht auf den Strom, die Freude auf den Ausflug war einfach perfekt, wenn es mit dem Schiff in die Pfalz ging. Zwischen Leopoldshafen und Leimersheim habe ich einige lebendige Brücken erlebt.

Von 1950 bis 1986 gab es die wohl technisch interessanteste Fähre. Es war eine sogenannte Gierfähre, 20 Meter lang, 6 Meter breit mit einer Tragfähigkeit von 15 Tonnen. Sie konnte 12 Fahrzeuge bzw. 45 Personen befördern. Die Führung erfolgte bis 1956 mit Hilfe eines Längsseiles, danach wurde, um Rücksicht auf den stärker werdenden Schiffsverkehr zu nehmen, ein Grundseil  am Boden des Stromes befestigt. 1970 wurde ein Hilfsmotor installiert. Im alten Hafen von Schröck befindet sich eine solche Gierfähre, unsere Museumsfähre Sophie, die auf Anfrage und bei Museeumsveranstaltungen besichtigt werden kann. Unser ehemaliger Naturhafen ist mit diesem Schmuckstück ein echter Hingucker geworden.

In der Zeit von 1944 bis 1986 gab es eine Gierfähre zwischen Leimersheim und Leopoldshafen mit dem Namen “Loreley” (in Schifahrtskreisen jedoch nur als die “Fähre von Leimersheim” genannt. Diese Fähre hatte allerdings eine Tragfähigkeit von 30 t und durfte 250 Pers. befördern. Von 1945 bis 1950 war sie außer Betrieb, bis 1956 fungierte sie als Längsseil-Gierfähre, dann als Grundseil-Gierfähre, ab 1970 bekam sie einen Hilfsmotor (Schottelnavigator). 1986 wurde die Gierfähre verschrottet. Entnommen aus “Wagenfähren in Deutschland” – Danke an Jürgen für diesen Hinweis.

Abgelöst wurde die Seilfähre 1986 durch die „Liselotte von der Pfalz“. Sie war die erste frei fahrende Fähre und war bis 1997 im Einsatz. Danach wurde sie verschrottet. Natürlich war sie größer als die Vorgängerin.

Die Nachfolgerin, die von 1997 bis 2004 im Einsatz war, wurde nach dem Schutzpatron der Seeleute benannt, nämlich St. Nikolaus. Sie konnte bereits 16 Fahrzeuge oder 200 Personen befördern.

Seit 2004 bis heute fliegt die Peter Pan über den Rhein. Sie fasst 25 Fahrzeuge und ebenfalls 200 Personen.

Dieser Rheinübergang zwischen Leopoldshafen und Leimersheim wurde bereits 1270 urkundlich erwähnt. Damals müssen das noch echte Abenteuer gewesen sein, denn der Strom war ungezähmt, viel breiter als heute und die Überfahrt erfolgte mit frei fahrenden hölzernen Nachen.

Die sonst wenig befahrene Leopoldstrasse in Schröck bekam gelegentlich starken Autoverkehr, wenn es Stau auf den Rheinbrücken Wörth oder Germersheim gab. Bis in die 1980er Jahre gab es unten am Rhein auch eine sogenannte Ersatzübergangsstelle der Nato, die von einer kleinen Pioniereinheit der Bundeswehr unterhalten wurde. Im Verteidigungsfall sollte über diese Pontonbrücke militärisches Material transportiert werden. Wir sind gelegentlich hin geradelt und haben dort das Treiben beobachtet. Den größten Charme hatte jedoch die alte Seilfähre. Das war auch ein kleines aber immer spannendes Abenteuer. Ein solches Abenteuer lässt sich wiederholen, wenn unsere Ortsgeschichtler Jürgen und Wilfried im alten Hafen die Sophie starten und deren Besucher in alte Zeiten entführen.

Solche Geschichten und andere kann erleben, wenn zu den Stammtischen der Agenda Gruppe Ortsgeschichte kommt. Termine gibt es auf der Homepage der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen.

Ralf Schreck – Fähr Freund

Danke an Karl Überle für die alten Dias, die von der Film AG Egg-Leo digitalisiert wurden. Danke an Jürgen für seinen Beitrag zur “Loreley”.

 

Im Herbst des Lebens

 

Im Herbst des Lebens

 

Oktobergrau, Novembergrau

Und plötzlich wird die Luft so lau

Ein Sonnenstrahl dringt ins Blütenmeer

Und leuchtet warm im Blumenheer

Oktobergrau, Novembergrau

Wie sehnen wir das Maienblau

Vorbei des Sommers warme Tage

Der nahe Herbst scheint uns als Plage

Oktobergrau, Novembergrau

Doch im Nebel sehe ich genau

Die geheimnisvolle schöne Welt

die sich in meine Gedanken stellt

Oktobergrau, Novembergrau

Wie schön ist doch des Herbstes Tau

Die kleinen klaren Wassertropfen

Lassen unsere Herzen klopfen

Oktobergrau, Novembergrau

Und plötzlich wird die Luft so lau

Sieh es mit dem Herzen

Dann kommt´s dir vor wie Maienblau

Ralf Schreck – im Herbst des Lebens

 

 

 

Ethylen

Ethylen-Pipeline Süd

Ethylen ist ein wichtiges chemisches Zwischenprodukt und wird für eine Vielzahl von Kunststoffen wie Polyethylen, Polystyrol und PVC benötigt. Das Gas lässt sich wirtschaftlich nur in Rohrleitungen transportieren. Eine solche Pipeline befindet sich auch auf unserer Gemarkung. Sichtbar ist sie nur in einem ca. alle 20 Kilometer errichteten oberirdischen Fernleitungsbauwerk. Dort kann die Rohrleitung durch Schieber per Fernsteuerung im Gefahrenfall abgeschaltet werden.

Dieses Mal war es ein besonderer Einsatz, ganz anders als die Szenarien zuvor. Die ganze Situation wirkte viel bedrohlicher als sonst. Die Vorgehensweise war den Umständen angepasst. Es drohte allerhöchste Explosionsgefahr. Und dennoch musste eine Person geborgen werden.

Im Tiefgestade zwischen Eggenstein und Neureut befindet sich ein solches Bauwerk. Die Rohrleitung führt nach Ludwigshafen zur BASF. Überwachung der Pipeline erfolgt rund um die Uhr durch die beauftragte Fa. Evonik. Regelmäßig wird der Verlauf mit dem Helikopter beflogen und auch begangen.

Und jetzt wurde ein Störfall mit verletzter Person gemeldet. Die Gesamtwehr Eggenstein-Leopoldshafen war rasch am Ort des Geschehens und begann mit der Arbeit. Das komplette Areal wurde großräumig abgesperrt, der Erkundungstrupp mit Atemschutz und Gasmessgeräten begab sich zum Bauwerk. Das austretende Gas war durch Zischen und Sprühen am Leck zu erkennen. Die verletzte Person war rasch gefunden, in Sicherheit gebracht und versorgt worden.

Ringsum gab es Felder mit trockenem erntereifem Mais, welcher im Brandfalle einen Flächenbrand zur Folge hatte. Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können. Da die Fernsteuerung der Ventile versagte, mussten die Kameraden zurück und versuchen das Ventil manuell zu schließen. Per Funk mit der Einsatzleitung verbunden gelang es schließlich das entsprechende Ventil per Drehrad zu schließen.

Obwohl es wieder „nur eine Übung“ war, wurde mir bewusst, welch wichtige Aufgabe unsere Freiwillige Feuerwehr leistet, um Gefahr von Leib und Leben fern zu halten. Und dieses aktuelle Szenario mit dem hoch explosiven Ethylen fand ich als Außenstehender besonders bedrohlich.

Initiiert, bzw. unterstützt wurde die Übung von der Werksfeuerwehr der BASF und Fachleuten der Fa. Evonik. Alle Beteiligten zogen in der Abschlussbesprechung Bilanz und wollen die Erkenntnisse und Erfahrungen dieser Übung in weiteren Gesprächen und Übungen vertiefen.

Es war mehr als eine Übung. Wer eine solche Übung erlebt bekommt das Gefühl, dass wir uns auf unsere Feuerwehr verlassen können. In der letzten Gemeinderatsitzung wurde über unser Feuerlöschwesen berichtet und von allen Seiten gutgeheißen. Das kann ich nur bestätigen.

Fotos von Lukas und Ralf Schreck – Film AG Eggenstein und Feuerwehr Begeisterte

 

Der letzte Wilderer

Die Schröcker Schließ

Wer kennt die Schröcker Schließ? Ein kleines sandsteinernes Schleusenbauwerk an der Gemarkungsgrenze zwischen Leopoldshafen und Linkenheim. Vom Klärwerk Leo aus geht man den geteerten Weg parallel des Rheinniederungskanals Richtung Linkenheim. Beim Betreten des schmalen Waldstückes erreicht man die Schließ auf der linken Seite. Bei meinen Spaziergängen komme ich oft dort vorbei. Eines Tages traf ich dort auf einem älteren Herrn, der gerade von der Schließ wieder nach oben auf den Weg kletterte. Als sich unsere Blicke trafen sah ich sein schlechtes Gewissen. Behangen mit Kamera, Wanderstiefeln und meinem Schlapphut vermittelte ich wohl ein gewisses amtliches Aussehen und er dachte wohl ich sei der Wildschütz.

Doch wir kamen schnell ins Gespräch und dann erzählte er mir, dass er als Jugendlicher dort oft gewesen sei. Nach dem Krieg fanden er und seine Kumpels dort jede Menge Munition und Handgranaten, die die flüchtenden Soldaten dort entsorgten. In der Nähe gibt es auch noch einen relativ gut erhaltenen Wehrmachtsbunker. Er war Meister im Handgranaten werfen. Die „normalen“ Eierhandgranaten konnte jeder werfen aber die Stabgranaten beherrschte nur er, weil er den Zündmechanismus kannte.

Er hatte auch eine Kleinkaliber Pistole. Mit der versteckte er sich unten in der Schließ und jagte damit Enten. Es gab ja nichts nach dem Krieg, wir hatten Hunger. Auch Stare brachte er nach Hause. Sie taten ihm leid, wie sie so klein in der Pfanne lagen. Aber es gab wenig zu essen und seine Mutter war froh, dass er ab und zu etwas heim brachte. Ja, sagte er, er war hier in der Umgebung der letzte Wilderer. Er war ein Kind der Not. Diese Zeit blieb ihm im Gedächtnis und ich war froh diese Geschichte gehört zu haben, denn meine Kindheit verlief viel friedlicher als seine. Ich bin zwar in Bescheidenheit aufgewachsen aber nie in Not. Das gab mir zu denken.

In der Nähe gibt es auch einen Grenzstein, dem die Vergessenheit droht. Den könnte man doch bergen, herrichten und an exponierter Stelle präsentieren?

Die Schröcker Schließ wurde vom Anglerverein Linkenheim restauriert und über dieses technische Kleinbauwerk gibt es sicher auch zu berichten. Doch die Erzählung des „letzten Wilderes“ war erlebte Geschichte. Wer kennt ähnliche Geschichten aus der Heimat? Wer hat Lust darüber zu berichten? Der regelmäßige Stammtisch der Agenda Gruppe Ortsgeschichte wäre doch ein idealer Ort dafür?

Ralf Schreck – Geschichtsfreund

 

Fields of Gold

Hoffnung

 

Jetzt beginnt sie wieder, die Zeit der Stille.

Sie kündet sich an in leuchtenden Farben,

in Rot, Gold und Braun, eine verschwenderische Fülle.

Der Wandel ist sichtbar,

zurück bleiben Narben.

Unaufhaltsam rieseln die Blätter,

jetzt in der Zeit der stürmischen Wetter.

Ein leises Sterben nimmt seinen Lauf,

scheinbar geben die Bäume sich auf.

Aber nein, betrachte die Knospen an den Zweigen,

im Herbst und Winter sind sie am Schweigen.

Im sonnigen Frühling werden sie erwachen

Und füllen die Welt mit freudigem Lachen.

Im Kreislauf des Lebens ist nichts vergebens.

Es ist ein Wandel aus Kommen und Gehen.

Öffne dein Herz, dann kannst du das sehen.

Ralf Schreck – zuversichtlicher Herbstfreund

Haben wir nicht eine herbstschöne Heimat? Glühende Waldränder, goldene Spargelfelder? Tanzendes Luftlaub? Schlurfen in Laubhaufen? Natur hat ihre eigenen Farbkompositionen. Im Lichtwandel sieht es jeden Moment aufregender aus. Wer sich übers Laubfegen ärgert hat nichts verstanden.

Wenn nicht die, wer dann?

Am Samstag im Bürgerpark

Was ist das für eine Logik? Den Dreck anderer Leute wegräumen? Von Menschen, die selbst nie auf die Idee kämen Abfall wild zu entsorgen? Wenn nicht die, wer dann?

Wie im vergangenen Jahr bin ich wieder mit der Leobande in „unser Revier“ hinterm Lidl am Waldrand entlang zum Bürgerpark getigert. Zuvor hat uns Jonas vom Rathaus mit Greifzangen und Mülltüten wieder bestens ausgerüstet. Und dann ging es auch gleich los mit Sammeln und Aufräumen. Mit Eifer und Begeisterung stürmten unsere kleinsten Bürgerinnen und Bürger los, um sich aktiv für unsere Umwelt einzusetzen. Einzelne Mütter erzählten mir, dass nach der letzt jährigen Aktion ihre Kinder bereits ein Umweltbewusstsein hatten und bei Ausflügen und Wanderungen auf entdeckten Müll aufmerksam machten. Das klingt für mich logisch.

Bei der Pfinzbrücke traf ich auf unsere Feuerwehr, die ebenfalls wieder tatkräftig zu Gange war. Und das, obwohl es am Vorabend eine Übung der Gesamtwehr zusammen mit der Werksfeuerwehr der BASF am Fernleitungsbauwerk im Tiefgestade von Eggenstein gab. Beim gemeinsamen Vesper im Feuerwehrgerätehaus (schon wieder Feuerwehr) Eggenstein traf ich weitere alte Bekannte. Karl-Heinz versorgte in bewährter Manier die zahlreichen Helferinnen und Helfer mit Bratwurscht und Weck. Jürgen und seine Angler waren wieder dabei, ebenso Edwin mit seiner Jägertruppe. Marc war mit seiner Lyra an der Belle, Film AG Kollege Peter war mit seinem Verein, Heinz mit seinen Kollegen und viele andere waren ebenfalls erfolgreich unterwegs. Die Naturfreunde fallen immer mit ihrem schönen grünen Sweater auf.

Genau, das sind „die“, die sich kümmern. Wenn nicht die, wer dann? Es sind immer dieselben. Ist das logisch? Es sind feste Größen, auf die man sich verlassen kann. Jeder kennt sein Revier, jeder kennt die Problemzonen, an denen es sich lohnt vorbei zu schauen und zu säubern. Auch sind jedes Jahr Vertreter des Gemeinderates dabei. Alle „die“ fragen nicht lange, sondern handeln. Dadurch entsteht ein schönes Gemeinschaftsgefühl, was bewirkt, dass Unentschlossene angezogen werden.

Unser Leobande Trupp hatte dieses Jahr weniger Müll zu sammeln. Auffällig waren jedoch die vielen Doggybags, die zwischen den Hecken entsorgt wurden. Was sagen die Hunde hierzu?

Ein fester Termin, eine feste Größe. Das ist logisch. Wenn nicht wir, wer dann? Dank gebührt allen Beteiligten, Organisatoren, Helfern, Unterstützer.

Ralf Schreck – Putzfreund

Abschied

Abschied


Im Kasten am Eingang kündet es an,

bald geht jemand den letzten Gang.

Ein kleines Blatt geht ihm voran,

zeigt seine Lebensadern.

Der Fluss, der Weg, sie enden hier.

Es fällt uns schwer, auch wenn wir hadern.

Ein letztes glimmendes Leuchten,

dann ist es vollbracht,

es beginnt die ewige Nacht.

Scheint dieser Gang für uns als Bürde,

so ist dies ein Ort voll Andacht und Würde.

Die alten Bäume sahen schon viele gehen,

sahen viele in Trauer vor den Gräbern stehen.

Lasst euren Tränen freien Lauf,

dann werden sie euch mit ihren Zweigen berühren.

Geht zur steinernen Wächterin der Stille,

sie wird euch ins Land der Erinnerung entführen.

 

 

Was wären wir ohne Bäume? Wir wären in unseren Seelen ärmer. Ein Grund mehr unseren Friedhof in Eggenstein zu besuchen. Jetzt im Herbst ist es besonders schön beim Spaziergang einen Umweg über den Friedhof zu machen. Wer weiß, vielleicht treffen wir uns bei meiner Freundin, der Wächterin der Stille?

Ralf Schreck – hoffnungsfroher Friedhofsfreund

 

Die Efeu Mauer im Friedhof Eggenstein

Die Efeu Mauer im Friedhof Eggenstein

Bedeutender Lebensraum für die Efeu Seidenbiene und andere Insekten

Jeder hat vom Bienensterben gehört. Verursacht durch den Schwund der Lebensräume, Monotonie in der Landschaft, unsachgemäßen Einsatz von Pestiziden, das Auftreten von Parasiten bei Honigbienen, wie die Varroa Milben, usw. Biene ist nicht gleich Biene. Wir kennen alle die Honigbiene, ein Haustier. Aber wer kennt die heimischen Wildbienen? In Deutschland wurden rund 550 verschiedene Wildbienenarten nachgewiesen. Dazu zählen auch unsere Hummeln. Im Gemeindegebiet von Eggenstein-Leopoldshafen sind mehrere Dutzend Arten zu finden.

Auf dem Friedhof in Eggenstein gibt es ein schönes Beispiel für einen wertvollen Lebensraum der seltenen Efeu Seidenbiene. Nämlich die Efeu bewachsene Sandsteinmauer, die den alten vom neuen Friedhofsteil trennt. Efeu oder Hedera helix ist die heimische Pflanze, die bei uns am spätesten im Jahr blüht und somit eine wertvolle und eine der letzten Nahrungsquelle im September und Oktober für unsere bedrohten Insekten ist.

Jetzt kann man die Efeu Seidenbienen mit Wespen, Hornissen, Fliegen, Käfern und den letzten Faltern dort im Efeu beobachten. Diese Wildbiene lebt einzeln, benötigt sandige Böden für ihr Nest und Efeubestände zur Nahrungsgewinnung, so wie es auf unserem Friedhof vorkommt. Lebensraum und Nahrungsquellen müssen beisammen sein, dann ist der Bestand gesichert.

Wir beobachten diesen Standort seit einigen Jahren. Es lohnt sich die blühende Mauer und das Gesumse anzusehen. Schnell wird man die Efeu Seidenbienen von den Honigbienen unterscheiden können. Man kann sich diese seltene Wildbiene auch in die Gärten locken. Sie benötigt ältere, blühfähige Efeupflanzen und sandige Böden. In versiegelten und verkiesten Vorgärten wird man sie vergeblich suchen.

Aufgrund der Länge dieser Mauer, war das eine bedeutende innerörtliche Nahrungsquelle für Colletes hederae, wie sie wissenschaftlich bezeichnet wird. War? Was ist passiert? Geht raus und seht euch diese Mauer jetzt an! Ihr werdet umschwirrt von hungernden Bienen, die euch fragen, weshalb man fast alle blühfähigen Triebe abgeschnitten hat? Selbst in Bereichen, in denen es überhaupt keine Not gab, die Schere anzusetzen. Eine Biene fragte mich: „Gehört das zu euerem neuen Leitbild Grünpflege“? Stellt euch vor, wir würden morgen Lidl, Aldi und Edeka abreißen?

Schön geschnitten sieht`s aus. Doch dadurch ist die Vielfalt zerstört. Warum fällt nur mir so etwas auf? Als ehrenamtlicher Hornissen- und Wespenberater und Teilnehmer am Tagfalter Monitoring weiß ich, dass es dieses Jahr außergewöhnlich wenige Insekten gibt. Weshalb nutzt man diese Mauer dann nicht als Chance, um dem Insektensterben entgegen zu wirken? Schnitt muss sein, keine Frage. Aber man könnte die Maßnahme auch ins zeitige Frühjahr legen. Jahrelang wurde das getan. Da fällt mir wieder der Kirschendamm ein und die Sträucher im Grünzug Leo. Ein Konzept sehe ich da noch nicht. Es fehlt eine ganzheitliche, eine vielfältigere Handlungs- und Betrachtungsweise in Sachen grün. Ökologie tut nicht weh und wenn man es richtig anpackt, dann gibt es auch keine extra Kosten. Man muss das aber auch verstehen wollen.

Sind ja nur Bienen und Insekten, also Ungeziefer?

 

Ralf Schreck – enttäuschter Bienen Freund

 

 

Öffentliches Grün

Ideen für das Grünpflege Leitbild

Es gibt einen schönen Grüngürtel in Leopoldshafen zwischen Evangelischem Kindergarten in der Schwarzwaldstraße und der Hermann Übelhör Sporthalle. Ein Abenteuerspielplatz mit Klettermöglichkeit ist vorhanden, eine Tischtennisplatte, Bänke zum Verweilen, weiter vorne ein umzäunter Kleinkinder Spielplatz und vieles mehr. Ein rund um gut geplanter und durchdachter Platz. Wesentliche Bestandteile der Planung einer solchen öffentlichen Anlage ist die Gestaltung und Verwendung von Gehölzen. Von Bäumen und Sträuchern. Der Architekt hat bereits bei der Planung das fertige Bild vor Augen. Was würde er wohl denken, würde er jetzt durch die Anlage spazieren? Beim Betrachten der abrasierten Sträucher würde ihm bestimmt das Herz bluten. Es gibt dort Flieder, Eibisch, Schneebälle, Felsenmispel und andere Sträucher. Jeder hat seinen eigenen Habitus, sein artspezifisches äußeres Erscheinungsbild, welches durch Schnitt berücksichtigt werden sollte. Jetzt ist der Habitus dahin, alles wurde uniform abrasiert. Der Baumschulgärtner würde sagen, Thema verfehlt, Prüfung nicht bestanden.

Wieso fällt eigentlich nur mir sowas auf? Sind ja nur Sträucher, die eh keiner kennt. Es blickt ja auch keiner mehr auf, weil das Auge aufs Smartphone gerichtet ist. Wo ist der Sinn für Ästhetik? Schneiden ist ein gärtnerisches Handwerk, das man können muss. Oder wurden diese Maßnahmen angeordnet? Wer ist hierfür verantwortlich? Kurz muss ich an den Kirschendamm denken.

Wir haben viele gute Ansätze was öffentliches Grün betrifft. Bestes Beispiel ist die Pflanzaktion des Maulbeerbaumes im Bürgerpark. In einer kleinen aber feinen Aktion wurde die Pflanzung mit Bürgermeister, Vertretern der Agenda Gruppe Ortsgeschichte und unserem heimischen Landschaftsgärtner, welcher den Baum spendete, vollzogen. Ein schönes Beispiel für die Würdigung von Grün im Dorf. Jedoch, das war nur ein erster Schritt. Jetzt folgen Nachsorge und Pflege, die man auch überwachen muss, ob die fachgerecht ausgeführt wird. Es muss ein durchdachtes und überwachtes Konzept entwickelt werden, damit solche Fehlentwicklungen nicht mehr vorkommen. Ein roter Faden muss her. Eine Identifikation für unsere Vielfalt.

Vielleicht wird dies ja im neuen Grünpflege Leitbild aufgenommen? Alle Beteiligten in Sachen Grün sollten involviert sein, damit eine gemeinsame Sprache gesprochen werden kann. Wirklich alle. Alle müssen Bescheid wissen, nicht nur die Planer, auch die Ausführenden. Und wenn sich der letzte in der Kette für einen falschen Weg entschieden hat, müssen das auch alle besprechen, damit Folgefehler vermieden werden. Egal, ob das ein Gemeindegärtner oder ein beauftragter ist.

Es ist ein schöner Platz in Leo. Man hält sich dort gerne auf. Im Dezember 2015 traf ich dort auf die Linkenheimer Mopedfreunde. Als ich sie fragte, weshalb sie sich hier treffen, sagten sie, “weil es hier so schön ist”.

Ralf Schreck- Pflanzen Freund

 

 

Ortsgeschichte trifft Zeitgeschichte

Neulich beim Absturzbauwerk

Von wegen Fischmörder! Jürgen ist ein guter Beobachter. Ihm entgeht nichts. Er kennt sein Revier, er ist aktiv, er bringt sich ein und bei Bedarf aktiviert er seine Truppe. So gesehen Ende Juli am Absturzbauwerk beim Andi in Leo. Wir erinnern uns: sengende Hitze, Trockenheit über mehrere Tage. Der Wasserstand im Pfinzentlastungskanal ging immer weiter zurück und der Bereich unterhalb des Absturzbauwerkes drohte auszutrocknen, weil es keinen Frischwasserzufluss mehr gab und ein Fischsterben drohte.

Schnell organisierte Jürgen seine Kollegen, mit Genehmigung des Regierungspräsidiums durfte mit Boot und Elektroausrüstung gefischt werden. Mit Reusen wurden die betäubten Fische eingefangen und zunächst in einem großen Transportbehälter gehalten. Später wurden die Fische, unter denen auch der seltene Steinbeißer und einige Aale waren, flussabwärts wieder frei gelassen. Angler als Naturschützer? Es war übrigens nicht die erste Aktion, bei der der Eggensteiner Anglerverein aktiv war. Im Juli 2015 gab es eine ähnliche Fischrettungsaktion, als der Pfinzkanal in Teilbereichen abgelassen werden musste, um am Absturzbauwerk Reparaturen auszuführen. Auch den größten Teil des Unrates und Mülls haben die Angler geborgen. Danke für solche Aktionen.

Jürgen ist auch jedes Jahr beim Waldbegang dabei. Er nimmt seine Aufgabe als Gewässerwart ernst. Er plant einen Begang der vom Anglerverein betreuten Gewässer für alle Betroffenen und Interessierten. Das hört sich spannend an, denn so erfährt man aus erster Hand, was die Angler neben Angeln noch machen.

1970 gab es am Absturzbauwerk noch einen Wehrmachtsbunker, den man dann später entfernte. Heute würde man das nicht mehr machen, sondern würde dort ein Fledermausquartier ausweisen. Damals gab es wohl noch keine Ökopunkte? Zu dieser Zeit konnte ich dort auch eine Wasseramsel beobachten, die ein Nest irgendwo beim Absturzbauwerk hatte.

Der Pfinzentlastungskanal wurde in den 1930er Jahren als Hochwasserschutzmaßnahme im Rahmen der Pfinz-Saalbach Korrektion gebaut. Für die Arbeiten wurden über 3000 Angehörige des Reichsarbeitsdienstes herangezogen. Sie wurden in militärisch organisierten Barackenlagern untergebracht, von denen es in Eggenstein und Leopoldshafen auch welche gab. Der Kanal wurde in Handarbeit erbaut, Maschinen wurden nur in geringem Umfang eingesetzt. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. 1936 waren die Arbeiten am Kanal abgeschlossen, die braune Zeit jedoch erst am 8. Mai 1945.

Ralf Schreck – Angler Freund

Fotos:

Archiv der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen

Karl Überle

Ralf Schreck – RMS

Danke an Jürgen für sein stets offenes Ohr und seinen Einsatz für Umwelt und Natur