Gemarkungswanderung des Fördervereins der Grundschule Leopoldshafen
Ich war dabei
und etwa siebzig andere waren es auch. Tatjana hatte die Tafeln fürs Naturquiz vorbereitet, die wir am Vortag gemeinsam an den jeweiligen Standorten anbrachten. Bereits an der ersten Station entdeckten wir am Wildgehölz ein äsendes Reh. Später an der roten Brücke schwamm die Enten Mama mit ihren Küken vorbei und am Hafen waren die Seeschwalben wieder da. Jedes Mal gibt es neue Entdeckungen.
Es war ein schöner Tag. Viele kleine und große Leute besiedelten die Wanderstrecke und hatten großen Spaß dabei. Die Tour war kurzweilig und führte uns zu Naturschönheiten und Kulturdenkmalen unserer Heimat. Klingt nach heiler Welt oder gar Kitsch? Nein, das ist es nicht. Kluge und weitsichtige Menschen unserer Gemeinde haben in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass durch das Aufstellen der Geschichtstafeln, des Herrichtens des historischen Waschplatzes, des Betriebes der Museum Fähre und anderem, Geschichte begreifbar wird. Wir haben schöne Ausflugsziele und die vielen kleinen Forscher haben heute einige davon erkundet. Und heute bekamen alle, die dabei waren eine 1!
Die alte Fähre schlummert an vielen Tagen im Hafen, bis sie an einer solchen Tour wieder erwacht . Und wenn Fährmann Wilfried von der Vergangenheit berichtet, welche Bedeutung der Hafen für Schröck hatte, dann wird Geschichte lebendig. Mit seiner angenehmen Art zu erzählen entführt er die Zuhörer in vergangene Welten.
Das macht Lust auf mehr. Und es gibt bei uns noch weitere Orte, die es wert sind, dass man sie besucht. Das vorbereitete Quiz war ein echter Renner. Natur und Kultur wurden erkundet. Ein solches Projekt mit Tatjana umzusetzen war eine große Bereicherung. Ich bin gespannt auf die Auswertung der Fragebögen. Wenn die fünf besten ermittelt sind gibt es eine Sonderführung mit Eltern.
Danke Förderverein für die Organisation, die Vorbereitungen, das Bänke aufstellen und für die Verpflegung. Danke Agenda Gruppe Ortsgeschichte für die Unterstützung.
Die Beobachtungsgebiete unserer heimischen Auen bieten schier unerschöpfliche Entdeckungsmöglichkeiten. Bei jeder Begehung gibt es neue Funde und Erkenntnisse. Da wir hauptsächlich zu Tagzeiten unterwegs sind erhob sich uns schnell die Frage was sich eigentlich draußen in der Nacht abspielt? Die Idee sich eine Wildbeobachtungskamera zu besorgen war schnell gefasst, als uns Edwin in seinem Revier im vergangenen Jahr einen uralten und befahrenen Dachsbau zeigte. Gesagt, getan. Mit seinem Wissen deponierten wir eine Sensor gesteuerte Kamera an einem Baum im Dickicht. An dieser Stelle gibt es keine öffentlichen Pfade oder Wege, es besteht keine Gefahr, dass Menschen aufgenommen werden, zudem ist die Kamera „tiergerecht“ nach unten ausgerichtet, sodass eventuelle Waldläufer nur bis zur Hüfte aufgenommen werden.
Dieser Dachsbau befindet sich in einem fast undurchdringlichen Waldstück, welches mehrere Hundert Meter lang aber nur fünfzig Meter breit ist. Im Norden grenzt es an einen Hochwasserdamm, im Süden an einen Acker. Obwohl dieser Streifen so schmal ist, spielt sich darin reiches Leben ab, welches durch die Kameraaufnahmen dokumentiert wird. Es ist eine regelrechte Wildstraße, ein Wechsel, den viele Tierarten nutzen. Ein fast unberührtes Gebiet mit Sträuchern und Bäumen, Dickungen mit viel Totholz. Ein Refugium für viele Pflanzen und Tiere, ein wertvolles Waldbiotop eben. Und dabei ist es keinen Kilometer vom Ortsrand entfernt.
Die Fotos liefern die Beweise über den Tierartenbestand. Interessanter jedoch sind die Videoclips, die die Tiere in ihrem natürlichen Verhalten zeigen. Die Dachse markieren am Beobachtungsplatz ihr Revier und das wiederum lässt Rehwild, Fuchs, Marder und Waschbär vorbeischauen. Sie nehmen diese Witterung auf und setzen eigene Duftmarken. Jetzt im Frühling kommt ein Rehbock vorbei und setzt seine persönliches Parfüm durch das sogenannte Stirnlockreiben des Kopfes am Strauch ab. Er hat zwischen den Rosenstöcken (an der Basis seines Gehörns) eine Sekret haltige Stirndrüse. Auch das Scharren der Beine lässt sich beobachten. Rehe haben neben den Laufbürsten an den Hinterläufen zusätzliche Duftdrüsen zwischen den Schalen, die wie Erstere der Fährtenmarkierung und Verständigung dienen. Beim Scharren wird Bodenbewuchs und Laub durch die Luft gewirbelt. Am nächsten Tag kam eine Ricke vorbei und nahm sichtlich erfreut die Duftspuren des Bockes auf.
An den umgefallenen Stämmen landen Bunt-, Grün- und Schwarzspecht, um am Totholz nach Insekten zu suchen. Amseln, Ringeltauben und andere Vögel gesellen sich hinzu. Ob ein Dachsbau befahren ist erkennt man am frisch ausgeworfenen Untergrund. Vergangenes Jahr war dies am Standort so, jetzt sind die Ein-, und Ausgänge mit Laub bedeckt und ohne Grabspuren. Die Dachse sind jedoch in der Nähe, denn sie passieren den Platz. Ein solch alter Dachsbau ist ein riesiges Labyrinth, welches ständig ausgebaut und erweitert wird. Auch Fuchs und Waschbär nutzen die vom Dachs nicht mehr bewohnten Höhlen. Während der Dachs seinen Kessel mit Laub und Moos polstert, macht dies der Fuchs nicht.
Unsere Gemeinde hat sich ein Waldleitbild auferlegt. Es ist Eine Vision für den Eggenstein-Leopoldshafener Wald und besagt: Der Wald in Eggenstein-Leopoldshafen ist ein Wald mit höchstmöglichem gesellschaftlichen Nutzen, reicher ökologischer Ausstattung und wertvollem Waldvermögen. Die Bewirtschaftung erfolgt pfleglich, verbessert stetig den Waldzustand, erfolgt wirtschaftlich, möglichst unmerklich und konfliktfrei.
Die ökologische Vielfalt habe ich dokumentiert. Die nachhaltige und zukunftsweisende Bewirtschaftung des Gemeindewaldes der vergangenen zehn Jahre wurde in der vergangenen Gemeinderatssitzung vom 25.04.2017 vom Forsteinrichter beurteilt und für gut befunden. Und das haben wir unserem Revierförster zu verdanken. Unser Wald, von vielen genutzt in vielfältiger Art und Weise. Schade nur, dass sich bei einem solch wichtigen Thema so wenige interessierte Bürger in einer Gemeinderatssitzung einfinden.
Zurück zum Dachswald. Menschen sollen draußen bleiben, um das Wild nicht zu vergrämen. Unser Aufenthalt beschränkt sich auf den Tausch der Akkus und Speicherkarten und dauert keine zehn Minuten. Die dort heimischen Zecken verkürzen die Bleibe ohnehin.
Ebenso wertvoll wie der Wald ist die vorgelagerte Wiese. Auf den blühenden Wildkräutern finden sich Bienen, Hummeln und andere Insekten ein. Die dick bepelzten Hummeln fliegen bereits bei Temperaturen, bei denen sich Honigbienen wegen der Kühle noch nicht aus dem Stock wagen. Am Ehrenpreis kann man jetzt die Hummelschweber beobachten. Wie kleine Hubschrauber schweben sie von Blüte zu Blüte. Wenn es Hummelschweber gibt, gibt es auch Wildbienen. Denn diese Schweber sind die Gegenspieler bestimmter Sandbienenarten. Sie parasitieren diese, indem sie im Fluge einzelne Eier an die Öffnungen der Sandbienenbaue abwerfen. Die daraus schlüpfenden Larven kriechen dann in die Bauten und folgen ihrem Instinkt. Geübte Naturfreunde können das beobachten.
Natur kann so spannend sein wenn wir sie achten und schützen.
Danke an Friedhelm für seine zukunftsweisende Arbeit im Wald und seine Inspirationen für vergangene und künftige Naturprojekte in unserer Gemeinde.
Ralf Schreck – Waldfreund und Reh Versteher
Die Beobachtungskamera ist eine Wild Vision Full HD 5.0.
Gemarkungswanderung der Grundschule Leopoldshafen am Samstag, 6. Mai 2017
Ein Ausflug voller Abenteuer und guter Laune und einem Naturquiz an verschiedenen Stationen.
Diese Welt wird für Wunder immer blinder
Wenn du sie sehen kannst
bist du ein Wunderfinder
Station 1 – Welche Tiere leben in der Obstbaumallee und im Wildgehölz?
Am Hammen betrachten wir die alten Obstbäume und das benachbarte Wildgehölz. Kultur und Natur treffen aufeinander. Die Obstbäume liefern uns im Herbst leckere Früchte, in den alten Kronen und Baumhöhlen leben zahlreiche Tiere. Spechte, Tauben, Meisen, viele Käfer und andere Insekten können wir dort beobachten. Im Wildgehölz finden Rehe Unterschlupf, an den zahlreichen Wildgehölzen finden wir Rosenkäfer, Wildbienen, Schmetterlinge und viele Vögel. Ein interessanter und schützenswerter Lebensraum.
Station 2 – Wie lang ist die fossile Eiche am Baggersee? Was wurde beim Kiesbaggern an Besonderheiten zu Tage befördert?
Wir wandern weiter den Radweg entlang Richtung Baggersee. Unterwegs sehen wir vielleicht die Gänse Familie mit ihren frisch geschlüpften Küken. Die fürsorglichen Eltern watscheln mit ihren Jungen ins sichere Wasser. Am Baggerseeufer fällt die etwa sieben Meter lange fossile Eiche auf. Sie wurde bei der Kiesförderung entdeckt und dort am Ufer abgelegt. Ebenso fand man Knochen von Urzeittieren, wie Waldelefant, Auerochsen, Flusspferden und anderen Tieren. In unserem Heimatmuseum sind diese Funde ausgestellt und können dort bewundert werden. Leider findet man am Baggersee auch Müll, den die Badegäste dort hinterlassen haben.
Station 3 – Die Baumgruppe aus Platanen nach der Fußgängerquerung zur Rheinhalle. Sechs große Platanen mit dicken Stämmen beschirmen diesen Platz. Platanen haben eine auffällig grüngraue, bzw. braungraue Borke. Weshalb lösen sich jetzt im Frühling einzelne Rindendstücke ab?
Bäume wachsen ein Leben lang. Sie wachsen nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Breite. Auch die Rinde wird dicker, die anfangs glatt ist und im Laufe der Jahre stärker und zur Borke wird. Rinde und Borke schützen den Stamm und bestehen aus abgestorbenen Zellen, Lignin, Kork, u.a. die dann im Frühling, wenn das Wachstum wieder einsetzt, abplatzen. Bäume verleiten zum Träumen. Gerade diese schöne Platanengruppe lässt uns glauben wir stünden in einer großen Halle.
Station 4 – Die kleine Brücke über den Rheinniederungskanal die zum Vogelpark führt. Wie heißen die Wasserpflanzen, die in einer kleinen Gruppe darin wachsen? Jetzt sind die Blätter noch unter getaucht, später schieben sie sich über die Wasseroberfläche und bringen gelbe Blüten hervor.
Wir schauen auf kleinen Bestand unserer heimischen Teichmummel, Nuphar lutea. Zwischen den Blättern verstecken sich junge Fische. Wer genau beobachtet kann sie erkennen. Mit Ausdauer und Glück können wir den dort den Eisvogel beobachten, der im Sturzflug versucht diese Fische zu fangen. Auch im freien Wasser kann man Fische sehen.
Station 5 – Rheinhalle – Welche Veranstaltungen finden in der Rheinhalle statt?
Die Rheinhalle ist das größte Veranstaltungsgebäude in unserer Doppelgemeinde. Sie steht Vereinen und der Gemeinde für Veranstaltungen zur Verfügung. Und das sind sehr viele, deshalb zählt diese Halle zu einer unserer wichtigsten Begegnungsstätten.
Station 6 – Die Sandsteinbank am Bachkanal unterhalb der Hafenstrasse. Wozu diente diese Bank in der Vergangenheit?
Wir stehen am ehemaligen öffentlichen Waschplatz, der an dieser Stelle bis zum Ende des 19. Jahrhunderts genutzt wurde. In unserem hoch technisierten und digitalen Leben können wir uns überhaupt nicht mehr vorstellen, wie man damals seinen Alltag gestaltete. Ein historisches Kleinod, welches die Agenda Gruppe Ortsgeschichte restauriert und aufgestellt hat. Nur wenn wir die Vergangenheit verstehen, können wir die Zukunft begreifen. Auch dieser Ort war eine Begegnungsstätte. Und wenn wir die Augen schließen und lauschen, können wir das Schwatzen der Waschweiber hören.
Station 7 – Die Rote Brücke beim Pfinzentlastungskanal. Schließe die Augen und lausche den Geräuschen der Natur. Was hörst du? Benenne einfach, was dir auffällt.
Von der Brückenmitte schweift der Blick ins Wasser und an die Uferbereiche. Regungslos steht ein Reiher am Schilf, um blitzschnell nach einem Fisch zu speeren. Die Enten Familie hat Mühe ihre 10 Küken im Auge zu behalten, die kreuz und quer übers Wasser flitzen. Auch hier schließen wir die Augen und lauschen dem Wind, dem Rascheln der Zitterpappel. In der Ferne ruft der Kuckuck, auch das Flöten des Pirols nehmen wir wahr. Je länger wir lauschen, umso mehr Geräusche entdecken wir. Aus dem vermeintlichen Gewirr des Vogelkonzerts hören wir Rotkehlchen, Kohlmeise, Buchfink und andere gefiederte Gesellen.
Station 8 – Das ehemalige Kranportal am Alten Hafen. Von diesem Aussichtspunkt kann man die Umgebung gut beobachten. Welche Vögel sind heute unterwegs?
Am gegen über liegenden Ufer entdecken wir in den Baumkronen eine Graureiher Kolonie. Bald werden die ersten Küken schlüpfen, dann kommt richtig Leben in den Wald. Die Reiher fliegen dann ständig hin und her, um die hungrige Brut zu versorgen. Schwäne gründeln im Schlamm, Nilgänse sind ständig am Zetern und Streiten und dulden keine Konkurrenz. Plötzlich taucht unerwartet ein Pärchen Flußseeschwalben auf. Seltene Gäste in unserer Region. Vielleicht brüten sie auf der Kiesbank im hinteren Bereich des Hafens? Stockenten, Graugänse, Silberreiher und Störche sind ständige Gäste hier im alten Hafen.
Station 9 – Wie heißt die historische Fähre ?
Na, wie heißt sie wohl? Es ist unsere Sophie! Und wenn der Wasserstand es zulässt gibt es am Wandertag eine schöne Fährtour. Unser Fährmann wird Wilfried sein. Keiner kennt die Geschichte des Hafens und der Fähre besser als er. Es ist jedes Mal eine Freude seinen Erzählungen zu folgen.
Station überall – Kinder sind neugierig, Kinder sind gute Entdecker. Was hast du heute besonderes gefunden?
Diese Wanderung mache ich auch gerne mit dem Rad. Und auf jeder Tour gibt es neue Entdeckungen. Beim letzten Mal entdeckten wir die Seeschwalben und als ich einmal nachts hier war, hörte ich einen Kauz rufen.
Station überall – Was gefällt dir in deiner Heimat am besten?
Mir gefällt am besten die Vielgestaltigkeit der Landschaft. Wir haben kaum den Ort verlassen sind wir schon draußen in der Natur.
Die Gemarkungswanderung ist ein Projekt der Grundschule Leopoldshafen, initiiert und organisiert vom Förderverein der Schule mit Unterstützung der Film AG, sowie den Agenda Gruppen Umwelt und Ortsgeschichte. Auch die Leobande ist involviert. Mir persönlich gefällt die Zusammenarbeit dieser Gruppen sehr gut, denn damit können wir die Menschen verbinden und schöne Aktionen gestalten. Wir schaffen etwas Nachhaltiges, wir vermitteln Werte und das kommt besonders den vielen Kindern zugute.
Stefan hat sich bei mir gemeldet. Stefan ist ein Bundeswehr Kamerad. Er ist zufällig auf meinem Blog zum Thema Kalter Krieg gelandet und hat sich auf einem Gruppenbild wieder erkannt. Wir tauschten uns aus und ich erzählte ihm, wie ich versuche „die Welt zu retten“. Er wollte wissen, wie ich das mache. Natürlich habe ich etwas übertrieben. Was ich damit meine habe ich oben beschrieben. Und das Schöne dabei ist, dass ich neue Wegbegleiter finde.
Heute sind wir in Leopoldshafen und besuchen bei herrlich frühlingshaftem Wetter die Obstallee am Hammenweg. Es ist eine alte Allee. Alleen sind Menschen gemacht, sind Kulturgut. Für die Natur sind die alten und abgängigen Bäume besonders wertvoll. Weshalb das so ist kann man an den blühenden Weiden im Wildgebüsch in der Nachbarschaft beobachten. Es ist erstaunlich wie viele Blauen Holzbienen, unsere größte und eindrucksvollste heimische Wildbienenart, derzeit dort unten umherschwirren und sich an den Weidenblüten laben. Auch Hummeln, Mauer und Imker Bienen sind zugegen. Pfauenauge, Zackenfuchs und Zitronen Falter sind aus der Überwinterung erwacht und finden sich ein.
Dank Allee, dank alter und absterbender Bäume, dank uns, finden alle diese Insekten dort Unterschlupf zum Überwintern. Die Blauen Holzbienen bauen in diesem Altholz auch die Brutröhren für ihren Nachwuchs. Der aufmerksame Naturfreund kann diese Brutstätten finden. Hornissen Königinnen, Hirschkäfer und viele andere sind ebenfalls auf diesen Lebensraum angewiesen. Genauso wichtig sind die blühenden Weidenbäume im Wildgehölz gegenüber. Lebensraum und Nahrungsquellen sind in unmittelbarer Nähe. Das ist optimal. Natur ist vernetzt. Wird das Netz gestört bekommen die Nutzer Probleme. Das Netz Natur ist größer und umfassender als viele von uns es sich vorstellen können.
Hier unten gibt es viele Singvögel. Eben wegen der Bruthöhlen. Bunt, Klein, Grünspecht sind ständige Gäste. Im Wildgehölz stehen tagsüber Rehe ein und das Dickicht bietet Unterschlupf für Fasan und Rebhuhn. Von Menschen gestaltete Kulturlandschaften bieten Lebensräume für Wildtiere. Wenn ihr die Blaue Holzbiene fragt, ob die Obstbäume dort unten gut geschnitten sind, dann wird sie euch sagen: „Is mir Pollen (Wurscht), solange ihr mir genügend Alt und Totholz belasst und es Nahrung in der Nachbarschaft gibt. Ist es den Menschen auch egal? Wer hat denn noch Interesse an Obst? Wer beteiligt sich denn noch an einer Obstversteigerung im Ort? Sind wir alle zu bequem und verwöhnt? Im vergangenen Herbst konnte man allen Orts viel Fallobst sehen. Dies wiederum haben sich unsere Wildvögel und Wildtiere geholt und somit gab es doch ein Happy End im Kreislauf der Natur.
Das Weiße Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) ist die Orchidee des Jahres 2017. Die Mitglieder der Arbeitskreise heimischer Orchideen der Bundesländer kürten die Pflanze im thüringischen Arnstadt. Sinn einer solchen Kürung ist jedoch nicht das hervor stellen einer einzelnen Pflanzenart. Vielmehr geht es darum uns zu zeigen, welche Pflanzen (Orchideen) Schätze bei uns wachsen und was wir tun können, um diese auch unseren Kindern und Enkeln zu erhalten.
Bei uns gibt es das Langblättrige Waldvögelein (Cephalanthera longifolia) und ist, was viele von uns gar nicht wissen, am beobachteten Standort gar nicht selten. Obwohl es im Forst wächst, also nicht in einem natürlichen Wald, kommt es dort mit zahlreichen anderen Orchideen vor. Es gibt diverse Knabenkräuter und auch die seltene Bienen Ragwurz. Das liegt am zusagenden Standort und an der dort herrschenden Waldpflege, denn die Verantwortlichen vom Forst kennen diese Vorkommen auch.
Der Standort ist unscheinbar und liegt einigermaßen verborgen, sodass es keine „Wallfahrten“ zu diesen Orchideen gibt. Auch sorgen die vielen Zecken und Schnaken während der Blütezeit für Unbehagen. Man kann Natur auch einfach Natur sein lassen. Und doch ist es ein von Menschen gemachter Standort, an dem die Natur sich entfalten kann. Zahlreiche Wildsträucher am Waldsaum laden Insekten zum Laben ein. Am Hartriegel tummeln sich die Rosenkäfer, die Heckenkirschen locken Nachtschmetterlinge, auf den Eichen sieht man Maikäfer. Auf der benachbarten Waldwiese sieht man Langhorn Bienen, Schenkelkäfer und zahlreiche andere Insekten. Die Ricke legt dort auch ihre Kitze ab. Am Weg findet man Losung von Marder und Fuchs. Auch Hirschkäfer kommen vor. Man findet im Mai oft deren Reste, die der Schwarzspecht nach einem Mahl übrig gelassen hat. Auch das Reptil des Jahres 2017 ist dort zu finden.
Es ist ein komplexer und vielfältiger Lebensraum. Nicht nur ein Orchideen Standort. Genutzt wird er vom Forst und von den Jägern. Weniger von Spaziergängern, weil er abgelegen ist. Vieles dort ist aufeinander abgestimmt. Natur ist flexibel. Natur kommt zurück. Es liegt an uns, wie weit wir das zulassen. Was wir verdrängen oder was wir schützen. Was wir der Nachwelt überlassen. Wenn wir uns informieren werden wir die Zusammenhänge verstehen und damit die richtigen Entscheidungen treffen. Ein wertvolles und schönes Kleinod in unserer Gemeinde.
Selten ist er geworden der Klatschmohn. Aber es gibt ihn noch. Auch bei uns. Mit der Wahl zur Blume des Jahres möchte die Loki Schmidt Stiftung auf die Gefährdung und den Verlust von Ackerwildpflanzen aufmerksam machen und sich für die Förderung der bunten Vielfalt im Landbau einsetzen.
Bei uns kann man ihn im Mai und Juni blühen sehen. Er ist ein Rohboden Besiedler, deshalb sieht man ihn gerne an Dämmen, an Rändern von Schuttplätzen und auf trockenen Wiesen. Gelegentlich taucht er in großen Gruppen auf, dann sieht das besonders eindrucksvoll aus. So gesehen am Rand der Recyclinganlage im Tiefgestade von Eggenstein vor zwei Jahren. Von weitem konnte man das rote Leuchten der Blüten bewundern. Zeitig am Morgen sind die Blüten voller Nektar und das lockt zahlreiche Hummeln an. Ein Gesumme und Gebrumme ist das! Eine wahre Pracht.
Mohn kommt und geht. Ein Jahr später war er in der Wildwiese beim Jubiläumswald und an den Steinriegeln des Eidechsenbiotops. Dort konnte man auch die riesigen Blauen Holzbienen am Mohn finden, unsere größte heimische Wildbienenart. Auch im Hochgestade am Rand des Hardtwaldes auf den trockenen Wiesen ist er anzutreffen. Und die Schröcker kommen ebenfalls nicht zu kurz. Im vergangenen Jahr gab es eine schöne Gruppe am Damm des Pfinzkanals und bildete einen tollen Vordergrund zur Dorfansicht von Leopoldshafen. Ich kann Mohn gut leiden. Er kommt und geht. Wenn wir ihm kleine Flächen zum Gedeihen überlassen, freuen sich nicht nur die Fotografen darüber. Ein kleines Stück Natur in unserer Kulturlandschaft.
Die Elemente haben uns schon immer fasziniert. So auch Wasser und Eis. Nach den eisigen Temperaturen sind auch bei uns die stehenden Gewässer gefroren und bei den fließenden bilden sich bizarre Eisformen. Da macht ein Spaziergang doppelt Spaß und die Schlittschuhläufer werden von der Eisfläche magisch angezogen. Alleine das Zuschauen macht große Freude. Gekonnt zieht ein Pärchen seine Kreise. Gemächlich und doch elegant umrunden sie unsere Fähre Sophie, verschwinden dann Richtung Rhein, um danach wieder zurück zu kommen. Ein Gruppe Jugendlicher übt sich im Hockey. Ein eiliger Herr mit Tasche huscht an mir vorbei und kann gar nicht schnell genug aufs Eis kommen. Nachdem er seine Schlittschuhe angeschnallt hat, zieht auch er seine Runden. Er erinnert sich bestimmt an früher, an seine Jugendzeit, als die Winter zuverlässiger waren und es öfter Eistage gab. Die Freude ist allen ins Gesicht geschrieben.
Bei allem Spaß ist zu bedenken, dass vom Eis Gefahren ausgehen. Daran erinnern die aufgehängten Hinweisschilder. Am Vortag habe ich eine Polizeistreife gesehen. Das beruhigt. Auf dem Eis hält man Kontakt zum Nachbarn und versucht in Ufernähe zu bleiben. Für alle Fälle. Es ist jetzt auch Tauwetter angesagt, dann ist eh alles vorbei. Und doch ist jedes Mal ein Erlebnis. Eindrucksvoll sind auch die Geräusche, die vom Eis ausgehen. Ein Knarren und Knacken, ein Peitschen und Schlagen. Fast unheimlich lässt es uns inne halten und macht uns bewusst, welche Kräfte in der Natur herrschen. Und das kann man auch vom Ufer erleben.
Eigentlich wollte ich heute nicht nach draußen. Es war ein kalter und diesiger Tag. Doch dann meldete sich Lukas und fragte an, ob wir fotografieren gehen wollen. Und dann begann unser Dezember Abenteuer. Heute waren wenig Spaziergänger und Hundefreunde unterwegs. Wir waren so gut wie alleine und marschierten in „unser Revier“ im Rheinwald. Oft beginnen wir an der Bellebrücke und erkunden dort den Wald. Heute waren wir auch am Baggersee Hötzel und später am Kleinen Bodensee. Viereinhalb Stunden waren wir im Gelände und von Langeweile keine Spur! Der Rheinwald wirkt trostlos in dieser trüben Jahreszeit. Aber das ist nur scheinbar.
Auf einem abgeschiedenen Waldtümpel schwimmen sieben Schwäne. Der Schwanenmann setzt sich in Pose und beeindruckt damit Nebenbuhler. Hier gibt es viele absterbende und umgestürzte Bäume. Dieses Gelände ist schwankenden Wasserständen ausgesetzt und forstlich kaum nutzbar. Deshalb wirkt es wie ein Urwald. An vielen Stämmen wachsen Baumpilze. Plötzlich verharren wir, weil wir im Unterholz Geräusche vernehmen. Wir versuchen den Ort zu lokalisieren, dann schießen zwei Wildschweine an uns vorbei. Rheinwald ist Wildschweinland. Man erkennt das auch an den Spuren im schlammigen Boden und an den vielen Suhlen.
Viele Vögel sehen wir im Wald. Ein Schwarm Buchfinken zieht vorbei, Blau- und Kohlmeisen sind zugegen und zwei Amseln schimpfen übereinander. Dann taucht ein Buntspecht auf und rastet kurz an einem Baum. Am Ufer des „Hötzel“ angekommen entdecken wir zahlreiche Wasservögel. Ein Schwarm Kormorane hat uns bereits entdeckt und sucht das Weite. Wir sehen Blesshühner, Stock- und Reiherenten und viele Reiher. Silber- und Graureiher stehen am Ufer und gehen auf die Pirsch. In der Ferne gibt es einen Baum, auf dem sich die Kormorane eingefunden haben, um ihr Gefieder zu trocknen. Auch hier sind wir alleine.
Auf dem Weg zum Kleinen Bodensee entdecken wir auf einem Feld einen jungen Bussard. Auffällig hell ist sein Gefieder. Er lässt sich durch uns nicht stören und wir gehen weiter. Unvermittelt treten zwei Rehe auf den Waldweg, um dann wieder im Dickicht zu verschwinden. Angekommen am Kleinen Bodensee beobachten wir zahlreiche Wasservögel. Enten, Gänse, Reiher, Schwäne. Viele Schwäne. Mindestens dreißig sind es. Fast alle sind mit dem Kopf untergetaucht und gründeln. Es war ein ereignisreicher Spaziergang. Wir sind gespannt, was uns beim nächsten Ausflug erwartet.
Mensch, jetzt werden die Tage wieder kürzer! Eben war noch so schön warm draußen und jetzt ist die erste Kältewelle angesagt. Gut dem, der die letzten Herbsttage für Spaziergänge genutzt hat. Die Herbstferien habe ich frei und nutze diese Tage, um die nähere Umgebung zu erkunden. Ja, man muss hier gar nicht so weit weg gehen. Den Herbst kann man gut in unserem Bürgerpark entdecken. Da ist die Allee aus Nussbäumen und Kenner dieser Baumart bücken sich für die reifen Nüsse. Ja, die Bäume zeigen sich in herrlicher Herbstpracht. Auch die Wilhelm Knobloch Ulmen leuchten um die Wette.
Und dann gibt es schon so viel Falllaub. Als Kinder hatten wir uns einen Spaß daraus gemacht und sind in die Laubhaufen gesprungen. Heute mache ich das nur in Gedanken, denn ich kenne meine Knie und meinen Rücken. Unweigerlich kommt man auch am Pfinzkanal vorbei, geht auf eine der Brücken und blickt aufs Wasser. Im Bereich der Straßenbahnbrücke kann man eine Nutria Familie beobachten. Eine Mama und ihre vier Kinder. So wie die sich verhalten kann man erkennen, dass die gefüttert werden. Soll man eigentlich ja nicht machen. Das sind wilde Tiere und dann auch unerwünschte, weil sie nicht heimisch sind. So genannte Neozoen. In den 1950er gab es in Eggenstein eine Pelztierfarm mit Nutrias. Fragt die alten Hiesigen, die können noch darüber berichten. Possierlich sehen diese Sumpfbiber ja aus. Passanten, ob groß oder klein, bleiben stehen und schauen übers Geländer. Auch das grünfüßige Teichhühnchen ist dort zu finden. Und wer etwas mehr Zeit mit bringt kann sogar Eisvögel dort sehen.
Es ist schön dort. Enkel begleiten ihre Großeltern in den Park, die im benachbarten Seniorenheim wohnen. Hundefreunde verabreden sich und gehen gemeinsam Gassi. Pärchen schlendern umschlungen die Allee entlang, Radfahrer genießen die frische Luft. Auf der großen Wiese kann der aufmerksame Beobachter den Grünspecht beim Ameisen ernten beobachten. Schnell noch ein paar Nüsse und bunte Herbstblätter aufgelesen für den Deko Teller im Wohnzimmer. Und wer Lust hat geht ins „Andi Bräu“ und trifft bei einem gemütlichen Bierchen nette Leute. Was will man mehr?
Die Nutria im Pfinzkanal bekamen als Gage (ausnahmsweise) frischen Salat und kein Brot!