Öffentliches Grün

Ideen für das Grünpflege Leitbild

Es gibt einen schönen Grüngürtel in Leopoldshafen zwischen Evangelischem Kindergarten in der Schwarzwaldstraße und der Hermann Übelhör Sporthalle. Ein Abenteuerspielplatz mit Klettermöglichkeit ist vorhanden, eine Tischtennisplatte, Bänke zum Verweilen, weiter vorne ein umzäunter Kleinkinder Spielplatz und vieles mehr. Ein rund um gut geplanter und durchdachter Platz. Wesentliche Bestandteile der Planung einer solchen öffentlichen Anlage ist die Gestaltung und Verwendung von Gehölzen. Von Bäumen und Sträuchern. Der Architekt hat bereits bei der Planung das fertige Bild vor Augen. Was würde er wohl denken, würde er jetzt durch die Anlage spazieren? Beim Betrachten der abrasierten Sträucher würde ihm bestimmt das Herz bluten. Es gibt dort Flieder, Eibisch, Schneebälle, Felsenmispel und andere Sträucher. Jeder hat seinen eigenen Habitus, sein artspezifisches äußeres Erscheinungsbild, welches durch Schnitt berücksichtigt werden sollte. Jetzt ist der Habitus dahin, alles wurde uniform abrasiert. Der Baumschulgärtner würde sagen, Thema verfehlt, Prüfung nicht bestanden.

Wieso fällt eigentlich nur mir sowas auf? Sind ja nur Sträucher, die eh keiner kennt. Es blickt ja auch keiner mehr auf, weil das Auge aufs Smartphone gerichtet ist. Wo ist der Sinn für Ästhetik? Schneiden ist ein gärtnerisches Handwerk, das man können muss. Oder wurden diese Maßnahmen angeordnet? Wer ist hierfür verantwortlich? Kurz muss ich an den Kirschendamm denken.

Wir haben viele gute Ansätze was öffentliches Grün betrifft. Bestes Beispiel ist die Pflanzaktion des Maulbeerbaumes im Bürgerpark. In einer kleinen aber feinen Aktion wurde die Pflanzung mit Bürgermeister, Vertretern der Agenda Gruppe Ortsgeschichte und unserem heimischen Landschaftsgärtner, welcher den Baum spendete, vollzogen. Ein schönes Beispiel für die Würdigung von Grün im Dorf. Jedoch, das war nur ein erster Schritt. Jetzt folgen Nachsorge und Pflege, die man auch überwachen muss, ob die fachgerecht ausgeführt wird. Es muss ein durchdachtes und überwachtes Konzept entwickelt werden, damit solche Fehlentwicklungen nicht mehr vorkommen. Ein roter Faden muss her. Eine Identifikation für unsere Vielfalt.

Vielleicht wird dies ja im neuen Grünpflege Leitbild aufgenommen? Alle Beteiligten in Sachen Grün sollten involviert sein, damit eine gemeinsame Sprache gesprochen werden kann. Wirklich alle. Alle müssen Bescheid wissen, nicht nur die Planer, auch die Ausführenden. Und wenn sich der letzte in der Kette für einen falschen Weg entschieden hat, müssen das auch alle besprechen, damit Folgefehler vermieden werden. Egal, ob das ein Gemeindegärtner oder ein beauftragter ist.

Es ist ein schöner Platz in Leo. Man hält sich dort gerne auf. Im Dezember 2015 traf ich dort auf die Linkenheimer Mopedfreunde. Als ich sie fragte, weshalb sie sich hier treffen, sagten sie, “weil es hier so schön ist”.

Ralf Schreck- Pflanzen Freund

 

 

Clematis im Naturgarten

Clematis im Naturgarten? – Für die Gärtnerin

Geht das überhaupt? Denn die meisten Waldreben sind empfindliche Pfleglinge. Unser Garten ist ein echter „Faulenzergarten“, d.h. er erfährt heute eine Minimalpflege. Früher war das anders, früher hatten wir auch auf unseren 300 Quadratmetern Kleingarten 80 verschiedene Clematis in Arten und Sorten. Um dieses umfangreiche Sortiment aufrecht zu erhalten waren intensive gartenbauliche Maßnahmen wie regelmäßiges Wässern, Einsatz von Pflanzenschutz, Verabreichung von Düngemitteln und regelmäßige Kontrollgänge erforderlich. Dies wollte ich einiges Tages nicht mehr hinnehmen und seit vielen Jahren bewirtschaften wir den Garten nur noch naturnah, also im Einklang mit der Natur. Und das hatte natürlich Einfluss auf den Verbleib unserer Clematis.

Eigentlich wollte ich dies der Gärtnerin schon seit langem mitteilen aber es kamen immer andere Dinge dazwischen. Es war schon eine schöne Zeit mit dem Besuch vieler botanischer Gärten, der Jagd nach neuen Arten und Sorten, dem Austausch mit anderen Clematis Liebhabern. Für einige Jahre war ich auch einmal Vice President der International Clematis Society, bis ich das Gefühl bekam unser Gartentun befindet sich in einer Sackgasse und es ist Zeit für Veränderung.

Natur habe ich schon immer gerne beobachtet. Und je genauer man hinsieht, desto besser erkennt man die natürlichen Zusammenhänge. Desto besser versteht man das Leben. Dann kann man seine Pflanzen, bzw. die einzelnen Bereiche im Garten ohne großen Aufwand leiten und erhält ein Maximum an Freude und Genugtuung. Schon Friedrich von Schiller sagte „Der gebildete Mensch macht sich die Natur zu seinem Freund“. Es gibt mehr als Pflanzen in unserem Garten. Da sind die Igel, die unter der Eibe wohnen, die Eidechsen, die unser Sandbiotop angenommen haben, die Hirschkäfer, die jedes Jahr dem Totholz entschlüpfen. Die Schmetterlinge, die wir mit dem Tagfalter Monitoring erfassen. Die vielen Vögel, die in unserem Dickicht ihre Jungen aufziehen. Und und und. Der Garten als Inspiration, als Raum zur persönlichen Weiterentwicklung.

Und die Clematis? Es gibt noch welche. Survival of the fittest war angesagt. Der Garten als Freilandlabor. Die besten sind Cl. `Paul Farges´, ein unermüdlicher weißer Dauerblüher. Schon der „Clematis Klaus“ aus Veitshöchheim beschreibt `Paul Farges´ „als wahren Büffel“. Und recht hat er, stark wüchsig, erklimmt jedes Jahr ihr „Spinnenspalier“. Cl. recta (aufrechte Waldrebe) ist ein weiterer Favorit. Halbstrauchig und nicht kletternd. Fühlt sich bei uns so wohl, dass sie sich im Garten aussät. Clematis x jouiniana `Praecox´ ist ebenfalls unverwüstlich. Trotz regelmäßigen Schneckenbefalls setzt sie sich erfolgreich durch. Cl. `Perle d`Azur´ schiebt sich fast jedes Jahr aus dem Dickicht und erklimmt ihr zugeteiltes Gastgehölz, einen Hibiscus syriacus. Von den vielen großblumigen Hybriden sind viele verschwunden, alle paar Jahre taucht dann Mal wieder eine aus der Versenkung auf, zeigt dann drei, vier Blüten, um danach dann wieder zu verschwinden. Cl. `Orange Peel´ (oder ist es eine `Sheriffii´?), auch eine kräftig wachsende und sehr reich blühende gelbe, dick blütige und noch wilde Clematis. Dieses Jahr habe ich sie allerdings noch nicht bemerkt. Und natürlich die Viticellas! Die vermehren sich ebenfalls selbständig im Garten und sind jedes Jahr eine Pracht. Cl. `Etoile Violette´ ist ebenfalls nicht zickig und dieses Jahr konnte ich unsere vergessene Cl. `Little Nell´ wieder begrüßen. Was ich am meisten beeindruckt, ist, dass uns eine Texensis Hybride, nämlich Cl. `Duchess of Albany´ schon seit vielen Jahrzehnten mit ihren roten Blüten erfreut. Vor vier Wochen bekam der Haupttrieb die Welke, ein anderer Zweig hat sich jedoch tapfer gehalten und zeigt seine tollen Blüten. Cl. intricata, eine unscheinbare gelbliche und kleinblütige Waldrebe ist ebenfalls ein Renner. Cl. Integrifolia (Ganzblättrige Clematis), halbstrauchig wachsend hält sich ebenfalls tapfer. Auch eine Cl. `New Love´, wieder eine strauchige und nicht kletternde Clematis kommt mit unserer „Minimalpflege“ gut klar. Diese besteht lediglich aus Schnittmaßnahmen. Sonst nichts. Kein Düngen, kein Wässern, kein Schneckenkorn, kein Schnecken ablesen, kein sonst nichts.

Wer sich ein bisschen mit Gartenbau auskennt, der kann die folgenden Bilder interpretieren. Der erkennt welche Leidenschaften in die Clematis geflossen sind. Alle Bilder stammen aus unserem Garten. Wer viele Clematis sehen will, der sollte unbedingt nach Veitshöchheim gehen und dort die wohl größte und schönste Clematis Sammlung Deutschlands besuchen. Dort trifft man dann auch den „Clematis Klaus“. Und wer den “Grünen Anzeiger” abonniert, der erfährt informative Themen über Pflanzen, Gartenbau und wichtige Termine für Garten Freunde.

Unser Garten ist ebenfalls zu besichtigen. Wir stehen sogar im Garten Reiseführer von Ronald Clark. Aber es kam noch niemand …

Ralf Schreck – Clematis Freund

 

 

 

Kleingartenverein Allmend Eggenstein

Kleingartenverein Allmend Eggenstein

Was wäre wenn …

Wohl ein Drittel meines Lebens habe ich im Garten verbracht. Seit dem 01.01.1985 sind wir Mitglied im Verein. So steht es Mitgliedsbuch Nr. 39 des Landesverbandes der Gartenfreunde Baden-Württemberg e.V. Zunächst mit meinem Vater Philipp, später dann mit mir. Meine Familie hat ebenfalls eine lange Zeit mitgewirkt, meine Kinder sind darin aufgewachsen. Kleingärten haben eine große soziale Funktion. Nicht nur für die Pächter, auch für die vielen Spaziergänger, den Hunde Freunden und Reitern, die das Gelände umrunden und den Besuchern des Gemeinschaftsplatzes an der Vereinshütte.

Was wäre wenn …

Auf den alten Fotos kann man sehen, wie das Gelände allmählich bewirtschaftet wurde. Nach und nach wurden die Gärten angelegt, die Vereinshütte gebaut und später die Erweiterungsfläche gestaltet. Es ist schon erstaunlich was ein Verein alles leisten kann. Das jährliche Gartenfest unter den großen Bäumen ist sehr beliebt und  fester Bestandteil im Jahreskalender unserer Gemeinde. Das Gelände selbst liegt im Tiefgestade von Eggenstein, unterhalb des Friedhofs. Es gab auch viele bewirtschaftete Krautländer außerhalb des Vereinsgeländes. Im Rahmen des Hochwasserschutzes sollte ein Wassersammelbecken in diesem Bereich entstehen und den Krautländern wurde gekündigt. Dann hatte man sich jedoch für einen Stauraumkanal an anderer Stelle entschieden. Jetzt liegen dort viele Parzellen brach und man kann beobachten, wie sich die Natur diese Flächen zurück holt.

Was wäre wenn …

Im Internet kann man lesen, welche Bedeutung Kleingärten haben. Man liest von besserer Lebensqualität, preiswertem Züchten und Anbauen von gesundem Obst und Gemüse, Freizeitgestaltung und vielem mehr. Ja, man kann sich sogar ökologisch betätigen, auch wenn viele noch der Meinung sind, dass das weh tut. Man liest auch, dass Immigranten in Kleingärten eine Möglichkeit finden sich im Aufnahmeland besser zu integrieren. In Deutschland haben 7,5% der Kleingärtner einen Migrationshintergrund. Sind das tatsächlich nur so wenige? Ich meine, dass es mehr sein müssen. Vielleicht sind es bei uns mehr. Auf jeden Fall sind es bei den Arbeitseinsätzen (zur Ableistung der Pflichtarbeitsstunden), bei denen ich beteiligt bin, mehr heimische Ausländer als heimische Inländer.

Das gab mir zu denken und plötzlich hatte ich eine Vision:

Was wäre wenn …

wir in unserer Kleingartenanlage eine Parzelle in einen interkulturellen Garten wandeln und diesen den Asylsuchenden mit Bleiberecht zur Verfügung stellen? Ein solches Projekt könnte man mittelfristig realisieren und müsste betreut werden. Unterstützung bekäme man bestimmt vom Bezirksverband, unserer Gemeinde und von unserer im Ort erfolgreich tätigen Flüchtlingshilfe, die mit den Kirchen zusammen arbeitet. Wer sich fürs Dorfleben interessiert erkennt, dass unsere Gemeinde in Sachen Flüchtlingen immer einen Schritt voraus ist. Man kümmert sich bereits im Vorfeld, damit man die Ereignisse in geordnete Bahnen leiten kann. Es geht uns gut, wir können etwas abgeben. Die Gemeinde unterstützt viele Vereine, da könnte man auch wieder etwas zurück geben. Wenn man will. Ich wäre dabei.

Die alten Bilder wurden vom Kirchturm aus von Gerhard Ueberle gemacht.

Ralf Schreck – Kleingarten Freund

Frühling im Garten

Natur ist.

Jetzt im Frühling, wo es an allen Ecken und Enden zu blühen beginnt, fällt es uns auf. Die milden Temperaturen, der sonnige Himmel lässt uns ins Freie strömen. Der bewusste Beobachter entdeckt am Wegesrand selbst die kleinen Blumen. Da finden wir den rosafarbenen Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava) in kleinen Trupps, das gelbe Scharbockskraut in größeren Gruppen (Ranunculus ficaria), während das Märzenveilchen (Viola odorata) vereinzelt auftritt. Wer seinen Garten nicht zur Gänze ausgeräumt hat, kann diese Pflanzen jetzt auch dort bewundern. Bei uns haben sie sich selbst angesiedelt, oft an den unmöglichsten Stellen. Wo sie nicht stören, dürfen sie bleiben. Das einjährige Silberblatt wächst in diesem Jahr in Plattenfugen (Lunaria annua) und im nächsten vielleicht bei unserer Strauchrose. Die hellblauen Blüten des Vergissmeinnicht (Brunnera) sind besonders apart.

Diese Blumen haben sich jedoch nicht erfunden, um uns Menschen zu gefallen. Sie sind Bestandteil eines großartigen Ganzen, das aufeinander abgestimmt ist. Es ist veränderlich, anpassungsfähig und bestrebt ein Gleichgewicht zu erstellen. Das wissen viele Menschen nicht, deshalb wird aus Unkenntnis vieles unterlassen oder gar zerstört. Jede Pflanze hat ihre Nutzer, Schädiger und Besucher. Es ist ein Geben und Nehmen. Wer einmal beobachtet hat, dass beim Blühen des Lerchensporns die Blaue Holzbiene erscheint oder sich die Mauerbienchen am Nektar von Traubenhyazinthe, Scharbockskraut und Immergrün laben, muss wissen, dass beim Jäten dieser Pflanzen den Besuchern ihre Nahrungsgrundlage entzogen wird.

Also Blumenfreunde: Nicht nur pflücken und staunen, auch beobachten und nachdenken ist angesagt. Wer genau hinsieht, findet gelegentlich auch einige besondere Besucher. Auch wir sind Bestandteil dieses Ganzen. Das sollte uns zu denken geben. Wir sollten nicht nur nehmen. Wer das nicht versteht ist nicht!

Natur ist.

Fast hätte ich es vergessen, die erste Eidechse ist aus dem Winterschlaf gekommen. Der Winter ist Schnee von gestern.

Ralf Schreck – Blumenfreund

 

Wilder Wein und Weinschwärmer

Wilder Wein und Weinschwärmer

Plötzlich war der Wein da. Mitgebracht von einem Vogel. Das unverdaute Samenkorn wurde im Magen und Darm des Vogels stratifiziert. Es wurde durch den Aufenthalt und der Passage im Vogel keimfähig gemacht. Die süße Traube durfte er behalten. Jetzt war sie da die Weinrebe, Vitis vinifera. An einem Platz, an dem wir sie nicht gebrauchen konnten. Die ersten Jahre ließ sie sich an Ort und Stelle im Vorbeigehen immer abschneiden. Eines Jahres ging das nicht mehr, denn die Triebe wurden immer holziger. Also gab ich nach und spannte ein starkes Seil vom Stamm der Rebe bis in die Krone unseres Amberbaumes. Diese Kletterhilfe wurde alsbald angenommen und der Wein konnte machen was seine Bestimmung war. Er wuchs zu seinem Platz an der Sonne. Der Gartenfrieden war wieder hergestellt.

Deilephila elpenor ist ein komplizierter Name aber das ist die wissenschaftliche Bezeichnung für den Mittleren Weinschwärmer. Er ist ein Nachtfalter und wir entdeckten ihn eines Morgens, wie er frisch geschlüpft an einem Halm saß, um seine Flügel mit Flüssigkeit zu füllen. Wer sich dabei zu schnell bewegt, hat verloren. So geschehen, als eine unserer Eidechsen einen „frischen“ Weinschwärmer entdeckte und ihn sich als Beute erkor. Die Echse war nur mittel groß aber recht halbstark. Es dauerte 15 Minuten, bis sie den Schwärmer nieder gerungen hatte und schließlich begann ihn aufzufressen. So ist das Leben im Naturgarten. Ein Geben und Nehmen.

Mitte August, beim Auslichten der Weinrebe, hatte ich plötzlich eine Raupe des Schwärmers in der Hand. Eine gewaltig fette Raupe. Vielleicht nicht Jedermanns Sache aber sehr eindrucksvoll. Die Raupen verpuppen sich in Bodennähe in einem Gespinst aus Pflanzenteilen. Der Falter schlüpft im nächsten Jahr. Die Literatur sagt, dass man die Raupen nur selten am Wein findet. Häufige Futterpflanzen sind Weidenröschen, Fuchsien und Blutweiderich. Letzteren haben wir auch. Dieses Jahr werden wir genau beobachten an welcher Pflanze die Tafel gedeckt ist.

Ich trinke gar keinen Wein. Die geschenkten Weinflaschen stapeln sich bei uns hinterm Sofa.

Ralf Schreck – Wein Freund

 

Sauerdorn und Hornisse

Sauerdorn und Hornisse

Die Erweiterungsfläche unseres Kleingartengeländes ist von einer Wildhecke umgeben. Ja, es ist eine Naturhecke, weil ausschließlich heimische Sträucher gepflanzt wurden. Es gibt unter anderem Haselnuss, Schneeball, Alpenjohannisbeere, Pfaffenhütchen und einige Berberitzen. Der Sauerdorn blüht bei uns ab Mitte bis Ende April, just zu der Zeit, wenn die Hornissen Königinnen aus der Überwinterung kommen. Als hätten sich beide abgesprochen. Hornissen haben kurze Mundwerkzeuge und benötigen zur Nahrungsaufnahme Blüten mit frei zugänglichem Nektar, wie es bei den Berberitzen der Fall ist. Erwachsene Hornissen nehmen nur Flüssigkeiten zu sich.

Nach fast sechs Monaten im Überwinterungsquartier finden wir die ersten Königinnen im Frühjahr regelmäßig beim blühenden Sauerdorn. Wenige Tage später entdecken wir sie auch in unserem Garten an den Zuckerwasserschalen. Für uns Fotografen ist es natürlich eine Herausforderung die Königin zu digitalisieren. Da sie sehr friedfertig ist, gelingen mühelos tolle Makros. Und wenn man in der Flugbahn steht und aus Versehen angeflogen wird, dann bewahrt man Ruhe, bis sich Majestät wieder aufrappelt und weiter fliegt.

Natürlich kommen auch Honigbienen zum Strauch. Und wenn die Gänseblümchen noch nicht abgemäht sind, kann man sie auch dort finden. Frühe Schmetterlinge finden sich ebenfalls ein. Und die ersten Rosenkäfer sind parat, um den Blütenstaub zu fressen. Später finden wir sie an unserem Rosenstrauch.

Netz Natur. Sauerdorn und Hornisse. Hornissen mag nicht jeder, denn die können „Aua“ machen. Die Honigbienen haben eine größere Lobby. Sauerdorn und Honigbiene. Aber die Bienen können auch stechen. Es werden übrigens mehr Menschen von Bienen als von Hornissen gestochen. Warum? Weil es viel mehr Bienen als Hornissen gibt. Also, wenn wir heimische Gewächse in unsere Gärten pflanzen tun wir was Gutes für die Bienen. (Und damit automatisch auch für die Wespen).

Ralf Schreck – Sauerdorn Freund

 

Der Rosenstrauch im Flieder

Der Rosenstrauch im Flieder

Weißer Flieder ist schon was Besonderes. Unserer hat auch schon einen Umzug mitgemacht. 1984 kam er von der Moltkestrasse in den Garten. Er ist mit Erinnerungen behaftet und jetzt ist er tot. Der Wachstumsfaktor Wasser war im Übermaß vorhanden. Ertrunken.

Plötzlich war die Rose da. Mitgebracht von einem Vogel in Form eines ausgeschiedenen Samenkorns. Zunächst wurde sie gar nicht bemerkt, erst als der Flieder ein zweites Mal zu blühen begann, wurden wir darauf aufmerksam. Und sie blüht toll! Rosa multiflora, die Vielblütige Rose wird sie genannt. Ein Blütentraum in Weiß. Blüten, die wie Kaskaden über einen Hang strömen. Ebenso betörend ist der Rosenduft in der Vollblüte. Man wird genötigt inne zu halten und zu genießen. Jetzt tönt es auch noch im Rosenstrauch, denn ein halber Bienenschwarm ist zugange und sammelt eifrig Nektar und Blütenstaub. Das gibt guten Honig.

Es kommen auch Rosenkäfer, die sich den Pollen schmecken lassen. Und Wildbienen. In einem Jahr hatten wir in einem Vogelkasten eine Kolonie Waldwespen, während die Amsel nebenan in einer Astgabel ihr Nest hatte. In den weißen Rosenblüten kann man auch die Veränderliche Krabbenspinne finden. Sie ist in der Lage die Farbe zu wechseln und mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. So liegt sie getarnt auf der Lauer und macht Beute. Die Mörderin hat einen schönen Namen: Misumena vatia. Lebensraum Rosenstrauch.

Ach ja, der Flieder ist im Hochwasser 2013 ertrunken. Die Rose nicht. Sie verträgt das, weil sie heimisch ist.

Ralf Schreck – Wildrosenfreund

 

Lebensraum Sandhaufen

Lebensraum Trockenbiotop

Unseren Sandhaufen haben wir für die Eidechsen angelegt. Dort können wir sie gut beobachten. Ein Sandhaufen lockt jedoch auch andere Besucher an, wie wir bereits bei den Sandbienen gesehen haben. Eines Tages, wir genossen die letzten Sonnenstrahlen an einem schönen Mai Abend, beobachteten wir, wie ein weiblicher Hirschkäfer plötzlich aus dem sandigen Untergrund empor krabbelte.

Das ist in unserem Garten eigentlich nichts Besonderes, denn wir entdecken alle paar Jahre Hirschkäfer. Seit Anbeginn legen wir Reisig Haufen vom Strauchschnitt an und bringen Holzstücke an verschiedene Gartenplätze. Das sind dann auch Sonnenplätze für die Eidechsen. Jedes Jahr kommt neues Holz, sodass wir Totholzhaufen in unterschiedlichen Zersetzungsgraden haben. Und das ist von Vorteil für die unzähligen Totholzbewohner. Pilze, Schnecken, Insekten, usw. Einmal bekamen wir sogar vom Bauhof unserer Gemeinde eine Lieferung Obstbaumholz eines abgängigen und deshalb gefällten Kirschbaumes aus der Obstbaumallee der Straße, die zum Rhein führt. Das ist praktischer Naturschutz.

Hirschkäfer sind selten und stehen laut Naturschutzgesetz unter besonderem Schutz. Und wir haben die im Garten! Wer kann das von seinem Garten auch behaupten?

Ralf Schreck – Totholz und Sandhaufen Freund

 

 

Frühlings-Seidenbiene

Frühlings-Seidenbiene

Unser Trockenbiotop wurde im Herbst angelegt und im Frühling wurde es bereits von Seidenbienen besiedelt. Zunächst entdeckten wir ein Loch mit feinem aufgeworfenem Sand. Nach wenigen Minuten des Wartens kam die Besiedlerin angeflogen und setzte den Nestbau fort. Sie kam rückwärts heraus gekrabbelt und beförderte mit den Beinen den Sand nach hinten weg. Sie gräbt einen etwa 20 Zentimeter langen Hauptgang mit 3-6 Nebengängen, die am Ende Brutzellen erhalten. Diese Röhren werden mit einem Sekret (Seide) ausgekleidet, damit sie stabil bleiben. Colletes cunnicularius sammelt Pollen von Weiden, von dem sich die Larven ernähren. Im August sind diese Bienen fertig entwickelt, schlüpfen jedoch erst im kommenden Frühling.

Es ist sehr spannend diesen Bienen bei der Arbeit zuzusehen. Sandige Böden sind in unserer Gemeinde genügend vorhanden, auch gibt es in unseren Auen viele Weiden. Der Lebensraum für diese Seidenbienen scheint bei uns sicher zu sein. Beim Esser Brunner am Ankerberg und auf beiden unseren Friedhöfen gibt es ebenfalls Brutkolonien.

Ralf Schreck – Trockenbiotop Freund

 

 

Zaunrübe und Zaunrüben Sandbiene

Zaunrübe und Zaunrübensandbiene

Zaunrüben waren schon immer im Garten. Wir haben die Rotfrüchtige Zaunrübe, Dioica rubra. Es sind Kletterpflanzen, die eine rübenartige Wurzel ausbilden. Einmal habe ich eine ausgegraben, um sie in ein Gefäß zu pflanzen und war erstaunt, wie groß die Rübe war. Sechzig Zentimeter lang und zehn im Durchmesser. Die Rote Zaunrübe ist eine Pflanze mit „ZISCH“, es gibt nämlich rein männliche und rein weibliche Pflanzen. Die Fachleute nennen das diöZISCH oder zweihäusig. Aber ZISCH ist lustiger.

2014 gab es nur an einer Stelle im Garten eine Bryonia. Die anderen sind im Sommerhochwasser, welches wir 2013 für zehn Tage im Garten hatten, abgestorben. Wir sind gespannt, was uns in diesem Jahr erwartet.

Die Zaunrübe ist eine besondere Pflanze. Sobald sich die erste Blüte öffnet kann man Zaunrübensandbienen daran finden. Wildbienen sind in der Natur oft schwer zu bestimmen aber bei der Zaunrübensandbiene ist das einfach. Andrena florea ist auf die Bryonia spezialisiert. Und nur wo es Zaunrüben gibt, kann diese Sandbiene existieren. Eine einzige männliche Pflanze kann bereits eine kleine Bienenkolonie ernähren. Beide Geschlechter gehen auf beide Blüten und ernähren sich vom Nektar. Für die Ernährung der Bienenbrut wird der Pollen der männlichen Blüten benötigt. Andrena florea sind Beinsammler im Gegensatz zur oben beschriebenen Blattschneiderin, die ja eine Bauchsammlerin ist.

Was lernen wir daraus? Wir müssen nicht jedes Kräutlein jäten, das unseren ästhetischen Vorstellungen nicht entspricht. Mut zum „Unkraut“ in einer kleinen Gartenecke. Denn lassen wir die Zaunrübe, die Pflanze mit ZISCH, wachsen tun wir was Gutes für diese spezielle Zaunrübensandbiene. Netz Natur.

Ralf Schreck – Zaunrüben Freund