Schwarzwald und Ortenau

Im schönen Schwarzwald und in der schönen Ortenau

Viele Kurven gibt es. Berge und Täler. Und das bedeutet Aussichten, schöne Aussichten. Aussichten in einer derartigen Vielfalt haben wir so noch nie gesehen. Das war Fern sehen in seiner schönsten Form. Und jeden Abend gab es ein neues Programm. Keine Wiederholungen. Einfach nur grandios. Eigentlich fehlen nur noch ein Gewitter und eine Schneelandschaft. Ein Grund mehr wieder zu kommen.

Die Verbindung unserer Heimat in die Ortenau und in den Schwarzwald ist die „Maria Mutter der Strasse“ bei der Wallfahrtskirche Maria Linden in Ottersweier. Diese Madonnen Figur stand ursprünglich in der evangelischen Kirche von Eggenstein, bis sie Mitte des 16. Jahrhunderts nach der Reformation nach Ottersweier abgegeben wurde.

Wir sind gar nicht so weit von zu Hause weg aber was wir gesucht haben, haben wir gefunden. Wer sich offen Menschen und Landschaften nähert wird Herzlichkeit und Freundschaft ernten. So sind die Schwarzwälder. Jetzt sind sie auch modern geworden und haben einen Nationalpark. Deswegen sind wir gekommen. Noch steckt der in den Anfängen aber er ist auf einem guten Weg. Die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren wird in 30-50 Jahren noch viel größer sein als heute. Beim Lotharpfad kann man erahnen, wie es später einmal aussehen kann. Fünfzehn verschiedene Tagfalter innerhalb einer halben Stunde haben wir am Panoramaweg beobachtet. Das spricht für den Nationalpark.

Die Ortenau ist natürlich auch bekannt für Wein- und Obstanbau. Ob Bühl, Achern, Kappelrodeck , Oberkirch und anderswo, überall findet man Wochenmärkte, auf denen man das tolle Obst frisch bekommen kann. Jetzt Anfang August gibt es Zwetschgen, Pfirsiche, Mirabellen, Waldheidelbeeren und späte Erdbeeren. Eine Vitaminbombe jagt die andere.

Der glühenden Sommerhitze in diesem Jahr entflieht man am besten mit einer Wanderung bei den Allerheiligen Wasserfällen oder beim Karlsruher Grat. Auch der Waldlehrpfad oberhalb von Kappelrodeck ist gehenswert, auch wenn die Texte der in die Jahre gekommenen Hinweistafeln etwas altbacken wirken und die Schilder zum größten Teil zerfallen sind. Hier sollte der „Nationalpark Gedanke“ aufgenommen und die Beschilderung erneuert werden.

Die Orte und Städtchen sind alle samt blumig heraus geputzt und laden ein zum Flanieren. Überall gibt es Einkehrmöglichkeiten, wo man die leckere heimische Küche kosten kann. Man kann hier wirklich schöne Tage verbringen. Wer die aktuelle örtliche Tagespresse verfolgt findet Ähnlichkeiten mit den Gegebenheiten zu Hause. Was auffällt ist, dass auch in dieser Region die Asyldebatte das hervor ragende Thema ist. Informationsabende für die Bevölkerung, Zustrom, Wohnungsfindung, … Ein Kapitel, das wirklich jeden angeht.

Ralf Schreck – Ortenau und Schwarzwald Freund

 

 

Alarm im Hardtwald

Zu Besuch bei Vinca

Vorsicht! Aufgepasst! Hundsgiftgewächse im Hardtwald entdeckt! Halt, stopp, was sich dramatisch anhört, ist nur halb so wild. Wer unseren Grillplatz im Hardtwald an der Linkenheimer Allee, in der Nähe des Gartencenters kennt, der hat diese Pflanze schon einmal gesehen. Es ist das blau blühende Kleine Immergrün, Vinca minor, ein immergrüner Zwergstrauch, den wir gerne in unsere Gärten pflanzen. Im Bereich zwischen Allee und Grillplatz gibt es eine größere Fläche mit dieser geschichtsträchtigen Pflanze, denn sie tritt in Süddeutschland erst seit der Römerzeit auf. Sie gilt als Kulturrelikt und zeigt oft die Lage ehemaliger Burgen und Siedlungen an. In dieser Umgebung verlief eine Römer Straße, deren Reste bei Friedrichstal als etwa zwei Meter hoher Damm zu erkennen sind (oder waren?). Vielleicht hat ein Römer einst dort gelagert und einen Setzling gepflanzt? Oder war es vielleicht nur ein ausgeleerter Blumenkasten eines Gartencenter Kunden? Die Römerversion würde mir besser gefallen.

Es gibt eine weitere Besonderheit am Vinca. Sie gehört zur Familie der Apocynaceae, der Hundsgiftgewächse. Die meisten Vertreter dieser Gattung gibt es nur in den Tropen und Subtropen. In Deutschland kommen davon nur das Immergrün und die Schwalbenwurz vor. Eine Verwandte der Vinca ist eine schöne Pflanze, die seit einigen Jahren unser Sommerblumensortiment bereichert. Es ist die uns wohl bekannte Mandevilla oder Dipladenia.

Beim Grillplatz gab es ein Arbeitslager des Reichsarbeitsdienstes. „Leo Berger“ – RAD-Abt. 2/275 wurde es genannt. Es war eines von vier Lagern in der Gemarkung von Eggenstein und Leopoldshafen. Die dort untergebrachten Männer gruben den benachbarten Pfinzentlastungskanal in Handschachtung aus. Der Kanal verläuft zwischen Grötzingen und Leopoldshafen, ist 15,6 km lang und leitet Hochwasser der Pfinz in den Rhein. Im Heimatmuseum Leopoldshafen gibt es einige Bilder vom RAD. Hinter der Grillhütte kann man noch die Fundamente des einstigen Lagers erkennen.

Ein geschichtsträchtiger Ort ist unser Grillplatz. Es gab auch einige Jahre eine Erdölförderung in der Nähe. Als Kind habe ich die Pferdekopfpumpe, die das schwarze Gold aus der Tiefe förderte noch gut in Erinnerung. Das Immergrün ist mittlerweile eingebürgert und ist wertvoller Nektarlieferant für die ersten Wildbienen und zahlreiche Hummeln. Im Wald kann man Buntspecht und im freien Feld den Turmfalk beobachten.

Ralf Schreck – Vinca Freund

 

 

Ginster und Warzenbeißer

Ginster und Warzenbeißer – Die Trockenwiese beim Sportplatzweg am Hardtwald

Es ist ein unscheinbares Kleinod. Auf den ersten Blick sieht die Wiese ziemlich „mau“ aus. Wer sich die Mühe macht und im Jahresverlauf regelmäßig vorbei kommt, kann allerlei Pflanzen und Tiere entdecken. Ausgerüstet mit Campingstuhl, Kamera und Stativ, begeht man einen der Trampelpfade und setzt sich an eine Stelle, an der es blühende Pflanzen gibt. Zurzeit sind es die Nachtkerzen, die hervor ragen. Das wache Auge entdeckt bald weitere Pflanzen. Johanniskraut und Greiskraut sind im Juli ebenfalls zu sehen. Viele Gräser und die auffälligen Samenstände des Hasenklees, die wie kleine Bürsten aussehen.

Die Hochblüte der Trockenwiese liegt im Frühling. Aber auch dann muss man sich bücken, um die kleinen Schönheiten zu entdecken. Ackerstiefmütterchen, Reiherschnabel, Glockenblume, Wolfsmilch, Ackervergissmeinnicht, Habichtskraut, Ackerwinde und sehr viele Gräser, um nur die auffälligsten zu nennen. In dieser Zeit leuchtet die Wiese in einem rötlich braunen Ton. Das sind die Blüten des Kleinen Sauerampfers. Eine unerwartete Vielfalt an Pflanzen, die jedoch ein Kennzeichen eines jeden Trockenstandortes ist. Je magerer der Untergrund, desto größer ist die Artenvielfalt an Pflanzen und den davon profitierenden Tieren. Zahlreiche Insekten, wie Wildbienen, Schmetterlinge, Fliegen, Käfer und Heuschrecken lassen sich beobachten. Mit Geduld und Glück kann man auch den Warzenbeißer entdecken. Er trägt einen für Heuschrecken eher seltsamen Namen. Auf Grund seiner ätzenden Verdauungssäfte ließ man früher das Tier in Warzen beißen und erhoffte sich dadurch eine heilende Wirkung.

Ein Highlight gibt es im April, wenn Cytisus am Waldrand erscheint. Unser gelb blühender Besenginster bringt dann den Waldrand zum Leuchten. Zahlreiche Hummeln laben sich dann am Nektar und Blütenstaub. Vielfalt am Waldrand, Vielfalt in der Trockenwiese. Jetzt wurde ein Bereich der Wiese umgebrochen und neu eingesät. Aus ökologischer Sicht ist das nicht nachvollziehbar. Ein funktionierendes Biotop wird zerstört und mit einer landwirtschaftlichen Pflanzenmischung neu eingesät? Dem Warzenbeißer wird das nicht gefallen, denn er benötigt ungestörte Biotope. Auch die zahlreichen Hundehaufen gehören nicht dorthin, denn jeder Nährstoffeintrag beeinflusst die Artenvielfalt negativ.

Es lohnt sich auch einen Abstecher zur Grillhütte zu machen (vom Sportplatz aus, die Linkenheimer Allee Richtung Gartencenter gehen), denn dort kann man die Vinca besuchen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ralf Schreck – Schrecken Freund

 

 

 

Neues vom Baggersee

Am Baggersee um sechs in der Früh
Es war auch noch Sonntag aber jetzt im Sommer ist es ja früh hell … Und dann am neuen Strand am Baggersee Fuchs & Groß bei einem lauen Lüftchen bei 18 Grad. Eine schöne Morgenstimmung und kaum Schnaken. Das hätte ich nicht erwartet. Am Ufer sind zahlreiche Wasservögel versammelt, die sich der Gefieder Pflege widmen. Ein Schwanenpaar bewacht aufmerksam seinen einzigen dösenden Gössel. Kanadagänse grasen den Rasen ab, die einfallenden Nilgänse bringen wie üblich Unruhe in die Idylle, indem sie sich gegenseitig angackern und vertreiben. Am Schilfrand, keine zehn Meter entfernt, jagt ein Haubentaucher seinem Frühstück hinterher. Auch ein Zwergtaucherpärchen ist zu beobachten.
Auf den ersten Blick ist der Strand sauber. Es gibt jetzt keine Hundehaufen mehr. Die aufgestellten Schilder zeigen Wirkung. Dafür findet man zahllose Zigarettenkippen am Boden. Es wurden Mülleimer aufgestellt. Viele Mülleimer! Aber vielleicht doch nicht in Reichweite? Ein älterer Herr mit Fahrrad fiel mir auf. Mit Tüten und Taschen beladen patroulliert er in seinem Revier und sammelt verwertbaren Abfall um sechs in der Frühe. Um seiner Tätigkeit eine offizielle Note zu verleihen, trägt er eine orange Warnweste. Vorbei joggende Sportler machen einen Bogen um Gans und Schwan, um die Lage nicht zu stören. Hier wird Rücksicht geübt. Am Waldrand steht ein Zelt mit schnarchenden Insassen und allerlei Hausrat davor. In der Nacht gab es ein offenes Feuer. Eigentlich ist zelten und Lagerfeuer dort am Baggersee nicht erlaubt. Wir haben hohe Tagestemperaturen und trockenes Geäst im Umfeld. Wie schnell kann durch Funkenflug ein Feuer entstehen?
Es hat sich gelohnt so früh zum Baggersee zu gehen. Diese eine frühe Stunde draußen in unserer Natur war sehr beschaulich. Mittlerweile hat auch der Schichtwechsel am Strand stattgefunden. Die Wasservögel sind weiter gezogen, als die ersten Badegäste angekommen sind. Vielleicht organisieren sich die Badenden und sammeln die Kippen ein, bevor sie sich nieder lassen? Muss ich Kippen akzeptieren? Immerhin sind die schneller entsorgt als Hundehaufen oder müssen wir noch ein Schild aufstellen das besagt, dass Raucher von Mai bis September nicht in Bade- und Liegezonen mitgebracht werden?
Ralf Schreck – Baggersee Freund

 

 

Der schwarze Ordner

Der schwarze Ordner – Mein Onkel Paul

Erst spät habe ich ihn kennen gelernt. Erst als ich den schwarzen Ordner von meinem Vater bekommen habe. Und das ist noch gar nicht lange her. Darin befinden sich Briefe, Dokumente und Fotos von Paul. Zwischen den Zeilen liest man Verzweiflung, Trauer, Leid und Ratlosigkeit. Schlagartig bekam ich ein anderes Bild von unserer Familie. Eigentlich war ich gerne bei meinen Großeltern, bei Oma Rosa und Opa Franz in Dittigheim. Die andere Oma, Ottilie und der andere Opa, Franz, lebten auch dort. Wir verbrachten als Kinder die Sommerferien dort. Gewohnt haben wir bei Otti und Franz und Rosa und Franz haben wir besucht. Es waren kurze Besuche aber besondere, weil sie schön waren. Wir wurden gemocht, das spürten mein Bruder und ich. Wir spürten aber auch eine Bedrücktheit, eine Art Trauer. Als Kind habe ich das nie verstanden. Es wurde nie über Paul gesprochen aber er war immer präsent. Und jetzt las ich im Ordner über Paul.

Name : S c h r e c k Paul

Geburtsort : Dittigheim, Lauda-Land-Baden

Geburtstag : 27.6.1925

Dienstgrad : Panzergrenadier

Feldpostnummer : 57 499 C (Einige Tage vorher noch 047 22 E (Panzereinheit) .

Letzter Kampfort : Kirowograd

Letzte Post : 2. Januar 1944

Vermisst seit : 9.I.1944 bei Kirowograd.

Vermisst. Aus den Unterlagen geht hervor, dass mein Opa Franz alles versucht hat das Schicksal von Paul aufzuklären. Suchanfragen wurden gestartet, zahllose Behörden wurden konsultiert. Kriegsheimkehrer wurden ausfindig gemacht und befragt. Vom Soldaten Hofmann, der Pauls Kamerad war, gibt es einen Brief, in welchem sein letzter Kampfeinsatz beschrieben ist …

Das soll es gewesen sein? Aus dem blühenden Leben gerissen? Verheizt in einem sinnlosen Krieg? Heimat? Das bedrückt mich, wenn ich darüber nachdenke und stimmt mich ratlos.

Paul wurde nie gefunden. Das ist bitter. Es gibt kein Grab, an dem man Abschied nehmen konnte. Eltern geben ihre Kinder nicht auf. Das hat mich an meinem Opa Franz beeindruckt, das habe ich verstanden. Was ich nie verstanden habe ist, dass sich Paul freiwillig zum Kriegseinsatz gemeldet hat. Er war bei der Panzertruppe der Wehrmacht. Das erkennt man an den Totenkopfabzeichen seiner Uniform auf einem Foto. Diese Totenköpfe waren ein Traditionsabzeichen der Kavallerie. Was hat ihn bewogen zu tun was er getan hat? Hat er sich von der Nazi Zeit blenden lassen? Wie hätte ich mich verhalten? Paul wurde noch nicht einmal 19 Jahre alt. Das Schlimme dabei ist, dass Paul kein Einzelfall ist. Ähnliche Schicksale gab es in zahllosen anderen Familien. Das dürfen wir nie vergessen. Ich bin dankbar dafür, dass ich in einer Demokratie aufwachsen konnte. Meine beiden Söhne können das auch und beide sind schon älter als 19. Deshalb werde ich dafür sorgen, dass Paul nicht vergessen wird.

Für Paul – nie wieder Braun, nie wieder Krieg

Die Kastanie beim Reitplatz

Die Kastanie beim Reitplatz

Viele Kinder kennen Kastanien. Spätestens im Herbst, wenn die schönen braunen Früchte zum Sammeln einladen ist man gerne draußen. Wer hat noch nicht aus den Kastanien allerlei Tiere gebastelt? Man braucht einen Holzbohrer, Streichhölzer und ein bisschen Fantasie. So entstehen Löwen, Käfer, Schmetterlinge und viele andere Tiere. Mein Bruder Thomas und ich haben das auch gemacht. 1963 habe ich eine Kastanie in unseren Sandkasten vergraben und im nächsten Jahr ist ein kleiner Baum daraus gewachsen. Im folgenden Jahr war er bereits zwei Meter hoch und es war klar, dass er dort nicht bleiben konnte.

Damals war mein Papa Schatzmeister beim Reiterverein und es bot sich eine Möglichkeit, „meine Kastanie“ dorthin umzusiedeln. Herr Vollweiter kam vorbei und versuchte den jungen Baum dem Sandkasten zu entreißen. Das war mir gar nicht recht, denn damals wusste ich nicht, dass man Bäume umpflanzen kann. 1965 wurde das Bäumchen neben die Reithalle gepflanzt. Mittlerweile ist es ein stattlicher Baum, hat eine Verzweigung mit vier Stämmen und „gehört“ jetzt jedem, der darunter steht. Dort passt Aesculus hippocastanum sehr gut hin, heißt sie doch auf Deutsch Rosskastanie. In der Blütezeit kann man Hummel Königinnen beobachten, die gierig Nektar und Pollen für ihre Brut sammeln. Solange die Blüten befruchtungsfähig sind, das erkennt man am gelben Fleck in der Blüte, enthält der Nektar bis zu 70 Prozent Zucker. Sind die Blüten befruchtet, wird der Fleck rot und die Quelle versiegt.

Bei den Reiterfesten früher war das halbe Dorf anwesend. Es wurden sogar an den Zufahrtstrassen „Mautstellen“ eingerichtet und mein Bruder und ich waren als Kassierer für den Eintritt eingesetzt. Heute sind die Besucherströme überschaubar. Eigentlich schade, denn es gibt viel Interessantes zu sehen. Das Reiterfest 2013 ging wohl als Seepferdfest in die Geschichte ein. Auch die jährliche herbstliche Schleppjagd ist ein Ereignis für Pferdefreunde. Reiten hätte ich lernen können aber mir waren damals schon die Pferde zu hoch. Dafür finde ich es toll, dass in den Ställen Rauchschwalben nisten. Dort finden sie alles was sie brauchen. Wasserpfützen, Stroh, Lehm und eben Ställe.

Die Kastanie wurde Mitte des 16. Jahrhunderts von der Balkanhalbinsel zu uns mitgebracht. Heute gilt sie als heimisch, integriert sozusagen.

Ralf Schreck – Pferde-, Schwalben- und Kastanienfreund

Fotos von Ralf und Lukas Schreck

 

Pamina in Eggenstein-Leopoldshafen

Pamina in Eggenstein-Leopoldshafen

Der EURODISTRICT REGIO PAMINA ist ein kommunaler deutsch-französischer Zweckverband, welcher die drei Teilräume Südpfalz, Baden und Elsass umfasst. Der Name Pamina ist ein Kunstwort und setzt sich zusammen aus Palatinat (Pfalz), Mittlerer Oberrhein und Nord Alsace (Nordelsass). Der Verband ist eine Europaregion. Soviel zur Definition. Eigentlich klingt das langweilig aber unsere Region gehört auch zum Pamina Raum. Neugierig geworden? Ausgangspunkt für eine interessante Pamina Entdeckungstour ist die Schautafel im Bürgerpark in Leopoldshafen bei der hölzernen Brücke am Pfinzkanal . Es gibt zwei Radtouren und einen Wanderweg. Für jeden ist etwas dabei.

Was diese Wanderwege besonders interessant macht ist, dass sie von Ehrenamtlichen der Agenda Gruppe Ortsgeschichte ausgewählt wurden. Hier wurde wertvolles Wissen einheimischer Bürger gebündelt und der Bevölkerung zugänglich gemacht. Die Besonderheiten dieser Kultur- und Naturlandschaft wurden auf informativen Schildern dargestellt. Der interessierte Radler und Wanderer kann an den einzelnen Stationen inne halten und sich über Natur, Kultur und Geschichte informieren und unsere Heimat besser kennen lernen.

Wer sich dann noch genauer informieren will, kommt am Heimatmuseum Leopoldshafen nicht vorbei. Es beteiligt sich regelmäßig an den Pamina Veranstaltungen mit Vorträgen, geführten Radtouren, Filmvorführungen und vielem mehr. Auch diese Aktionen werden wieder von ehrenamtlich engagierten Bürgern geleistet. Und wer diese schon einmal erlebt hat, weiß, dass alles sehr interessant dargeboten wird, weil es mit Herzblut und Leidenschaft gemacht wird.

Auf den Pamina Wegen gibt es eine reiche Pflanzen- und Tierwelt zu entdecken. Auch Laien können das. Man muss nur beobachten können. Beinwell, Buschwindröschen, Scharbockskraut, Schlüsselblumen, Salbei, Thymian und Bärlauch. Viel Bärlauch. Wer in der Frühe oder in der Dämmerung raus geht und sich ruhig verhält sieht auch den Fasan und das Reh. Wenn Lukas dabei ist, ist das immer so. Und er schafft es auch sie lebensecht abzubilden. Und wer hinhört, also ohne Ohrstöpsel raus geht, hört den Kuckuck und das Flöten des Pirols. In Echtzeit.

Lust bekommen? Dann raus zu den Pamina Wegen und Natur, Kultur und Geschichte entdecken. Schon mal was von den Auenpfaden gehört? Mindestens genauso interessant aber das ist eine andere Geschichte.

Ralf und Lukas Schreck – Pamina Freunde

 

 

 

 

 

Kulturen am Ortsrand

Kulturen am Ortsrand

18.00 Uhr Eröffnung des Kunstmarktes des Kulturvereins Eggenstein-Leopoldshafen in der Rheinhalle. Am Ortsrand. Eine schöne Atmosphäre. Man kennt sich. Kunst, Kultur, Musik. Eine schöne Ansprache. Schöne Bilder, schöne Objekte, schöne Dinge. Interessierte Menschen. Sektempfang und Häppchen.

Wir Fotografen schauen weit. Deshalb fielen mir gegenüber der Straße die Metallbögen der Folientunnel der benachbarten Gärtnerei auf. Das sah nach einem lohnenden Motiv aus. Zahlreiche Arbeiter waren damit beschäftigt diese Metallkonstruktion zu errichten. Gartenbaukultur am Ortsrand.

Und dann stand ich am Containerdorf. Am Ortsrand. Dort sah ich die große Parabolantenne vor den Containern. Das ist die Verbindung zur Heimat, denn dort wohnen Menschen aus fremden Kulturen. Ich wollte nicht auffallen und niemanden belästigen. Als ich stehen blieb kam Alexander aus Usbekistan heraus. Er wollte ein Foto haben. Gesagt, getan. Aber ich wollte auch mit drauf. Der erste Kontakt.

Die Folientunnelbauer sind Gastarbeiter und kommen aus Polen, Rumänien. Sie haben es geschafft. Sie sind integriert. Heidelbeersträucher werden dort kultiviert. Heidelbeeren für unseren Nachtisch.

So viele unterschiedliche Kulturen am Ortsrand. Ob es wohl auch andere Kulturfreunde aus der Rheinhalle über die Straße wagen?

Alexander war betrunken. Ob ich Angst hatte? Nein, es war mehr Betroffenheit und Hilflosigkeit. Unser Gemeindemotto lautet „Wohlfühlen in Vielfalt“. Dort am Containerdorf kann ich das nicht nach empfinden. Hier stoße ich an meine Grenzen. Hier bin ich ratlos. Was ich aber niemals machen würde, wäre eine Beteiligung an einer Unterschriftenaktion gegen eine Unterkunft für asylsuchende Menschen. Das finde ich einfach nur schäbig.

Auch nach Heidelbeernachtisch war mir nicht zu Mute.

Ralf Schreck – Kultur Freund

 

Eggensteins weißes Gold

Eggensteins weißes Gold

Nein, ich meine nicht den Kies. Das ist eine andere Geschichte. Wenn ich samstags Doris zur Arbeit bringe, komme ich an den Flächen vorbei. Und das ist übers Jahr betrachtet äußerst interessant. Im zeitigen Frühjahr sind die Äcker noch eben und liegen brach. Irgendwann sieht man dann den ersten Traktor am Horizont, der die Dämme formt. Hochwasserschutz? Nein mein Freund, es geht um Spargel! Dann weiß ich, es kommt wieder die leckere Spargelzeit. Vorfreude auf sinnliche Genüsse stellt sich ein.

Nach den Dämmen kommt das Plastik. Eine Woche später ist alles weiß. Wenn man flüchtig hinschaut könnte man denken: Hat´s jetzt noch geschneit? Das gab es früher nicht. Früher waren die Dämme alle nackig. Seit 1850 gibt es Spargelbau bei uns im Ort. Wir haben sandige Böden das mag der Spargel. Unsere Chronik sagt, dass 1964 (das ist meine Kinderzeit) 310 Pflanzer den Spargel auf 32 ha angebaut haben. Viele Einheimische haben Äcker und Wiesen und diese hat man als sogenannte Nebenerwerbsbauern bewirtschaftet. Wir Kinder sind oft geradelt und haben den Spargelstechern beim Ernten zugesehen. Wir haben gestaunt, wie flott das ging. Es ist wie eine Schatzsuche. Man muss den Riss am glatten Damm finden, dann gehen die Finger dort in die Tiefe, das Messer setzt an und der Schatz ist geborgen. Mit der Volkschule sind wir in Heimatkunde zum Spargelfeld und bekamen das erklärt. Ich war stolz, denn ich kannte das schon.

Heute gibt es weniger Spargelbauer und die bewirtschaften größere Flächen. Die Vliese und Folien, die zum Einsatz kommen sind Erntehelfer. Sie bewirken eine schnellere Erwärmung der Böden. Der Spargel kommt früher auf den Markt. Der Bauer erzielt gute Preise und wir können früher genießen. Die eigentlichen Erntehelfer sind die Spargelstecher. Früher waren das die Einheimischen heute sind es Menschen aus Polen, Rumänien und Kroatien. Und die sind bei Wind und Wetter draußen, um für uns Nachschub zu sorgen. Die Landwirtschaft kennt keinen acht Stunden Tag und in der Saison auch kein Wochenende. Das sollten wir wertschätzen wenn wir beim Festmahl am Weißen Sonntag beisammen sitzen und den Spargel genießen. Ich kenne noch den Begriff „Gastarbeiter“. Gäste wollen wir doch gut behandeln! Wir dürfen nicht vergessen, man rief nach Arbeitskräften und es kamen Menschen. Es sollte uns deshalb auch Wert sein für Spargel mehr zu bezahlen, weil man jetzt (endlich?) den Mindestlohn erfunden hat.

Spargel ist eine heimische Kultur. Kurze Wege, Verkauf direkt am Ort. Keine langen Transporte, günstige CO2 Bilanz. Und es wird nachhaltig bewirtschaftet, das kann man beobachten. Staunen muss ich auch, wie unsere landwirtschaftlichen Betriebsleiter das alles organisieren. Anbau, Logistik, Maschineneinsatz, Transporte, Verkauf, Verwaltung, Bürokratie. Am meisten staune ich, wenn ich den Spargeldammpflug beobachte. Dann bin ich wieder Kind. Ja, staunen kann man nur in Echtzeit. Das geht nicht digital. Also, mal wieder raus gehen und schauen, wie Spargel gemacht wird. Spargel gehört zu Eggenstein.

Ralf Schreck – Spargelfreund

 

Gartenbau einst in Eggenstein

Gartenbau früher in Eggenstein

Ja, Eggenstein ist ein Gärtnerdorf. Auch heute noch. Heute gibt es weniger Betriebe und die Landwirtschaft ist mehr mit eingebunden, wenn man an die Sonderkulturen wie Erdbeeren und Spargel denkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Eggenstein 24 Gärtnereien. Im Einwohnerbuch von 1970 tauchen noch etliche Betriebe auf. Namen wie Dürr, Köhler, Nagel, Oesterle, Rupp, Teuscher, Westenfelder und andere sind auch heute noch bekannt.

Zu meiner Kinderzeit, also vor fünfzig Jahren, gab es noch mitten im Ort Gärtnereien. Dort, wo heute die Schröcker Mütze ist, in der Nähe des Rathauses, war früher eine Gärtnerei, in der meine Mutter zum Einkaufen ging. Was man selbst nicht angebaut hat, hat man in der Gärtnerei bekommen. Ich kann mich noch an die typischen Dreirad Gärtnerautos erinnern. Es gab damals nicht viele Autos im Ort aber die „Pfupferle“, wie wir sie nannten, waren präsent.

Zur Blütezeit der Gärtnereien gab es für Gemüse und Schnittblumen 60 ha im Freilandanbau und 35 ha Glashausflächen. Das waren schon beachtliche Größen. Die Ernteerzeugnisse und auch die Schnittblumen wurden zum großen Teil auf dem Blumengroßmarkt Karlsruhe feil geboten. Die Fotos von den Marktfrauen und den floralen Gebinden hat Herr Schäfer (Leiter Großmarkt Karlsruhe) zur Verfügung gestellt. Sie stammen von der alten Markthalle, am Ort des heutigen Badischen Staatstheaters. Bei der Raiffeisen Zentralgenossenschaft konnte man Gartenbaubedarf kaufen.

Ein Teil der Bilder haben wir eingemeindet, da wir kein heimisches Anschauungsmaterial haben und stammen vom Gärtner und Häcker Museum Bamberg. Das Pfupferle steht im Freilandmuseum Bad Windsheim. Im Kinderwagen liegt mein großer Bruder Thomas. Das war 1956 in der Hauptstraße vor der Gärtnerei Dürr. Das Bild vom Ochsenkarren stammt von Frau Rosemarie Schnürer. Da wird in der Friedrichstrasse Ecke Moltkestrasse ein Fass transportiert. Vielleicht ein Gülletransport für eine Gärtnerei? Die hölzerne Schubkarre und den Handwagen haben wir bei den Hasebockern entdeckt. Schätze mit Vergangenheit.

Ralf Schreck – Gärtner Freund