Unser Kirschendamm

Unser Kirschendamm

Bäume haben die Menschen schon immer fasziniert. Und ganz besonders auch Alleen. Deshalb zieht es uns oft nach Eggenstein ins Tiefgestade zum Kirschendamm. Gegenüber dem Fischerheim am Parkplatz beginnt er schon. Zu jeder Jahreszeit ist es dort unten schön aber im April, wenn die Bäume blühen, ist es am schönsten. Wenn sich die weißen Blütenkaskaden über die Spaziergänger ergießen ist der Frühling nicht mehr aufzuhalten. Hummeln und andere Wildbienen schwirren und summen um die Wette. Das ist in jedem Jahr eine Pracht.

Wir Menschen wandern dort, lassen die Seele baumeln und werden eins mit der Natur. Wer zeitig dort ist sieht Fuchs, Fasan und Rebhuhn. Im Spätsommer und Herbst ziehen Nebelschwaden auf und die Landschaft verwandelt sich in eine Zauberwelt. Es ist schwer zu beschreiben, man muss hin und muss es selbst erleben. Gefühle der Geborgenheit umfließen den, der sich darauf einlässt. Man empfindet Demut gegenüber der Schöpfung.

Jeder weiß, dass man Obstbäume schneiden muss aber was jetzt am Kirschendamm passiert ist, ist selbst für einen Laien nicht mehr nachvollziehbar. Auf mehrere Hundert Meter wurden fast alle Bäume aufgeastet und die Kronen halbiert. Von Schnittregeln, Schnitt auf Astring, Oberseitenförderung, Saftwaage, Apikaldominanz, usw. ist dort überhaupt nichts zu erkennen. Viele Bäume sind nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Es sieht gerade so aus, als sollte Platz für ein großes Fahrzeug geschaffen werden. Etwa für die Feuerwehr, um die zu hoch gestiegenen Obsternter aus den Kronen zu retten? Ein Fachmann würde sagen: „Dieser Schnitt ist eine Schande für das gesamte Gärtnerhandwerk!“

Oder hat hier ein Ökologe gehandelt? Die Kronenverstümmelungen und stehen gelassenen Huthaken fördern die Höhlen und Totholzbildung. Das gibt ideale Käfer und Spechtbäume. Die Lebensdauer der Bäume wird verkürzt, das entstandene Totholz ist Lebensraum für viele Tiere, sofern man es belässt. War das so gewollt?

Ich weiß wie sich diese Allee weiter entwickeln wird. Die einseitigen Kronen bilden Wasserreiser, unkontrolliertes Triebwachstum setzt ein. Der Arbeitsaufwand erhöht sich, falls man es in Zukunft anders machen möchte. Natur passt sich an, auch wenn für uns Menschen die Ästhetik jetzt dahin ist. Wenigstens hat man nicht gefällt, wie man am Fisperweg gegenüber Metzgerwörth sehen kann.

Wo sind die Fürsprecher, wo ist die Lobby für Natur? Waren das wirklich „nur“ Bäume? Derzeit versuchen wir in der Gemeinde einzelne Gruppen, die sich mit Natur beschäftigen, zusammen zu bringen, bzw. zu vernetzen. Und dann muss man erleben, wie schändlich mit unseren Bäumen umgegangen wird. Das macht mich ratlos.

Ratlosigkeit ist keine Lösung. Aber was können wir tun? Unsere Umwelt Gruppe ist offen für Jedermann aber es kommen so wenige. Dabei geht Umwelt doch jeden an. Die wenigen in unserer Gruppe setzen sich ehrenamtlich für kleine und realisierbare Projekte ein und zeigen damit, dass man auch mit geringem Einsatz das Ortsgeschehen positiv beeinflussen kann. Vor zwei Jahren gab es einen gemeinsamen Termin vor Ort mit allen Beteiligten. Da wurde das Vorgehen beim Obstbaumschnitt besprochen. Das Ergebnis damals war vorbildlich. Das war ein guter Weg. Darauf sollten wir in Zukunft auch hoffen dürfen. Das käme allen Naturfreunden, also der gesamten Gemeinde zugute.

Ralf Schreck – enttäuschter Bürger

Orchidee des Jahres 2017

Orchidee des Jahres 2017

Das Weiße Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) ist die Orchidee des Jahres 2017. Die Mitglieder der Arbeitskreise heimischer Orchideen der Bundesländer kürten die Pflanze im thüringischen Arnstadt. Sinn einer solchen Kürung ist jedoch nicht das hervor stellen einer einzelnen Pflanzenart. Vielmehr geht es darum uns zu zeigen, welche Pflanzen (Orchideen) Schätze bei uns wachsen und was wir tun können, um diese auch unseren Kindern und Enkeln zu erhalten.

Bei uns gibt es das Langblättrige Waldvögelein (Cephalanthera longifolia) und ist, was viele von uns gar nicht wissen, am beobachteten Standort gar nicht selten. Obwohl es im Forst wächst, also nicht in einem natürlichen Wald, kommt es dort mit zahlreichen anderen Orchideen vor. Es gibt diverse Knabenkräuter und auch die seltene Bienen Ragwurz. Das liegt am zusagenden Standort und an der dort herrschenden Waldpflege, denn die Verantwortlichen vom Forst kennen diese Vorkommen auch.

Der Standort ist unscheinbar und liegt einigermaßen verborgen, sodass es keine „Wallfahrten“ zu diesen Orchideen gibt. Auch sorgen die vielen Zecken und Schnaken während der Blütezeit für Unbehagen. Man kann Natur auch einfach Natur sein lassen. Und doch ist es ein von Menschen gemachter Standort, an dem die Natur sich entfalten kann. Zahlreiche Wildsträucher am Waldsaum laden Insekten zum Laben ein. Am Hartriegel tummeln sich die Rosenkäfer, die Heckenkirschen locken Nachtschmetterlinge, auf den Eichen sieht man Maikäfer. Auf der benachbarten Waldwiese sieht man Langhorn Bienen, Schenkelkäfer und zahlreiche andere Insekten. Die Ricke legt dort auch ihre Kitze ab. Am Weg findet man Losung von Marder und Fuchs. Auch Hirschkäfer kommen vor. Man findet im Mai oft deren Reste, die der Schwarzspecht nach einem Mahl übrig gelassen hat. Auch das Reptil des Jahres 2017 ist dort zu finden.

Es ist ein komplexer und vielfältiger Lebensraum. Nicht nur ein Orchideen Standort. Genutzt wird er vom Forst und von den Jägern. Weniger von Spaziergängern, weil er abgelegen ist. Vieles dort ist aufeinander abgestimmt. Natur ist flexibel. Natur kommt zurück. Es liegt an uns, wie weit wir das zulassen. Was wir verdrängen oder was wir schützen. Was wir der Nachwelt überlassen. Wenn wir uns informieren werden wir die Zusammenhänge verstehen und damit die richtigen Entscheidungen treffen. Ein wertvolles und schönes Kleinod in unserer Gemeinde.

Ralf Schreck – Vielfaltsfreund

 

Revier übergreifende Säuberungsaktion

Putzaktion im Rheinwald auf der Gemarkung von Eggenstein-Leopoldshafen

Obwohl kurzfristig angekündigt trafen sich mehr als sechzig Helferinnen und Helfer an der Belle in Eggenstein und an der Fähre von Leopoldshafen, um den Rheinwald in Flussnähe vom Müll zu befreien. Durch das extreme Niedrigwasser konnten Waldflächen betreten werden, die sonst nicht zugänglich sind. Das war die Idee. Zu Beginn der Woche setzte jedoch Tauwetter ein und der Rheinpegel stieg innerhalb von 24 Stunden um zwei Meter und setzte die Uferwälder unter Wasser. Bis Freitag war diese Flutwelle allerdings wieder abgeebbt und das ursprüngliche Ziel konnte wieder verfolgt werden. Das zurück fließende Wasser ließ jedoch nicht nur das Treibholz zurück, sondern auch den angeschwemmten Müll. Styropor, Sandalen, Schuhe, Eimer, Cremedosen, Flaschen aus Glas und Plastik und viele andere Gegenstände aus Kunststoffen. Sehr viel Unrat. Da war es ein Leichtes die Müllsäcke und Anhänger zu befüllen.

Eigentlich ist es eine Schande, dass sich in unserer Natur so viel Müll ansammelt. Jetzt sind die begangenen Flächen sauber, bei der nächsten Hochwasserwelle wird neuer Müll angeschwemmt. Ein scheinbar ewiger Kreislauf. Wir bekämpfen Symptome und sollten eigentlich an die Ursachen denken. Müllvermeidung, Mülltrennung, Müll im Mülleimer entsorgen. Eigentlich sind das Selbstverständlichkeiten.

Und was sind die Lehren dieser Aktion? Punkt 9.00 Uhr war ich am Treffpunkt an der Belle, da waren schon 40 Teilnehmer dabei Werkzeug und Müllsäcke in Empfang zu nehmen. Und alle kannten bereits die Bereiche und alle ihre Putzpartner. Ich war baff, als Joachim mich begrüßte und sagte ich sei in seiner Gruppe. Besser kann eine Organisation nicht sein. Friedhelm hatte im Vorfeld alles organisiert, die Putzbereiche fest gelegt und die Teilnehmer den Revieren zugeordnet. Was konnte da noch schief gehen? Es war auch seine Idee eine solche Aktion durch zu führen. Zusammen mit Anglern, Jägern und der Agenda Gruppe Umwelt. Auch hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger waren eingeladen und gekommen. Ein genialer Schachzug, denn diese Gruppen kennen die Reviere wie ihre Westentasche. Angeln ist mehr als fischen und Jagd ist mehr als jagen. Revier übergreifender Umweltschutz war das. Manchmal benötigt es nur einen kleinen Anstoß, um ein solche Aktion ins Leben zu rufen. Ein Gewinn für unsere Dorfgemeinschaft. Eine tolle Aktion, die man unbedingt wiederholen sollte. Unser Gemeindemotto lautet  „Wohlfühlen in Vielfalt“. Am Samstag hieß es „Mitmachen in Vielfalt“. Danke an alle Teilnehmer, die diesen Gedanken mittragen und vorleben.

Danke auch an unsere Feuerwehr, bei der der Abschluss mit Vesper stattfand. Danke an Brigitte für die lecker Brötchen. Danke an die Gemeinde für die Unterstützung.

Friedhelm war gar nicht dabei, er hatte andere Termine. Aber ich habe ihn vermisst.

Ralf Schreck – Vielfaltsfreund

 

P.S. Hat eigentlich jemand den Motoradhelm eingesammelt?

 

 

 

Blume des Jahres 2017

Sinfonie in Rot

Selten ist er geworden der Klatschmohn. Aber es gibt ihn noch. Auch bei uns. Mit der Wahl zur Blume des Jahres möchte die Loki Schmidt Stiftung auf die Gefährdung und den Verlust von Ackerwildpflanzen aufmerksam machen und sich für die Förderung der bunten Vielfalt im Landbau einsetzen.

Bei uns kann man ihn im Mai und Juni blühen sehen. Er ist ein Rohboden Besiedler, deshalb sieht man ihn gerne an Dämmen, an Rändern von Schuttplätzen und auf trockenen Wiesen. Gelegentlich taucht er in großen Gruppen auf, dann sieht das besonders eindrucksvoll aus. So gesehen am Rand der Recyclinganlage im Tiefgestade von Eggenstein vor zwei Jahren. Von weitem konnte man das rote Leuchten der Blüten bewundern. Zeitig am Morgen sind die Blüten voller Nektar und das lockt zahlreiche Hummeln an. Ein Gesumme und Gebrumme ist das! Eine wahre Pracht.

Mohn kommt und geht. Ein Jahr später war er in der Wildwiese beim Jubiläumswald und an den Steinriegeln des Eidechsenbiotops. Dort konnte man auch die riesigen Blauen Holzbienen am Mohn finden, unsere größte heimische Wildbienenart. Auch im Hochgestade am Rand des Hardtwaldes auf den trockenen Wiesen ist er anzutreffen. Und die Schröcker kommen ebenfalls nicht zu kurz. Im vergangenen Jahr gab es eine schöne Gruppe am Damm des Pfinzkanals und bildete einen tollen Vordergrund zur Dorfansicht von Leopoldshafen. Ich kann Mohn gut leiden. Er kommt und geht. Wenn wir ihm kleine Flächen zum Gedeihen überlassen, freuen sich nicht nur die Fotografen darüber. Ein kleines Stück Natur in unserer Kulturlandschaft.

Ralf Schreck – Mohn Freund

 

Winter am Schröcker Hafen

Winter Freuden

Die Elemente haben uns schon immer fasziniert. So auch Wasser und Eis. Nach den eisigen Temperaturen sind auch bei uns die stehenden Gewässer gefroren und bei den fließenden bilden sich bizarre Eisformen. Da macht ein Spaziergang doppelt Spaß und die Schlittschuhläufer werden von der Eisfläche magisch angezogen. Alleine das Zuschauen macht große Freude. Gekonnt zieht ein Pärchen seine Kreise. Gemächlich und doch elegant umrunden sie unsere Fähre Sophie, verschwinden dann Richtung Rhein, um danach wieder zurück zu kommen. Ein Gruppe Jugendlicher übt sich im Hockey. Ein eiliger Herr mit Tasche huscht an mir vorbei und kann gar nicht schnell genug aufs Eis kommen. Nachdem er seine Schlittschuhe angeschnallt hat, zieht auch er seine Runden. Er erinnert sich bestimmt an früher, an seine Jugendzeit, als die Winter zuverlässiger waren und es öfter Eistage gab. Die Freude ist allen ins Gesicht geschrieben.

Bei allem Spaß ist zu bedenken, dass vom Eis Gefahren ausgehen. Daran erinnern die aufgehängten Hinweisschilder. Am Vortag habe ich eine Polizeistreife gesehen. Das beruhigt. Auf dem Eis hält man Kontakt zum Nachbarn und versucht in Ufernähe zu bleiben. Für alle Fälle. Es ist jetzt auch Tauwetter angesagt, dann ist eh alles vorbei. Und doch ist jedes Mal ein Erlebnis. Eindrucksvoll sind auch die Geräusche, die vom Eis ausgehen. Ein Knarren und Knacken, ein Peitschen und Schlagen. Fast unheimlich lässt es uns inne halten und macht uns bewusst, welche Kräfte in der Natur herrschen. Und das kann man auch vom Ufer erleben.

Ralf Schreck – Eis Freund

 

 

 

Das Pappelwäldchen am Ortseingang

Das Pappelwäldchen am Ortseingang

Es war eindrucksvoll anzusehen, wie die Forstarbeiter mit Hilfe der Maschinen die großen Bäume gefällt haben. Und es ging recht schnell. Wer sich ein wenig mit Waldbau auskennt weiß, dass es Sinn macht die Bäume auf der zur Straße gelegenen Fläche komplett zu entfernen. Eigentlich sollte ein Gehölzstreifen verbleiben aber mit den fort schreitenden Fällarbeiten wurde sichtbar, dass sich diese zunächst belassenen Bäume aufgrund ihrer enormen Länge wie Halme im  Wind bewegten und ein Sicherheitsrisiko darstellten. Im Bestandschluss stützen sich die Bäume selbst, jetzt nicht mehr. Beim Waldbegang im Oktober, als das Wäldchen noch voll belaubt war, konnte man das nicht erkennen. Unsere Sicherheit geht vor, deshalb ist eine Sicherheitszone zur Hauptstraße vorgeschrieben.

Jetzt haben wir einen Kahlhieb am Ortseingang, für jeden sichtbar. Das wäre ein Drama, ginge diese Geschichte nicht weiter. Denn es werden wieder Bäume gepflanzt und im Frühling begrünt sich diese Fläche wieder mit Sträuchern und Auwald Stauden. Man denke an Windwürfe durch Stürme. Solche Flächen hat sich die Natur auch wieder zurück geholt. Auch wenn vieles Menschen gemacht ist. Dieses Gelände lebt durch die Dynamik der Wasserstände, deshalb gedeihen dort auch nur angepasste Pflanzenarten. Jetzt herrscht dort scheinbare Verwüstung. Das Kronendach ist weg, es kommt wieder Licht auf den Boden. Es gibt dort Hartriegel, Pfaffenhütchen, Weiden und anderes Gesträuch. Auch lässt man einzelne Pappeln stehen und ein Teil des Totholzes verbleibt im Gelände. Bereits jetzt sieht man Meisen, Zaunkönige, Rotkehlchen und Kleiber, die im Unterholz nach Nahrung suchen. Auch ein Turmfalke hat bereits das offene Revier erkundet.

Mittendrin hat es einen Graben mit fließendem Wasser, dort werden sich bald Amphibien tummeln. Das ist ein viel gestaltiges Gelände, welches sich nach dem Eingriff wieder entwickeln wird. Das zu beobachten ist eine spannende Angelegenheit. Darauf bin ich schon jetzt gespannt, darüber wird zu berichten sein. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind erkunde ich das Gelände erneut und suche einen passenden Platz für meine Wildbeobachtungskamera. Das geerntete Holz wird verkauft, der Erlös kommt in die Gemeindekasse.

Ralf Schreck – Waldfreund

 

 

Winterspaziergang

Winterspaziergang

Ein Spaziergang im Schnee mit Sonnenschein

ist befreiend für Geist und Gemüt.

Trotz Kälte dringt Wärme ins Herz hinein,

ich lebe auf, da Frohmut erblüht.

Das Sonnenlicht irrt durchs Geäst,

malt Kreise in den Raum.

Im Wasser es Sterne entstehen läßt

und durchleuchtet das Restlaub am Baum.

Ich komme mir vor wie im Märchenwald,

wie in alten Geschichten beschrieben.

Im Geiste sehe ich die Märchengestalt

und auch die Zwerge – alle sieben -.

Trotz meines Alters scheue ich nicht

am Tage noch zu träumen.

Dies alles vollbringt das Sonnenlicht

zwischen meinen Freunden – den Bäumen.

Philipp Schreck

 ( 22. Nov. 97 )

Philipp (Text), Lukas und Ralf Schreck (Fotos) – Naturfreunde

 

Fährte und Spur

Fährten und Spuren

Es war die bisher kälteste Nacht. Als Lukas mich in der Frühe abholte stand das Thermometer bei minus 9 Grad Celsius. Jedoch sind wir erfahrene Naturbeobachter und für viele Wetterzustände bestens gerüstet. Zudem versprach der Tag wieder ein Abenteuer zu werden, denn wir waren erneut zur Schröcker Drückjagd eingeladen. Mittlerweile sind wir bei den Jägern bekannt, es gab auf beiden Seiten keine Berührungsängste mehr, dennoch waren wir neugierig aufgeregt, weil niemand wusste, was wir erleben würden. Im Hinterkopf hatten wir die Meldungen aus der Presse über die Aktivisten, die im vergangen Jahr durch ihr unkorrektes Verhalten Drückjagden störten und zur Aufgabe brachten. Dies wurde auch zu Beginn der Jagd angesprochen und alle Teilnehmer informiert sich nicht provozieren zu lassen und alle Sicherheitsbestimmungen einzuhalten. Heute gab es keine solchen Zwischenfälle, keine Unfälle, alles lief nach Plan.

Beim Ablauf der Jagd sind mir einige Dinge und einige Teilnehmer besonders aufgefallen. Es herrscht innerhalb dieser Gesellschaft eine schöne Stimmung. Ob Jagdherr, Jäger, Treiber, Helfer oder die Jägerfrauen, die guten Seelen, die im Hintergrund das Vesper, den Kuchen, den Kaffee vorbereiteten und reichten, alle ziehen sie am selben Strang. Es ist alles aufeinander abgestimmt.

Jäger und Treiber wurden in Gruppen eingeteilt und im Revier verteilt und positioniert. Wir Gäste bekamen je eine Kanzel zugeteilt, von der aus wir das Gelände beobachten konnten. Vor mir lag ein riesiger Schilfgürtel mit über mannshohen Halmen, der von den Treibern begangen wurde. Sehen konnte man sie nicht, nur in der Bewegung des Schilfes erkannte man diese Gruppe. Dabei ist mir Edwin aufgefallen. Als erfahrener Jäger führte er diese Gruppe an. Über Rufkommandos hielt er Kontakt zu jedem einzelnen in seiner Gruppe und dirigierte oder gebot Halt, dass alle aufschließen konnten. Nie den Überblick verlieren auch bei geringer Sicht. Aufeinander aufpassen. So funktioniert das. Beeindruckend.

Es ist auch jedes Mal ein Gewinn, wenn man sich kurz mit Hajo unterhält. In knappen Worten erzählt er sehr verständlich über Wildbiologie, Sozialverhalten der Sauen unter Jagddruck und anderes. Er hat während der Jagd eine Schnepfe gesehen. Eigentlich ein Zugvogel. Aber die ist bei uns geblieben. Als Standschnepfe ein Bote der Klimaerwärmung. Hajo ist beliebt. Das sieht man daran, dass sich die Jungjäger um ihn scharen, die er ausbildet. Er hat diese ansteckende Leidenschaft, mit der er sein Wissen weiter gibt. So wünscht man sich eine Jadgausbildung.

Unsere Jäger scheuen die Öffentlichkeit nicht. Bei dieser Jagd war auch eine Gemeinderätin dabei, die als Treiberin eingesetzt wurde. Auch sie war beeindruckt von der guten Organisation und dem guten Verlauf der Jagd. Wer sich unvoreingenommen einem Thema nähert, geht mit neuen Erkenntnissen und Gewinn nach Hause. Wichtig war auch, dass die Jägerschaft beim öffentlichen Waldbegang der Gemeinde im vergangenen Jahr vom verantwortlichen Forstleiter für ihre Arbeit im Wald gewürdigt wurde. So ist zum Beispiel die Jagd im neu gepflanzten Jubiläumswald ein wesentlicher Beitrag für den Erfolg dieses Wäldchens. So mancher Zweifler in der Gruppe bekam neue Sichtweisen. Heute war auch unser heimischer Filmemacher zugegen, der am Ende des Tages in einem Film seine Sichtweise zur Drückjagd des vergangenen Jahres zeigte.

Es wurde geschossen. Es fielen viele Schüsse. Am Ende waren es 30 Sauen, 34 Rehe, 2 Füchse und 6 Nutria. Das ist eine enorme Strecke nur auf der Schröcker Gemarkung und lässt staunen. Zum Glück haben die Sauen den benachbarten Sportplatz des FV Leopoldshafen noch nicht entdeckt. Und dennoch sind viele Tiere entkommen. Beim zweiten Ansitz am Nachmittag kamen Zeit versetzt drei Sauen aus dem Dickicht gerannt. Die erste nahm ich zur Kenntnis, ebenso wie die Jägerin zu meiner Linken. Das ging so schnell, dass man nicht reagieren konnte. Bei der zweiten Sau fiel ein Schuss aber auch die war zu schnell. Immerhin konnte ich sie mit der Kamera einfangen. Die dritte Sau lief ebenfalls durch. Dann besuchte mich ein Zaunkönig auf der Kanzel. Mein erster Gedanke war, falsches Objektiv! Der kleine Kerl blieb einige Momente und ich genoss den Augenblick. Später flog ein Habicht mit einer Amsel im Fang über die Kanzel und verschwand in den Baumkronen. Das sind Momente, die man nicht vergisst.

Aufschlussreich ist auch wie das Wild verwertet wird. Leben in Freiheit, Jagd, Schuss, kurzes Sterben (oder entkommen), zerteilen und verwerten des Wildes am Jagdtag. Man sieht, was man bekommt. Das ist eine geschlossene Kette, die die meisten von uns gar nicht mehr kennen. Viele kaufen Wurst und Fleischwaren beim Discounter zum Sonderpreis und wissen nicht Bescheid, dass das mit  Massentierhaltung und Gülle Problemen erkauft wird oder wollen es nicht wissen.

Jagd ist mehr als schießen. Jagd ist Kultur, ist Hege, ist Leidenschaft und Abenteuer. Das Wäldchen aus dem die Sauen kamen ist ein bedeutender Standort des Weißen Waldvögeleins, eine seltene heimische Orchidee. Weiter hinten gibt es eine Wildwiese, die im blühenden Zustand zahlreiche Insekten anlockt. Angelegt von den Jägern. Vielfalt im Wald.

Fährten und Spuren? Da gibt es einen Unterschied. Von Fährten spricht man beim Hochwild und von Spuren beim Niederwild. Und was ist der Unterschied zwischen Hoch- und Niederwild? Neugierig geworden? Dann mal einen Jäger fragen oder auf die Homepage der Jägervereinigung gehen und stöbern. Da findet man hoch interessante Themen. Über den Tellerrand zu schauen hat noch niemandem geschadet.

Lukas und Ralf Schreck – Naturfreunde

 

 

Berlin ist überall

Berlin ist überall

Den Text für diese Geschichte hatte ich schon lange im Sinn. Nur nicht so.

Es geht auf Weihnachten zu und deshalb wollte ich heute einmal meinen Followern danken. Mein Blog ist ja nur ein lokaler, doch ist er weltweit einsehbar und ich habe sehr interessante Abonnenten!

Danke an Alex, der mit seinem Hinweis unsere Familiengeschichte umgeschrieben hat.

Danke an Manuela, die mich mit ihrem umfassenden und detailreichen Wissen über Natur und Wissenschaft bei jeder Begegnung begeistert. Sie fotografiert, dokumentiert und erfreut sich an den unscheinbaren Dingen der Natur, an denen andere achtlos vorbei gehen. Daneben ist sie auch Trainerin bei einer Kindersport Gruppe.

Danke an Hajo, der ebenfalls Naturfreund ist und unseren Horizont in Richtung Hege erweitert hat. Jagd gehört zu unserer Kultur.

Danke an Christiane. Was gibt es wichtigeres als Familie? Ziegen und Naturfreundin.

Danke an Sabine, Tierfreundin und damit auch Natur verbunden. Sie kümmert sich um Kinder, die reiten lernen. Die Schleppjagden und die Auftritte der Jagdhornbläser sind jedes Mal eine Inspiration.

Danke an Walter, den Meister Fotografen, dafür, dass er über den Tellerrand schaut. Fotografen sehen die Welt mit besonderen Augen. Sie sehen die Dinge anders und eröffnen mit ihren Bildern besondere Sichtweisen.

Danke an Angela, die Künstlerin. Ihr Skulpturenpark lädt ein zum Inne halten. Kunst ist frei. Sie schafft es, dass wir in jedem Jahr eine Kunstausstellung ins Rathaus bekommen.

Danke an „Motzdrossel“ fürs rein schauen. Kann ich leider nicht zuordnen aber ich denke, dass sie ebenfalls Naturfreundin ist.

Danke an Doris, meine treueste Begleiterin, die mich in allem unterstützt.

Danke an Peter, den Feuerwehrmann und bedeutendsten Hornissen Kenner Deutschlands. Feuerwehrleute sind besondere Menschen, sie setzen sich bedingungslos für andere ein.

Danke an Lukas und David, für technische Unterstützung und das Einrichten meines Blogs. Für die tollen Ausflüge, Ideen und Anregungen.

Danke an Regine, für die stillen Wegweisungen und Inspirationen.

Danke an all die anderen, die zufällig oder absichtlich vorbei schauen.

Weshalb schreibe ich das? Ich war noch nie in Berlin aber Berlin ist überall.

Meine Follower verkörpern hohe Werte, eine hohe Kultur. Alex beschäftigt sich mit Geschichte, Manuela ist Naturwissenschaftlerin und im Sportverein. Hajo unterrichtet angehende Jäger, Christiane, Doris, Lukas und David sind Familie. Sabine kümmert sich um Pferde und Kinder. Walter und Angela sind Künstler. Peter ist Feuerwehrmann und Naturschützer. Regine kümmert sich um Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus. Alle setzen sich für andere ein, alle kümmern sich! Das alles sind wir. Das gibt es bei uns und auch anderswo. Das sind unsere Werte, das ist unsere Freiheit, unser Leben. Wir alle müssen sterben. Wir sterben an Altersschwäche, an Krankheiten, manche auch an Unfällen. Aber an einem Anschlag, wie in Berlin, möchte niemand sterben. Das ist unfassbar, unmenschlich. Wir fühlen mit, wir versuchen zu verstehen und verstehen doch nicht. Wie können wir da unbeschwert das Weihnachtsfest begehen? Aktionismus und Rache sind der falsche Weg. Mitfühlen, Nachdenken und Besonnenheit zeigen sind der bessere. Machen wir es wie meine Follower! Leben wir unsere Freiheit und unser Leben vor. Zeigen wir, wie wir es besser machen können. Lassen wir uns nicht von unserem Weg abbringen. Ich war noch nie in Berlin aber ich fühle mit Berlin. Viele tun das auch, deshalb ist Berlin überall.

Danke an alle und macht weiter so!

Ralf Schreck

 

Traditionelles Adventssingen in Eggenstein und Leopoldshafen

Gedanken zum Adventssingen

Viele Menschen kamen zum Kirchplatz nach Schröck, um dem Adventssingen bei zu wohnen. Kinder, Familien, Großeltern. Und alle kamen auf ihre Kosten. Vergangenen Sonntag waren wir in Eggenstein, heute in Leopoldshafen. Warum kommen so viele Menschen? Weil es bei uns Tradition und es in jedem Jahr ein stimmungsvolles Ereignis ist. Schon beim ersten Lied halten alle inne und lauschen andächtig den weihnachtlichen Klängen. Wir können stolz auf unsere Vereine sein, die sich in jedem Jahr musikalisch einbringen. Und trotzdem müssen wir uns fragen, ob wir unbeschwert Weihnachten feiern können, wo wir so viele Krisenherde in der Welt haben? Die schlimmen Bilder aus Aleppo, die wir täglich in den Nachrichten sehen, stimmen uns nachdenklich. Bürgermeister Stellvertreter Willy Nees nahm in seiner Ansprache Bezug zu diesem Thema. Es ist wichtig, dass wir darüber reden. Jedoch dürfen wir uns dadurch nicht lähmen lassen. Wir pflegen mit unserem Adventssingen eine hohe Kultur und sind damit für andere Vorbild. Der erwirtschaftete Erlös kommt sozialen Projekten zu gute. Ja, wir alle sind Vorbild, weil wir Möglichkeiten zeigen, wie wir es besser machen können. Wichtig ist auch, dass bei dieser Veranstaltung das großartige Engagement unserer vielen Ehrenamtlichen gewürdigt wurde. Das ermutigt und spornt an. Wir leben in einer funktionierenden Demokratie, da lohnt es sich, sich für andere einzusetzen. Und das ist für alle von Vorteil. Unser Adventssingen war bestens organisiert vom Ortskartell. Und dass es einen hohen Stellenwert besitzt, zeigte auch die Präsenz unser Gemeinderätinnen und Gemeinderäte. Eine wichtige und schöne Veranstaltung war es. Bei Knoblauchbrot, Bratwurst, Waffeln, Punsch und Glühwein traf man Familie und Freunde. Es kam zum Plausch und man ließ sich durch die musikalischen Darbietungen weihnachtlich einstimmen.

Ralf Schreck – Bürger