Mensch, jetzt werden die Tage wieder kürzer! Eben war noch so schön warm draußen und jetzt ist die erste Kältewelle angesagt. Gut dem, der die letzten Herbsttage für Spaziergänge genutzt hat. Die Herbstferien habe ich frei und nutze diese Tage, um die nähere Umgebung zu erkunden. Ja, man muss hier gar nicht so weit weg gehen. Den Herbst kann man gut in unserem Bürgerpark entdecken. Da ist die Allee aus Nussbäumen und Kenner dieser Baumart bücken sich für die reifen Nüsse. Ja, die Bäume zeigen sich in herrlicher Herbstpracht. Auch die Wilhelm Knobloch Ulmen leuchten um die Wette.
Und dann gibt es schon so viel Falllaub. Als Kinder hatten wir uns einen Spaß daraus gemacht und sind in die Laubhaufen gesprungen. Heute mache ich das nur in Gedanken, denn ich kenne meine Knie und meinen Rücken. Unweigerlich kommt man auch am Pfinzkanal vorbei, geht auf eine der Brücken und blickt aufs Wasser. Im Bereich der Straßenbahnbrücke kann man eine Nutria Familie beobachten. Eine Mama und ihre vier Kinder. So wie die sich verhalten kann man erkennen, dass die gefüttert werden. Soll man eigentlich ja nicht machen. Das sind wilde Tiere und dann auch unerwünschte, weil sie nicht heimisch sind. So genannte Neozoen. In den 1950er gab es in Eggenstein eine Pelztierfarm mit Nutrias. Fragt die alten Hiesigen, die können noch darüber berichten. Possierlich sehen diese Sumpfbiber ja aus. Passanten, ob groß oder klein, bleiben stehen und schauen übers Geländer. Auch das grünfüßige Teichhühnchen ist dort zu finden. Und wer etwas mehr Zeit mit bringt kann sogar Eisvögel dort sehen.
Es ist schön dort. Enkel begleiten ihre Großeltern in den Park, die im benachbarten Seniorenheim wohnen. Hundefreunde verabreden sich und gehen gemeinsam Gassi. Pärchen schlendern umschlungen die Allee entlang, Radfahrer genießen die frische Luft. Auf der großen Wiese kann der aufmerksame Beobachter den Grünspecht beim Ameisen ernten beobachten. Schnell noch ein paar Nüsse und bunte Herbstblätter aufgelesen für den Deko Teller im Wohnzimmer. Und wer Lust hat geht ins „Andi Bräu“ und trifft bei einem gemütlichen Bierchen nette Leute. Was will man mehr?
Die Nutria im Pfinzkanal bekamen als Gage (ausnahmsweise) frischen Salat und kein Brot!
Dieses Mal war es ein anderes Blut spenden und zu Beginn dachte man, dass es weh tun würde. Doch schnell erkannte jeder Spende willige, dass die Rotkreuzler sich auf Halloween eingeschossen hatten. Und das war eine tolle Idee! Die Räumlichkeiten unserer Gemeinschaftsschule waren schön dekoriert und die ehrenamtlichen Helfer hatten sich entsprechend verkleidet, da herrschte eine tolle Stimmung.
Bei mir war es bereits die 37. Spende, die einzelnen Abläufe sind mir bestens bekannt. Aber wie würde ich das einem Erstspender erklären? Das ist gar nicht so kompliziert, denn man durchläuft verschiedene Stationen und es gibt genügend Rotkreuzler, die mit wachen Sinnen die einzelnen Szenarien überwachen und bei Bedarf Hilfestellung leisten. Es kann eigentlich niemand verloren gehen oder gar unentdeckt verbluten.
Man wird begrüßt , registriert und mit Ausweis identifiziert. Danach erhält man einen Fragebogen, den man gewissenhaft auszufüllen hat. Das ist eigentlich die lästigste Prozedur, denn es sind viele Fragen, die man zu beantworten hat. Es sind auch intime Fragen dabei aber letztendlich geht es um die Gesundheit derer, die auf das Blut oder Blutbestandteile angewiesen sind. Die nächste Station ist der Gang zum Arzt. Dort wird der Blutdruck gemessen und nach dem persönlichen Wohlbefinden gefragt und auch, ob man genug getrunken hat. Und man muss nochmals beweisen, dass man tatsächlich auch der oder die Jenige ist, die vor dem Arzt sitzt. Erstspender werden genauer untersucht und erhalten eine intensivere Einweisung. Fürsorge wird hier großgeschrieben. Wer glaubt, dass es jetzt zum Aderlass geht, der irrt. Denn selbst wenn man gesagt hat, dass man genug getrunken hat, wird man zum Getränketisch geschickt. Dort trinke ich dann eine Cola, weil ich die zuhause nie bekomme. Ach ja, neben dem Fragebogen hat man noch einen Kasten mit allerlei Schläuchen und Röhrchen bekommen, den man dann bis zur Spende herum trägt. Nach dem Trinken verlaufe ich mich dann immer, weil ich nie sofort den Zugang zum Spenderraum finde. Aber meine Unsicherheit bleibt nicht lange unentdeckt und dann sitze ich auch schon vor dem „Bitte den rechten Mittelfinger her strecken Blutabnahme Team“. Diverse Strichcode Kleber werden auf die entsprechenden Röhrchen geklebt und dann kommt die Frage, ob man links oder rechts spenden möchte. Zuvor wurde natürlich der gepikste Finger gepflastert. Und dann geht es los. Bei mir geht das gut, denn meine Blutbahn in der Armbeuge ist gut sicht und treff bar. Das machte eine Ärztin mit einer Spinne auf dem Kopf. Nochmals wurden mein Geburtsdatum und mein Wohnort abgefragt. Wenn man macht, was man gesagt bekommt, ist der angelegte Blutbeutel bald voll. Durch ein Signal wird das bekannt gegeben. Während der Spenderzeit kann man die Deckenplatten zählen. Schließlich wird man entnadelt, bekommt einen Druckverband und wird von einem kräftigen Rotkreuzler in den Ruheraum gebracht. Beim Liegen und oder Sitzen stabilisiert sich der Kreislauf und man kommt wieder zu Kräften. Auch hier ist man nicht alleine, denn die Ruhezeiten werden von weiteren Helfern überwacht. Danach geht’s zum Essen. Lecker Kürbis oder Kartoffelsuppe gab es. Getränke nach Wahl und Obst und Muffins.
Aufgefallen sind mir die vielen Kinder. Das gab es früher nicht. Heute gibt es eine Kinderbetreuung mit Spiel und Spaß. Das macht auch Sinn, denn unsere Kinder sind die Spender von morgen. Und was mir bei bisher allen Blutspenden aufgefallen ist, ist die besondere Stimmung, die unter den Rotkreuzlern herrscht. Es herrscht eine besondere Atmosphäre, die sehr bewundernswert ist. Wer das erleben möchte, kommt am besten beim nächsten Blutspendetermin selbst einmal vorbei.
PS Man kann auch ohne Messer im Kopf spenden. Danke an Manfred, der es mir ermöglicht hat eine Spende fotografisch zu dokumentieren. Er ist auch der Hauptdarsteller auf den Bildern.
Wie immer war es aufregend. Für uns als Beobachter, Lukas und mich. Von den Feuerwehrleuten wissen wir das nicht. Es läuft immer alles geordnet ab, jedes Mal steckt System dahinter, wie ein Einsatz angegangen wird. Die unzähligen Trainingseinheiten unserer beiden Feuerwehren und die besondere Kameradschaft sind beste Voraussetzungen, um eine Übung oder einen Einsatz zu meistern. Und doch war es dieses Mal anders. Alle betraten ein neues Gelände mit einer neuen Wohnanlage. Die Container Unterkünfte für die Asylsuchenden am Schröcker Tor am Ortsrand von Leopoldshafen.
Es war eine Gemeinschaftsübung unserer beiden Wehren. Bemerkenswert empfand ich die Tatsache, dass es der Wunsch unserer Feuerwehr war, dort eine Übung abzuhalten. Man kümmert sich bereits im Vorfeld, um die Örtlichkeiten zu erkunden und bei einer solchen Übung Erfahrungen für einen Ernstfall zu sammeln. Wir haben sehr fähige Feuerwehrkommandanten, die sich durch Weitblick auszeichnen. Wer sich für unsere Gemeinde Politik interessiert, erkennt diese Weitsichtigkeit auch in vielen Entscheidungen unseres Gemeinderates. Man möchte die Dinge und Themen berechenbar halten, deshalb wird vorausschauend gehandelt. Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass einer unserer Feuerwehrkommandanten ein solcher Entscheidungsträger ist und diese Linie in die Feuerwehr trägt.
Was war geschehen? Die neue Wohnanlage ist mit einer Brandmeldeanlage ausgerüstet, die der Feuerwehr einen Vorfall in einem Container meldete. Innerhalb weniger Minuten war unsere Gesamtwehr eingetroffen, da quoll bereits dichter Rauch aus einem Container Komplex. Die Lage wurde erkundet, dann drangen die ersten Atemschutzträger ins Gebäude, um zu den Verletzten oder Eingeschlossenen vorzudringen. In der Zwischenzeit war die Lichtanlage aufgebaut und der Teleskopmast an die Gebäudeseite gefahren. Dann ging alles sehr schnell und in kürzester Zeit war die Rettung abgeschlossen.
Vor Ort gab es dann noch eine Lagebesprechung, denn die gewonnenen Erkenntnisse sollen in einen Alarmplan eingearbeitet werden. Danach besichtigten die Feuerwehrleute die Wohnanlage ohne Rauch, um sich mit den Baulichkeiten vertraut zu machen. Zum Schluss gab es im Feuerwehrhaus Eggenstein noch ein zünftiges Vesper und plötzlich war es 23.00 Uhr! Respekt vor dieser Übung, denn zuvor hatten die meisten Freiwilligen ja noch einen normalen Arbeitstag.
Ralf und Lukas Schreck – Film AG Eggenstein-Leopoldshafen
Früher war der Tag der Kerwe höchster ländlicher Feiertag, der seit 1841 auf den 3. Sonntag im Oktober verlegt wurde. Schon Tage zuvor wurden die Häuser geputzt und die Kirchweihgänger waren in der Festtagskleidung unterwegs. Im Jubiläumsfilm zur 1200 Jahrfeier von Herbert Layh aus dem Jahre 1965 ist das zu erkennen. Gut angezogene Menschen vergnügten sich auf der Eggensteiner Kerwe. Man traf sich auf dem Festplatz, hielt ein Schwätzchen und hatte Kurzweil. Es gab Tanz bei klingender Musik. Im Gedicht von Rudolf Hügle heißt es in der sechsten Strophe:
„Reift Apfel und die Nuß aufs best`
So ist im Dorfe Kirchweihfest.
Der Bursche führt die Maid zum Tanze,
und schmückt sie mit dem Myrtenkranze.
O Eggenstein, so süß und traut,
dein Name klingt wie Wonnelaut“ …
Die Jugend wurde mit Kerwegeld ausgestattet und tauschte es gegen Süssigkeiten oder kaufte sich ein paar Runden im Karussell oder im Boxauto. Komm, wir gehen Reitschul fahren, riefen wir und machten uns auf den Weg. Mein Bruder und ich waren ganz wild auf Magenbrot und Mohrenköpfe. Ja, das durfte man früher noch sagen. Ich dachte als Kind auch nicht an Mohren, sondern an Moor wie Sumpf, weil die ja auch braun sind. So ist halt die kindliche Phantasie. Boxauto bin ich nur einmal gefahren, weil ich mir bei der ersten Fahrt gleich den Kopf angehauen habe. Und trotzdem fanden wir Kinder die Kerwe amüsant. Den Kirchweihtag leitete ein feierlicher Gottesdienst ein, weil man ja der Weihe eines Kirchengebäudes gedachte.
Welche Funktion hat Kerwe in unserer modernen und digitalen Welt? Heute gibt es Abwechslung in Hülle und Fülle und droht sie deshalb an Bedeutung zu verlieren? Ich denke die Kleinsten kommen auf ihre Kosten, denn die können über die bunten Stände, Lichter und Krimskrams immer noch staunen. Ein paar Runden mit der Reitschul bringen Kinderaugen immer noch zum Leuchten. Kerwe ist Kultur und hat Tradition. Die Hauptstraße wird gesperrt, weil man dort den Festplatz einrichtet. Das ist ein genialer Schachzug, denn man wird gezwungen zur Umleitung, zum Inne halten. Man flaniert zu den Ständen und am Ende steht man vor unserer eindrucksvollen evangelischen Kirche und wer weiß, ob sich der eine oder andere hineinwagt, um ein paar stille Momente zu finden? Und über den eigentlichen Sinn einer Kirchweihe nach zu denken?
Also, ich gehe hin und freue mich jetzt schon aufs Magenbrot und Schokoschaumküsse und denke dabei an die Beule, die ich beim Boxauto fahren bekommen habe. Und in die Kirche gehe ich auch.
Wohl ein Drittel meines Lebens habe ich im Garten verbracht. Seit dem 01.01.1985 sind wir Mitglied im Verein. So steht es Mitgliedsbuch Nr. 39 des Landesverbandes der Gartenfreunde Baden-Württemberg e.V. Zunächst mit meinem Vater Philipp, später dann mit mir. Meine Familie hat ebenfalls eine lange Zeit mitgewirkt, meine Kinder sind darin aufgewachsen. Kleingärten haben eine große soziale Funktion. Nicht nur für die Pächter, auch für die vielen Spaziergänger, den Hunde Freunden und Reitern, die das Gelände umrunden und den Besuchern des Gemeinschaftsplatzes an der Vereinshütte.
Was wäre wenn …
Auf den alten Fotos kann man sehen, wie das Gelände allmählich bewirtschaftet wurde. Nach und nach wurden die Gärten angelegt, die Vereinshütte gebaut und später die Erweiterungsfläche gestaltet. Es ist schon erstaunlich was ein Verein alles leisten kann. Das jährliche Gartenfest unter den großen Bäumen ist sehr beliebt und fester Bestandteil im Jahreskalender unserer Gemeinde. Das Gelände selbst liegt im Tiefgestade von Eggenstein, unterhalb des Friedhofs. Es gab auch viele bewirtschaftete Krautländer außerhalb des Vereinsgeländes. Im Rahmen des Hochwasserschutzes sollte ein Wassersammelbecken in diesem Bereich entstehen und den Krautländern wurde gekündigt. Dann hatte man sich jedoch für einen Stauraumkanal an anderer Stelle entschieden. Jetzt liegen dort viele Parzellen brach und man kann beobachten, wie sich die Natur diese Flächen zurück holt.
Was wäre wenn …
Im Internet kann man lesen, welche Bedeutung Kleingärten haben. Man liest von besserer Lebensqualität, preiswertem Züchten und Anbauen von gesundem Obst und Gemüse, Freizeitgestaltung und vielem mehr. Ja, man kann sich sogar ökologisch betätigen, auch wenn viele noch der Meinung sind, dass das weh tut. Man liest auch, dass Immigranten in Kleingärten eine Möglichkeit finden sich im Aufnahmeland besser zu integrieren. In Deutschland haben 7,5% der Kleingärtner einen Migrationshintergrund. Sind das tatsächlich nur so wenige? Ich meine, dass es mehr sein müssen. Vielleicht sind es bei uns mehr. Auf jeden Fall sind es bei den Arbeitseinsätzen (zur Ableistung der Pflichtarbeitsstunden), bei denen ich beteiligt bin, mehr heimische Ausländer als heimische Inländer.
Das gab mir zu denken und plötzlich hatte ich eine Vision:
Was wäre wenn …
wir in unserer Kleingartenanlage eine Parzelle in einen interkulturellen Garten wandeln und diesen den Asylsuchenden mit Bleiberecht zur Verfügung stellen? Ein solches Projekt könnte man mittelfristig realisieren und müsste betreut werden. Unterstützung bekäme man bestimmt vom Bezirksverband, unserer Gemeinde und von unserer im Ort erfolgreich tätigen Flüchtlingshilfe, die mit den Kirchen zusammen arbeitet. Wer sich fürs Dorfleben interessiert erkennt, dass unsere Gemeinde in Sachen Flüchtlingen immer einen Schritt voraus ist. Man kümmert sich bereits im Vorfeld, damit man die Ereignisse in geordnete Bahnen leiten kann. Es geht uns gut, wir können etwas abgeben. Die Gemeinde unterstützt viele Vereine, da könnte man auch wieder etwas zurück geben. Wenn man will. Ich wäre dabei.
Die alten Bilder wurden vom Kirchturm aus von Gerhard Ueberle gemacht.
Während dieser Zeit bin ich aufgewachsen. Die Grenzen waren fest, einige unüberwindbar. Es gab das scheinbar ewige Spannungsfeld zwischen Ost und West. In der Tagespresse sind mir die Statistiken der strategischen Waffen noch in Erinnerung. Es gab ein ausgewogenes Aufrüsten zwischen Nato und Warschauer Pakt. Und wenn die USA in ihrer Wüste wieder eine Atombombe zündeten dauerte es nicht lange, bis es einen sowjetischen Atomtest gab.
Wir waren es gewohnt, dass es viele Manöver in der Umgebung gab. Reforger Übungen hießen die. Tieffliegende Starfighter konnte man an vielen Tagen am Himmel kreisen sehen. Wenn die Soldaten schließlich wieder den Hardtwald verlassen hatten, haben wir uns den liegen gelassenen schwarzen Natodraht geholt, weil der ideal für unser Himbeerspalier war. Diese ganze Situation war für uns berechenbar, weil es unvorstellbar war, dass es einen Atomkrieg gab. Als junger Mensch hat man Flausen im Kopf und denkt nicht an Morgen. „Drüben“ hatten wir keine Verwandten, so wussten wir nicht, wie es dort war. In den Weihnachtsansprachen wurde regelmäßig der Bürger in der DDR gedacht.
1978 wurde ich Wehrpflichtiger und verbrachte 15 Monate im Jäger Bataillon 132 in der Ausbildungskompanie 12/5 in Schwarzenborn in der Nähe der Zonengrenze. Da war ich 19 Jahre alt und hatte plötzlich einen öffentlich nicht genannten Feind. „Feindliche Kräfte haben in der Nacht den Grenzübergang Herleshausen Richtung Westen überschritten“. Das war immer das Szenario, um in den Wald auszurücken und in Stellung zu gehen. Wir hatten als W15er auch politische Bildung. Im Rahmen einer solchen Veranstaltung fuhren wir in Zivil mit drei Bundeswehrbussen an die Zonengrenze nähe Hünfeld. Zuvor ging es in eine Bundesgrenzschutzkaserne, wo wir informiert und Verhaltensregeln auferlegt bekamen, damit es nicht zu einem Grenzkonflikt kam.
Es war ein kalter Tag im November als wir an den Grenzbefestigungen standen. Was für eine Landverschwendung dachte ich mir. Zäune, Minenfelder, Wachtürme, Selbstschussanlagen. „Feindliche Soldaten“ kamen mit einem Patroullienfahrzeug angefahren und beobachteten uns mit Ferngläsern. Die waren genauso jung wie wir. Diese ganze Situation war erschreckend beunruhigend und plötzlich verstand ich, weshalb unsere Politiker nicht nachließen die Wiedervereinigung anzustreben. Mein nächster Gedanke war, ich stehe auf der richtigen Seite. Das war eines der bedeutendsten Erlebnisse in meiner Bundeswehrzeit.
Ein weiteres Erlebnis als W15er hatte ich in einem Feuergefecht mit scharfer Munition. Natürlich war es eine Übung. Unser Trupp lag in Stellung und wir hatten Befehl den „Feind“ ab einer bestimmten Linie zu bekämpfen. Dann klappten die Pappkameraden hoch und wir feuerten. Es wurden immer mehr und ich wusste nicht mehr, welchen ich zuerst erschießen sollte. Es war ein Höllenfeuer. Wie im Rausch jagte ich Feuerstoß für Feuerstoß in die Soldaten. Ich dachte an die jungen Grenzsoldaten an der Zonengrenze, dann war mein Magazin leer, die Übung zu Ende und die Bundeswehr war für mich gelaufen. Das war nicht mein Ding. Im Ernstfall hätte ich vorbei geschossen. Ich war 19 Jahre alt.
1989 fiel die Mauer und wir begrüßten die vielen Trabis auf der Autobahn mit Hupkonzerten. 2010 verbrachten wir unseren Urlaub in der Rhön und besuchten in Geisa den damaligen Beobachtungsposten Point Alpha. Heute ein Museum. Ich wollte meinen Söhnen zeigen, wie das damals mit der Teilung war. Es hat sich viel verändert. Die Menschen wollen Freiheit und Frieden. Die Zonengrenze wurde abgebaut, jetzt haben wir das Grüne Band mit eindrucksvoller Natur. Die Wehrpflicht wurde abgeschafft. Meine Söhne hätte ich in keinem Fall zum „Bund“ gelassen. In meinem nächsten Leben würde ich es machen wie David: er hat ein freiwilliges ökologisches Jahr im Naturschutz absolviert. Darauf bin ich besonders stolz.
2016 verbrachten wir unseren Urlaub in Thüringen und besuchten unsere ehemaligen nicht öffentlich ausgesprochenen Feinde. Das sind Menschen wie du und ich. Wir wurden herzlich aufgenommen und eingeladen zu Würzfleisch und Sonderbier. Und ich war froh, dass ich als 19 jähriger die richtige Entscheidung traf.
Das ist erlebte Geschichte, die wir den Jüngeren nicht vorenthalten dürfen. In unserer Gemeinde nutzt man den Volkstrauertag, um der Öffentlichkeit Geschichte zu präsentieren. Gemeinde, Kirchen, Zeitzeugen, interessierte Bürger bringen sich ein, um ein geschichtliches Thema aufzubereiten und darzustellen. Wichtig ist auch, dass jedes Jahr Schülerinnen und Schüler mit einbezogen werden, die ihren Teil zur Präsentation einbringen.
Jeder Einsatz ist anders. Nie weiß ich im Voraus was mich erwartet. Vom Rathaus erhalte ich Anfragen Hilfe suchender Bürger. Bitte kommen wir haben Wespen. Bitte schnell kommen wir haben Hornissen!
Als ich am Einsatzort eintraf blickte ich in ein bekanntes Gesicht, es war der Jäger vom Hardtwald. Jäger haben eine fundierte Jagd- und Naturausbildung, deshalb war die Beratung einfach. Wir begegneten uns seiner Zeit im Wald und unterhielten uns über Fotografie, Jagd und das im Hardtwald vorkommende Damwild. Jetzt hatte er Untermieter im Garten entdeckt und es war ein stattliches Hornissen Nest in einem Vogelkasten. Die Behausung war den Falken der Lüfte zu klein geworden, deshalb hatten sie außerhalb einen Anbau angelegt. Ähnlich dem Nest auf dem Friedhof in Leopoldshafen 2014. Die Besiedlung fand bereits im April statt, entdeckt wurden die Hornissen erst jetzt, beim Schneiden eines Strauches.
Was konnte man tun? Da sich das Volk bereits in der sogenannten Absterbephase befindet, kam eine Umsiedlung nicht mehr in Frage. In den Nestwaben sind bereits Großzellen für die Jungköniginnen und die Drohnen angelegt, die demnächst schlüpfen und bald das Volk verlassen. Ende Oktober, Anfang November mit den ersten Frösten ist das Nest dann erloschen. Die Beratung war einfach. Der Jäger hatte sich bereits informiert und es wurde beschlossen den Neststandort für Mensch und Tier zu sichern. Der vordere wenig benutzte Einflugbereich wurde durch Umbinden von Zweigen verschlossen. Die hintere stark frequentierte Flug Zone über dem Nest wurde durch Beschnitt von Gesträuch erweitert. Damit war die Aktion beendet. Nennenswerte Angriffe im Nestbereich gab es nicht. Die Kamera wurde attackiert. Es herrschte aber bald wieder Ruhe.
Drei Stiche töten einen Menschen und sieben ein Pferd. Und Jäger sind Bambi Mörder. Das ist die Meinung uninformierter Bürger. Aber als „vom Landratsamt bestellter ehrenamtlicher Wespen und Hornissenberater“ kann ich mich um Klarstellung bei den Gelbjacken bemühen. Das mit den Bambis müssen die Jäger tun. Nicht immer stoße ich auf Verständnis bei meinen Berater Einsätzen. Beim Jäger war es einfach. Vielleicht liegt es auch daran, dass Hornissen ebenfalls Jäger sind? Und Jäger halten zusammen.
Ach ja, ich wurde bereits zwei Mal gestochen. Also habe ich noch ein Leben?
Gezielt habe ich nach ihm gesucht und ich habe ihn gefunden, den Wasserschlauch. Nein, im Baumarkt war ich nicht. Als ich am Uferbereich ankam entdeckte ich ihn sofort. Er blüht gelb und die Blütenstiele schieben sich jetzt aus dem Wasser. Eine seltene Wasserpflanze ist der Verkannte Wasserschlauch, in unseren Auengewässern ist er häufig anzutreffen. Schwimmer aufgepasst! Utricularia australis ist eine Fleisch fressende Pflanze. Aber nur für winzige Wassertierchen. Die Schwimmblätter besitzen kleine Bläschen. Durch Druckunterschiede zwischen innen und außen werden die im Wasser enthaltenen Tierchen eingesogen und verzehrt.
Obwohl ich recht früh unterwegs war, war ich nicht alleine. Ein Nachen mit Anglern war bereits auf dem See. Zum Angelvergnügen kommt die herrliche Morgenstimmung, die Stille am frühen Morgen. In diesen Momenten können wir genießen, die Seele baumeln lassen, auftanken. Wir haben schöne Plätze im Ort. Es gesellte sich auch eine kleine Schwanenfamilie in diese Szene. Zwischen den Wasserpflanzen tummeln sich Jungfische und an der Oberfläche gibt es Frösche. Ochsenfrösche! Und es sind viele! Die Kleinen sind schon so riesig. Diese Frösche sind nicht heimisch, sie wurden eingeschleppt. Es gibt Versuche sie einzudämmen aber los werden wir sie wohl nicht mehr. Im Hintergrund ruft einer. So ganz anders als die heimischen Frösche. Es ist eine Art grunzen. Ich habe es imitiert und bekomme aus allen Richtungen Antwort.
Auch blühen noch die Teichmummeln. Am Waldrand sitzt ein Waldbrettspiel und aus dem Gebüsch hört man rufende Laubfrösche. Auf dem gegen über liegenden Ufer entdeckt der Pflanzenkenner eine weitere Wasserpflanze, den Tannenwedel, Hippuris vulgaris. Es ist eine schöne Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die man am Baggersee Eggenstein beim Betonwerk entdecken kann. Unsere Angler kennen und schätzen diesen Ort. Und im benachbarten Wald geht es ebenfalls wild und spannend zu. Aber das ist eine andere Geschichte.
Flink wie ein Wiesel verschwand er im Dickicht. So schnell konnten wir gar nicht schauen. Wir hatten Mühe den Pfaden zu folgen. Er kennt sein Revier wie seine Westentasche und erklärte uns bereitwillig was wir wissen wollten. Und noch mehr. Das alte Grabensystem, das teilweise verwildert, weil man es nicht mehr regelmäßig pflegt, hier ein historischer Grenzstein, dort eine alte Schließe. Umgestürzte Bäume, morastiger Boden und überall Zeichen und Spuren vom Schwarzwild. Hier eine Suhle, dort ein Liegeplatz. Und dann wieder undurchdringliches Dickicht, dann ein Tümpel, Erlenbruchwald. So sieht es auch in den Everglades aus. Ein Normalbürger verirrt sich dort nicht. Der Ortsrand ist gerade einmal hundert Meter entfernt und hier ist Wohlfühlgebiet für Wildschweine. Wenn die bloß da drin bleiben würden …
Wieder einmal bekamen wir Gelegenheit einen Jäger zu begleiten und das ist jedes Mal ein spannendes und interessantes Erlebnis. Weiter ging es durch Schilfdickicht, vorbei an einer Kanzel, dann auf eine Wiese. Der Pflanzenfreund freut sich, denn dort blühen gerade die Herbstkrokusse, die Herbstzeitlosen. Knorrige Bäume säumen die Pfade. Verwunschen sieht es aus, wild. Sonst bleiben wir auf den Pfaden und erkunden die Landschaften vom Weg aus. Heute ging es mit Begleitung ins Unterholz. Plötzlich treten wir aus dem Wald auf eine Wiese, danach nochmals durch ein Stück scheinbar unberührte Waldwildnis und dann sehen wir sie, die Problemzone.
Am Maisfeld bleiben wir stehen und sehen Becher, die mit Vergrämungsmittel bestückt sind, um die Sauen vom Mais fern zu halten. Ein nicht unerheblicher Aufwand für Wildschadensabwendung. Wer von uns „Normalbürgern“ hat schon einmal ein Wildschwein gesehen? Die wenigsten. Aber sie sind da und es sind nicht wenige. Und sie gehen in den Mais und richten Schaden an. Wenn die Sauen sich dort einrichten werden große Flächen platt gemacht. Wir haben das gesehen und das sieht schon eindrucksvoll beängstigend aus. Es kamen Jäger Kollegen hinzu, die mit einer Drohne das Feld aus der Luft erkundeten, um sich einen Überblick zu verschaffen. Auch das gehört zur Hege.
Wie kann man dieser Situation Herr werden? Das ist nicht einfach zu beantworten. Es wird Schaden angerichtet, der auszugleichen ist. Die Jäger sollen dafür gerade stehen. Können und wollen die das? Oder müssen sie? Die Situation vor Ort ist sauen freundlich und deshalb schwierig. Es gibt eine Kanzel aber keinen Schussbereich ins Maisfeld. Ist der Waldrand bis ans Maisfeld gewachsen oder wurde der Mais bis an die Feldhecke gesät? Wäre ich Sau, ich würde dort in den Mais gehen. Es gibt überhaupt keine überschaubaren Korridore, die zum Jagen taugen. Die Lage entspannt sich erst, wenn der Mais geerntet ist.
Ist diese Situation lösbar oder ist das ein unlösbares Politikum? Ob sich Landwirte und Jäger gemeinsam an einen Tisch setzen, sich beraten und besprechen? Wir machen das so und so, um Schäden erträglich zu halten? Was sagt das aktuelle Jagdgesetz zur Situation vor Ort? Passt das? Hört man auf die Menschen vor Ort, die sich bestens in ihren Revieren auskennen oder ignoriert man die? Ein gemeinsames Vorgehen ist immer wünschenswert. Wir leben in einer Kulturlandschaft und unsere Landwirte wirken maßgeblich darin mit. Wer sich informiert weiß, dass die Landwirtschaft zahllosen Zwängen unterworfen ist und oftmals nicht die Wertschätzung erhält, die sie verdient. Andererseits haben Sie eine große Verantwortung dafür, Landschaft, Böden und Umwelt nachhaltig zu bewirtschaften, damit auch unsere Kinder noch davon zehren können. Dass sie das tun, davon gehe ich aus. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass man eines Tages ein gemeinsames Mais/Wildmanagement entwickelt, um diese Problematik in den Griff zu kriegen. Ein bisschen mehr Ökologie und ein bisschen weniger Mais würden auch den Rebhühnern und Fasanen gut tun.
Den höchsten Preis bezahlen die Sauen. Die, die man erwischt, zahlen mit ihrem Leben. Aber dann gibt es wieder lecker Gulasch.
Danke an Edwin für die Zeit, die er sich für uns genommen hat. Wenn man ihm zuhört spürt man die Leidenschaft, mit der er bei der Sache ist.
Am 12. März 2016 wurde unser Jubiläumswald gepflanzt. Über 150 Bürgerinnen und Bürger hatten sich mit guter Laune und Spaten bewaffnet und in einer tollen Aktion mehrere Tausend Bäume und Sträucher gepflanzt. Was ist daraus geworden? Wenn man die Fläche beim Waldrand Fisperweg , Eidechsenbiotop begeht wirkt alles grün. Das nasse Frühjahr hat den jungen Gehölzen sehr gut getan! Die Anwachsphase gilt als heikel, wenn nicht genügend Feuchtigkeit herrscht. Doch es sieht sehr gut aus. Überall grünt es und man muss regelrecht suchen, bis man einmal ein abgestorbenes Bäumchen findet. Dieses Wäldchen entwickelt sich bereits zu einem Lebensraum. Der offene Boden wurde schon mit Wildblumen besiedelt, die zahlreiche Insekten anlocken. Natürlich finden im jungen Wald Pflegemaßnahmen statt und wo nötig, wird das Wildkraut entfernt.
In der benachbarten Wiese beim Eidechsenbiotop blühen derzeit zahlreiche Blumen. Klatschmohn, Kamille, Wicken, Nickende Distel, Malven, Kornblumen, Skabiosen, Echter Steinklee, und vieles mehr. Diese Wiese blüht schon recht lange, zuvor gab es Wiesensalbei, Margeriten und Kuckuckslichtnelken. Das ist ein echtes Paradies für Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und Libellen. Auch Vögel wie Spatzen und Distelfinken, die sich die ersten Sämereien holen, kann man beobachten. Unten beim Weiher quaken die Frösche und mit Glück kann man den Rohrsänger entdecken. Mit viel Glück und behutsamer Annäherung findet man auch eine umgesiedelte Eidechse. Früher gab es überall solche Wiesen, heutzutage muss man sie suchen. Am Waldrand, im stehen gelassenen Biotopbaum, zog der Mittelspecht seine Küken auf.
Wer einen geübten Blick besitzt, findet dort auch den Laubfrosch. Er sucht sich ein warmes Plätzchen zum Sonnen, ist durch seine grüne Färbung jedoch perfekt getarnt. Allerdings nicht auf der weißen Wildschutzhülse. Wo die jungen Stämme nicht geschützt sind, kann man Fege Spuren des Rehbocks finden. Er reibt den Bast seines Gehörns am Gehölz ab und schädigt damit die Rinde. Auch Hasen verursachen ähnliche Spuren, wenn sie Rinde abnagen.
Lange kann man sich dort nicht aufhalten, denn der liebe Gott hat die Schnaken erfunden und sorgt dafür, dass die Natur dort in Ruhe gelassen wird. Das ist eine interessante Ecke, die wir weiter beobachten werden.